Was ist "gute Musik"?

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Aprilfrost
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Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Aprilfrost »

Eine blödere Frage wird man kaum stellen können, weil sie wohl nicht zu beantworten ist. Warum sie dann überhaupt stellen? Im "Genesis"-Unterforum entspinnt sich gerade eine Diskussion darüber, ob diese Band gute Songwriter hat (hatte). Dazu müsste man vielleicht erst einmal klar stellen, was jeder unter guter Musik oder einem guten Song versteht.
Die Frage ist übrigens überhaupt nicht neu. So mancher klassische Komponist hat das eine oder andere Werk wieder vernichtet, weil es seinen Ansprüchen nicht genügte. Bruckner hat zum Beispiel seine erste Sinfonie in die Tonne getreten, weil der damalige Wiener Hofopernkapellmeister Felix Otto Dessoff stirnrunzelnd gefragt hatte, was denn nun eigentlich das Hauptthema dieses Werkes sei und ob das überhaupt eine Sinfonie sei. Die Partitur ist erst nach seinem Tod wieder aufgetaucht. (Da seine Sinfonien bereits durchnummeriert waren, hat man sie zweckmäßig die "0. Sinfonie" genannt
W. A. Mozart hat ein Musikstück komponiert, das er "Ein musikalischer Spaß" (Köchel-Verzeichnis 522) nannte. Dort baute er absichtlich so viele Kompositionsfehler ein, wie damals bekannt waren. Im folgenden Tube wird das u.a. bei 5:30 gut deutlich.
[youtube]wFPoRmsiFzc&feature=related[/youtube]
Trotzdem ist die Musik ganz gut hörbar, und manches Pop-Ohr wird Fehler vielleicht nicht einmal erahnen.

Doch zurück zur heutigen Musik. Ob Yes (Prog), Metallica (Metal), Fleetwodd Mac (Pop) Chris de Burgh (Schmus) oder Millionen anderer Musiker und solcher, die sich dafür halten - sie alle haben ihre Hörer und Fans, ihre Feinde und Verächter. Und nur die Hardcore-Fans mögen jeden Ton ihrer Band/Solisten, z. B. von Firth of Fifth bis Who dunnit oder von Close to the Edge bis Teakbois.

Warum mögen wir denn nun das eine, und warum das andere nicht? Warum respektieren wir bestimmte Kompositionen, sogar wenn wir sie freiwillig nicht hören wollten?
Ring frei zum großen Schlagabtausch.

Wilson
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Wilson »

Ich habe ja schon in der Genesis-Diskussion klargestellt, daß es problematisch ist, Musik, die einem nicht gefällt, als "schlecht" zu bezeichnen. Es geht eher darum, ob ein Kunstwerk vor der Geschichte Bestand hat. Und das bezweifle ich bei den Werken, die z.B. Genesis seit 1980 veröffentlicht haben, während ich glaube, daß Songs der Beatles, von Dylan oder Brian Wilson auch noch in ein paar Generationen anerkannt werden.

Insofern verschieben wir die Diskussion besser auf den 9.6.2112 und hören solange ...

[youtube]QDjx6aM-7VM[/youtube]

:mrgreen:
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Aprilfrost
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Aprilfrost »

:geek: Wer ist Brian Wilson??? ;)

Der Teemeister
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Der Teemeister »

Fritz Heinz Teemeister, Vater des aktuellen Teemeisters,
sein Bandoneon spielend, zirka 1970 zum Jüngsten:
"Es gibt weder gute noch schlechte Musik; sondern
nur jene, die mir gefällt, oder eben nicht".

Insofern könnten wir höchstens über gut- oder schlecht
gemachte Musik diskutieren. Aber wer will das schon ...
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Aprilfrost
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Aprilfrost »

Der Teemeister hat geschrieben:Fritz Heinz Teemeister, Vater des aktuellen Teemeisters,
sein Bandoneon spielend, zirka 1970 zum Jüngsten:
"Es gibt weder gute noch schlechte Musik; sondern
nur jene, die mir gefällt, oder eben nicht".

Insofern könnten wir höchstens über gut- oder schlecht
gemachte Musik diskutieren. Aber wer will das schon ...
Nix da, nix da! Ich erinnere mich an einen guten, fundierten Musikunterricht im Gymnasium. Unser alter Musiklehrer sagte damals sehr deutlich: "Es gibt nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte."
Darauf berufe ich mich.
Und es gibt sehr wohl gute Musik, die mir nicht gefällt und manches, was auf dem Niveau der Januar-Temperaturen ist und mir trotzdem gefällt.

Der Teemeister
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Der Teemeister »

Unser alter Musiklehrer sagte damals sehr deutlich:
"Es gibt nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte."
Nee nee, das ist das sture Beharren einer Kaste auf ihren
ohnehin subjektiv verbrämten vermeintlichen Anspruch.
Orientalische musik zum beispiel richtet sich nicht nach
unserer Metrik und unseren Takten - na und?
Alles ist subjektive Wahrnehmung; ob Musik, nach
irgendwelcher Harmonie-, Tonika und Taktiererei
gut oder schlecht ist, ist ohne Belang.
Allein zählt, was meinem subjektiven Bedürfnis meiner
Seele entspricht - also für mich gut ist.
Und das sagt mir stets mein Herz. Kontrapunkt! :mrgreen:
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Eric
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Eric »

Gut oder schlecht gemachte Musik? Mmmhh...

Ist ein Rembrandt besser als ein Peanut Comic? Der Rembrandt ist handwerklich viel aufwendiger, detaillierter, zeitintensiver, bedarf ausgefeilter Techniken, die nur wenige beherrschen. Aber Charles M. Schulz schafft es hingegen mit sehr einfachen Mitteln, sein "Publikum" zu begeistern.

EInen drei-Akkorde Popsong so zu schreiben, zu arrangieren und aufzunehmen, den auch in 50 Jahren noch jeder mitsingen kann, weil er sich in den Gehirnwindungen der Hörer festbeißt, ist sicherlich schwieriger (und sagt vermutlich mehr über die Qualität des Songwritings) zu schreiben, als ein 20 Minuten "Epos", das ohne eine Tour de Force durch Rhythmen, Tonarten, verschiedene Themen und Leistungsschau der Musiker nicht auskommt, um seine Fans zu begeistern.
Dio mio! Da hatte geklingelt die Telefon!
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Roland
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Roland »

Ganz klar: Fritz Heinz Teemeister hat recht:

"Es gibt weder gute noch schlechte Musik; sondern
nur jene, die mir gefällt, oder eben nicht".
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Aprilfrost
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Aprilfrost »

Roland hat geschrieben:Ganz klar: Fritz Heinz Teemeister hat recht:

"Es gibt weder gute noch schlechte Musik; sondern
nur jene, die mir gefällt, oder eben nicht".
Fällt der Kerl mir doch in den Rücken! Bild Mein alter Musiklehrer, so verknöchert er war, hat mich ein Referat über Rockmusik halten lassen (1975). Hörbeispiele waren zum Beispiel "Wish you were here", "Child in Time" und "Journey to the Center of the Earth". Er konnte nachweisen, warum das gute Musik ist. Also kommt mir nicht mit solchen Kriterien wie "gefällt" und sowas.
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Roland
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Re: Was ist "gute Musik"?

Beitrag von Roland »

Aprilfrost hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Ganz klar: Fritz Heinz Teemeister hat recht:

"Es gibt weder gute noch schlechte Musik; sondern
nur jene, die mir gefällt, oder eben nicht".
Fällt der Kerl mir doch in den Rücken! Bild Mein alter Musiklehrer, so verknöchert er war, hat mich ein Referat über Rockmusik halten lassen (1975). Hörbeispiele waren zum Beispiel "Wish you were here", "Child in Time" und "Journey to the Center of the Earth". Er konnte nachweisen, warum das gute Musik ist. Also kommt mir nicht mit solchen Kriterien wie "gefällt" und sowas.
....sieht doch so aus, als hätte er ja doch alles richtig gemacht, Dein Musiklehrer. [smilie=hugg.gif]
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