[REVIEW] The Syn - Syndestructible (2005)

feat. Squire & Banks
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JJG
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[REVIEW] The Syn - Syndestructible (2005)

Beitrag von JJG »

The Syn – Syndestructible

Eine Freundschaft, die bereits in den 60ern entstanden ist, mündete in dieses Album. Diese reicht bis in die Kindheit zurück. Die Freunde aus diesen Tagen sind Chris und Stephen …

„The Syn“ waren ja eine Vorläuferband von „Yes“. Neben Chris Squire (Bass und Gesang) spielten dort auch noch Peter Banks (Gitarre) und Andrew Jackman. Der inzwischen verstorbene Jackman hat z.B. für den Song „Onward“ (Album: Tormato) die Streicher arrangiert.

Aus „The Syn“ wurde „Mabel Greer’s Toyshop“ und später Yes. Einige Überbleibsel sind dann, in veränderter Form“ auf Yes-Alben gelandet. So zum Beispiel der Song „Beyond And Before“, der aus der Feder von Chris Squire und Clive Bailey stammt.
Steve Nardelli hat die Band reaktiviert und 2005 erschien das Album „Syndestructible“.

Tracks:
1. Breaking down walls 0‘51
2. Some time, some way 7‘56
3. Reach outro 3‘38
4. Cathedral of love 8‘58
5. City of dreams 9‘38
6. Golden age 8‘07
7. The promise 13‘28

Line-Up:
Stephen Nardelli – Vocals
Chris Squire – Bass, Vocals
Paul Stacey – Guitars, Vocals
Gerard Johnson – Keyboards, Vocals
Jeremy Stacey - Drums

Syndestructible ist ein Album geworden, welches seine Wurzeln in den psychedelischen Klängen der 60er und den Sounds der ganz frühen progressiven Alben hat. Man kann durchaus Parallelen zur ersten Yes LP und zum Yes-Album ziehen. Allerdings unterscheiden sich die Stimmen von Nardelli und Anderson gewaltig. Während Andersons Stimme sehr filigran, hell und sphärisch klingt, findet man bei Nardelli das ganze Gegenteil. Sein Timbre ist dunkel, relaxed und erdig. Diese Tatsache lässt das ganze Album auch in einem anderen Licht erscheinen.

Die Squire Fans können sich auf dieses Album freuen, weil Chris‘ Bass wie in den alten Tagen klingt und seine Stimme deutlich hervorgehoben wird. Der Opener „Beaking Down Walls“ ist ein frischer Kanon, der der Epilog der ersten drei Songs ist. Es schließt sich das psychedelische „Some Time, Some Way“ an, welches durch eine kleine Melodie verschiedene Gitarren und ein Klavier (ganz im Hintergrund) eingeleitet wird. Diese Melodie zieht sich durch den ganzen Song, welcher durch Chris‘ fette Bassläufe veredelt wird. Nardellis melancholisch-optimistische Stimme lässt den Text wirken. Im Mittelteil dominieren wieder die Gitarren-Akkorde bis zum Aufbäumen der Chöre, die mit den Keyboards verschmelzen um wieder zum durchgehenden Beat zu werden. Überhaupt geben die Stimmen eine interessante Mischung. Wobei Chris seinen Jugendfreund maßgeblich unterstützt, da er die Töne länger halten kann. Die Gitarren leiten dann in den Schlussteil der Trilogie über. Auch hier verschmilzt der Chor mit den vom Keyboard erzeugten Streichern, die Gitarren liefern mit den Drums den Support. Vergleichbar etwa mit den Sounds der ganz frühen Pink Floyd und Procol Harum.

Das Intro von „Cathedral of Love“ erinnert ein wenig an Yes‘ „Survival“ und demgemäß an eine Gitarre in Stile von Peter Banks. Der Song mutiert dann zum getragenen Beat und gibt die textliche Stimmung wider. Ein einsamer Mann läuft durch die Straße und trifft auf die Frau, die ihn aus diesem Zustand befreit. Das Mid-Tempo steigert sich zu Up-Tempo und strotzt dann textlich vor Optimismus und entlädt sich im Bombast um dann wieder getragener zu enden. Auch hier brilliert vor allem Chris mit seinen Backing-Vocals.

Die Abmischung des Albums erinnert stark an die beiden ersten Yes-Alben.

„City of Dreams“ ist ein richtiger Rocker, der mit fetten Gitarren- Riffs und einem federnden Bass überzeugen kann, dann aber durch einen Piano-Vocal-Intermezzo durchbrochen wird. Wie in den anderen Songs fügen sich viele kleine Melodien ineinander. Mit der Textzeile „We are all Members of the Human Race“ wird der Song wieder zum Rocker. Ein Woodstock-Feeling bekommt der Text dann natürlich noch durch die Zeile „Love Peace and Understanding“.

Eine Melange aus Folk und Blues kann der Zuhörer dann bei „Golden Age“ vernehmen. Die einfachen Songstrukturen werden durch diverse Saiteninstrumente aufgewertet, die überwiegend rhythmusdienlich sind. Im Hintergrund gibt es ein paar bluesige Riffs im Stile Claptons, bis die Keyboards eingreifen und eine düstere filmmusikalische Stimmung erzeugen. Das löst sich alles wieder im Folk-Blues auf. Auch stimmlich erinnert Steve Nardelli an den angeblichen Gitarrengott. Der Song ist die richtige Nummer für eine ausgelassene Autofahrt und erinnert hier und da an den manchmal etwas monotonen Beat einer bekannten Südstaaten-Combo.

Das Schlussstück „The Promise“ kann dann als echte psychedelische Prog-Nummer bezeichnet werden. Chris ist zu Gast bei Pink Floyd und Procol Harum (?), so scheint es zumindest im ersten Teil des Long-Tracks. Der Text wirkt wie eine Zusammenfassung der vorangegangen Songs und scheint dann ein wenig vor sich her zu plätschern, bis die Orgel den Einschlafenden aus den Träumen jagt. Hier glaubt man eine ganz alte Genesis-Nummer mit „Ant“ und „Hackett“ zu hören. Guter alter Frühsiebziger Retro-Prog bei dem die Post ab geht, dazu ein schwülstiges Mellotron-Orgel –Tastengewitter, welches sich mit der führenden Stimme messen will, im Outro dann recht bizarr wirkt und das Album beschließt.

Allen Musikern kann man eine gute Arbeit bescheinigen. Ein Album, welches nicht die Übernummer darstellt, sich aber erfreulich von anderen Produktionen abhebt. Natürlich will keiner glauben, dass es 2005 entstanden ist. Vielmehr wird man glauben, es handelt sich um das aufgepeppte Artefakt einer längst vergangenen musikalischen „Golden Age“.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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