[REVIEW] Mystery - The World is a Game

feat. David
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JJG
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[REVIEW] Mystery - The World is a Game

Beitrag von JJG »

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MYSTERY - THE WORLD IS A GAME

Alle, inzwischen vier, Sänger der Yes – Geschichte wird es in diesen Tagen auf neuen Outputs geben.
Benoit David ist aktuell auf der neuen Scheibe von Mystery: „The World is a Game“, nach seinem Ausstieg bei Yes,
zu hören. Inzwischen ist es schon das 3. Album auf dem Mr. David als Sänger fungiert.

Dabei ist Mystery hauptsächlich das Baby von Michel St-Pere, dem Multi-Instrumentalisten, der sich auf dem aktuellen
Alben wieder als Produzent, Texter, Keyboarder und musikalisch hauptsächlich als Gitarrist präsentiert. So ist es auch
nicht verwunderlich, dass die Sechssaiter im Mittelpunkt des Albums stehen.
Weiterhin gehört zum Lineup des Albums noch der Bassist Antoine Fafard (auch akustische Gitarre) und der bekannte
Schlagzeuger Nick D’Virgilio, der dieses Jahr leider seine Hauptband Spock’s Beard verlassen hat um sich seiner
Festanstellung beim Cirque du Soleil zu widmen.

Damit ist die Band hochkarätig besetzt und dürfte noch mehr in den Fokus der Mystery, Yes und auch Spock’s Beard-Fans gerückt sein.
Das Album bietet 8 Songs und unterwirft sich einem Gesamtkonzept, welches durch den Albumtitel klar umschrieben ist und durch
das schöne Booklet auch visuell ansprechend gestaltet wurde.
Mystery ist eine Band die für mich in der Tradition anderer kanadischen Bands wie Saga oder noch mehr Rush und diverser Prog–
Metal-Bands vom amerikanischen Kontinent wie z.B. Shadow Gallery steht.

So beginnt das Album sehr harmonisch mit dem kurzen Instrumental „A Morning Rise“, welches durch die akustische Gitarre
und die Flöte (gespielt von Marilene Provencher-Leduc) dominiert wird und an Camel oder Steve Hackett erinnert.

Nach 78 Sekunden findet der Song aber ein Ende und wird durch den ersten Longtrack „Pride“ abgelöst. Das stolze Stück
bringt es auf elfeinhalb Minuten und beschäftigt sich Kindheitserfahrungen, Vaterfiguren, gebrochenem Stolz ist somit ein sehr
dramatisch in Szene gesetzter Verzweiflungssong mit einem kleinen Licht am Ende des Tunnels. Der Song ist sehr im
Hochtonbereich angesetzt und Benoits Stimme wird streckenweise durch E-Gitarrenakkorde überlagert. Ob das gewollt ist?
Wenn ja, dann ist es ein gutes stilistisches Mittel um der Stimme eine gewisse Gefangenheit zu geben. Der Song ist trotz kleiner Breaks
sehr homogen und bietet kaum Überraschungen, weil Michel seinen Sänger gegen die Gitarren ankämpfen lässt.

Dann folgt „Superstar“, der aus meiner Sicht stark an Pink Floyd erinnert, ein schnelleres „Us an Them“ mit dem typischen
Waters-Gilmoureschen Songaufbau und der dazu passenden Dramatik. Der Song ist für mich ein gelungener Kontrast zum
vorherigen Song und bringt es auf 7 Minuten und besticht durch das Schlagzeug-Spiel im Stile Nick Masons. Auch ganz im
Stile der Großmeister wird das nächste „Stück“ (49 Sekunden - Song: „The Unwinding Time“) mit der Einbringung von
Realitätszitaten, wie etwa dem Aufziehen einer Spieluhr und Hintergrundstimmen … als Übergang zum albumtitelgebenden
Song, eingebracht.

Ein bombastisches Intro leitet den Song „The World is a Game“ ein und mündet in einen ruhigen besinnlichen Teil mit
akustischen Gitarre und Overdubs der anderen Instrumente, die Rückkehr zum treibenden Intro und ein Nick D’Virgilio,
der sein Handwerk versteht.
Für mich hat der Text einen sehr aktuellen Bezug, denn ganze Generationen fristen ihr Dasein inzwischen im Netz und
kämpfen in vielen Online-Spielen gegen imaginäre Feinde. Die Anspielung ist aber auch ein Bezug auf jene, die dieses
Leben als ein einziges Spiel sehen.

Es folgt „Dear Someone“, mit schönen akustischen Gitarren und einer Flöte. Die Momente in denen die Songs aus dem
typischen Prog-Metal-Schema ausbrechen, bereichern es ungemein. Störend dagegen die E-Gitarren, die leider viel zu
weit in den Vordergrund gemixt wurden und Akkorde oder Powerchords zelebrieren. Vielleicht ist das aber so gewollt.
Für mich ein Zeichen, dass ein externer Produzent manchmal besser wäre. Dann beschwören düstere Klänge und der
Stundenschlag eines alten Regulators die vorübergehende Zeit herauf. Melancholisch kommt dann Mr. Davids Gesang
daher und besingt all das, was wir manchmal vermeiden würden: „Time goes by“. Schön gemacht, aber leider muss er
wieder diese übermächtigen E-Akkorde ansingen und kommt leider nicht so zur Geltung, wie es für den Song hilfreich wäre.
Im Schlussteil kommt auch mal wieder Bass und Schlagzeug stärker in den MIttelpunkt …

[youtube]HVoRiGjqdTM[/youtube]

Den Abschluss bildet dann das Magnum Opus‘: „Another Day“. Verschiedene Gitarrenklänge, die mal akustisch, mal elektrisch,
mal sphärisch, mal treibend das Grundgerüst diverser Abschnitte bilden und das Gros des Songs darstellen. Manchmal erinnern
mich die Gitarrenarbeiten und deren Klänge an Billy Sherwoods Outputs. Textlich ist es die Mahnung die Zeit nicht verstreichen
zu lassen und reglos in uns selbst und im Gestern zu verharren.
Einen Abschluss findet der Song/das Album in harmonischen Klängen, die wiederum auf der Gitarre dargebracht werden.

Fazit:
Prog-Metal-Fans werden sich im Album wiederfinden, die Band beweist bei der Themenauswahl ein gutes Händchen, die Musiker
spielen auf hohem Niveau, wenn auch der Bass zuweilen etwas farblos wirkt. Benoits Gesang ist im Rahmen der vorangegangenen
Mystery-Alben auf denen er gesungen hat. Die Flöte wirkt wohltu(n)end und wertet die Songs deutlich auf. Die Produktion bewegt
sich im Rahmen vergleichbarer Bands, sehr sauber aber überwiegend im Hochtonbereich und für mich zu glatt. Der Mix ist für
mich der Schwachpunkt des Albums. Über weite Strecken wird recht gleichförmig abgemischt, die elektrischen Gitarren-Akkorde
stehen zu sehr im Vordergrund, eine Akzentuierung wäre manchmal besser. Auf die Liveumsetzung kann man gespannt sein.
In manchen Verkaufscharts hat das Album fast die Spitzenposition eingenommen.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

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SOON
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Re: Mystery - "The World is a Game" - Rezension

Beitrag von SOON »

Danke für Rezi, meine CD dürfte inzwischen auf dem Postweg sein, bestellt habe ich schon vor 14 Tagen (da haben JFK, wieder mal, gepennt)

Du beschreibst die Musik sehr Gitarren- Progmetallastig.
Die Vorgängeralben habe ich anders im Ohr, eher Richtung Neo-, Melodicprog.

Auf jeden Fall hast Du nun meine Neugier weiter gesteigert!
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JJG
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Re: Mystery - "The World is a Game" - Rezension

Beitrag von JJG »

Michel St-Pere hat einen Link auf seiner Facebook-Seite zur Rezension hier gesetzt und
sich gefragt, ob es eine gute Rezension ist.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

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SOON
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Re: Mystery - "The World is a Game" - Rezension

Beitrag von SOON »

JJG hat geschrieben:Michel St-Pere hat einen Link auf seiner Facebook-Seite zur Rezension hier gesetzt und
sich gefragt, ob es eine gute Rezension ist.
Sieh an!
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Roland
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Re: Mystery - "The World is a Game" - Rezension

Beitrag von Roland »

JJG hat geschrieben:Michel St-Pere hat einen Link auf seiner Facebook-Seite zur Rezension hier gesetzt und
sich gefragt, ob es eine gute Rezension ist.
Obwohl Deine Rezi schon ein paar Tage alt ist, habe ich sie erst heute gelesen und frage mich das Gleiche wie Michel St-Pere. :lol:

Ich denke, trotz Deiner gut geschriebenen Rezi, muß ich mal ausführlich reinhören, weil wenn ich "Metal" lese, muß ich vorsichtig sein. ;)
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SOON
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Re: Mystery - "The World is a Game" - Rezension

Beitrag von SOON »

erstaunlicherweise klingt die Stimme von Benoît David überhaupt nicht nach Jon Anderson.
Irgendwie kriegt man da doch das Gefühl, dass David seine Stimme, bei "YES", ziemlich auf Anderson getrimmt hat, und das ist nicht gut.

Insgesamt ist das Werk sehr ordentlich, trotzdem finde ich die beiden Vorgänger ein Tick besser.
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JJG
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Re: Mystery - "The World is a Game" - Rezension

Beitrag von JJG »

SOON hat geschrieben:Insgesamt ist das Werk sehr ordentlich, trotzdem finde ich die beiden Vorgänger ein Tick besser.
[smilie=wink.gif]
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

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