[REVIEW] Anderson, Bruford, Wakeman & Howe - s/t

veröffentlicht: 20.06.1989

Jon Anderson ; Bill Bruford ; Rick Wakeman ; Steve Howe
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SOON
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[REVIEW] Anderson, Bruford, Wakeman & Howe - s/t

Beitrag von SOON »

ANDERSON, BRUFORD, WAKEMAN & HOWE

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1. Themes – 5:58
I. Sound
II. Second Attention
III. Soul Warrior
2. Fist of Fire – 3:27
3. Brother of Mine – 10:18
I. The Big Dream
II. Nothing can Come Between Us
III. Long Lost Brother of Mine
4. Birthright – 6:02
5. The Meeting – 4:21
6. Quartet – 9:22
I. I Wanna Learn
II. She Gives Me Love
III. Who Was the First
IV. I’m Alive
7. Teakbois (The Life And Times Of Bobby Dread) – 7:39
8. Order of the Universe – 9:02
I. Order Theme
II. Rock Gives Courage
III. It’s So Hard to Grow
IV. The Universe
9. Let’s Pretend – 2:56


Alles begann 1988 damit, dass sich Jon Anderson, wieder einmal, nicht wohl im aktuellen YES Line-up fühlte.
Inzwischen hatte Trevor Rabin das Heft, bei YES, fest in der Hand und eine Neuorientierung in Richtung Heavy-, Melodic-, AORrock durchgesetzt.
Anderson war nur noch der Sänger, seiner Band, die er einmal mitgegründet und mit groß gemacht hatte.
Ihm schwebte eine Besinnung auf die Tugenden der 70er-Jahre-YES vor und so lag es nahe, dass er seine ehemaligen Weggefährten wieder zusammentrommelte.
Anfang des Jahres 1989 fanden sich somit folgende Musiker, für die Vorproduktion eines Albums, in Paris ein: Jon Anderson, Bill Bruford, Steve Howe und Rick Wakeman -die klassische Fragile/Close To The Edge Besetzung.
Allerdings sagte Chris Squire „No“ und weil er die Namensrechte -an YES- gerichtlich zugesprochen bekam, musste ein neuer Bandname her: Anderson, Bruford, Wakeman & Howe.

Zu den Aufnahmen traf man sich in den Air Studios auf der Karibikinsel Montserrat, die dem Beatles Produzent George Martin gehören.
Als Co-Produzent holte sich Jon Anderson, Chris Kimsey der von der Zusammenarbeit mit den Rolling Stones einen guten Namen hatte.

Auch wenn der Aufnahmeprozess alles andere als einfach war, kann sich das Ergebnis, dieser Kollaboration, das im Mai 1989 veröffentlicht wurde, sehen lassen.
Jon Anderson hielt alle Fäden von Anfang bis Ende der Produktion in der Hand und realisierte ein Studiowerk welches die progressiven Strukturen der 70er-Jahre-YES, mit dem Sound der aufkeimenden 90er Jahre verband.
Die komplex und virtuos umgesetzten Titel Themes, Fist of Fire und Birthright sind die bemerkenswertesten Songs der Platte.
Die drei suitenartigen Longtracks Brother Of Mine, Quartet und Order Of The Universe sind von typischen Yesklischees geprägt.
Brother of Mine ist von der Melodiendichte an Long Distant Runaround und im Refrain am hymnischen Überschwang von Heart Of The Sunrise orientiert.
Quartet präsentiert Anderson/Howe, hochgeistig, mit akustischen Panoramawanderwegen, wie in besten And You And I Zeiten.
Weniger gelungen aber dennoch eine gute Rocknummer ist Order Of The Universe welches eigentlich aus zwei eher Melodic /AOR mäßigen Rocksongs zusammengeflickt worden ist und durch die Länge von 10 Minuten nur eine gewisse Progressivität vortäuscht.
Ein Glanzlicht von Anderson/Wakeman ist das pianoperlende The Meeting welches einem mit herzzerreißend schönen Melodien eiskalte Schauer den Rücken runterlaufen lässt.

Ein schlackeloses Meisterwerk ist ABWH dann doch nicht geworden, denn da gibt’s auch noch ein paar Schwachpunkte wie z.B. Teakbois das überhaupt nicht in das Albumkonzept passt und mit käsigen Keyboardsounds Karibikflair vorgaukelt.
Auch produktionstechnisch hat das Album die Zeit nicht unbeschadet überstanden wobei vor allem der klinische Schlagzeugsound und das von Computer-Programming beeinflusste vielschichtige Soundgewebe ziemlich störend wirken.

Alles in allem zählt ABWH sicher zum besten was YES zwischen 1980 und 2000 vollbracht hat und ist seit der Veröffentlichung der 5CD Box In A Word Yes , wo die Scheibe in der Discographie zwischen Big Generator und Union geführt wird, auch als YES Platte akzeptiert.
Zu empfehlen ist ABWH vor allem Fans von der Going For The One/Tormato- Phase, an die ganz großen Klassiker kommt sie aber nicht ran.

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Jon Anderson - Gesang
Bill Bruford – Akustisches und Elektronisches Schlagzeug
Rick Wakeman - Keyboards
Steve Howe - Gitarren


Tony Levin - Bass, Chapman stick, Gesang
Matt Clifford - Keyboards, Programming, Orchestrierung, Gesang
Milton McDonald - Rhythmusgitarre

The Oxford Circus Singer:
Deborah Anderson - Backing Vocals
Tessa Niles - Backing Vocals
Carol Kenyon - Backing Vocals
Frank Dunnery - Backing Vocals
Emerald Community Singers, Montserrat - Backing Vocals


Produziert von Chris Kimsey und Jon Anderson

Cover, Graphiken und Design von Roger Dean
Frontcover : Blue Dessert
Backcover : Red Dessert

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Aprilfrost
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Re: REZI: ANDERSON, BRUFORD, WAKEMAN & HOWE - s/t

Beitrag von Aprilfrost »

Mir war gar nicht aufgefallen, dass Frank Dunnery als Backgroundsänger mitmachte. MMn ist dies ein Yes-Album wie andere auch mit einer ganz eigenen Ausrichtung. Die Bandmitglieder kommen alle zur Geltung, und die Lieder sind zumindest nicht schwach. Ich habe die Jungs damals live bewundern dürfen. Selten habe ich eine so spielfreudige Truppe gesehen.

Fragile
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Re: REZI: ANDERSON, BRUFORD, WAKEMAN & HOWE - s/t

Beitrag von Fragile »

Nachdem mir die ABWH nun etwas vertrauter ist, möchte ich mich zunächst einmal mit fast dreijähriger Verspätung bedanken für Soony's sehr aufschlussreiche Albumvorstellung.

Mir gefällt das Album ziemlich gut, man kann es durchaus als musikalischen Nachfolger für die "GoingFor The One"/"Tormato"-Ära bezeichnen, obgleich es auch durch den typischen Sound der späten 80er Jahre (Synthieteppiche/Simmons E-Drums) nicht so zeitlos klingt wie die anderen genannten Alben. Aber Songs wie "Birthright", "Brother Of Mine", "Order Of The Universe" und das sehr schöne "The Meeting" können auf jeden Fall mit Klassikern wie "Awaken" oder "And You And I" mithalten, wie ich finde. Auch "Quartet" ist nicht übel. Über "Teakbois" gehen die Meinungen ja sehr weit auseinander. Ich mag es auf jeden Fall nicht deswegen, weil es ein Highlight im Yes/ABWH-Schaffen wäre, sondern weil die Herren Anderson, Bruford, Wakeman und Howe einfach mal ganz neue musikalische Wege gegangen sind, die man als Hörer vielleicht nicht erwartet hätte. Natürlich sind sie aber auch nicht die Einzigen, die für solcherlei Aktionen kritisiert werden, siehe auch Genesis ("Abacab"), The Beatles ("Magical Mystery Tour"), R.E.M. ("Monster"), Pink Floyd ("Animals").
Viele Fans hätten sich statt "Teakbois" ja zum Beispiel auch "Vultures In The City" auf das ABWH-Album gewünscht. Aber ganz ehrlich: Nichts ist für kreative Musiker (zu denen ich Yes einfach mal zähle) langweiliger als "more of the same", und "Vultures..." würde zumindest meiner Meinung nach schon in diese Kategorie fallen.

Fazit: Auch wenn ich ABWH nicht zu meinen Top5-Lieblingsalben zähle, ist es bei mir immer noch ein gern gehörtes Album.
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Fragile
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Re: REZI: ANDERSON, BRUFORD, WAKEMAN & HOWE - s/t

Beitrag von Fragile »

Aprilfrost hat geschrieben:Mir war gar nicht aufgefallen, dass Frank Dunnery als Backgroundsänger mitmachte.
Stimmt, ich las es bestimmt auch erst ein bis zwei Jahre nach dem Kauf der Platte. :oops:
By the way, hat es eventuell rechtliche Gründe, dass er in den ABWH-Credits als "Frank" und nicht als "Francis" gelistet ist?
SOON hat geschrieben:Auch produktionstechnisch hat das Album die Zeit nicht unbeschadet überstanden wobei vor allem der klinische Schlagzeugsound und das von Computer-Programming beeinflusste vielschichtige Soundgewebe ziemlich störend wirken.
Das kann ich nur unterschreiben. Es hätte dem Album sicherlich nicht geschadet (weder von der Qualität, noch vom Erfolg her), wäre die Band eventuell auch soundtechnisch wieder zurück zu den Wurzeln mit etwas dezenterem Synthie- und E-Drum-Einsatz gegangen. Selbst 90125 klingt in der Hinsicht bis heute zeitloser und gerade ab Mitte der 80er gab es viele Künstler, die sich wieder auf das Wesentliche besinnen wollten. Eine gewisse Sade Adu hatte es vorgemacht, Suzanne Vega, Tanita Tikaram und Tracy Chapman sollten folgen.
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