[REVIEW] 1st Album- (1969)

veröffentlicht: 25.07.1969

Jon Anderson ; Chris Squire ; Bill Bruford ; Tony Kaye ; Peter Banks
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SOON
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[REVIEW] 1st Album- (1969)

Beitrag von SOON »

1. Beyond And Before (Chris Squire/Clive Bailey) - 4:57
2. I See You (Jim McGuinn/David Crosby) - 6:52
3. Yesterday And Today (Jon Anderson) - 2:51
4. Looking Around (Jon Anderson/Chris Squire) - 4:02
5. Harold Land (Jon Anderson/Chris Squire/Bill Bruford) - 5:45
6. Every Little Thing (John Lennon/Paul McCartney) - 5:45
7. Sweetness (Jon Anderson/Chris Squire/Clive Bailey) - 4:33
8. Survival (Jon Anderson) - 6:17

Laufzeit: 41:07
Recorded: Spring 1969 at Advision and Trident Studios, London, England
Produktion: Paul Clay & Yes

Jon Anderson - Gesang
Peter Banks - Gitarre, Gesang
Bill Bruford – Schlagzeug, Vibraphone
Tony Kaye - Keyboards
Chris Squire - Bass, Gesang


Am 4. August 1968 gaben YES ihr Debüt-Konzert in Essex, England.
Ab diesem Zeitpunkt hatten sie fast täglich Auftritte im ganzen UK.
Gespielt wurden neben eigenem Songmaterial auch Coverversionen von den Beatles, Bydrs, Traffic und 5th Dimension.
Besonders auffällig war jedoch die Interpretation von Bernsteins „West Side Story“ in
Something's coming, wo sich die Band an der Arbeitsweise von Vanilla Fudge orientierte.
Diese Einflüsse traten alle bei den Aufnahmen zu ihrem ersten Album hervor.
Geprägt durch die Tretmühle ihrer Konzertauftritte hatten die Musiker, jeder für sich, einen eigenständigen Stil an ihren Instrumenten entwickelt, der bald unverkennbar wurde.

Die Aufnahmen gestalteten sich schwierig, weil man noch recht unerfahren mit der Arbeit im Studio war.
Erschwerend kam hinzu, dass der von Atlantic Rec. abgestellte Produzent - Paul Clay- zwar ein Studioprofi war, jedoch noch nie mit einer Rockband zusammen gearbeitet hatte.

Beyond And Before geht noch in die Zeit von Mabel Greer's Toyshop zurück und wurde von Chris Squire und Clive Bailey verfasst.
Eröffnet mit einem auffälligen Bassriff wird das ganze Stück im Chor vorgetragen und lässt noch sehr die psychedelischen Wurzeln von MGT erkennen.

Dem Byrds-Stück I See You wurde ein jazziger Anstrich verpasst, der hauptsächlich auf Bruford und Banks zurück geht.
Es gibt einige Tempowechsel und im Zwischenteil dehnt Peter Banks das Stück mit einem Solo aus, das sein ganzes Können demonstriert.
Sehr gelungen wie die Band aus dem Instrumentalpart wieder in den Liedteil zurückfindet.
Auch hier dominiert wieder ein mehrstimmiger Harmoniegesang, die Hauptstimme ist aber eindeutig von Jon Anderson.
Yesterday And Today ist eine langsame Folkballade von Anderson mit akustischer Gitarre und Piano als Bekleidung.
Zwar nicht Andersons beste Leistung als Songwriter aber dank Bill’s Vibraphone-Klänge ein sehr magisches Stück.

Bei Looking Around spielt die riff-treibende Orgel die Hauptrolle.
Der Songaufbau ist eher simpel und der Refrain sehr eingängig.

Harold Land hat einen Erzählcharkter und besticht durch einige überraschende Wendungen.
Es ist das abwechslungsreichste Stück der Platte und hat eine merkwürdige sakrale Stimmung.

Every Little Thing ist ein eher unbekannter Beatlessong aus dem Jahre 1964.
YES geben dem Track jedoch ein komplett neues Liedgerüst.
Gesanglich die wohl beste Leistung auf dem Debut, sind auch die freakigen Instrumentalausbrüche sehr stark.
Auch rhythmisch geht der Song wie eine Dampflok los, ganz anders als das Original.
Das Tempo ist bisweilen atemberaubend und Banks Gitarrenriff sehr einprägsam.

Sweetness ist ein sanfter Popsong, der in seiner Harmonieseligkeit an US Folkrock-Bands erinnert.
Andersons etwas rauchiger Gesang nervt hier bisweilen.
Instrumental hat das Lied nichts zu bieten und dient wohl eher als Ruhepol zum vorherigen Song.
Der Titel wurde auch im Soundtrack zum Film "Buffalo '66" verwendet.

Survival ist das Highlight und zukunftsweisendste Stück des Albums.
Alle Instrumente treten hier gleichberechtigt in Erscheinung.
Nach einem furiosen Intro folgt ein balladesker Versteil der zum hymnischen Refrain führt.
Der Abschluß ist leider etwas zu abrupt, da wäre ein Finale das i-Tüpelchen gewesen.

Am 25. Juli 1969 wurde das YES-Debut veröffentlicht.
In nur einem Jahr hatte die Band eine beeindruckende Eigenständigkeit und Reife erreicht.
An die 69er Veröffentlichungen von King Crimson, Caravan, Jethro Tull oder Procol Harum kommt man jedoch nicht heran.
Zwar sind Yesterday And Today und Sweetness nicht unbedingt schlecht aber im YES- oder Prog-Kanon sind das doch recht verzichtbare Kompositionen.
Die beiden Coverversionen wurden wohl auch nur aufgrund mangelndem eigenem Material, als Lückenfüller, aus ihrem Liverepertoire übernommen.
Bleiben mit Harold Land und Survival nur 2 außergewöhnliche YES-Tracks die es aber auch nie zu Klassikerstatus brachten.
Zumindest durch die herausragenden Instrumental-Fähigkeiten und dem exzellenten Harmoniegesang kann das Album überzeugen.
Wobei man auch die kurze Produktionszeit und die mangelnde Studioerfahrung der Band berücksichtigen muß.

Das Cover (Sprechblasenlogo) wurde übrigens von Peter Banks entworfen allerdings nicht bei der US-Ausgabe verwendet.

Bewertung: 6,5 von 10
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rowoma
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Re: YES -1st Album- (1969)

Beitrag von rowoma »

Danke, Soony, für diese fundierte Betrachtungen - animieren mich gerade ganz dolle, die Scheibe wieder aufzulegen...

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Re: YES -1st Album- (1969)

Beitrag von Member Z »

rowoma hat geschrieben:Danke, Soony, für diese fundierte Betrachtungen - animieren mich gerade ganz dolle, die Scheibe wieder aufzulegen...
:88n: Dem schließe ich mich zu 122,5 % an! :biggrinn:
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nixe
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Re: YES -1st Album- (1969)

Beitrag von nixe »

Ich gehe mal davon aus, das Deine Bewertung, Soony, vom GesamtKunstWerk Yes, nur 6,5 ist!
Das Album selbst, mit seinem sixtyFlair, gefällt mir wesentlich mehr, als nur 6,5!!!
Tschüß
nixe

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JJG
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Re: YES -1st Album- (1969)

Beitrag von JJG »

Schönes Album mit guten Songs, schöne Besprechung Chef!
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Saaldorf
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SOON
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Re: YES -1st Album- (1969)

Beitrag von SOON »

anixek hat geschrieben:Ich gehe mal davon aus, das Deine Bewertung, Soony, vom GesamtKunstWerk Yes, nur 6,5 ist!
Das Album selbst, mit seinem sixtyFlair, gefällt mir wesentlich mehr, als nur 6,5!!!
Klar, es ist eben nicht der ganz große Wurf, wie Ctte oder Relayer.
Dennoch kann ich auch eine Scheibe die ich nur mit 5 bewerte gerne hören.
Da sind dann halt ein paar Gurken dabei.
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JJG
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Re: [REVIEW] 1st Album- (1969)

Beitrag von JJG »

Bill Bruford hat sich selbst zum ersten Yes-Album geäußert. Ich will sein Statement hier mal komplett zitieren:
Bill Bruford hat geschrieben:
Noodling around on the net, Sal Nunziato’s blog caught my eye. He suggests that very little has been said about Yes’ first album, so I thought I’d try to be helpful.

Of course, we Yes-men were very new to each other, and from wildly different musical, social and geographical backgrounds. In a country where regional accents can vary within 60 miles, and somebody who lives 250 miles north of London (Jon Anderson, Accrington) can be virtually unintelligible to a southerner, it may come as a surprise to North American Yes-watchers that early Yessers had practically nothing in common. Jon was all Sibelius, Beach Boys and vocal harmony, as was Chris. I was a jazzer who wanted to be Max Roach who knew little about rock or vocal-orientated music. (Harold Land was a hard-bop tenor saxophone player, dead now, but quite why we named a song after him I can’t remember.) Pete was big into being Pete Townsend but knew Wes Montgomery’s octave-sound. And I don’t think anyone asked Tony Kaye what he liked.

From this unlikely smorgasbord we had to fashion something. Perhaps more than contemporary bands, we were a ‘covers’ band. We played music from the Fifth Dimension, the Beatles, David Crosby, and Leonard Bernstein, inserted vast amounts of ripped off digestible classical music and TV themes, and made the whole lot sound like a cross between Vanilla Fudge and the Beach Boys. My kind of band!

I suspect I thought we were great – in the manner of most 18-year olds. Atlantic gave us a four-page recording contract, and off to the studio we went. Probably Advision, then in Bond Street, London. It was my first time recording, and I had to learn fast. I remember it only dawned on me at the end that you could alter the mix you got in the headphones. I hung on through grim death through the album with a deafening Peter Banks in one ear and precious little of anything in the other – quite a feat when you remember much of ‘I See You’ is a guitar and drums duet.

I detect vibes on Yesterday and Today. Jon was entirely encouraging to all comers on all instruments, irrespective of ability, in an early presage of his love of an orchestrally-wide tonal palette. Tony Kaye stuck religiously to his Hammond organ, and the minute we found a Rick Wakeman who was able to deliver a much broader range of sound colours, Tony’s days with the band were numbered. My mallet playing got as far as Fracture with Robert Fripp and King Crimson, and my own first albums with Bruford, but then I let it drift, with too much else to do.

We didn’t know any producers – other than George Martin, who was probably busy – and we didn’t know anything about production. Accordingly we were assigned someone called Paul Clay, a bit like those movies where the cop says to the bad guy “You’re entitled to legal representation; if you don’t have a lawyer, the Court will appoint you one”. Clay ensured that the stuff got safely to tape, with some sort of stereo image and not too much distortion. That was about the extent of that. I don’t remember attending any mixing sessions.

A possible moral of the story for young bands starting out is that I’m a keen believer in starting with covers, but then ‘re-imagining’ them when you are beginning to find your stylistic feet. If you already know the Star-Spangled (Mangled?) Banner, it’s a lot easier to detect the bit about it that is specifically Hendrix when he plays it. If you know Bernstein’s ‘America’, you can hear Keith Emerson’s Hammond organ spitting fire all over it. Covers are a good place to begin; you don’t have to write your own stuff until you are more confident.

So, all in all, Yes’ first was a simple, naïve affair. A beginners’ album which got us some headway, and most importantly gave the budding Anderson-Squire writing partnership its first recorded results. It sold poorly after great reviews.
January 31st, 2018
Quelle: http://billbruford.com/life-covers-band ... lbum-1969/
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

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