Mein stärker werdendes Gefühl...

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DocFederfeld
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von DocFederfeld »

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BBQ.Master hat geschrieben:@Doc: Mich interessiert, wo du den Unterschied zwischen einer Band und einem Projekt siehst. Kannst du das mal erklären?
Ich zitiere aus meinem eigenen Beitrag weiter oben ;)
Ich sehe Yes schon seit Jahren als ein Progrock-Projekt an und nicht als Band - es gibt kaum zwei Alben in Folge mit der gleichen Besetzung und wenn man ABWH dazuzählt (und das tue ich genauso wie Du), dann gibt es tatsächlich keinen, der an allen Alben beteiligt war. Mich erinnert das stark an Blood, Sweat & Tears - auch da gab und gibt es ein ähnliches Kuddelmuddel.
->> Es gibt (so sehe ich das) bei Yes nur eine sehr lose Kontinuität. Der "Band-Stammbaum" ist total verzweigt, die Besetzungen wechseln ständig - man kann das sehr hübsch auf dem deutschen Wikipediaeintrag anschauen - eine Besetzung hat nie mehr als zwei Alben in Folge hinbekommen. Wenn ich richtig gezählt habe, gehören bzw. gehörten insgesamt 16 verschiedene Musiker zu Yes - im Vergleich dazu gerade mal vier zu Rush, vier zu ELP oder fünf zu Pink Floyd. Zu einem Bandcharakter gehört für mich einfach mehr Beständigkeit. Natürlich ist Yes eine "Rockband", aber für mich persönlich wirkt dieser zerstrittene Haufen oft eher wie ein Projekt.

Fragile
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von Fragile »

Chris und Alan wurden vor ca. 10 Jahren in einem Interview mit ntv auch mal dazu befragt, ob sich Yes eher als eine Band oder aufgrund des stetigen Besetzungswechsels langfristiges Projekt sieht. Sie antworteten darauf sinngemäß:

Chris: "Ich weiß nicht. Als Jon und ich die Band gründeten, haben wir praktisch eigentlich immer zusammengearbeitet. Aber wie du schon sagtest: Steve Howe war mal dabei und mal nicht. Vielleicht sind Jon, Alan und ich ja der Maschinenraum der ganzen Angelegenheit und die anderen Leute kommen und gehen."

Alan: "Maschinenraum, das gefällt mir! Der Treibstoff in diesem Maschinenraum ist, denke ich, die Musik. Der Grund für den fortdauernden Bestand der Band liegt auch darin, dass eben einzelne Mitglieder kommen und gehen, weil sie nebenher eigene Soloprojekte verfolgen, aber als Maschine hat die Band die ganze Zeit weitergearbeitet, vor allem Chris und ich als Rhythmussektion."

Chris: "Wir beiden sind quasi sowas wie die Fleetwood Mac von Yes!" (lacht)
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SOON
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von SOON »

Mannimanaste hat geschrieben:
Für mich hat es sich jetzt, ein Jahr nach dem Karlsruhe Konzert heraus kristallisiert, dass ich YES als gestorben betrachte, solange Jon nicht dabei ist, und dass ich auf dieser Basis weder ein neues Konzert erleben, noch ein neues Album hören möchte.
kann ich gut verstehen! Etwas mehr Respekt vor der Vergangenheit würde ich mir wünschen!
Mannimanaste hat geschrieben:
Aber vielleicht gibt's ja doch noch mal eine Wiedergeburt von YES
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Caravan
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von Caravan »

Für mich ist die entscheidende Frage: Wo geht es musikalisch hin. Ich gehöre ja eher der älteren Fraktion an, wünsche mir daher eher mal wieder ein Meisterwerk wie CTTE, TFTO oder Relayer!!!, vielleicht ein Konzeptalbum. Ich glaube aber, dass dieser Weg ohne Jon nicht zu begehen ist, durch die "Neuen" werden sich YES weiterentwickeln, was grundsätzlich auch gut ist. "Stillstand ist Rückschritt", sagte mal ein ehemaliger Chef von mir. Bei YES wäre mir persönlich aber ein Rückschritt in die o.g. Richtung lieber:-)

DocFederfeld
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von DocFederfeld »

Caravan hat geschrieben:Für mich ist die entscheidende Frage: Wo geht es musikalisch hin. Ich gehöre ja eher der älteren Fraktion an, wünsche mir daher eher mal wieder ein Meisterwerk wie CTTE, TFTO oder Relayer!!!, vielleicht ein Konzeptalbum. Ich glaube aber, dass dieser Weg ohne Jon nicht zu begehen ist, durch die "Neuen" werden sich YES weiterentwickeln, was grundsätzlich auch gut ist. "Stillstand ist Rückschritt", sagte mal ein ehemaliger Chef von mir. Bei YES wäre mir persönlich aber ein Rückschritt in die o.g. Richtung lieber:-)
Mir fehlt da jeder Optimismus - die von Dir aufgezählten Werke sind vor mehr als drie Jahrzehnten erschienen. Und Rückschritte hat die Band ja bei "ABWH", "Union" oder "The Ladder" versucht - mit sehr zweifelhaften Ergebnissen. Ich denke, man kann und sollte die Uhr nicht zurückdrehen.

BBQ.Master
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von BBQ.Master »

DocFederfeld hat geschrieben:
Caravan hat geschrieben:Für mich ist die entscheidende Frage: Wo geht es musikalisch hin. Ich gehöre ja eher der älteren Fraktion an, wünsche mir daher eher mal wieder ein Meisterwerk wie CTTE, TFTO oder Relayer!!!, vielleicht ein Konzeptalbum. Ich glaube aber, dass dieser Weg ohne Jon nicht zu begehen ist, durch die "Neuen" werden sich YES weiterentwickeln, was grundsätzlich auch gut ist. "Stillstand ist Rückschritt", sagte mal ein ehemaliger Chef von mir. Bei YES wäre mir persönlich aber ein Rückschritt in die o.g. Richtung lieber:-)
Mir fehlt da jeder Optimismus - die von Dir aufgezählten Werke sind vor mehr als drie Jahrzehnten erschienen. Und Rückschritte hat die Band ja bei "ABWH", "Union" oder "The Ladder" versucht - mit sehr zweifelhaften Ergebnissen. Ich denke, man kann und sollte die Uhr nicht zurückdrehen.
Das stimmt. Die Band sollte die Flucht nach vorne suchen und endlich etwas Neues probieren.
"It's better to burn out than to fade away ...because rust never sleeps." - Neil Young

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JJG
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von JJG »

BBQ.Master hat geschrieben:Das stimmt. Die Band sollte die Flucht nach vorne suchen und endlich etwas Neues probieren.
Steve Howe hat über das neue Album gesagt:
I don't know how to describe it. Just given that we haven't recorded an album since, I don't know ... 2001, or are about ten years. I'm happy to record again, because many of these recordings [Open Your Eyes, The Ladder and Magnification] were real headaches and left a bitter taste, so we're trying to have a pleasant experience, with which we feel good and is to everyone's taste. What I can say? It's like asking Stravinsky before he wrote The Rite of Spring, "How will it be?" How would you describe it? I won't sell the album in advance, it's the music that we do, it will be another chapter, another step in the recording career of Yes. We don't know, it isn't finished but we are playing very well.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

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JJG
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von JJG »

Hier ein Bild aus dem Yes-Labor:

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"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

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Topographic
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von Topographic »

Mannimanaste hat geschrieben: Seit ich nun mehr Abstand zum Konzert-Erlebnis habe, verstärkt sich mein Gefühl mehr und mehr, dass ich YES nicht als YES akzeptieren will und werde, solange Jon Anderson nicht der Sänger ist.

...

Für mich hat es sich jetzt, ein Jahr nach dem Karlsruhe Konzert heraus kristallisiert, dass ich YES als gestorben betrachte, solange Jon nicht dabei ist, und dass ich auf dieser Basis weder ein neues Konzert erleben, noch ein neues Album hören möchte.

Aber vielleicht bin ich ja einfach nur alt und unflexibel geworden... ;)

Viele Grüße,
Martin
Mir geht es ja ähnlich - Jon ist um ein Vielfaches prägender als jeder andere Musiker, der jemals bei YES mitgewirkt hat.

Das Problem ist tatsächlich das Alter - unser Alter. Die Abschiede mehren sich - und man muss wirklich lernen Abschied zu nehmen. Von manchen Zielen, Aktivitäten, Gewohnheiten, gesundheitlichem Befinden, lieben Menschen und so manchem, das uns in der Sozialisation so geprägt hat. Das zu akzeptieren ist nicht immer leicht.

YES und ihre Musik gehören bei mir zur Sozialisation. Die Konzerte 2009 ohne Jon (und Rick) waren zunächst schlimm - auch, weil die Musiker sichtlich gealtert sind und in ihrer Livepräsenz verglichen mit 2004/2005 sehr nachgelassen hatten.
Andererseits - ich hatte Tickets für ein YES-Tribute-Konzert, zu dem Steve Howe als Gast auftreten sollte - und mochte die Youtubeaufnahmen. Ich war bei Alan White, der mit einer Hausband in Ludwigsburg YESTitel spielte - und es war klasse. Ich war bei YOSO und hab ihre Interpretation von "Open Your Eyes" erlebt - wirklich großartig. Die Flower Kings mit ihrer Interpretation von "Soon" - ich war tief beeindruckt.

Hängt es also tatsächlich am Bandnamen "YES"? Würde man ein Konzert als HSW, die sich eben zwei Musiker geholt haben, um ihre YESSongs zu spielen, gefühlsmäßig positiver aufnehmen? Durchaus möglich - aber rational kaum nachvollziehbar.

Wir Menschen sind auch so geprägt, unsere "Helden" live sehen zu wollen. Für eine zweistündige Begegnung mit Idolen - sei es Musik, Sport, Literatur, Film... - nehmen wir lange Anreisen in Kauf (und viel Geld - Meet & Greet mit Rihanna auf ihrer Tour 2011 kostet immerhin 500 Euro - und die Tickets gehen weg!).

Eigentlich wichtig aber ist ihr kulturelles Schaffen und Wirken - das hat uns wesentlich mehr beeinflusst und bleibt auch nachhaltiger, als kurze Begegnungen oder Konzerterlebnisse aus zig Metern Entfernung.


Was YES betrifft - für mich bleiben die Songs. Mag sie jeder interpretieren, wie er will. Die Originale des Classic-Lineups höre ich mir über meinen Kopfhörer an. Das Konzerterlebnis aber lasse ich mir nicht nehmen. Ein Abend voller gut gespielter YESSongs - das ist okay. Jon fehlt, ja, das prickelnde Konzertgefühl auch - aber das Leben geht weiter und ich möchte nicht in der Vergangenheit stecken bleiben. Was sollten etwa Pink Floyd Fans machen? Nicht mehr zu Gilmour gehen, weil er seine PF-Songs nun auch noch ohne Rick Wright spielen muss? Nicht zu Roger Waters, weil er The Wall durch gänzlich andere Musiker interpretieren lässt? Warum finden PF-Tribute-Shows so einen großen Anklang? Es ist vor allem die Musik. Wenn sie live durch die Originale gewürzt wird - viel besser, klar. Aber - alle werden älter, da muss man loslassen können.
Also, gönne dir die YESMusik, authentischer wirst du sie kaum noch live erleben können. Und gib den Musikern eine Chance - vielleicht machen sie ja doch ein gutes Album, auch ohne Jon und Rick. Halt anders... Und dann heißt es weiterziehen, Neues entdecken, neue Ziele setzen. Mit diesem Forum fiel mir das wesentlich leichter - die Fülle an unglaublich guter Musik, die ich hier kennengelernt habe, lässt mir eigentlich gar keine Zeit, traurig zurück zu blicken. Na, manchmal vielleicht...
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Aprilfrost
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von Aprilfrost »

Ein ganz wichtiger, positiver und vielleicht sogar weiser Beitrag, Topo. Es macht sicher einen Unterschied, ob ich eine Band sehen will oder ob ich die Musik der Band hören will. Natürlich ist z. B. "Machine Messiah" von Dream Theater nicht dasselbe wie das Stück von Yes. Aber deswegen ist es ja nicht schlecht - nur eben anders. In einer Zeit, in der die Reihen der alten Helden sich lichten, wird die Chance ein Original-Line-up zu sehen halt immer kleiner. Da kann es wirklich helfen seine Einstellung zu ändern und sich zu sagen: "Wow, dass ich dieses Stück jetzt live erleben kann, ist schon toll."
Eins sei aber noch angemerkt: Ein schlechtes Konzert ist ein schlechtes Konzert, egal von wem. Das würde ich auch nicht schönreden wollen.

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Mannimanaste
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Re: Mein stärker werdendes Gefühl...

Beitrag von Mannimanaste »

Hallo topographic,

ich danke Dir für Deinen super Beitrag, den ich voll und ganz nachfühlen kann! Deine Worte haben mir wirklich geholfen, was mein Gefühl zum Yes-Konzert ohne Jon und mein Gefühl zur aktuellen Yes-Entwicklung betrifft!

Mehr kann ich eigentlich gar nicht dazu sagen. I get up, I get down... :)

Lieben Gruß,
Martin
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