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[REVIEW] Asia - Omega (2010)

Verfasst: Do 29. Apr 2010, 22:52
von JJG
Asia - Omega


Nun ist es endlich da das Album No. 2 des aus der Asche entflogenen Phoenix‘ aus Asien. Die vier Jungs wollen auch gleich klotzen und nicht kleckern. Mit dem „Finger am Abzug“ geht es auch mächtig in die Vollen. Ein paar mächtige Heavy-Akkorde mit treibendem Rhythmus forcieren den Song. Die Fans vom 80er Mainstream-Rock werden begeistert sein. Man kann auch gleich headbangen … Dr. Howe darf sich auch kurzzeitig austoben, Wetton kann noch immer schöne Hook-Lines schreiben so kann es ruhig weiter laufen.

Eine Idee ruhiger wird es dann auf „Through My Veins“, nach wenigen Minuten setzt der Gesang ein und nach dem vierten Durchlauf prägt sich der Song auch langsam bei mir ein, die Rhythmus-Fraktion stampft vor sich hin, im Hintergrund kann man kantige Solos an der Gitarre vernehmen. Der Song wird aber von den schwebenden Keyboards dominiert was mich wundert, denn hier sind Howe und Wetton als Komponisten verzeichnet.

Ein weiteres Highlight gibt es dann mit „Holy War“, der Text ist eine realistisch, nachdenklich-ironische Anspielung an aktuelle diplomatische und kriegerische Auseinandersetzungen und die Verlogenheit in der Politik. Downes bedient Synthesizer und Orgeln und erzeugt einen dominaten Klangteppich und Palmer darf hin und wieder ein paar schöne Ausflüge machen.

Dann der unvermeidliche Schleicher … leider wird die Ballade („Ever Yours“) vom schwülstigen Sound der Keyboards erdrückt und die akustische Gitarre dadurch kaum hörbar.

Stück Nummer 5, „Listen Children“, ist eine Schönwetternummer mit banalem Inhalt welche man auf dem Weg zum Strand im Urlaub anhören sollte. Eine Pop-Nummer wie es wohl tausende Stücke gibt.

Weiter im Text: Auch im nächsten Song wird deutlich – Wettons Stimme(n) dominieren das ganze Album und werden durch seinen Bass und Geoffs-Tastenarsenal in den Mittelpunkt gesetzt. „End of The World“ ist Mal schwebend, mal pathetisch und ab und zu mit Hilfe der Gitarren und Trommeln aufbrausend. Dabei will Wetton auch nichts anderes machen. Seine Kompositionen bezeichnet er selbst als Melodic-Rock mit einem Schuss Pop.

Den Wetton/Downes-Kompositionen folgt nun wieder ein Stück (Light The Way) aus der Feder von Howe & Wetton, das gab es nur auf dem Debüt-Album von Asia. In der neuesten Ausgabe von „Gitarre und Bass“ kann man auch nachlesen warum. In Interview gibt Wetton an, dass es nie Auseinandersetzungen in musikalischer Hinsicht gab (hier ist wohl hauptsächlich Steve gemeint)diese menschlicher Natur waren und auf seinen Alkoholismus zurückzuführen sind. In vielen Texten rechnet Wetton auch schonungslos mit sich selbst ab. Ein Zeichen menschlicher Größe. Der Song ist wiederum eine treibende Nummer mit typischem Schema der Asia-Songs vom ersten Album. Zum Schluss wird sogar ein wenig in Prog-Manier interaktiert. Auf diese Nummer kann man sich bei den Konzerten wegen Palmer und Howe freuen.

Dann kommt das als Bonus-Track verzeichnete Lied „Emily“ als Pop-Midtempo-Stück. Hier wird das Piano leider vom Rhythmus erdrückt. Die Songstruktur erinnert hier eher an die Beatles als an Asia, Howes Gitarre schmückt den Song im Hintergrund etwas aus.

„I’m Still The Same“ ist eine weitere Pop-Nummer, die in den Charts der 80er gute Chancen gehabt hätte. Der ganze Song lebt vom Refrain, der sich leicht einprägt aber auch austauschbar ist, wenn man keine Ideen hat, dann blendet man einen Song halt aus.

Wirklich großartig ist der nächste Song „There Was A Time“. Johns Stimme wirkt glasklar, dazu ein Piano welches nicht von den Synths erdrückt wird, die Töne können atmen und Steves spanische Gitarren sind sehr dezent und ausgewogen, im zweiten Teil setzt Carls Schlagwerk ein und ergänzt sich hervorragend mit Geoffs Piano und Steve wechselt zum elektrischen Sechs-Saiter.

Den Kontrast gibt es dann wieder mit dem Rocker „I Believe“ der nach ein paar Takten zur Pop-Nummer mutiert, mit den typischen Schlag-Refrains aus der Wettonschen Kehle.

Lagerfeuer-Romantik kommt bei mir mit dem Schluss-Stück „Don’t Wanna Lose You Now“ auf.

Ein schönes Album mit Höhen, Tiefen und zwei, drei Perlen. Die progressiven Elemente von „Phoenix“ sind weitgehend verschwunden, das Album wirkt ein wenig runder.

Irgendwie muss ich immer an meinen Kleiderschrank denken wenn ich die Produktion des Albums betrachten will. Alles akkurat geordnet, nichts wird dem Zufall überlassen, auf Kante gelegt und fein gebügelt und sortiert. So mag ich meinen Schrank, aber da handelt es sich ja um Kleidungsstücke …

Für mich ist Musik Kunst, da freue mich auf ungewöhnliche Formen und (Klang-)Farben und Ideen die sich nicht ständig wiederholen und keine einheitliche Größe haben. So wurde hier das Gleichförmige überhöht und die Ecken und Kanten gebügelt.

Fazit: „Omega“ bleibt für mich knapp hinter „Phoenix“ zurück 6,5 von 10 Punkten.

Re: Album der Woche: Asia - "Omega"

Verfasst: Do 29. Apr 2010, 23:09
von BBQ.Master
JJG hat geschrieben: Für mich ist Musik Kunst, da freue mich auf ungewöhnliche Formen und (Klang-)Farben und Ideen die sich nicht ständig wiederholen und keine einheitliche Größe haben. So wurde hier das Gleichförmige überhöht und die Ecken und Kanten gebügelt.

Fazit: „Omega“ bleibt für mich knapp hinter „Phoenix“ zurück 6,5 von 10 Punkten.
6,5 von 10 Punkten bei dieser Schlussbewertung, die nun wirklich nicht positiv ist? (Übrigens ist die Schlussbemerkung für deine Verhältnisse sehr negativ, was mich überrascht hat.)

Re: Album der Woche: Asia - "Omega"

Verfasst: Fr 30. Apr 2010, 07:04
von Aprilfrost
Vielen Dank für diese differenzierte Rezension, die eher beschreibt als bewertet. Neugierig bin ich auf jeden Fall. Ich habe nur eine Live-CD von Asia, die ich hin und wieder ganz gern höre. Omega werde ich zumindest eine Chance geben. Ich bin gespannt.

Re: Album der Woche: Asia - "Omega"

Verfasst: So 2. Mai 2010, 20:42
von SOON
Thx, für deine Einschätzung JJG, habe die CD mittlerweile bis Song 5 durch. (danach hatte ich keine Zeit zum weiterhören :mrgreen: )
Die ersten beiden Titel gefallen mir so mittelmäßig gut.
Die Jungs haben es sich wieder sehr einfach gemacht aber auch diese CD wird seine Anhänger finden.
Übrigens das erste Dean-Cover welches mir nicht gefällt.