[REVIEW] Mystery - One Among the Living

feat. David
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Topographic
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[REVIEW] Mystery - One Among the Living

Beitrag von Topographic »

MYSTERY – One Among the Living

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Pour Ceux qui restent…

MYSTERY sind mit ihrem neuen Album natürlich vermehrt ins Blickfeld der Hardcore – YESFans geraten, immerhin ist Benoit David Leadsänger auch dieser Band. Den Leitsatz zu „One Among The Living“ interpretiere ich mal sehr frei – für alle, die aufs neue YESAlbum warten… gibt auch Oliver Wakeman ein kurzes Gastspiel.

Through Different Eyes…

wird die Musik der Kanadier bei deren Entstehen wohl nicht gesehen. MYSTERY sind –ähnlich wie Roine Stolts Flowerkings – im Prinzip das Projekt eines Musikers. Michel St-Père hat wieder alle Songs geschrieben und getextet (zweimal hat auch David Textcredits), Keyboards und elektrische wie akustische Gitarren eingespielt und das Album auch selbst produziert. One Among the Living ist bereits das fünfte MYSTERY-Studioalbum. Nach “Mystery” (EP, 1992), “Theatre of the Mind” (1996) und “Destiny?” (1998) ersetzte Benoit David den Sänger Gary Savoie erstmals auf „Beneath the Veil of Winter’s Face“ (2007).

Die Band wird komplettiert durch den Drummer Steve Gagné, der seit „Destiny?“ dabei ist. Neun Gastmusiker stehen dem Trio noch zur Seite, darunter natürlich die zur MYSTERY Liveband gehörenden Benoit Dupuis (kb), Dean Baldwin (g) und Francois Fournier (b). Um mehr Aufmerksamkeit auch bei Fans anderer Bands wie Genesis, IQ, Jadis oder YES zu erreichen, dürfen neben Oliver Wakeman auch Daryl Stuermer, John Jowitt und Davids Ex-Bandkollege Richard Lanthier (von der YES-Tributeband „Close To The Edge“) in die Saiten und Tasten greifen. Da kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?

Looking Back With No Regretts… (aus Sailing On A Wing)

St-Père ist durchaus ein guter Songschreiber. Nur bitte – Neues, Innovatives, aufregend Inspirierendes darf man von ihm nicht erwarten. MYSTERY präsentieren schönen melodischen Rock mit progressiven Anleihen, wie er auch schon vor zwei Jahrzehnten hätte erscheinen können. Teils ergreifende Melodien, manchmal etwas nahe am Kitsch, flächige Gitarren- und Keyboardsounds, eingestreute Wohlklangsoli aber auch Breaks, Tempiwechsel und unorthodoxe Songstrukturen – das klingt gut, wirkt auf mich aber manchmal etwas zu konstruiert.
Dazu kommt St-Pères Hauptstilmittel (worin er frappierend Rick Wakeman ähnelt): Wiederholungen. Da zieht der Schönklang auch nach dem Song noch weiter seine Kreise durch die Gehirnwindungen…

The Curtain Begins To Fall… (aus Between Love And Hate)

Among The Living:
Der kurze Opener weist den musikalischen Weg durch die folgenden 70 Minuten: eine mystisch, wilde Gitarre weicht sanften Piano- und Synthieklängen, die Drums beschränken sich auf untermalende Beckenklänge – und die einfache, aber feine Melodie erhält durch Benoit Davids Stimme eine wundervolle Klangfarbe. Und nein, Benoit klingt nicht wie Jon Anderson, seine Stimme hat etwas ganz Eigenes – und er singt richtig gut!

Wolf:
…ist von musikalisch zunächst eher ein liebliches Lamm. Wunderwiesenweich – die Synthieklänge ergreifend, Benoits Gesang schwebt in Rosa darüber, die Melodie hat die Windungen des Innenohrs längst fest im Griff – doch halt – das erste harte Break, wuchtige Drums – nur ein kurzes Sommergewitter.

Beetween Love and Hate:
Kann ich noch mehr dahinschmelzen? Oh ja. Schon alleine diese ergreifenden Gitarren, Benoits Gesang in Moll- „Is there any other way? Maybe ist’s just too late…“ Moment mal, ich bin ein Mann, keine Memme – das Gitarrensolo à la Camel lässt mich wieder auftauchen – ehe es wieder dramatisch und statisch gleichermaßen wird – love and hate. Lass mich mal kurz die Taschentücher bereitlegen.

Until the Truth Comes Out:
Wie können softe Klänge so schön sein? Benoits Stimme und diese sich wiederholende Melodie, der Refrain zum inneren Mitsingen – dann wieder die breiten Gitarrenklänge, ein Solo, das Gilmour nicht besser hätte spielen können, dann –oha! – wechselt das Tempo und St-Père darf seine schöne Melodie in allen Tonarten vortragen – damit's nicht langweilig wird wieder von einigen wirbelnden Riffs unterbrochen – der Synthiechor verdichtet diese Wolkenweichewaberwelt - und dann wieder die mich wegtragende Gitarre und Benoit, dessen Wahrheit „The more we learn the less you know“ getragen auf sanften aukstischen Gitarren ich mich einfach ergeben will. Doch gerettet – Gagnés wirbelnde Drums befördern mich aus dem Song…

Kameleon Man:
ist ein Lehr- und Meisterstück in Sachen „wiederhole was schön ist oder sich einprägt“. Zwanzigmal erklingt der gleiche, harte Riff (ja, ein Rocksong!), ehe der Refrain einsetzt – klar, dass dieses Schema während des gesamten Songs beibehalten wird, unterbrochen aber von einem Keyboardsolo aller erster Sahne. „Ist das Rick Wakeman?“, fragt meine Tochter – und sie korrigiert sich gleich selbst. „Nein, bestimmt Oliver, klingt wie Rick, aber nicht so ausdrucksvoll.“ Sie hat YESKonzert-Erfahrung. Ich ertappe mich, wie ich den Solo aber gleich nochmal anhöre, dann nochmals – 50 Sekunden sind eben fast nichts…

Through Different Eyes:
Ah, der obligatorische Longsong! 22 Minuten lang ziehen Mystery nun alle Register des melodischen Progressivrocks, in denen die Nähe zu YES (oder eher zu Andersons schönen und einfachen Melodiebausteinen) zuweilen geradezu greifbar scheint. „Do you see the children laughing…“ (der Refrain von „When Sorrow Turns…“) und noch mehr „So Far Away“ lassen mich ein wenig wehmütig an die beiden melodiösen Songteile von „That that is“ und „Mind Drive“ denken. Dadidadidadadada – das könnte auch Jon sein!
Natürlich wird es dann rockiger – das hält ja sonst kein Mann aus – Schlagzeug und Bass lassen die Membranen zittern, ein wenig erinnern Mystery nun an Styx, ehe es wieder ganz im Synthesizerwohlklang weitergeht. Nein, ich mag mich nicht ergeben – zu viel der Wiederholung, der Schönheit, des Getragenen – und St-Pères Gitarre ergänzt in ihrer wuchtig-breiten Art dieses Gefühl des „Genug – lass mich erstmal abschalten…“.
Doch ich bleibe dran– da die Teile des Longsongs nur sehr lose miteinander verbunden sind, stellt sich, zumindest bei den ersten Hördurchgängen, auch kaum das Gefühl von Langeweile ein.
Eigentlich könnte nun Schluss sein, „Dancing with Butterflies“ klingt mit seinem Kinderlachen wie ein gelungener Abschluss des Albums – aber MYSTERY liefern noch drei Zugaben.

„One Among The Living“ als titelgebender Song greift die Melodie des Openers wieder auf und bietet eine gute Mischung zwischen Vocals und Instrumentalparts – tolles Stück. Auch hier hört sich der Schluss wieder an, als sei das Album nun zu Ende – aber MYSTERY kommen nochmals auf die Bühne.

Das wuchtige „Falling Man“ und „Sailing on a Wing“ wiederholen aber nur bekannte Songstrukturen und - obwohl beide Titel nicht schlecht sind und die Gitarre beim letzten Song von Steve Howe inspiriert ist - ich bin es nun müde, diese Art von Musik zu hören. Zu lang, eindeutig. So viel Schönheit ertrage ich nicht. Jetzt erst mal an den Boxsack und anschließend eine Runde Led Zeppelin!


And We Pray…And We Wait...

eigentlich ist mit diesen Worten, die uns St-Père mit auf den Weg gibt, fast alles gesagt. Die Lyrics beschäftigen sich mit Hoffnungen, Träumen, Gebeten – dem Warten auf Erfüllung, gleich welche existenziellen Sorgen und Nöte uns umgeben. Nicht immer sind die Texte so flach wie „The more you are standing tall / Much deeper is the fall / Into the Neverland“ oder „Open your mortal eyes / Listen to angels cry“ – aber oft scheinen sich die Lyrics dem Wohlklang der Musik anzupassen. Immerhin, ein 28-seitiges Booklet bietet alle Texte und ein paar schöne oder die Interpretation unterstützende Fotos.

One Among The Living

…ist eines der guten Alben im weiten Feld der melodischen Neo- und Retroproggefilden. Auch wenn es etwas zu lang geraten ist – es steckt voll von wunderschönen Momenten und MYSTERY bekommen fast immer rechtzeitig die Kurve, bevor es dann doch in unerträglich schwülstige oder kitschige Tiefen abgleitet. Und YES – Benoit David singt klasse. Oliver Wakemans kurzes Gastspiel ist ein kleiner Höhepunkt. Das neue YESAlbum könnte richtig gut werden – wenn die beiden sich entsprechend einbringen.

Songs:
1. Among the Living 1:13
2. Wolf 5:53
3. Between love and hate 5:53
4. Till the truth comes out 9:25
5. Kameleon man 5:01
6. Through different eyes 22:35
6.1. When sorrow turns to pain 3:56
6.2. Apocalyptic visions pf paradise 1:48
6.3. So far away 5:51
6.4. The point of no return 2:21
6.5. The silent scream 5:57
6.6 Dancing with butterflies 2:42
7. One among the Living 6:27
8. The falling man 7:39
9. Sailing on a wing 4:55


Hörbeispiele:

[youtube]g47S4gR-av8&feature=related[/youtube]

[youtube]JUSmMsUl2mA&feature=related[/youtube]

[youtube]JUUb6leNNkk&feature=related[/youtube]
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JJG
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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von JJG »

Vielen Dank für Deine Urlaubs-Rezi. Wie immer eine sehr gehaltvolle, ehrliche und mit viel Hintergrundwissen gespickte Rezi.
Wundervoll - ich hoffe auch auf viel Input und gute Ideen von Benoit und Oliver. Die Rezi im Empire wurde vom dortigen
Rezensenten so kommentiert: "Für mich ist das schon jetzt die 'Platte des Jahres' ..."
In meine persönlichen Top 10 wird sie auch kommen.

Weitere Hörbeispiele gibt es hier:
http://unicornrecords.com/mp3.html (scrollen)
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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SOON
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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von SOON »

wie immer kann ich Topo in seiner, allzu treffenden, Einschätzung von One Among the Living nur zustimmen!
Wäre dieses Album Anfang der 90er rausgekommen hätte ich es vielleicht noch zum Hauptwerk meiner Neoprog-Sammlung neben IQ - Ever, Marillion - Brave oder Facing Gravity von Chandelier gezählt.
Aber inzwischen haben wir mindestens 5 Neoprog-Wellen hinter uns und es müßte eigentlich Neo-Neo-Neo-Prog heißen.
Immerhin gibt es sauberes Handwerk, gute Songs und fantastische Melodien.
Also kein Fehlkauf aber auch keine Überraschungen.
MAKE PROG NOT WAR ! ---> ---> My 2024 Album Faves
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Aprilfrost
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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von Aprilfrost »

Schönes Album - schöne Rezi. Ich hab sie gestern gelesen und mir dann diverse Titel angehört. Gefällt mir. Gut sogar. Danke für die Vorstellung.

Member X
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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von Member X »

Danke für die Mühen - ich lass (obwohl ja schon recht positiv gestimmt) das Ganze noch etwas wirken.

Melanie Daydreamer
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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von Melanie Daydreamer »

Stimmt Topo, Michel St-Pere hat seine Lektionen sehr gut gelernt. Von Genesis, Yes, Pink Floyd, Alan Parsons über Marillion bis hin zu Kitaros emotionalen Höhepunkten ist wirklich alles vorhanden.
Was ich aber ebenso wie du vermisse (wenn ich dich richtig verstehe), ist ein eigener, neuer Beitrag, so etwas wie eine eigene Handschrift. Das ist alles sehr schön und perfekt gemacht. Sicher auch mit großer Hingabe, denn dahinter stehen wahrscheinlich viele, viele Stunden Arbeit im Studio.

Aber es war halt alles leider schon einmal da, ständig ertappe ich mich dabei zu denken: "Das erinnert mich an....". Und da stehen wir nun wieder vor der Frage, ob es überhaupt noch möglich ist, grundlegend neue musikalische "Elemente" zu (er-) finden. Das haben YOSO auf ihrer CD ja ebensowenig getan, vielleicht aber auch gar nicht gewollt.

Deshalb, wenn es schon musikalisches Recycling sein muss, dann ziehe ich doch die Originale vor, welche ihre eigenen Musikstücke variieren. Denn sie haben diese wenigsten mitentwickelt, so wie Tony und Billy bei YES bzw. Bobby bei TOTO, haben die musikalischen Schatzkästlein gefüllt, aus denen sich andere nun so hübsch bequem bedienen können.

Bitte nicht mißverstehen, ich finde auch das "One Among The Living" ist ein sehr schönes Album mit teilweise wunderschönen Melodien ist und es hilft Benoit wahrscheinlich (hoffentlich) zu recht, sich weiter als ernsthafter Sänger zu etablieren. Ich meine nur, er sollte vorsichtig sein, nicht schon jetzt auf zu vielen Partys zu tanzen (singen). Sonst könnte er für viele weiterhin nur der "Aushilfssänger" bleiben, der ja auch schon da und da und da gesungen hat. Und das fände ich wirklich sehr schade für YES.

Herrjeh, bin ich jetzt schon gespannt auf das neue YES Album! WIEVIELE Monate sind es noch bis dorthin? :)

BBQ.Master
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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von BBQ.Master »

Melanie Daydreamer hat geschrieben: Was ich aber ebenso wie du vermisse (wenn ich dich richtig verstehe), ist ein eigener, neuer Beitrag, so etwas wie eine eigene Handschrift. Das ist alles sehr schön und perfekt gemacht. Sicher auch mit großer Hingabe, denn dahinter stehen wahrscheinlich viele, viele Stunden Arbeit im Studio.

Aber es war halt alles leider schon einmal da, ständig ertappe ich mich dabei zu denken: "Das erinnert mich an....".
Das ist mein Hauptproblem mit dem Neo-Prog bzw. eher dem Retro-Prog. Bands wie die Flower Kings etc. wirken durch dieses "Mischen" von Merkmalen leider uninteressant.
"It's better to burn out than to fade away ...because rust never sleeps." - Neil Young

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JJG
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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von JJG »

BBQ.Master hat geschrieben:
Melanie Daydreamer hat geschrieben: Was ich aber ebenso wie du vermisse (wenn ich dich richtig verstehe), ist ein eigener, neuer Beitrag, so etwas wie eine eigene Handschrift. Das ist alles sehr schön und perfekt gemacht. Sicher auch mit großer Hingabe, denn dahinter stehen wahrscheinlich viele, viele Stunden Arbeit im Studio.

Aber es war halt alles leider schon einmal da, ständig ertappe ich mich dabei zu denken: "Das erinnert mich an....".
Das ist mein Hauptproblem mit dem Neo-Prog bzw. eher dem Retro-Prog. Bands wie die Flower Kings etc. wirken durch dieses "Mischen" von Merkmalen leider uninteressant.
Ja stimmt, so viele wirklich neue Ideen gibt es von neueren Prog-Bands nicht. Das ist aber auch bei fast allen Bands in "anderen" Rock-Genres so. Analog trifft das auch auf die bewährten Künster zu, da muss man auch ehrlich sein. Wirklich "Neues" gab es von Größen wie Yes, Peter Gabriel, U2, Neil Young, King Crimson ... usw. in den letzten Jahren nicht, also sollte man es den neuen Prog-Bands auch nicht im Besonderen "anlasten". Es gab interessante Mischungen und ein paar interessante Verwendungen aus anderen Genres und "so was hat/haben DER/DIE noch nicht gemacht". Man kann da in Richtung Metal, Blues, AOR usw. schauen. Häufig gibt es nur neue Bezeichnungen, aber wenig wirklich neue Musik. Interessante Künstler, die wirklich was Neues gemacht haben gab es im Jazz. Raul Midon kann ich nennen, der auf eine ganz eigene Art singen kann.

In gewisser Weise geht diese scheinbare "Nicht-Weiterentwicklung" auch mit den Zusammensetzungen von Bands einher. Interessant wird es immer dann, wenn die typische Besetzung Gesang/Gitarre/Bass/Keyboard(oder ohne bzw dafür 2. Gitarre)/Schlagzeug durchbrochen wird. Das haben Bands wie Subway to Sally oder In Extremo gemacht. Dadurch wirkt die Musik auch nicht so gewöhlich und auch nicht wie alte Strickmuster. In ein paar jahren wird man auch über die von mir letztgenannten Bands ähnliche Vorwürfe hören. Also nehmen wir es gelassen.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf

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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von Member X »

JJG hat geschrieben:Ja stimmt, so viele wirklich neue Ideen gibt es von neueren Prog-Bands nicht.
Traurig, traurig, traurig, hätte der Rühmann dazu nur gesagt.

Vielleicht ist das ja ein Gesprächsthema für das Forumstreffen?

Woher kommt diese "das ist alles schon mal dagewesen" Mentalität? Jedenfalls gibt es diese Sichtweise schon seit Jahrhunderten (selbst in der Musik). Wer kommt wann in seiner persönlichen Entwicklung zu solch einer Ansicht?

Ist es zulässig, ein Lied zu sezieren, in Bruchstücke zu zerteilen, um schauen zu können, ob dieses Bruchstück schon mal wo war? Wie klein oder groß solche Bruchstücke sind, ist nicht wirklich ein hilfreiches Argument.

Betrachtet denn (ab einem gewissen persönlichen Alter oder ab einer gewissen Menge - bewusst - gehörter Musik) niemand mehr ein Stück insgesamt, die Stimmung, die es eingefangen hat, die Gefühle, die es vermittelt. Darf man ein Musikstück nur auf Stilmittel, Kompositionsmaßnahmen, Arrangements, und andere messbare Kriterien reduzieren?

Ha, die 440 Hz haben schon fast alle Künstler schon verwendet, also alles olle Kamellen, alles abgekupfert. Wie, zu krass? Dann nimm doch die Harmoniefolge oder den Melodieabschnitt oder die Steigerung durch Spiegelung oder ... Alles, ja alles wird man irgend wo finden, von dem theoretischen Zeugs. Aber die Emotionen, die Besessenheit, den Ausdruck und andere derlei nicht in Skalen fassbaren Aspekte braucht ihr ja nicht zu berücksichtigen.

Warum macht überhaupt jemand noch eigene Musik, wenn sie doch eh nur Plagiat ist, irgend wo, irgend wie, irgend wann.

Ich halte diese Fragestellung - gab's das nicht schon mal - echt für den Tod jeglicher neuen Musik.

BBQ.Master
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Re: Mystery - One Among the Living - Rezi

Beitrag von BBQ.Master »

JJG hat geschrieben:
BBQ.Master hat geschrieben:
Melanie Daydreamer hat geschrieben: Was ich aber ebenso wie du vermisse (wenn ich dich richtig verstehe), ist ein eigener, neuer Beitrag, so etwas wie eine eigene Handschrift. Das ist alles sehr schön und perfekt gemacht. Sicher auch mit großer Hingabe, denn dahinter stehen wahrscheinlich viele, viele Stunden Arbeit im Studio.

Aber es war halt alles leider schon einmal da, ständig ertappe ich mich dabei zu denken: "Das erinnert mich an....".
Das ist mein Hauptproblem mit dem Neo-Prog bzw. eher dem Retro-Prog. Bands wie die Flower Kings etc. wirken durch dieses "Mischen" von Merkmalen leider uninteressant.
Ja stimmt, so viele wirklich neue Ideen gibt es von neueren Prog-Bands nicht. Das ist aber auch bei fast allen Bands in "anderen" Rock-Genres so. Analog trifft das auch auf die bewährten Künster zu, da muss man auch ehrlich sein. Wirklich "Neues" gab es von Größen wie Yes, Peter Gabriel, U2, Neil Young, King Crimson ... usw. in den letzten Jahren nicht, also sollte man es den neuen Prog-Bands auch nicht im Besonderen "anlasten".
Langsam... So einfach kann man diese These nicht aufstellen. Es ist etwas völlig anderes, den eigenen Stil weiterzuentwickeln (ob behutsam oder nicht), als bloß mit bereits vorhandenen, allerdings fremden Stilmerkmalen herumzuspielen, ohne wirklich etwas Eigenständiges zu erschaffen.
"It's better to burn out than to fade away ...because rust never sleeps." - Neil Young

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