Oscar Jerome - Breathe Deep (2020)
Vom ersten Moment an, als ich Oscar Jerome hörte, war ich begeistert.
Glücklicherweise hatte der Wechsel zu einem Majorlabel bei "Breathe Deep" keine musikalischen Zugeständnisse zur Folge.
Jerome geht unermüdlich seinen eigenen musikalischen Weg, und der ist so interessant, wie man es selten hört.
Er schöpft aus so vielen musikalischen Quellen und hat darin seinen eigenen großartigen Stil gefunden, dass "Breathe Deep" ein musikalisches Manifest geworden ist, dass seinesgleichen sucht.
Seine Songs reichen von Jazz über Hip-Hop bis Funk und von afrikanischem und spirituellem Jazz bis hin zu Rhythm & Blues.
Darüber hinaus ist Jerome ein fantastischer Gitarrist und seine Stimme klingt warm und gefühlvoll.
Also eine ziemlich verblüffende Vollständigkeit von Talenten.
Für "Breathe Deep" hat er 6 neue Songs und drei frische Instrumentalstücke aufgenommen.
Songs, die voller musikalischer Abenteuer stecken und seinen freien Geist voll zur Entfaltung kommen lassen.
Jeromes unnachahmliche musikalische Wege kommen im bizarr groovenden, aber ebenso wunderbar rhythmischen "Sun For Someone", dass auf den instrumentalen Album-Opener "Searching For Aliens" folgt, wunderbar zusammen.
Ein tiefer, pumpender Bass und ein straffes Schlagzeug bieten Raum für die schöne, schmachtende Stimme von Jerome, die mühelos von wunderschönem, gefühlvollem Gesang zu einem Rap-ähnlichen Stil gleitet und über die sich sein räumliches Gitarrenspiel wundervoll schattiert.
Mit der superleckeren neuen, etwas temporeicheren Version seines Klassikers "Give Back What You Stole From Me" hat Jerome einen Hit am Start.
Bei "Your Saint" besticht sein herrliches Gitarrenspiel und sein schöner Gesang, bevor er im Mittelteil voll in den spirituellen Jazz eintaucht.
Der Song baut sich dann überwältigend auf. Ein großartiger Track.
"Coy Moon" ist einer dieser typischen, etwas schmachtenden Jerome-Tracks mit allerlei überraschenden Elementen und voller Abenteuer im Arrangement.
Das instrumentale, gitarrengetriebene "What's Up Buttercup" entpuppt sich dann als Vorspiel für das großartige und herrlich swingende "Gravitate".
Das Instrumental "Fkn Happy Days" ist genau das, was der Titel vermuten lässt, aber im Arrangement auf die geniale Jerome-eigene Art.
"Timeless" ist ein weiteres Highlight des Albums.
Ein Soul-Song, der wieder von seinem großartigen Gitarrenspiel angetrieben wird und den er zusammen mit Lianne las Havas zu einem Höhepunkt bringt.
So könnten sie ein ganzes Album zusammen machen.
Schön wie Jerome auf dem Instrumental "Draggin' My Heels", auf seiner Benson mit der Gitarre singt.
Beim Auftakt zum Albumfinale "Joy Is You", gibt es nur Gitarre und Gesang zu hören dazu ein Kontrabass, der das Stück erdet.
Ein Song aus seinen Anfängen als Songwriter, der fast in himmlische John Martyn-Höhen aufsteigt und genauso glühend klingt.
Seine Songs stammen aus dem multikulturellen Umfeld East Londons und sind durchdrungen von den musikalischen Einflüssen, die seit seiner Kindheit durch seine Adern fließen und mit den vielen Kulturen spielen.
Seine Texte sind sozial, nachdenklich und persönlich und passen ideal dazu.
Die großartigen Musiker, die auf seinem ersten richtigen Album spielen, stammen fast alle aus seiner Gegend in East London, wobei der Schwerpunkt auf den Musikern von der Band Kokoroko liegt.
Mit dieser Band ist er die letzten Jahre, zusätzlich zu seiner eigenen Karriere, viel auf den Bühnen der Welt unterwegs.
Was "Breathe Deep" sehr deutlich macht, ist, was für ein stürmisches Talent Oscar Jerome ist.
Es ist ein faszinierendes Entdeckungsalbum, dass mit jedem Durchlauf neue Facetten offenbart.
Jerome reift nicht nur als Sänger und Gitarrist, sondern auch als Songwriter.