NANCI GRIFFITH
Zu Nancy Griffith habe ich eine besondere musikalische und biographische Beziehung.
Schon in dem Thread über die Cowboy Junkies (LINK) hatte ich berichtet, dass ich Anfang der 90er mein Interesse am Prog verloren hatte.
Im November 1994 bin ich für vier Monate zusammen mit meiner Frau (damals noch Freundin) in die USA gereist. In Albuquerque in New Mexico im Südwesten des Landes war ich an der Universität, um ein Trimester meines sogenannten Praktischen Jahres am Ende des Studiums zu absolvieren. Den Namen Nanci Griffith hatte ich damals immerhin schon gelesen und zwar ausgerechnet in unserer lokalen Tageszeitung. Ein Musikredakteur dort war ein großer Folk und Americana Fan und hatte Frau Griffith immer wieder gelobt.
Als ich dann in Albuquerque eine Werbung für ein Konzert der Sängerin entdeckte, bin ich gleich in den nächsten Plattenlagen gelaufen und habe mir eine MC des aktuellen Albums gekauft – „The Flyer“. Ich hatte nämlich nur die Möglichkeit, mir die Musik im Autocassettenrecorder anzuhören. Folk/Americana war damals noch neu für mich, aber ich war trotzdem sofort fasziniert von der Stimme und der Musik – und nebenbei auch ziemlich verblüfft darüber, wer bei dem Album sonst noch involviert war: Mark Knopfler, Adam Clayton und Larry Mullen Jr. Von U2, Peter Buck von REM und einige andere.
Tatsächlich ist „The Flyer“ wohl bis heute das kommerziellste Album (wenn man bei Platz 48 der Billboard Charts von kommerziell sprechen kann) von Nanci Griffith geblieben, es war jedenfalls mein Einstieg in ihre Musik. Damals habe ich mir in den USA gleich das Vorgängeralbum von „The Flyer“ zugelegt: „Other Voices, Other Rooms“, auf dem Nanci Griffith Songs anderer Folksänger covert. Mit ihrer Coverversion von „Spanish Boots Of Spanish Leather“ war sie übrigens auch bei der 30th Anniversary Concert Celebration von Bob Dylan im Madison Square Garden vertreten, wo neben ihr auch weit berühmtere Stars wie Eric Clapton, Neil Young und George Harrison auftraten.
Für mich war „Other Voices, Other Rooms“ eine Offenbahrung - wie man an meiner Liste der Topalben der 90er sieht (LINK) ist dieses Album noch heute mein Lieblingsalbum dieser Dekade.
[youtube]iZmbFZHc4Mw&feature=related[/youtube]
Natürlich sind meine Frau und ich auch damals zu dem Konzert gegangen und es war ein großartiges Erlebnis, das wir nie vergessen werden.
Im Herbst 1997 waren wir noch einmal in den USA und sind u.a. für eine Woche nach San Francisco geflogen. Natürlich habe ich in den dortigen Lokalzeitungen gesucht, ob es in dieser Zeit irgendwelche interessanten Konzerte gibt und war völlig von den Socken, als ich sah, dass Nanci Griffith ausgerechnet in dieser Woche in San Francisco auftrat, noch dazu im ehrwürdigen Warfield Theatre, wo u.a. „Friday Night In San Francisco“ von McLaughlin/De Lucia/Di Meola und „Reckoning“ von The Grateful Dead aufgenommen wurden und wo Bob Dylan zu Beginn seiner religiösen Phase legendäre Konzerte gegeben hatte. Von der Atmosphäre hat dieses zweite Konzert von Nanci Griffith das erste wohl nocheinmal übertroffen. Supported wurde sie damals übrigens von „The Crickets“, der ehemaligen Begleitband von Buddy Hollie.
Soviel zu meiner persönlichen Beziehung zu Nanci Griffith. Die Sängerin ist hier ja beinahe völlig unbekannt und bis es Internet gab, war es auch schwierig, in Deutschland überhaupt an Alben heranzukommen. Ich habe mir Ende der 90er bei einem Besuch in London sämtliche CDs gekauft, die ich bekommen konnte und besitze bis einschließlich des Livealbums von 2002 „Winter Marquee“ alle Alben von ihr (immerhin 16 Stück ).
Ihr erstes Album erschien übrigens 1978 – der Titelsong „There's A Light Beyond These Woods“ gehört noch heute zu meinem Favoriten.
[youtube]ryIlAxH4Hjw&feature=related[/youtube]
Ich könnte noch viel schreiben; diese Frau hat mich inzwischen seit beinahe zwanzig Jahren begleitet und ich hatte die Musik jahrelang im Krankenhaus bei jedem Nachtdienst dabei, aber ich lasse einfach ihre Songs sprechen. Wer noch ein paar biographische Details wissen möchte, kann bei Wikipedia nachschlagen (deutsch/englisch).
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[youtube]SwevqcForgM&feature=related[/youtube]
[youtube]PtTbboMU_0I&feature=related[/youtube]
Falls ich jetzt noch nicht alle Alt-Progger verschreckt habe : Als Einstieg würde ich ein paar Alben aus den 80ern empfehlen und nicht einmal unbedingt die beiden, die mir den Weg geebnet haben.
The Last Of The True Believers ist wirklich ein Klassiker ohne einen einzigen schwachen Song.
Großartig ist auch das Livealbum One Fair Summer Evening.
Aber auch mit der Best-Of The MCA Years kann man nicht viel falsch machen. Nebenbei bemerkt gibt es die meisten Alben sehr viel preiswerter bei Glitterhouse als bei den grösseren Konkurrenten.