[REVIEW] Trevor Rabin - Jacaranda

(2012)
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JJG
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[REVIEW] Trevor Rabin - Jacaranda

Beitrag von JJG »

Trevor Rabin – Jacaranda


Dreizehn Jahre musste man auf einen echten Nachfolger von Trevors „Can’t look away“ warten und es hat sich gelohnt.
Er unterstreicht damit, dass er sicher einer der weltbesten Multiinstrumentalisten ist und ganz bequem Gitarristen und Keyboarder
namhafter Bands unterschiedlicher Genres ersetzen könnte.

Übertrieben? – Dann Trevors Album kaufen und selbst anhören!

Bild


1. Spider Boogie 0:52
2. Market Street 5:35
3. Anerley Road 7:14
4. Through The Tunnel 5:55
5. The Branch Office 2:06
6. Rescue 3:57
7. Killarney 1 & 2 3:55
8. Storks Bill Geranium Waltz 1:02
9. Me And My Boy 3:14
10. Freethought 2:15
11. Zoo Lake 4:09
12. Gazania 3:12


Spider Boogie“ ist eine Bluegrass-Nummer, die Trevor auf seiner Dobro und
Westone Rainbow eingespielt hat und eine lustige Einleitung für sein
aktuelles Album ist, das sich wesentlich von seinen Vorgängern unterscheidet, aber auch Parallelen bietet.

Market Street“ ist ein gutes Beispiel für den persönlichen Bezug auf Orte und Menschen in seiner Lebensgeschichte.
Im Booklet gibt es zu jedem Song eine kleine Beschreibung. Trevors Vater hatte sein erstes Büro in der Johannesburger
Downtown. Der Song besticht durch die druckvolle Rhythmus-Fraktion bei der er den Bass selbst bedient. Das Stück
könnte auch eine Nummer der Dixi-Dregs sein, Kontrapunkte, Drehungen und Wendungen in Melodieführung, Taktauswahl
usw. erlauben es dem erlauchten Hörer erst nach mehrmaligen Durchläufen einen endgültigen Zugang zum Stück zu finden
- grandios. Neben der Vielzahl von Gitarren wird der anspruchsvolle Song noch durch das Piano der koreanischen Marke
Young Chang Grand und die gute alte B3 veredelt. (Saiteninstrumente: (Bässe / Gitarren): Alembic Bass, Upright Bass /
Westone Rainbow, Gibson Super 400 CES, Moon Acoustic, Gut-String – für alle Nerds ;-) )

Anerley Road” – ist eine kleine Mini-Gitarren/Bass-Suite, die eine weitere Lebensstation bis zur Übersiedlung 1978 nach
London beschreiben soll. Musikalisch wurde er hier von der talentierten jungen Bassistin Tal Wilkenfeld unterstützt und inspiriert.
Die verschiedenen Gitarren bauen sich nacheinander auf und geben dem Stück verschiedene Färbungen. Wiederkehrende
Einflüsse aus Fusion, Blues, und Country geben dem Hörer keine Verschnaufpause um in eine uniforme Stimmung einzutauchen
– grandios. Das Trevor ein Meister seines Fachs ist, bezweifelt man nach diesem Stück nicht mehr. Das Wort INNOVATION muss hier
mit allen Buchstaben großgeschrieben werden. Für die Yes-Fans – ein wenig „Gitarren-TALK“ schwingt hier auch mit, obwohl das Stück nicht ganz so vertrackt wie der Vorgänger ist.

Through The Tunnel“ – ist trotz ungewöhnlicher Taktarten ein Rabintypisches Machwerk. Sanfte Passagen mutieren zu druckvollen Gitarrenduellen, mal Rabin vs. Larry Coryell , mal Rabin vs. Petrucci dann wieder Rabin vs. Howe auf akustischer Strecke. Trevor könnte leicht auch bei Return to Forever, Metallica oder auch in der Begleitband der Dixi Chicks spielen. Am Schlagzeug wiederum der talentierte Vinnie Colaiuta.

Frühe Erfahrungen sammelte Trevor im Club „The Branch Office“ in der der Inspiration und Anleitung in Sachen Keyboard und Gitarre. Für diesen Song holte Trevor seinen Sohn Ryan ins Boot, selbst ist er mit der Stratocaster und der Alvarez Signature und dem Alembic Bass zu hören. Eine klassische Gitarrenmelodie alter italienischer Meister wird in der zweiten Stimme mit einer Coutry/Bluegrass-Melodie ergänzt und durch die Hammond-B3 zuzüglich Bass in der dritten Stimme vervollständigt. Das folgende Piano-Intermezzo und „volle“ Bandbesetzung machen dieses kurze Stück nicht nur durch die kurze Spielzeit kurzweilig. Es ist ein schönes und vertracktes Stück, ich bin mir nicht ganz sicher, ob Trevor hier in den ersten Takten eine oder zwei nylonbestückte Gitarren verwendet.

Das Kontrastprogramm gibt es dann mit „Rescue“. Der Song wurde zuerst für den Film „The Guardian“ komponiert. Wenige Strat-Akkorde mit einem riesigen Hall leiten den Song ein. Bis zum Outro dominieren die Keyboards und über allem steht die Stimme von Liz Constantine. Dieses Klang-Monument ist vergleichbar mit Dead Can Dance mit einem Schuss Adiemus.

Eine Hommage an "Killarney" (der Stadtteil von Johannesburg) in Form von klassischem Piano huldigt Trevor in diesem zweiteiligen Stück. Teil 1 ist im Stile Schuberts und Gershwins gehalten aber Wakeman schwingt auch noch mit, unglaublich welchen Facettenreichtum Mr.Rabin besitzt. Teil 2 ist ein kurzes Duett aus klassischer Gitarre und Piano.

In die Jazz-Welt des Barney Kessel nicht nur im Form der verwendeten Gitarre, sondern auch in dessen Stil wird man entführt, wenn man in „Storks Bill Geranium Waltz“ eintaucht. Die Gitarre kann durch einen glasklaren Klang bestechen und wirkt sehr wohltuend in den dunklen Tönen. Unterlegt wird die Gitarrenmelodie in diesem kurzen Stück noch durch das Piano.

Mr. Flitzefinger reist den Hörer aber gleich mit dem nächsten Stück aus seinen Träumen. „Me and My Boy“ hat er natürlich zusammen mit seinem Jungen (Ryan Rabin - Interview Klick) eingespielt und in der Tat spielt Ryan hier sehr druckvoll wie eine Dampfmaschine. Hier ist wohl die größte Ähnlichkeit mit seinen Schaffen bei Yes oder früheren Solo-Alben vorhanden. Freunde vom Yes-Album „Talk“ werden hier auf ihre Kosten kommen, wenn man von der Verwendung der Dobro absieht. Eine ganze Reihe Gitarren bauen dieses Stück auf – Moon Acoustic, Ludwig Banjo, Dobro, Weststone Rainbow, Alvarez Signature, eine alte Gibson Les Paul und der Alembic Bass.

Freethought“ bringt den Hörer in eine Mischung aus Old-School und Funk-Jazz, Trevor macht hier, mit einer überzeugenden Mischung seiner Barney Kessel und der Stratocaster in Sachen Swing, etablierten Bands wie deren von Bruce Hornsby (Hot House) und Steve Howe Trio (The Haunted Melody) mächtig Konkurrenz, das hätte ich von ihm so nicht erwartet – ganz großes Kino.

Mit 17 besuchte Trevor den „Zoo Lake“ und machte dort mit gewissen Genussmitteln Bekanntschaft. Musikalisch wird das Ganze in ein Bluegrass-Stück auf das er eine Blues-Gitarre im Stile von Gary Moore setzt. Ja Ideen muss man halt haben. Ein relaxtes Piano und den typischen Klang seiner akustischen Gitarre wenden das Stück bis zum düsteren Key-Ourto. Hat das was zu bedeuten? – Da bin ich mir sicher.

Wenn es ein Album gibt welches fast allen Namhaften Gitarristen Beine macht, dann ist es dieses. Mit dem letzten Stück „Gazania“ will Trevor sogar noch Al Di Meola und dessen Project überholen. Er spielt hier nicht nur seine Moon Acoustic mit hartem Plektrum und in hoher Geschwindigkeit, nein auch noch die Klavierparts dessen damaligen „Gegenspielers“ Kei Akagi. Am Schluss dieses Stückes hört man auch ein kleines Lachen …

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Wo kann man das Album genießen - vielleicht unter einer Jacaranda. Vielleicht hat sich Trevor ein wenig Heimat erträumt, als er sein Studio nach einem Baum seiner Heimat benannt hat?

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"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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