Asia - Konzertbericht - Live in Filderstadt (27.03.09)

feat. Downes & Howe
Antworten
Benutzeravatar

Topic author
JJG
Ehren-Admin
Beiträge: 9748
Registriert: Fr 27. Okt 2006, 16:20
Wohnort: Bad Lobenstein
Has thanked: 1467 times
Been thanked: 1096 times

Asia - Konzertbericht - Live in Filderstadt (27.03.09)

Beitrag von JJG »

Konzertbericht Asia in Filderstadt 27.03.2009

Es sollte das erste Rock - Konzert für meinen Sohn werden. Ich hab mir lange überlegt, welche Band dafür wohl geeignet wäre. Da traf es sich gut, dass Asia auf Tour waren. Nach der Schule ging es gleich ins Auto und wir führen gen Süden.

Auf der Fahrt wurde dann die „Asia Live in Tokyo“ eingelegt. Welche Musiker die verschiedenen Instrumente bedienen war Gespräch während unserer Fahrt nach Filderstadt. Gegen 16.30 Uhr kamen wir an und führen gleich mal zum Konzertsaal. Am Hintereingang hatten sich bereits ein paar Fans eingefunden und wollten Autogramme für die CD-Booklets und LP-Cover ergattern. Aus dem Inneren des Saales hörte man schon Geoffrey Downes, der seine Keyboards „stimmte“. Da niemand von der Band zu sehen war, führen wir zum Hotel und legten uns eine Weile aufs Ohr. Gegen 18 Uhr kamen wir dann zur Filharmonie, wie der Konzertsaal genannt wird.

Mit einigen Fans begann ein munteres Gespräch. Ein Fan behauptete steif und fest Asia 1987 in Originalbesetzung (also mit Steve Howe) gesehen zu haben. Ich hab das mit einem Lächeln quittiert. Es stellte sich heraus, dass ein paar Fans nur wegen Steve Howe gekommen waren. Yes war natürlich auch Thema. Vielen Fans war gar nicht bekannt, warum Anderson nicht bei der Present-Tour beteiligt war und warum letztere Konzerte nicht stattfanden. Es bestand also Aufklärungsbedarf in Sachen Yes. Eine Fraktion des Magnum – Forums wollte auch zum Konzert und Kansas war auch Thema. Es kursierte auch das Gerücht, alle Konzertkarten wären bereits verkauft. Da fuhr uns schon der Schreck in die Glieder. 19 Uhr stellten wir fest am falschen Eingang zu stehen.

Als unseren Treffpunkt hatten wir die linke Seite der Bühne gewählt. Wer da traditionsgemäß gut zu sehen ist, ist wohl klar. Kurz nach 20 Uhr begann das Intro und die Band betrat die Bühne. Man konnte gleich erkennen, dass die Bandmitglieder gut gelaunt war. Der Sound war ansprechend, leider sollte sich die tolerante Lautstärke zum großen Manko dieses Konzertes entwickeln.

Mit Klassikern ihres Debüt-Albums begann das Set. Passend dazu gab es auf der Leinwand Einspielungen der gedrehten Videos und Sequenzen aus Livekonzerten der frühen jahre und Bildanimationen von Roger Dean. Wenn auch viele Kritiker Asia für Main-Stream halten, so wären sie live überrascht worden. Nach „Only Time will tell“ folgte „Wildest Dreams“ und zeigte einen spielfreudigen Steve Howe, der sich von Stück zu Stück mit den Solos wohl selbst übertreffen wollte. Wenn man die 60 überschritten hat, dann rosten die Finger ein? Steve musste sich die Fingerspitzen am Mund warmhauchen und dieses Schauspiel wendete sich in explosiven Läufen auf dem Griffbrett seiner Gitarre(n). Mit einem mächtigen Orgelgewitter wurde dann „Never again“ vom neuesten Album, „Phoenix“ intoniert.

In den Mittelpunkt geriet Dr. Howe natürlich wieder bei „Roundabout“, welches im Schlussteil dank Geoffrey Downes ein paar andere Klangfarben bekam. John Wetton hat sich wohl noch nicht so recht mit dem Song angefreundet, weil er einfach paar Textzeilen wegließ. Dann der Prog – Song „Time Again“ mit dem „Quatrolog“ (Gitarre-Bass-Keyboards-Drums) im Schlussteil. Dann begann die Solo-Performance der „Asiaten“. Hierzu nutzte Geoffrey Downes den Schlussteil von „Cutting it fine“. Dieser erinnert mich immer ein wenig an die ruhigen Keyboard-Passagen eines Keith Emerson. Dieses Solo kam gut rüber und die Fans waren erfreut. Seinen obligatorischen Part auf der akustischen Gitarre gab dann natürlich Steve Howe zum Besten. Es gab einen Ausschnitt aus Vivaldis „Winter“ und den Hommage-Song für die Geburt seines Sohnes und Klassiker „The Clap“. John Wetton lieferte den King Crimson Song „Book of Saturday“ab. Dem Sänger muss man eine sehr gute Leistung bescheinigen, es gab für ihn ja schlechte Zeiten, nicht nur was seine Stimme betrifft. Ein akustisches Set konnte man mit Songs aus dem Album „Alpha“ hören. Die bekannten Songs „The Smile has left you Eyes“ und „Don’t Cry“ wurden in dieses Gewand gepackt. Lustig war Carl Palmer, der mit grinsendem Gesicht das Tamburin traktierte und sich neben sein Schlagzeug stellte. Dann kam der Non-Album-Track „Daylight“, der für mich der schwächste Song des Abends war. Stattdessen wäre mir „Midnight Sun“ lieber gewesen. Es folgte „Open You Eyes“ und Carl lief immer mehr zur Höchstform auf.

Wie sehr sich die Gesundheit und entsprechende Erfahrungen auf einen Menschen auswirken, konnte man am Ende des Songs sehen. John Wetton verließ kurzfristig die Bühne und Steve Howe rettete die Situation indem er eine Pause ankündigte. Bis dahin konnte man die Lautstärke als erträglich einstufen. Es schien als hätte der Mann an den Reglern, nach dem akustischen Set, vergessen die Regler auf Normalmaß zu stellen. Wettons Stimme war nun übersteuert und die Töne überschlugen sich im zweiten Teil des Konzertabends. Nun rächte sich auch, dass ich die Ohrstöpsel im Auto vergessen hatte …

„Fanfare for the common Man” ist auch in der Asia-Version ein Klassiker. Carl Palmer war wohl auch der beste Musiker des Abends. Es ist schon erstaunlich, wie er über die vielen Jahre diese Höchstarbeit, an seinem Kit, leisten kann. Steve kündigte den nächsten Song „Without You“ an. Diese Komposition war wohl das erste Stück, welche zu einem Asia-Song wurde. Nach den Single-Auskoppelung „Extraordinary Live“ vom aktuellen Album folgte ein weiterer King Crimson Klassiker „In the Court oft he Crimson King“ und Wetton hatte sichtlich sein mentales Tief überwunden. Mit Beifallsstürmen aus dem Publikum wurde dieser Song aufgenommen. Trotzdem verließen einige Besucher die vorderen Reihen, die Lautstärke steigerte sich über den Scherzpegel. Der Rezensent dieser Zeilen wollte schon ein „much too loud“ rufen, verzog sich dann aber lieber ein wenig rückwärts. Mit „Video Killed the Radio-Star“ zeigte das Quartett auf, wie man einen seichten Pop-Song durch gute Instrumentalleistungen deutlich aufwerten kann. John nutzte ein Megaphon und Geoff trällerte durch den Vocoder. Carl versetzte dem Song verschiedene Rhythmen und Steve übernahm mit der Gitarre ein paar Vocal-Parts. Für mich großes Kino. So sangen auch viele Fans begeistert die Lyrics mit.

„The Heat goes on“ ist für mich der rechte Titel um ein Palmer-Drum-Solo zu umrahmen. Das der Mann viele Jahre zum weltbesten Drummer gekürt wurde, wundert im Saal wohl niemand. Dann kam der große Hit „Heat of the Moment“ und natürlich das große Headbangen, der in die Jahre gekommenen Fans. Dann trat die Band von der Bühne ab, wurde aber ob der großen Zugabe-Rufe nochmals auf die Bühne gerufen.

„Sole Survival“ durfte natürlich auch an diesem Abend nicht fehlen. Der mehrjährige Titelgewinner vom „Guitar Player“ konnte sich noch einmal an seiner Gitarre austoben und sich mit Mr. Downes duellieren. So endete ein tolles Konzert für die Fans. Man kann nur hoffen die Jungs öfters in Breiten zu sehen. Der gehörgeschwächte Mann an den Reglern sollte einen Termin beim nächsten HNO-Arzt bekommen.

Die Fans konnten sich anschließend noch am gut bestückten Asia-Stand mit diversen Fanartikeln eindecken. U.a. gab es Poster von Roger Dean „Alpha“, verschiedene T-Shirts, offizielle Livemitschnitte und auch einige Solo- und Duo-Werke der Bandmitglieder.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf

Yesnik
Beiträge: 151
Registriert: Di 21. Jun 2011, 15:43
Has thanked: 14 times
Been thanked: 35 times

Re: Asia - Konzertbericht - Live in Filderstadt (27.03.09)

Beitrag von Yesnik »

Juhuu! Da war ich auch! Und ich hab mir ein Buggles-T-Shirt gekauft! :biggrinn:

Karl
Beiträge: 39
Registriert: So 12. Mai 2013, 21:48
Been thanked: 14 times

Re: Asia - Konzertbericht - Live in Filderstadt (27.03.09)

Beitrag von Karl »

Dieses Konzert werde ich wohl nie vergessen. Ich war mit meiner Frau zugegen. Es war maximal eine 3/4 Stunde Anfahrtsweg und somit fast vor der Haustüre. In dieser Halle war es an diesem Abend sehr kalt, auch für die Musiker nicht sehr angenehm. Mr. Howe hatte sich an diesem Abend mehrmals in den Saiten vergriffen, was ich bei ihm noch nie erlebt habe. Das lag ausschließlich an seinen dünnen, kalten Fingern. Dieser "Glaspalast" (Filderhalle) ist unheimlich hoch und deshalb schwer auszusteuern. Das haben mir auch andere Konzertbesucher bestätigt, diese Location ist für ein qualitatives Rockkonzert vollkommen ungeeignet. Auch war John Wetton nach überstandener Krankheit nicht sonderlich gut bei Stimme. Carl Palmer und Geoff Downes sind an diesem Abend gut zurecht gekommen. Sie haben sich echt abgemüht und so war es insgesamt ein durchschnittliches Konzert, 14 Monate später, im Kurpark in Bad Krotzingen, waren sie wieder in der Klasse und Spiellaune, wie man diese Musiker kennt. Alle 4 Musiker von ASIA sind absolut professionell und gewissenhaft, bezüglich den Erwartungen ihrer treuen Fans. Mir sagte mal ein Profi-Musiker, wenn es an einem bestimmten Konzertabend nicht passt und alles nicht gut läuft, muss man das Konzert so gut wie möglich, zu Ende spielen und einen Haken dahinter setzen.
Schade, dass ihre Zeit vorbei ist, vor allem, diese wahnsinnig gute Stimme von John Wetton. An diesen Sänger wird sich auch King Crimsons Mastermind Robert Fripp, öfters zurück erinnern.
Antworten

Zurück zu „ASIA“