[REVIEW] Relayer (1974)

veröffentlicht: 28.11.1974

Jon Anderson ; Chris Squire ; Steve Howe ; Alan White ; Patrick Moraz
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Max
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[REVIEW] Relayer (1974)

Beitrag von Max »

Nachdem Rick Wakeman 1973 von Yes weggewichen war, u.A. weil er Probleme mit dem Vorgängeralbum "Tales" hatte, holten Yes sich den Schweizer Keyboarder Patrick Moraz ins Boot, der diese Gruppe verehrte und für diese Gruppe seine junge Vorgängergruppe leider Gottes verließ...
Dann entstand das Album "Relayer", ein sehr gitarren- und synthesizerdominiertes Album - mit Höhen und Tiefen.

Los geht es mit schnellem Rhythmus und Synthesizerflimmern im 24minütigen Opener The Gates of Delirium, dann soliert Steve Howe an der Gitarre - mal "muted", dann gezupft. Dann setzt der Bass schon das Gesangsthema darauf, Anderson singt ohne Text dazu. Nach krummen Tönen und einer Mellotronüberleitung beginnt der Gesangsteil: Andersons Gesang zu akustischer Gitarre und saubere Keyboards, Howe setzt eine Countrygitarre dazu, Squire spielt am Bass krumme Dissonanzen. Dann setzt ein Instrumentalteil mit Schussgeräuschen und Sirenentönen vom Synthesizer ein, Alan White verprügelt jegliches Percussion, Steve Howe spielt krumme Melodien auf der Gitarre. Das klingt alles recht hardrockig - es geht bei dem Lied ja auch um den Krieg ("Wars that shouts and screams of anguish"). Aber zu jedem Krieg gehört auch ein Frieden; so war es zumindest bisher immer. Langsam wird die Stimmung ruhiger, zwar ist es immernoch rockig, aber es entsteht wieder eine geregelte Melodie, diesmal vom Synthesizer und der Gitarre. Wenn jetzt aber Schluss wäre, wäre mir das alles zu aufgeregt, man sollte schon die Möglichkeit haben, nochmal durchzuatmen, denn dieser Lärm hat einen ganz schön aus der Fassung gebracht. Und so ist es auch: Synthesizerflächen, Windgeräusche, verhallte Gitarrenakkorde - dann kristallisiert sich eine Melodie heraus, die von der Slidegitarre gespielt wird. Nun kommt eine Hammondorgel dazu, Akustikgitarre, und Anderson singt dazu als die Hoffnung in Person - mit seiner klaren Stimme, und einem wunderschönen Text, eine typische Anderson-Ballade. Dann Rhythmuswechsel - Dreivierteltakt, dann wieder längere Zeit Viervierteltakt, dann wieder Dreivierteltakt. Dazu gibt es ein schönes Gitarrensolo und Mellotron, mit bombastischen Klavierakkorden. Dann melancholische Akkordwechsel, mit sanfter Gitarre, Harfensounds und Mellotron. Nach so einem schönen Schluss kann es nach dem Krieg nur besser werden. ;)

Aber wir sind nicht bei Moody Blues, sondern bei Yes, jetzt muss es auch wieder schräg werden. Und das wird es auch, mit dem wirren, schrägen Sound Chaser mit Gefiepse, arythmischen Schlägen auf dem Schlagzeug und Heavy-Metal-Linien, nun gibt es auch ein wenig Chorgesang, aber es bleibt schräg. Dann wird es instrumental, Spannung wird aufgebaut. Dann soliert Howe ganz alleine auf seiner verzerrten Gibson E-Gitarre, dann wird es ruhiger: Synthesizerakkorde, dazu geht das Solo weiter. Dann kommt ein ruhiger Gesangsteil, dann geht es wieder schräg weiter, diesmal singen Squire, Anderson und Howe perkussive Geräusche zum Hauptthema, dann soliert Moraz auf dem Synthesizer... naja, so geht es immer weiter... man sollte nur wissen, dass das richtig schräg ist. :cool:

To Be Over ist wieder von ruhigerer Natur, beginnt mit einer sanften, indischen Gitarrenmelodie, die dann von der Band aufgegriffen wird. Anderson singt dazu. Der folgende Teil ist wieder yestypisch: Keyboardflächen, Gitarren, Bass - und später dann auch Chorgesang. Ein erhebender Moment. Dann wird das Anfangsthema neu interpretiert und mit Chorgesang neu aufgerollt.

Fazit:
Ja, irgendwie habe ich meine Probleme mit diesem Album.... ihm fehlt etwas, was bisher alle Yesalben, die ich kenne, haben: die Wärme. Woran das liegt? Zu einem Teil an Patrick Moraz... er ist ein fabelhafter Keyboarder, aber bei Refugee war er besser aufgehoben. Mit Wakeman wäre das sanfter geworden.... aber vielleicht liegt es auch an etwas anderem. Es kommt mir kalt vor...

To be Over bekommt 4/5 Punkten, Gates 5/5 Punkten (Teil 1: 4/5, Soon: 5/5), Sound Chaser auch 4/5 Punkten, das ergibt gutgemeinte:

4/5 Punkten.
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nixe
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Re: [REVIEW] Relayer (1974)

Beitrag von nixe »

So, das ist nun das aggressivste Yes Album überhaupt & trotzdem war es ein Erfolg der Band. Mehr noch als die Tales from Topographic Oceans. Dieses DoppelAlbum hatte selbst die YesFans gespalten & auch Rick kann mit beiden Alben nix anfangen, Schade! Er packte noch vor Beendigung der Aufnahmen zu Tales from Topographic Oceans seine Koffer. So das Alan die letzten pianoParts einspielen mußte!
Patrick Moraz war also der Neue an den Keyboards. Ich denke, das er mit den Kompositionen nicht viel zu tun hatte. Ich weiß auch nicht, über wie viele seiner eigenen Schatten Jon springen mußte, um diesen so untypischen Texte für die unverbesserlichen Optimisten, zu verfassen?
So aggressiv wie das Album auch ist, auf jeder LP Seite, also bei Soon & bei To be over geht eben doch wieder die Sonne auf & alles wird wieder gut! Das sind eben die Yes Balladen, die es auch in sich haben!
Ich denke aber, das sich sich einig waren & wußten, was es für ein Album werden sollte! & Patrick schien, nee, war der richtige Mann dafür!
Ein RadioModerator sagte mal, das es sich lohnt, nur wegen dem BassSpiel von Chris Yes zu hören & recht hat er! Man hat regelrecht das Gefühl, das Chris ganz woanders ist? Kann aber nicht sein, denn es paßt, was er spielt.
OK, Chris hatte auch im Interview auf einer der vielen DVDs, die hier sich so angesammelt haben, gesagt, das niemand bei Yes gefeuert wurde. Wirklich niemand? Warum gab es dann kein zweites YesAlbum mit Patrick? Es ist soweit bekannt, das vorallem Steve mit ihm nicht klar kam! Aber was wissen wir schon, wir kleinen YesFans? OK, jetzt haben wir Internet, nur das da ein jeder schreiben kann, was er will! Denn von der YesFamily werden wir wohl nix erfahren!
Tschüß
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Re: [REVIEW] Relayer (1974)

Beitrag von SOON »

:good:
Ja, Relayer ist ein Ausnahmewerk und für mich eine Inselscheibe.
Ich denke, mit Wakeman wäre das eine ganz andere Platte geworden.
Moraz hat hier was sehr jazziges reingebracht, das sehr gut zu den aggressiven Parts passte.
Einige Ideen auf Going for the one stammen noch von Moraz aber bei den Aufnahmesession lebte sich die Band und Moraz auseinander.
Zum einen gab es die Sprachbarriere zum anderen verstand man sich menschlich nicht.
Wäre schon interessant gewesen wie es mit Moraz weitergegangen wäre.
Ich denke Drama wäre komplett anders geworden.
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rowoma
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Re: [REVIEW] Relayer (1974)

Beitrag von rowoma »

habe nachfolgendes Video auf einer topsecret Darknetseite gefunden:
heimliche Aufnahme bei der Session von "Gates of Delirium" - so und nicht anders wurde die "Battle"-Sequenz eingespielt! Genießt es!!!


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