[REVIEW] CIRCA - HQ (2009)

feat. Sherwood, Kaye & White
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JJG
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[REVIEW] CIRCA - HQ (2009)

Beitrag von JJG »

CIRCA: HQ

1. If It's Not Too Late (10:50)
2. Haun Solo (1:18)
3. False Start (5:08)
4. Chasing After Ghosts (7:05)
5. Set To Play (1:49)
6. Ever Changing World (4:18)
7. We Can Last (9:16)
8. Twist of Fate (5:17)
9. All Intertwined (7:29)
10. Remember Along the Way (12:36)

Band:
Billy Sherwood – Vocals & Bass
Tony Kaye – Keyboards
Jimmy Haun – Guitars & Vocals
Jay Schellen – Drums & Vocals

Mit kräftigen Klängen wird das zweite Album der Band CIRCA: eingeleitet. Der Song „If It’s Not To Late“ ist gleich ein repräsentatives Beispiel dafür, was man von diesem Album erwarten kann. Moderner eigenständiger Prog-Rock, der seine Wurzeln in den letzten drei Dekaden des vergangenen Jahrhunderts hat. CIRCA: geht mit diesem Album einen weiteren Schritt in Richtung Eigenständigkeit.

Schwere Gitarrenläufe, Keyboard-Bombast, abgesetzte Bassläufe und ein donnerndes Schlagwerk kann der Hörer auf dem ganzen Album vernehmen. Wenn man schon Vergleiche Bemühen will, dann ist dieses Album eine Melange aus den letzten Spock’s Beard Werken, dem Yes-Sounds eines „Big Generator“-Albums und Anleihen aus aktuellen Prog-Metal Veröffentlichungen.

Schöne Counterpoints kann man in besagtem Opener hören. Erst nach einigen Durchläufen war ich mit diesen vertraut. Erstaunlich ist auch die Abmischung des Songs, Die Keyboards und Gitarrenläufe werden oft separiert und auf jeweils das linke und rechte Ohr aufgeteilt. Die Keyboards sind überwiegend links und Gitarren meistens auf der rechten Seite zu vernehmen. Viele kleine E-Gitarren-Solos, die wirkungsvoll mit Hammond-Klängen verwoben wurden, mal rusikal, mal modern meist mit viel Bombast.

Es schließt sich das „Haun-Solo“ an. Unschwer am Titel zu erkennen, dass es sich hier um ein Solo-Stück vom Gitarristen Jimmy Haun handelt. Mr. Haun ist selbstbetitelter Steve Howe Fan, huldigt mit diesem akustischen Stück aber nicht seinem Vorbild. Es erinnert hier eher an eine Instrumentalversion von „Never Going Back Again“ vom grandiosen „Rumors“-Album (Fleetwood Mac).

Eine akustische Gitarre leitet dann auch „False Start“ ein, der dann etwas holprig beginnt. Ein Song, der auch von der Conspiracy-Phase mit Chris Squire stammen könnte. Der Bass-Lauf erinnert hier auch an den Yes-Bassisten. Die sphärische Bridge wertet den Song dann aber wieder auf. Auf die Umsetzung zu den Konzerten kann man gespannt sein. Ein sehr schönes kleines Tasten –Saiten Outro beendet den Song.

Die nächsten sieben Minuten läuft dann „Changing After Ghosts“. Ein schöner Mid-Tempo-Rocksong, mit floydigem Intermezzo, der aber auch eine Schwäche aufzeigt. Billy quält sich hier schon mal ein paar Textzeilen aus der Kehle. Wiederum kann man ein schönes Outro bewundern, mit Keys und schwebendem Bassklängen wird der Song beendet.
Das instrumentale „Set To Play“ bietet wieder eine willkommene Abwechslung und zeigt die Spielfreude auf, mit der die Bandmitglieder zu Werke gehen. Selbst Jay Schellen lässt den Weggang von Alan White nicht vermissen. Beide Drummer haben ohnehin eine ähnliche Spielweise.

Der Rocker „Ever Changing World“ kommt als Up-Tempo-Stück daher und lässt die Band musikalisch headbangen. Gewisse Parallelen zu „Cinema“ (Yes-90125) lassen sich nicht verleugnen.

Die letzten Songs der Scheibe werden dann wieder abwechslungsreicher. „We can last“ wird durch Tonys Keyboard-Sequenz eingeleitet, es folgt ein einfacher Rhythmus, der dann ausgearbeitet wird und das Stück härter werden lässt. Die gute alte Hammond kommt zum Einsatz, Mr. Kaye packt im weiteren Verlauf noch mehr Sounds aus, auf denen sich dann Jimmys E-Gitarren austoben können. Billy durchbricht diese Zweisamkeit mehrmals durch seinen Leadgesang. Dieser Song besticht durch seine Wendungen, in die man sich aber erst hinein hören muss. Schwebende, treibende, Nerv aufreibend Passagen sind Attribute, die auf den Song zutreffen.

Ein schöner harter Riff lässt bei „Twist of Fate“ aufhören, der dann aber in einen Gesang von Billy überleitet. Hat man auf diesem Album schon gehört, lässt den Song ein wenig abflachen, dann wieder Jimmys Ausflüge und Tony macht auch mal einen jazzigen Ausflug am E-Piano.

CIRCA goes Country ? Auf „All Interwined“ anfangs zu hören. Dann fällt die Band wieder in die schon angesprochenen Rhythmen, bietet aber anschließend auch mal akustische Gitarren und Bassläufe ala Chris Squire. Amerikanischer Mainstream ist vorherrschend, der nicht wirklich zwingend ist.

Tonys Keyboards lassen den Song ausklingen und fast nahtlos in den besten Song des Albums übergehen. Mit fast 13 Minuten kommt der Prog-Fan auf seine Kosten. Ein interessantes Intro vom Tastenmann Kaye wird von der Band aufgenommen und lässt den Zuhörer auch mal durchatmen. Der Song wird systematisch auf die Spitze getrieben und verfrachtet die Band in die Schublade Prog - Metal. Dort gerade angelangt, gibt es ein schönes Duett Vocals/Acoustic-Guitar und Billy liefert hier die beste Gesangsleistung des Albums ab. „Remember Along the Way“ kann aufgrund seiner Ausgewogenheit und des Abwechslungsreichtums überzeugen und bildet einen würdigen Abschluss.

CIRCA: werden immer als Yes-Ableger gelten. Alle Musiker haben im Vorfeld schon für oder mit Yes-Musikern gearbeitet. Billy und Tony sind ehemalige Mitglieder. Jimmy Haun war der Gitarrist, der Saitenklänge für das Union-Album beigesteuert (z.B. Gitarren-Riff auf „Dangerous“) hat. Jay Schellen war kurzzeitig Drummer bei Asia während der Downes/Payne – Phase. Er ist auch als Schlagzeuger von World-Trade auf dem Yes-Tribute Album „Tales from Yesterday“ zu hören, auf dem er bei „Wonderous-Stories“ mitwirkte.

CIRCA: sind auf dem richtigen Weg, wobei man aber folgende Bilanz aufstellen kann/muss:
Soll:
- Verbesserung des Leadgesangs und der Alben-Produktion
Haben:
- Eigenständigkeit und solide Fähigkeiten an den Instrumenten
Man darf also auf die Live-Umsetzung der Songs in den Konzerten gespannt sein. Die Verpflichtung von Bobby Kimball als Sänger kann befürwortet werden. Sie wird dem Bandgefüge helfen.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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