SANDRO NORTON – Flying High … at the Heart of It

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JJG
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SANDRO NORTON – Flying High … at the Heart of It

Beitrag von JJG »

SANDRO NORTON – Flying High … at the Heart of It

Die Fusion aus Jazz, Folklore, Worldmusic und Fado ist keine typische Mischung für Künstler, aber spannend, wenn sie mit Hingabe zelebriert wird. Dabei ist der portugiesische Gitarrist ein eher zurückhaltender Musiker, der hier ein einzigartiges Album vorstellt.

Zehn Stücke in unterschiedlichen Nuancen zeigen, dass die Portugiesen nicht nur herausragende Seefahrer hervorbringen, sondern auch im Bereich der Gitarristen etwas zu bieten haben. Sandro nimmt uns auf eine musikalische Reise, die man mit einem Törn auf einem kleinen Segelschiff an der Mittelmeer- und Atlantik-Küste vergleichen kann.
Mit jedem Lied legt man an einem neuen Hafen an, dem man auf seine eigene Weise vertraut ist, aber immer etwas Neues zeigt. Allen Stücken wohnt eine starke Lebensfreude, aber auch ein Stück weit Nachdenklichkeit und Melancholie inne.

The Storm (Overture) beginnt mit D’Addario-Saitenklängen, einer Einleitung auf der akustischen Gitarre, dann setzt das ganze „Orchester“ ein. Streicher, Perkussion aber auch Bass, Synthesizer und wundervolle Stimmen bauen eine Suite auf. Dabei verschmelzen hier verschiedene Stile. Mich wundert es nicht, dass Musiker wie Gary Burton („It is well done and sounds very, very professional“ und Ian Anderson („Sounds good, great solos“) vom Album schwärmen.

Andaluziana Song suggeriert einen Flamenco, dabei wird dieser Landstrich leider zu Unrecht auf diese Spielart reduziert. Vielmehr trafen dort viele Kulturen aufeinander. Das reflektiert dieses Stück, ein Konglomerat aus vielen Farbtönen, Dramatik und unbändigem Optimismus, ganz viele verschiedene „Klangschiffe“ legen am Hafen von Mr. Norton an. Sandro spielt hier aber keine akustische Gitarre, sondern brilliert auf dem elektrischen Sechs-Saiter und erinnert hier an Pat Metheny in den 80er Jahren. Beschwingt, luftig mit atemberaubenden Läufen nimmt sich der Gitarrist zurück und bietet wieder Raum für typisches Jazz-Piano und Chöre.

At the Heart of It ist ein turbulenter Marktplatz der Kulturen, diesmal unter Verwendung der akustischen, nylonbestückten Gitarre mit iberischem Klang und ganz viel Raum für die Mitstreiter an Bass, Flöte und Streichinstrumenten. Ganz typisch mediterran …

Eight Years macht einen Abstecher in die nördlichen Gefilde am Atlantik, irische und bretonische Klanglandschaften mit Violine, Gitarre und Perkussion trotzen mit lieblicher Melodie den rauen Winden der nördlichen Hemisphäre. Das Stück wurde vom jungen Fingerstyle-Gitarristen Eric Roche (1967-2005) komponiert, der leider viel zu früh verstarb. Roche verwendete Lowden Gitarren, die auch vom DADGAD Spezialisten Pierre Bensusan favorisiert werden.

Side Steps bietet relaxten traditionellen Jazz, landet also in der „Neuen Welt“ an, scheinbar treffen hier Jarrett, Haden, DeJohnette und Coryell aufeinander. Ein weiterer Beweis für die Vielseitigkeit von Sandro Norton.

Das Nonett besteht aus einer ganzen Reihe von talentierten Musikern:

SANDRO NORTON – Steel, Electric and Nylon Guitars
FILIPE RAPOSO – Piano
YURI DANIEL – Acoustic and Fretless Bass
CARLOS MIGUEL – Drums
LUIS TRIGO – Harmonica, Violin, Vocals
ANDRÉ NO – Percussion
JAUME PRADAS – Vocals
CLAUDI FIER – Vocals
BRUNO CARDOSO – Cello

[/i]Diese werden unterstützt von

LEANDRO LEONET – Drums, Track 2
FILIPE TEIXEIRA – Double Bass, Tracks 1 & 2
ELISA TRIGO – Flute, Tracks 1-3
JOÁO SALCEDO – Synthesizer, Tracks 1-3, 6, 8-9
CARL MINNEMANN – Electric Bass, Track 6
JOAQUIM ALBAMO – Percussion, Tracks 1-3, 6, 8-9

Night Out spiegelt die schöne Lissabonner Tradition – man trifft sich draußen- vor den Cafes, Bars, Tavernen und spricht miteinander, küsst sich, tanzt und genießt die langen Abende. Freude pur mit der Harmonika als Lead-Instrument, ein kleines E-Gitarren-Solo gibt es auch noch. Man kann den Kaffee und die Mixgetränke riechen.

Percussive Talk – Solo-Gitarre, die tatsächlich „geschlagen“ kommuniziert. Damit reiht sich Sandro in die ganz große Gitarren- Akustik-Szene ein. Für mich zeigt sich die Qualität eines Gitarristen an den „Skills“ der „Nicht-Verstärkten“. Hier ganz großes Kino, auch wenn manche Puristen die unorthodoxe Handhabung der Gitarre kritisieren werden. Ganz allein irgendwo am Strand lauscht man den Elementen.

Afrikando - wieder ein Potpurri: rhythmischer Stile, gut gelaunter Fado-Gesang, tanzbar, setzt die Segel nach irgendwo. Eine Fischer-Familie, die ihr Zusammensein zelebriert und den unendlichen Strand genießt.

Too many Changes - wir machen in einer alten Hafenstadt fest, die über die Jahrhunderte ihr Gesicht verändert hat. Die Fundamente dienen für neue Werke, trotzdem fügt sich alles zum wohligen Ganzen. Die Musik lebt sich durch die Stile, braust auf, fällt melancholisch zurück, aus den Gassen klingen Instrumente, die sich an der Kreuzung zu einem Bauwerk fügen. Die großen alten Meister finden sich an den Fassaden, die in warmen Tönen gehalten sind. Mittendrin Sandro, der mit sechs Saiten durch die Häuser zieht.

Landing - im Heimathafen nach langer Reise angekommen, kann Kapitän Norton die Segel streichen und die Reisebilder im Kreise seiner Liebsten genießen, ein Tag mit Sonnenuntergang am Strand. Ein Lüftchen kühlt die Wunden und Farben im Gesicht. Mit dem Rücken auf dem Sand einfach die vorbeiziehenden Wolken genießen und Gesichter entdecken. Einfach wundervoll … es sind die einfachen Dinge, den Sinn des Lebens machen – hier nur Gitarre und Klavier.

Mr. Norton legt hier ein prachtvolles Album voller Emotionen hin. Man kann die Meeresluft riechen, die Farben sehen, die Menschen spüren und ganz tief eintauchen. Danke für dieses Werk.

Bilder, Berichte und Tubes kann man zusammengefasst auf seiner neuen Website finden, die wirklich erfrischend ist.
http://www.sandronorton.com/index.php/multimedia/videos
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Saaldorf
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SOON
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SANDRO NORTON – Flying High … at the Heart of It

Beitrag von SOON »

das ist Neuland für mich, noch nie von Sandro Norton gehört.
Jedenfalls ziemlich interessant.
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