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Die Fotos sind ja nur Momentaufnahmen - nein, das Konzert war gar nicht kühl, weder die Musik, noch die Musiker, die sehr sympathisch rüberkommen, auch wenn sie nicht in die üblichen Rockklischees verfallen (We're so glad to be in, äh, Germany ).SOON hat geschrieben:tolle Bilder, wobei die Show irgendwie sehr kühl rüberkommt.
So - jetzt noch ein paar Eindrücke:
Der Erfolg von RADIOHEAD ist erstaunlich. Die Band verstößt scheinbar seit Jahren konsequent gegen alle künstlerischen und Marketingstrategien, wie man sie aus dem Musikbusiness kennt. Nachdem man 1993 einen ersten großen Hit mit „Creep“ in den amerikanischen Studentenradiosendern hatte, gab es schon auf dem zweiten Studioalbum „The Bends“ kein einziges Lied, das musikalisch an den Erfolg erinnerte. Nach dem weltweiten Durchbruch mit „OK Computer“ hat die Band drei Jahre gewartet, um dann mit „Kid A“ und „Amnesiac“ zwei Alben zu veröffentlichen, die nicht nur weitgehend auf herkömmliche Songstrukturen verzichten, sondern auch auf Gitarrenklänge, wie man sie sonst in der Rockmusik kennt.
Als 2003 nach „Hail To The Thief“ der Plattenvertrag auslief, wurde nicht ein neuer Millionenvertrag mit einer der großen Firmen ausgehandelt, sondern einfach das nächste Album über die eigene Webseite zum Download angeboten. Die Fans durften selbst entscheiden, wie viel sie für das Album bezahlen wollten.
Als 2009 ein Bootleg Video des Prager Konzertes im Internet erschien, haben Radiohead ihre eigene Soundboardaufnahme den Bootleggern zur Verfügung gestellt, statt das Bootleg zu verbieten.
Tickets werden nicht über die Giganten Eventim oder Ticketmaster verkauft, sonsern unabhängig. Und aufgrund einer namentlichen Registrierung für jedes Ticket, wird der Schwarzmarkt komplett ausgeschaltet.
Trotz dieser Strategie ist die Band ernorm erfolgreich. Die aktuelle Tour ist weltweit ein großer Erfolg und fast überall (außer in Deutschland merkwürdigerweise) ausverkauft. Auch in der Kölnarena waren am Montag über 11.000 Fans und die bekamen ein tolles Konzert geboten.
Radiohead haben sich 1985 als ON A FRIDAY gegründet und spielen seit dem ersten Tag, also seit 27 Jahren, in der gleichen Besetzung. Das merkt man beim Konzert sofort. Es ist erstaunlich, wie blind das Verständnis auf der Bühne funktioniert, wie die oft sehr komplexen Songs in unglaublich intensiven Versionen gespielt werden. Und dabei werden die Setlisten jeden Abend stark verändert. Der Sound war exzellent, wenigstens von unserem Platz aus. Und die fünf Musiker, teilweise durch einen zweiten Drummer verstärkt, gehören zu den besten Livebands, die ich bisher gesehen habe. Thom Yorke ist vielleicht ein komischer Kauz, aber man merkt, dass er der interne Bandleader ist und er hat eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz. Jonny Greenwood, ist ein Genie – er spielt Gitarre, Keyboards, Ondes Martenot und alles mögliche andere und hat ja auch klassische Alben mit Penderecki aufgenommen. Ed O’Brien steuert ebenfalls sehr schöne Gitarrenklänge bei und der Rhythmusteppich von Selway und Colin Greenwood Bruder ist schlicht perfekt.
Noch ein Wort zur Lichtshow – die besteht aus einer LED Wand hinter den Musikern und 12 frei beweglichen LED Schirmen – sehr einfach, aber ungeheuer wirkungsvoll.
Die Setliste ist natürlich eigenwillig – es wurden vier Songs gespielt, die auf keiner LP zu finden sind, darunter zwei unveröffentlichte. Und die alten Alben werden nur noch wenig berücksichtigt, selbst von „OK Computer“ gab es ja nur zwei Stücke. Es war ein genialer Auftritt in einem Jahr, in dem ich schon viele tolle Konzerte erleben durfte. Höhepunkte gab es viele – insbesondere der Zugabenteil war sensationell.