Steven Wilson 2019 *SPOILER*

Antworten

Topic author
Wilson
Keymember
Beiträge: 2180
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 14:34

Steven Wilson 2019 *SPOILER*

Beitrag von Wilson »

Steven Wilson
Nancy (F), 30.1.19
Esch-Alzette (LUX) 31.1.19

Das Ticket für den Auftritt von Steven Wilson Nancy hatte ich mir erst zwei Tage vor dem Konzert gekauft. Als ich gegen 19:20 Uhr an der Halle ankam, waren die Roadies noch hektisch dabei, einen Sattelschlepper zu entladen. Am Tag zuvor war Wilson im 550 km entfernten Tours aufgetreten. Crew und Band hatten also einen weiten Weg zurückzulegen und das bei teilweise kräftigen Schneefall, der den ganzen Tag über von Frankreich Richtung Deutschland zog. Das Publikum musste so bis 20:35 Uhr warten, bevor man aus dem Vorraum in die Konzerthalle durfte. Eigentlich war für die Tour in Frankreich noch ein Supportact angekündigt, der aber aufgrund der Verspätung kurzfristig gestrichen wurde. Steven Wilson hat seine Leute später selbst ausgiebig gelobt: trotz des hektischen Aufbaus und der geringen Zeit für einen Soundcheck, war der Klang nahezu perfekt, transparent und dazu noch in Quadrophonie. Ich war zum ersten Mal im L’ Autre Canal. Die Halle in fasst etwa nur 1.300 Zuschauer. Steven Wilson (mit „Volahiku“ Haarschnitt) erzählte bei einer sehr längeren Bühnenansprachen, dass er bisher weder solo noch mit Porcupine Tree in Nancy gespielt habe. Nur Keyboarder Adam Holzman war 1985 beim berühmten Jazz Festival als Sideman von Miles Davis schon einmal in der Stadt gewesen. Holzman hat auch „Blue in Green“ als Hommage an Miles Davis als Intro eines Songs angespielt. Wilson ist im Vergleich zu früher lockerer geworden als früher. Er redet mehrfach lange, ist oft sehr selbstironisch. Dennoch wirkt er auf mich immer noch ein wenig arrogant und snobistisch. Vielleicht liegt das auch nur am Akzent und der für einen Rockmusiker sehr distinguierten Ausdrucksweise. Aber gerade beim zweiten Auftritt in Luxemburg, als ich in der ersten Reihe stand, ist mir auch aufgefallen wie viel er und die Bandmitglieder lachen, wie viel Spaß sie auch am Ende der langen Tour noch haben. In Nancy war das Publikum extrem ruhig. Die Band hat das mehrfach angesprochen, konnte aber auch keine lauteren Reaktionen erreichen. Keine Ahnung, woran es lag. Ich hatte jedenfalls trotzdem das Gefühl, dass die Zuschauer den Auftritt großartig fanden. Es gab eine Setliste, die sich weitgehend sich am aktuellen Livealbum orientierte. Mit Wilsons letztem Werk, „To the Bone“, bin ich lange Zeit nicht so richtig warm geworden. Und nachdem ich im vergangenen Jahr trotz gekaufter Tickets nicht nach Luxemburg fahren konnte, hatte ich auch wenig Lust verspürt, seine Musik zu hören. Erst in den letzten zwei Wochen, kurz vor dem erneuten Anlauf, die aktuelle Tour doch noch zu sehen, hatte ich wieder seine Alben aufgelegt. Und ich habe auch endlich das letzte Album mehr zu schätzen gelernt, das ja auch schon anderthalb Jahre alt ist. Ich finde, dass die Versionen live um einiges besser sind als im Studio. Das gilt insbesondere für „Song of I“ und „Detonation“. Die Liveinterpretationen unterscheiden sich auch von Abend zu Abend. Die Stücke klangen in Nancy und Luxemburg noch einmal anders als die Versionen auf „Home Invasion“. Insbesondere der brillante Adam Holzman bringt immer wieder jazzige Soli am E-Piano ein. Nur mit „Permanating“ kann ich auch weiter nicht viel anfangen. Nichts gegen eine Hommage an die Popmusik der 80er, aber der Song ist einfach schwächer als die Originale, denen Wilson damit huldigen möchte.

Für den zweiten Abend in Luxemburg hatte ich mir ein VIP Ticket für zusätzlich 86€ geleistet. Es war das erste Mal, dass ich so etwas in 37 Jahren regelmässiger Konzertbesuche getan habe. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal brauche, aber es hat mir trotzdem sehr viel Spaß gemacht. Wir waren insgesamt nur etwa 20 Leute, die früher reinkonnten und in der leeren Halle ein viertelstündiges Privatkonzert von Herrn Wilson (bei zwei Songs von Holzman begleitet) bekamen. Er hat drei Songs gespielt, die später im Konzert nicht auf der Setliste standen („Trains“, „Postcard“, „Sentimental“). Fotografieren und Filmen war untersagt. Außerdem habe ich jetzt eine signierte Live CD mit einer Stunde Musik von der Tour 2015, die es nicht offiziell zu kaufen gibt. Die Band hatte im Rahmen der „To the Bone“ Tour schon im März letzten Jahres in Luxemburg Station gemacht hat. Und Steven Wilson hat gleich zu Beginn des regulären Konzertes versprochen, die Setliste im Vergleich zum letzten Mal zu ändern (auch wenn die Leute es nicht glauben würden, er würde auf solche Dinge achten, damit man ihm nicht vorwerfen können, jedes Mal the same shit zu spielen). Und so bin ich in den Genuss gekommen, am zweiten Abend gleich sieben andere Songs hören zu dürfen, ein glattes Drittel der Setlist wurde also im Vergleich zu Nancy ausgetauscht. Es gab nur noch drei Tracks von Porcupine Tree zu hören, dafür deutlich mehr von meinem Lieblingsalbum „Hand.Cannot.Erase“ und drei Stücke von den beiden ersten Soloalben. In Luxemburg ist mir aufgefallen, dass die Roadies es am Tag zuvor es nicht mehr geschafft hatten, die transparente Leinwand vor der Bühne aufzuhängen, die teilweise während des Konzertes für zusätzliche Videoeffekte herabgelassen wird. Wenn man allerdings, wie ich am zweiten Abend in der vordersten Reihe steht, hat man davon allerdings sowieso keinen Gewinn. Insgesamt ist die Show natürlich im Vergleich zu der in London, die für die DVD gefilmt wurde, natürlich etwas kleiner. Ninet Tayeb gibt es nur auf der Leinwand zu sehen und nicht im Original. Und es treten auch keine indischen Tänzerinnen im Bollywood Style während „Permanating“ auf. Im L’Autre Canal hängt interessanterweise unter der Decke ein dB A Messgerät. Die Band hat bei lauten Passagen oft 105 dB A erreicht, kurzfristig sogar 111. Aber die Laitstärke war keinesfalls unangenehm und insgesamt legt Steven Wilson offensichtlich heutzutage sehr viel mehr Wert auf einen guten Sound als noch zu Porcupine Tree Zeiten. Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Konzert der Band in Köln beim Rockpalast 2005, das damals einfach nur laut war. Zwei Konzerte an zwei Abenden hintereinander, zweimal fast drei Stunden Musik. Es war anstrengend, es war aber auch sensationell gut.

Setliste Nancy

Setliste Esch-Alzette
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Benutzeravatar

SOON
Website-Betreiber
Beiträge: 11866
Registriert: So 9. Mär 2008, 16:20
Has thanked: 656 times
Been thanked: 753 times

Re: Steven Wilson 2019 *SPOILER*

Beitrag von SOON »

danke für den großartigen Bericht und die Bilder.
Permanenting höre ich hin und wieder gerne aber für das Live-Repertoire eines S. Wilson Konzerts ist das wirklich nichts.
MAKE PROG NOT WAR ! ---> ---> My 2023 Album Faves
Antworten

Zurück zu „Konzertberichte“