Pierre Bensusan - Meißen Prälatenhaus 18.Oktober 2014

Antworten
Benutzeravatar

Topic author
JJG
Ehren-Admin
Beiträge: 9738
Registriert: Fr 27. Okt 2006, 16:20
Wohnort: Bad Lobenstein
Has thanked: 1442 times
Been thanked: 1077 times

Pierre Bensusan - Meißen Prälatenhaus 18.Oktober 2014

Beitrag von JJG »

Konzertbericht Pierre Bensusan in Meißen

Ein schöner Oktoberabend führt uns in die schmalen Gassen der Stadt, die für Ihr Porzellan berühmt wurde.
Der Eingang zum Prälaten-Haus von Meißen mutet wie eine kleine Taverne oder ein Cafe an, welche auch in
einer Hafenstadt am Mittelmeer stehen könnte. Der Raum ist mit dezentem Licht erfüllt und lädt zum Zuhören
ein. Es gibt keine Bühne, nur eine Gitarre und einen Konzerthocker.
Der Geruch von altem Gebälk erfüllt die Stuhlreihen und wird kurz vom Duft einer Handsalbe durchbrochen,
die an Kräuter erinnert als der Gitarren-Meister seine Gäste lächelnd begrüßt …

Ein paar Minuten später betritt er die nicht vorhandene Bühne, sitzt in Augenhöhe kaum zwei Meter von der ersten Reihe entfernt.
Seine Gitarre ist nicht verstärkt und es gibt auch kein Mikrophon. Er stimmt akribisch die Saiten nach Flagoeletttönen, das mündet
fließend in das erste Stück seiner musikalischen Reise „Le Voyage Pour L'Irlande”. Es geht gleich nach Nord-Irland, in die Heimat
seines Gitarrenbauers Georg Lowden, der in Downpatrick ansässig ist. Lowden hat für Pierre ein Signatur-Modell entwickelt, das im
Klang sehr hell ist. Pierre benutzt für seine Gitarre die Stimmung in DADGAD, er kann also einen Ton tiefer spielen als bei Gitarren
mit der gebräuchlichen EADGHE Ausrichtung. Damit hat sie einen sehr ausgewogenen Klang.

Pierre Bensusan ist ein musikalischer Pilger, der die verschiedensten Klänge und Nuancen aus aller Herren Länder in seinen Stil integriert,
dabei seinen unverwechselbaren Stil in 40 Jahren entwickelt hat. Es wird gleich klar, seine atemberaubenden Läufe sind nicht überladen,
sie dienen der Aussage der Songs und sind keine technische Leistungsschau, obwohl er spielend über sechs Bünde greifen kann.

Das zweite Stück „L’Alchimiste“ ist passend zum Spielort gewählt, denn in Meißen befindet sich die Porzellanmanufaktur, die das vom
Alchimisten Johann Friedrich Böttger erfundene weiße Hartporzellan herstellt. Daran schließt sich auch gleich der Song „Nice Feeling“
an und das erzeugt beim Publikum genau diese Stimmung.

Für das nächste Stück gibt es eine kleine Einleitung. Pierre erzählt von der Liebe zu seiner Frau und einer Nacht in der Nähe von Paris,
als sie gemeinsam unzählige Meteoriten beobachteten. Dabei kommt seine Lebensphilosophie – Bescheidenheit und Zurückhaltung zum
Ausdruck, Benusan findet seine Erfüllung in den wesentlichen Dingen des Lebens, fernab von großen materiellen Dingen. Das erste Stück
bei dem er voller Inbrunst singt, die Augen senkt, schließt und die Zuhörer eintauchen lässt, obwohl nur wenige Zuhörer französisch sprechen.

Zwei wundervolle Stücke schließen sich an: „Kadouriumdou“ und „Silent Passenger“. Dann beendet er wortlos das erste Set, verlässt seinen
Platz und lässt die Musik auf das Publikum wirken.

First set:
1. Le Voyage Pour L'Irlande
2. L’Alchimiste
3. Nice Feeling
4. La Nuit des Mètèores
5. Kadourimdou
6. Silent Passenger
Bild In der Pause wird er dezent von einem koreanischen Pärchen angesprochen und gibt schon erste Autogramme. Unterstützt wird er von einem
Kollegen, der einen ganz kleinen Stand mit CDs von Pierre aufgebaut hat. Yannick Monot ist ebenfalls Musiker und in verschiedenen Bands tätig
und spricht gut deutsch.
Auch im zweiten Set taucht Pierre wieder selbst tief in seine Musik ein. Dabei entwickelt er nicht nur den natürlichen Klangkreislauf Hände-Gitarre-Ohr,
sondern nimmt bei vielen Stücken auch die Vibrationen seiner Gitarre mit dem Gesicht auf indem er sie sanft mit der Wange berührt. Das habe ich
bisher noch bei keinem Gitarristen gesehen. Es entsteht so eine Art Stereo-Empfang von Schwingungen über Ohr und Gesichtshaut.
Bild Er erklärt dem Publikum, dass er die Atlantikküste mit einem Fingerschnippen („Sentimentales Pyromaniaques“) bereist, mal in Brasilien ist, die
Karibik besucht und wieder nach Europa kommt und auch Frieden in Marokko findet.
Er erklärt warum er die romanische Stimmung seiner Gitarre in D bevorzugt und sich auch von Asiatischer Musik inspirieren lässt. Er erinnert sich
an einsame Momente „Without You“ oder ist in Gedanken bei guten Freunden („So Long Michael“) oder warum er den Ramadan in Agadir verbringt.
Mit dem Titelstück des gleichnamigen Albums „Intuite“ beendet er das reguläte Set. Die Stücke leben von lebendigen Melodien, er setzt spielend
verschiedene Techniken wie Picking, Tapping und eben Flageoletts ein. Welch ein Wohl-Klang, der die Herzen und Seelen berührt. Ein Farbenspiel,
das innere Landschaften dokumentiert.

Second set:
7. Sentimentales Pyromaniaques
8. DADGAD Cafè / Hymn 11
9. Without You
10. So long Michael
11. Agadiramadan
12. Intuite

Für mich ging nicht nur ein Wunsch in Erfüllung, Mr. Bensusan live zu sehen/hören, sondern es war auch mit Abstand das leiseste Konzert meines
Lebens. Für Pierre auch eine gute Erfahrung, denn er schreibt selbst von einer sehr intensiven Erfahrung seit Jahren ohne jegliche Technik auskommen
zu dürfen. Die erste Zugabe ist ein Stück, welches er überwiegend durch seinen Gesang interpretiert und das letzte Stück widmet er dem koreanischen
Paar im Publikum.

Encore:
13. Les Voiles Catalanes (Text von seiner Frau Doatea Bensusan)
14. Second Encore: Wu Wie

Im Anschluss hat er noch Zeit für einen kleinen Plausch, fragt beim Signieren der Alben nach den Namen der Fans und schreibt eine persönliche Widmung.
Abschließend sei noch auf sein aktuelles Werk hingewiesen, ein Live-Dreifach-Album in dem er Konzertmitschnitte aus seiner Laufbahn gesammelt hat. Eine
sehr ausgewogene Zusammenstellung, die die ganz unterschiedlichen Facetten seines Spiels zusammenfasst. Auch für Prog-Fans ist was dabei. Pierre hat hier
u.a. auch zwei Stücke veröffentlicht, die er im Duo mit dem Tasten-Wizard Jordan Rudess (Keyboarder Dream Theater) eingespielt hat. Das war mir völlig neu,
zeigt aber seine Zuwendung zur Musik über alle scheinbaren Spielweisen und Genres hinweg. Das Booklet gibt es auch in Deutsch, dort erfährt man interessante
Dinge aus seinem Leben. Mehr will ich noch nicht verraten. Nur so viel, den Album-Namen (Encore) hat ihm seine Frau ins Ohr geflüstert.
Bild Ganz angetan bin ich auch noch nach vielen Tagen von seinem 18min Celtic Medley, welches mit meinem Lieblingsstück „The Last Pint“ endet. Ein wundervoller
Abend ging zu Ende in der die Bilder des Tages, einer schönen Stadt, gemeinsam mit meiner Frau kleine Filme mit Filmmusik von Pierre Bensusan abliefen.

Diskografie:

• 1975 Près de Paris
• 1977 Pierre Bensusan 2
• 1979 Musiques
• 1981 Solilaï
• 1988 Spices
• 1993 Wu Wei
• 1997 Live au New Morning/Live in Paris
• 2001 Intuite
• 2005 Altiplanos
• 2009 A La Carte
• 2009 Complete Works 1975-2010, Collectors Edition
• 2010 Vividly
• 2013 Encore Triple Live CD
Bild • Pierre Bensusan Homepage: http://www.pierrebensusan.com/
• Pierre Bensusan Facebook: https://www.facebook.com/pierrebensusan?fref=ts
• Pierre Bensusan Online Store: http://www.pierrebensusan.com/store.asp
• Lowden Guitars: http://www.lowdenguitars.com/
• Yannick Monot: http://www.yannick-monot.de/german/
Bild Bild
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
Antworten

Zurück zu „Konzertberichte“