Angelo Branduardi, Saarbrücken 11. April 2017

[Wilson]

Angelo Branduardi habe ich durch die "Nacht der Lieder" im ZDF kennengelernt, die im Frühjahr 1982 im Rahmen der Reihe "Rockpop In Concert" ausgestrahlt wurde. Speziell diese Sendung hat mich damals sehr beeindruckt und ich habe in den folgenden Jahren sechs der sieben auftretenden Künstler (Konstantin Wecker, Ludwig Hirsch, Chris de Burgh, Georges Moustaki, Georg Danzer) live gesehen, teilweise sogar mehrfach. Ich habe mir nach der Sendung von Branduardi die 3er Live-LP "Concerto" gekauft und war begeistert. Ich halte dieses Album mit seiner Mischung aus Folk und Symphonic Progressive Rock bis heute für eines der besten Livealben aller Zeiten. Branduardi war damals sehr erfolgreich. Einige seiner frühen Alben erschienen auch auf englisch und französisch, wobei für die Übersetzung der englischen Texte Peter Sinfield verantwortlich war, der durch seine Arbeit mit King Crimson und ELP bekannt wurde. 1986 und 1988 habe ich Branduardi dann in Saarbrücken und Mannheim selbst live gesehen; natürlich kann ich mich nicht mehr an viele Einzelheiten erinnern. Das Album "Canta Yeats" von 1986 ist eher ruhig und musikalisch eine Mischung aus Folk und eher klassischer Gitarrenmusik. Das Konzert hätte man einige Jahre später als "Branduardi unplugged" beworben. Der Nachfolger "Pane e rose" war wieder lebhafter, aber eher ein Album in anglo-amerikanischer Songwritertradition. Danach habe ich Branduardi, wie so viele andere Helden meiner Jugend, weitgehend aus den Augen verloren, der in den letzten 20 Jahren im Rahmen der "Futuro Antico" Serie vor allem Alben mit klassischer und weltlicher Musik des Mittelalters veröffentlicht hat. Anlässlich der "Greatest Hits" Tour, die auch in meiner Heimatstadt Saarbrücken halt machte, hatte ich dann aber nochmal Lust bekommen, ihn live anzusehen. Branduardi ist inzwischen auch schon 67 Jahre alt, seine Stimme etwas dunkler geworden und sein charakteristischer Lockenschopf schlohweiß, aber er kommt immer noch sehr sympathisch rüber. Das Konzert stellte er unter das Motto des Gedichtes "Der Geiger von Dooney", das er zu Beginn in deutscher Übersetzung zitierte: »For the good are always the merry / Save by an evil chance / And the merry love the fiddle / And the merry love to dance«. Die Band ist kleiner geworden, neben Branduardi als Sänger, an Geige und akustischer Gitarre, waren noch vier weitere Musiker an Keyboard, Bass, Schlagzeug und Leadgitarre mit auf der Bühne, aber - wie von mir erwartet, lag der Schwerpunkt der Setliste dieses Mal auf der frühen Phase von Branduardis Schaffen. Im Gegensatz zu seinem damaligen Livealbum "Concerto", auf dem auch einige englische Versionen seiner Lieder zu hören sind, sang Branduardi aktuell nur auf italienisch (und einen Song auf französisch für einige französische Fans, die ihren Weg über die Grenze gefunden hatten). Das Konzert war relativ kurz - insgesamt zwei Mal 45 Minuten, aber mir hat es doch viel Spass gemacht. Es war auch eine Reise zurück in die eigene Jugend. Grazie, Angelo.

Setliste:
01. Si può fare
02. Der Geiger von Dooney (W.B Yeats) [nur Text auf deutsch]
03. Gulliver
04. Domenica e lunedì
05. La serie dei numeri [The Song of the eternal Numbers]
06. Der Sonnengesang [Il cantico delle creature ] [Text auf deutsch]
07. Il sultano di Babilonia e la prostituta
08. La predica della Perfetta letizia
09. Ballo in fa diesis minore
10. La luna
11. Sotto il tiglio [Under the Lime Tree]
12. Le don du cerf [The Stag] [in französischer Sprache]
13. La favola degli aironi
14. Alla fiera dell'est
15. La pulce d'acqua

16. Cogli la prima mela
17. La canzone di Aengus il vagabondo
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Alla Fiera dell'Est (1976) 05, 11, 12, 13, 14,
La pulce d'acqua (Polydor 1977) 09, 15,
Cogli la prima mela (1979) 16,
Gulliver, la Luna e altri disegni (1980) 03, 10,
Branduardi canta Yeats (1986) 02, 17
Si può fare (1993) 01,
Domenica e lunedì (1994) 04,
L'Infinitamente Piccolo (2000) 06, 07, 08,

[Aprilfrost]

Danke für den Bericht und Deinen persönlichen Hintergrund zu Branduardis Musik. Mir geht es ähnlich wie Dir: in jungen Jahren oft gehört, dann aus den Ohren verloren und vor zwei bis drei Jahren wieder entdeckt. Die "Concerto" kenne ich nicht. Das wird sich jetzt ändern.

[SOON]

Ich habe Branduardi immer in die verschlagerte Folk-Klassik-Musik gesteckt, ähnlich wie Edward Simoni oder Richard Clayderman.
Da bin ich wohl auf dem Holzweg.
Das klingt nämlich ziemlich interessant!

:jc_doubleup:

[Aprilfrost]

Ich habe Branduardi immer in die verschlagerte Folk-Klassik-Musik gesteckt, ähnlich wie Edward Simoni oder Richard Clayderman.
Da bin ich wohl auf dem Holzweg.

Definitely! Mit den von Dir genannten Herren hat er nun wirklich nichts gemein. Natürlich kann man auch bei Branduardi nicht alles mögen.

[Wilson]

Ich glaube, die "Concerto" ist gar nicht so einfach aufzutreiben. Die alten Platten sind in der Mehrheit bei Amazon Prime mit inbegriffen - wer sie noch nicht kennt und mal reinhören will.

[Tom Bola]

Ich glaube, die "Concerto" ist gar nicht so einfach aufzutreiben. Die alten Platten sind in der Mehrheit bei Amazon Prime mit inbegriffen - wer sie noch nicht kennt und mal reinhören will.

Ich habe die Concerto Box in Vinyl doppelt ...gerne bei Interesse melden. Hatte das Vergnügen ca. 1980/81 Angelo Branduardi in Frejus/Südfrankreich in einem römischen Theater open-air live zu sehen. Das war toll... . :jc_doubleup:

Grüße