[REVIEW] Short Review: Jon Anderson & Band Geeks - "Perpetual- Change" (3LP-Version)

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JJG
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[REVIEW] Short Review: Jon Anderson & Band Geeks - "Perpetual- Change" (3LP-Version)

Beitrag von JJG »

Review: Jon Anderson & Band Geeks – „Perpetual Change“ 2025

Ein weiteres Live-Album mit Yes-Klassikern aus der ersten Hälfte der 70er?

Nachdem Liveveröffentlichungen von Yes-Klassikern in den 70/80er Jahren recht überschaubar waren, gab es nach Einführung der CD in manchen Jahrzenten eine regelrechte Flut an solchen Veröffentlichungen. Viele verkauften sich anfangs recht gut. Später gab es mehr offizielle Live-Alben der Band, die Jon Ende der 60er mit gründete, als Studio-Outputs.

Für mich stellte sich die Frage nach dem Sinn. Dabei gibt es herausragende Livealben wie z.B. „Yessymphonic“, da mit Orchester eingespielt wurde und auch Livealben in der klassischen Besetzung machen für mich Sinn. Viel Spaß machen auch die Veröffentlichungen der Union-Touren… Leider gibt es auch diverse Alben, auf die man verzichten kann.

Als nun „Perpetual Change“ angekündigt wurde, habe ich auf Livemitschnitte des „True“ Albums gehofft.

Als nun klar war, dass es sich ausschließlich um Yes-Klassiker handelte, also „Yessongs-Material“ + „Awaken“ und „Gates“, sank mein Interesse. Verstärkt wurde das, als ich die LP-Preise sah. Zum Schluss fast 50€ …, da der der Preis kurzzeitig auf 32€ für drei Scheiben sank, schlug ich zu. Inzwischen ist man bei großen Anbietern wieder bei 50€.

Nun aber zum Album:
Eröffnet wurde mit einem meiner Lieblingssongs, dem Anti-Kriegslied „Yours is no Disgrace“. Da ich skeptisch war, wollte ich eigentlich erst mit einer anderen LP-Seite beginnen... Meine Befürchtungen traten nicht ein, im Gegenteil, schon das erste Stück macht richtig Spaß. Der Song wird sehr druckvoll präsentiert, sehr sauber gespielt, kein „Holpern“ wie mancher Mitschnitt auf anderen Live-Alben. Gitarrist Andy Graziano kann glänzen, schafft die gute Balance zwischen eigenem Ton und Steve-Howe –Feeling. Verzichtet wird auf das obligatorische Gitarren-Solo im Mittelteil. Dafür kann man ganz viele „Solos“, auch mal im Rabin-Stil, hören. Die Keyboards sind klasse arrangiert und der Bass ist wirkungsvoll wie original auch gedacht.

Anschließend der titelgebende Song … Hier dominieren auch wieder die Saiten-Instrumente, Drummer Andy Alscolese spielt zwischen den Stilen von Bruford und White und fügt ganz unauffällig seine eigene Note hinzu. Alles wieder sehr dynamisch und spannend.

Eigentlich bin ich ja immer ein Fan von externen Produzenten bei Bans mit vielen Mitgliedern, aber hier muss ich Richie Castellano ein großes Lob aussprechen. Der Mann ist nicht nur ein guter Bassist, der den Squire-Sound versteht, sondern er hat auch die Spannung und Wirkung der Songs verstanden. Ein gutes Beispiel ist die Produktion von „Perpetual Change“ und dessen Abmischung. Eine kleine Hommage an Eddie Offord, denn er mixt den Song im Mittelteil ab wie die Studioversion auf dem „Yes-Album“. Er „verschiebt“ die Instrumente so, dass im Klangbild zwei Bands nebeneinander spielen. Herausragend! Kleine Abstriche muss man produktionstechnisch nur machen, die Becken sind kaum zu hören…

„Close to the Edge“ folgt dann auf der zweiten LP-Seite. Auch hier ist wieder alles gelungen. Nun dürfen vor allem die Tasten glänzen. Ein recht erfolgreicher Spagat zwischen der Studio-Version und der Live-Performance aus den Frühjahren der Band und den späteren Darbietungen ist zu hören. Es ist eine Freude auch die kleinen Ideen zu erkunden, die die „Streber-Band“ den Songs noch eigene Würze verleihen – Christopher Clark auf dem einen, Robert Kipp auf dem anderen Hör-Kanal.

Seite C bietet dann wieder zwei Highlights an: „Heart of the Sunrise“ und „Starship Trooper“, auf der sich die Instrumentalisten austoben können. Auch hier im Kontext des Originals mit ganz eigenen Läufen. Aber nicht nur die instrumentalen Fähigkeiten gefallen mir, sondern ein ganz wesentlicher Bestandteil der Yes-Klassiker wurde nicht vergessen – die Stimmen. Alle Bandmitglieder von Geeks bringen sich hier ein. Leider fehlt mir genau das an vielen Stellen der aktuell offiziellen YES um Master Steve Howe.

Mit „Your Move“ und „All good People“ wird die akustische Seite eingeleitet. Zur Band stößt Rob Schmoll, der die portugisische Gitarre bedient und sich zusätzlich noch stimmlich einbringt. Selbige Gitarre klingt etwas tiefer als Howes Originalversion. Im zweiten Teil wird dann „ab-gerockt“ mit den vielen kleinen Interaktionen der Bandmitglieder, eine Freude.

Die vierte Seite wird durch Jons Lieblingsstück „Awaken“ vervollständigt. Die Keyboarder sind zwar keine Wakeys, dennoch wird das komplexe Stück anspruchsvoll umgesetzt, es gibt nix zu meckern, ich habe die übliche Gänsehaut …

Die letzte Scheibe bietet dann ein weiteres Highlight – „Gates of Delirium“. Die Männer um Steve Howe trauten sich nicht wirklich ran, dagegen kann man Jons Band nur für ihren Mut und die Umsetzung loben. Die Darbietung ist sehr nahe am Original. Während frühere Liveaufnahmen des Stücks keine große Ausgewogenheit boten, bin ich hier angetan. Selbst die Steel-Guitar wird adäquat umgesetzt, wenn auch nicht auf genau auf dem gleichen Instrument. Im Mix gehen nur etwas die Höhen verloren, vielleicht waren auch absichtlich etwas tiefere Timbren gewollt.

Den Abschluss bilden dann „And You and I“ und „Roundabout“. Beide erreichen das hohe Niveau der vorangegangen Songs. Selbst in Jons Stimme kann man die Freude heraushören, die er auf der Bühne empfindet.

Lobenswert ist die Cover-Gestaltung, für die Stan-W Decker beauftragt wurde. Der Name sagte mir schon was, konnte ihn aber nicht genau zuordnen. Ich gehe davon aus, dass die Kritik am „True“-Cover ankam. Decker gestaltet auch für Richie Castellanos Band „Blue Öyster Cult“, somit kann man die Wege erahnen. Hätte ich im Vorfeld gehört wer das Cover macht, hätte ich auch hier Befürchtungen gehabt. Zu Stans Kundschaft gehören viele Metal-Bands …
Und ja er hat sich Gedanken gemacht und das Cover-Kunstwerk hat etwas zu bedeuten …

Fazit – für mich: hier gibt es die klare Kaufempfehlung, das ganze Album macht Spaß, trotz der „tausendsten“ Liveversion von „Roundabout“ und Co.
Mich freut es für Jon Anderson in mehrerer Hinsicht. Er hat Musiker gefunden, die gerne mit ihm spielen und diese Songs herausragend präsentieren können. Er kann das machen, was er am liebsten macht – auf der Bühne stehen und singen. Mit Richie Castellano hat er (s)einen "Chris Squire" gefunden, der ihn musikalisch wirklich versteht. Seine Finanzen sind geregelt, offensichtlich hat man mit Moorgalde LLC eine passende Firma gegründet um sich zu vermarkten und alles auf vernünftige Füße zu stellen.

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"WE DANCE, WE FLY, INTO AN ENDLESS SKY" (Jon Anderson & Geeks - True - "Once upon a Dream" 2024)

Saaldorf
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Re: [REVIEW] Short Review: Jon Anderson & Band Geeks - "Perpetual- Change" (3LP-Version)

Beitrag von Topographic »

Fantastische Rezi. Danke!
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