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Na gut, dann will ich mal versuchen, die anderen beiden Tage kurz zusammenzufassen:Der Samstag begann auch "elektronisch" und wieder ein 1-Mann-Projekt und die Bühne voller Tasteninstrumente und Elektronik. Pond war ja in den 80-ern eine Art östlicher Gegenpol zu Tangerine Dream und man war mit Alben wie Planetenwind auch durchaus bekannt und erfolgreich in der DDR. Wolfgang "Paule" Fuchs war damit im vergangenen Jahr schon beim Festival und bot auch diesmal eine solide Performance, wiederum mit einer farbenfrohen Lasershow untermalt. Wieder ein toller Einstieg. Hervorzuheben noch sein trockener Berliner Humor, herrlich ...
Ubi Maior aus Italien waren vor 5 Jahren schon mal zu Gast. Leider sehr unbekannt - zu Unrecht finde ich. Ich mag diesen verspielten Neo-Prog mit Einlagen von Flöte, Violine und gel. sogar Trompete, dazu die wunderbare Marcella Arganese an der Gitarre. Ich war begeistert.
Meadows sind ein Nebenprojekt von Silhouette, der Gitarrist Daniel van der Weijde hat die Band gegründet, um sich sozusagen auszutoben, das ist ein Mix aus Hardrock und Prog-Metal. Der Bandname ist offensichtlich ein Wortspiel: "Weijde" = Wiese bzw. im Englischen eben Meadow. Das Konzert war für mich okay, mehr nicht.
The Progressive Souls Collective sind keine Band, sondern eher eine Art Projekt, auf dem Studioalben sind z.T. prominente Namen (Connor Green von Haken, zwei Ex-Dream Theater Keyboarder usw.), die waren alle nicht beim Festival auf der Bühne. Trotzdem waren da exzellente Musiker am Werke, der absolute Hammer war der Sänger, ein Serbe namens Vladimir Lalic, ein richtiger "Performer". Das Konzert wurde von einem Profiteam aufgenommen und soll als DVD veröffentlicht werden. Musikalisch ging das Ganze schon in Richtung Dream Theater, andere Gesangsstimme und natürlich haben DT die besseren Solisten an den Instrumenten. Trotzdem tolles Konzert.
Bis dahin war alles schön und gut. Rain ist eine relativ neue Band von Jon Jowitt, bestens bekannt von IQ, Arena, Frost usw.
Deren bisher einziges Album habe ich bei Youtube runtergeladen und ich mag es nicht, auch nach mehreren Versuchen kann ich die Lobeshymnen in den Rezensionen nicht nachvollziehen. Gute Musiker, ohne Zweifel, aber das alleine reicht nicht, in Gesprächen am Sonntag war festzustellen, dass diese Band regelrecht polarisierte, d.h. es gab eine Reihe von Musikfreunden, die empfanden das so wie ich, andere wiederum waren begeistert.
Headliner des Abends war Rowan Robertson, der spielte vor 30 Jahren mal für 2 Jahre bei Dio. So wurden Songs von Dio, Rainbow, Whitesnake usw. gespielt, viele Frickeleinlagen, viel zu laut. Nach etwa 15 Minuten reichte es uns dann auch und wir verliessen das Konzert, so wie viele andere auch, da waren nicht mal mehr 50% der Leute im Saal - und das beim sogenannten "Headliner" ...
Der Sonntag begann mit Lesoir, die hatten wir schon mal auf der Loreley erlebt. Ich hatte sie noch irgendwie als "unauffällig" in Erinnerung, hier haben sie ein richtig starkes Konzert abgeliefert.
Danach kam eine Truppe, die wirklich niemand kannte. Mad Fellaz aus Italien, 7 Leute auf der Bühne, sehr abwechslungsreich, allerdings kein Prog (höchstens in homöopathischer Dosis), trotzdem nicht langweilig. Eine Mischung aus Rock, Jazz, etwas Funk, schwer einzuordnen.
Mit Birth Control kam dann eine Legende des Kraut- bzw. Psychedelic Rock auf die Bühne. Eine bunte Mischung aus 50-jähriger Bandgeschichte. Irgendwie hatte man sich in der Zeit vertan, ihr Megatitel "Gamma Ray" sollte der Höhepunkt werden, musste aber aus Zeitgründen gekürzt werden (ca. 8 Minuten - laut dem Sänger war das die kürzeste Version, die jemals gespielt wurde ...)
Nun kamen die Publikumslieblinge The Watch auf die Bühne und der Platz vor der Bühne war komplett voller Leute.
Das war mein 13. Konzert dieser Band, das erste im Sitzen. Die anderen Konzerte waren meistens im Bergkeller, bedingt durch die Räumlichkeit gibt es dort immer irgendwelche Beeinträchtigungen beim Sound, hier im Neuberinhaus waren sie astrein zu hören, glasklar und transparent. Die Setlist: The Knife, Musical Box, Firth of Fifth, Cinema Show, Carpet Crawlers, Dance on a Volcano, Los Endos, ein eigener Titel vom aktuellen Album und Suppers Ready als Rausschmeisser.
Herrlich ...
Da lag die Messlatte für RPWL ganz schön hoch. Die spielten eine bunte Mischung von zumeist längeren Stücken aus allen Phasen der Band, mit der Besonderheit, die Titel deutlich härter und dynamischer zu spielen, als sie auf CD sind.
So wurde z.B. das wunderbare, eher beschauliche "Three Lights" zu einem richtigen Kracher. Zugaben wie erwartet: "Hole in the Sky" und "Roses" und das wars auch schon ...
Zu erwähnen noch, dass es keinerlei Coronaeinschränkungen gab und praktisch vielleicht 5% der Leute eine Maske trugen.
Am Freitag habe ich mehr als 50 Hände geschüttelt und wurde 20-30 Mal umarmt (ob ich wollte oder nicht, ich konnte mich ja nicht wirklich wehren, haha ...). Ein wenig bedenklich war das schon. Daher war ich gestern im Test-Center, negativ.
Und noch etwas muß ich loswerden. Ich war ja aufgrund meiner Knie-OP noch auf Gehhilfen (früher durften wir das Krücken nennen) angewiesen.
Ich war vor allem am Freitag permanent den Fragen zu meiner "Behinderung" ausgesetzt.
Meine Lieblingsantwort war dann fast immer, dass mich die Berufsgenossenschaft schickt und ich die Barrierefreiheit des Neuberinhauses testen soll, das sorgte für viel Spass.
Das Gute am Neuberinhaus - alles kurze Wege und sehr viele hilfsbereite Leute.
Wie dem auch sei, ich weiss jetzt, was damit aber auch für Schwierigkeiten verbunden sind (z.B. einfach mal schnell eine Bratwurst holen geht nicht, da fehlt einfach die dritte Hand), wenn man 2 Gehhilfen braucht.
Respekt all denen, die permanent mit Handicaps kämpfen müssen und trotzdem aktiv sind!!