Melanie Mau & Martin Schnella "The Oblivion Tales" (2017)

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JJG
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Melanie Mau & Martin Schnella "The Oblivion Tales" (2017)

Beitrag von JJG »

Melanie Mau & Martin Schnella – The Oblivion Tales


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Nun rauscht diese Scheibe schon ein paar Wochen durch meine Player und die Songs haben sich bei mir eingeprägt. Wenn man so will ist es zwar die dritte Scheibe des Duos, aber das Debüt-Album wenn man es aus Sicht der Eigenkompositionen sieht.

Wer beide noch nicht kennt, Melanie und Martin stammen aus dem Harz (das Gebirge!) und wohnen an dessen westlichen Teil in Osterode in Niedersachsen. Beide arbeiten nicht nur musikalisch zusammen, sondern sind auch noch als Musiklehrer tätig. Melanie leitet einen Chor und Martin gibt Unterricht in Gitarre. Martin dürfte den Prog-Heads als musikalischer Kopf von Flaming Row bekannt sein. Die Band hat bereits die Alben „Elinoire“ und „Mirage – A Portrayal Of Figures” vorgelegt. Beide Künstler haben in den letzten Jahren musikalisch u.a. auf Alben der Bands „Frequency Drift“ und „Seven Steps tot he green Door“ mitgewirkt.

Es war eine Herzensangelegenheit für das Duo 2015 ihr Album „Gray Matters“ vorzulegen und dort vorzügliche Versionen einiger ihrer Lieblingssongs zu veröffentlichen. Für die Yes-Fans gab es „Changes“ und „Onward“. Aufsehen erregte man noch mehr bei den Kansas-Fans mit den Cover-Songs „Miracles out of Nowhere“ und „The Pinnacle“. In 2017 legten beide bereits nach und veröffentlichten ein Livemitschnitt einen Auftritts in ihrer Heimatstadt mit diversen Stücken. Hier ist schon die erste Eigenkomposition „Close to the Heart“ zu finden. Ein Stück, welches bereits Anfang des Jahres im Reichenbacher Bergkeller (Wohnzimmer des Progs) präsentiert wurde.

Heutzutage bekommt ja vieles einen Stempel, ein Signum oder ein Gütezeichen. Wäre ich Ernährungswissenschaftler müsste ich für „Oblivion Tales“ die Prädikate „regional angebaut“, „natürlich = ohne künstliche Zusätze“ oder auch „hochwertig biologisches Produkt“ vergeben. Das will heißen, alles aus eigener Produktion. Hier wurde also nicht nur ein Album komplett selbst komponiert und getextet, sondern auch produziert und wird ohne Plattenfirma beworben und vertrieben.

Wenn man die zwei kennt, dann kann man schon erahnen, dass sich auch die Texte um ganz persönliche Dinge handeln. Es geht um die Liebe zur Musik, Liebe zueinander, Liebe zu den Kindern oder zu Freunden. An anderer Stelle erzählt man Geschichten, die im Umfeld passiert sind, oder auf Sagen aus dem Harz beruhen. Da mein Vater einige Jahre dort gelebt hat, sind mir natürlich einige dieser Erzählungen bekannt, so finde ich sie hier in musikalischer Form wieder.

Elf Songs haben es auf das Album geschafft, für alle Vorbesteller gab es noch zwei Songs die per Email verschickt wurden, nette Idee. Das Album war schon länger angekündigt und ich war wirklich gespannt was die beiden angenehmen Menschen präsentieren werden. Es gibt in der Musikgeschichte viele produktive Pärchen. Herausragend waren für mich immer Tuck & Patti, die zwar eher ein anderes Genre bedienen, aber auch einen ganz eigenen Stil besitzen. Damit können auch Melli und Martin überzeugen. Hier werden nicht einfach „Drei-Akkord-Songs“ geschrammelt, vielmehr bestechen die Stücke durch klare Strukturen, die filigran ausgearbeitet werden. Das trifft nicht nur auf die Gitarren-Parts, sondern auch auf die Vokal-Arrangements zu. So bietet fast jedes Lied eine etwas andere Farbpalette an.

Der Hörer kann sich auf Musik freuen, die irgendwo zwischen Madrigal, Ballade, irisch Folk, und Rock aus verschiedenen Dekaden liegt. Überwiegend greift Martin zu akustischen Gitarren, manchmal juckt es ihm wohl in den Fingern und er stöpselt einen elektrischen „Sechs-Saiter“ an.

Über die Jahre hat Martin einen ganz eigenen Stil entwickelt. Im Wesentlichen bedient er hier die hochwertigen Gitarren der Marke „Martin“ die einen glasklaren Klang garantieren. Auffällig, auf den meisten Songs spielt „Mr. Flitzefinger“ sehr songdienlich und verliert sich nicht in „X-ter Frickelorgie“.
Seine Instrumente stimmt er in „Bariton“, „DADGAD“ oder „normal“. So kann er rein akustisch einen speziellen Sound erzeugen der der Ausrichtung der Songs dient.

Wer Mellis Stimme nicht kennt, manchmal klingt sie wie Christina Booth (Magenta), dann erinnert sie an Vanessa Carlton oder auch an Tamara Danz (Silly). Gesanglich wird das ganze Werk aufgewertet weil man sich in zwei Songs auch an deutsche Texte wagt und an vielen Stellen mehrstimmig unterwegs ist.

Erinnerungen“ ist ein Stück, was mir beim ersten Anhören schon sehr nah ging. Beide haben es beim letzten Konzert im Bergkeller präsentiert. Da haben selbst die Musiker der italienischen Marillion-Cover Band: „Mr. Punch“ aufmerksam zugehört. . „Die Zwerge vom Iberg“ ist dagegen eher eine lustiges Stück. Für Abwechslung ist also gesorgt.

Noch ein Pluspunkt des Albums, man verfällt nicht in die „Pop-Falle“, wie es leider einigen begabten Musikern passiert ist. Vielmehr gibt es auch mal Country oder Folk-Prog wie man ihn in Schweden zelebriert (Ritual oder Moonsafari).

Natürlich spielen die beiden Musiker das Album nicht allein ein, sondern werden tatkräftig von einigen hockkarätigen musikalischen Freunden unterstützt. So greift Lars Lehmann in die Bass-Saiten, Jens Kommnick bedient diverse Flöten und Pfeifen, Niklas Kahl malträtiert diverse Felle und Schlaginstrumente und Stephan Wagner singt die dritte Stimme. Als prominente Gastmusiker treten die „bärtigen „Spock’s“ Dave Meros und Jimmy Keagan als Rhythmusfraktion an. Somit fehlt für mich nur Marek Arnold …

Auf ein Instrumental hab ich natürlich auch gehofft und Martin enttäuscht mich da auch nicht. „Melanie’s Theme“ rundet das Album gut ab. Insgesamt ein Album meiner persönlichen TOP 10 in 2017.

Wer das Album haben möchte schreibt einfach eine Email an: martinschnella@gmx.de
Ich möchte nicht nur die Alben empfehlen, nein auch live sind M&M + Co. eine Wucht und können das Publikum berauschen.

Tracklist:
1. The Spire and the old Bridge 5.19
2. Treasured Memories 6.09
3. Words become a Song 4.35
4. Close to the Heart 5.04
5. The Horseshoe 7.54
6. Wild West 5.43
7. My dear Children 6.57
8. Die Zwerge vom Iberg 8.16
9. The Dwarfs King 6.04
10. Erinnerungen 5.40
11. Melanie's Theme 5.39

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Saaldorf
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Aprilfrost
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Re: Melanie Mau & Martin Schnella "The Oblivion Tales" (2017)

Beitrag von Aprilfrost »

Seit einiger Zeit haben sich bei mir die leiseren Töne mehr und mehr Gehör verschafft, so dass ich gerne Folkiges, "Mittelalterliches" oder überhaupt weniger elektrisierte Musik sehr gerne höre. Der Song im Clip holt mich also genau da ab, wo ich mich gerade befinde. Die Ausschnitte im YouTube-Teaser können ebenso überzeugen. Dazu noch das feine Artwork... Wenn ich aus dem Urlaub zurück komme, werde ich mir das Album zulegen. Danke für die Vorstellung des Albums, Jan.
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SOON
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Re: Melanie Mau & Martin Schnella "The Oblivion Tales" (2017)

Beitrag von SOON »

steht auch bei mir auf der Liste.
Die ersten Eindrücke sind sehr positiv und machen neugierig auf das Gesamtwerk.
Thx, Jan!
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biggenerator
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Re: Melanie Mau & Martin Schnella "The Oblivion Tales" (2017)

Beitrag von biggenerator »

@JJG
Vielen Dank für den obigen Betrag!
Habe mit eines der ersten Alben wohl bekommen, da ich schon vor der Veröffentlichung bestellt habe.
Diese Platte hebe ich mir für die Weihnachtsfeiertage 2017 auf, um in Ruhe genießen zu können.
Die Vor-Veröffentlichungen bei Youtube und die mit der Bestellung zugesendeten Bonustracks machen schon ganz schön neugierig.
Es ist schon jetzt ein guter Kauf.
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Bergkkeller Reichenbach / prog-rock.club
Artrockfestival XI - 14.–16. April 2023
https://prog-rock.club/ und https://prog-rock.club/artrock-festival-xiii_2025/


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