[REVIEW] Alan White - Ramshackled

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Topographic
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[REVIEW] Alan White - Ramshackled

Beitrag von Topographic »

Ramshackled ist sicher kein Meisterwerk, aber eine sehr abwechslungsreiche und teilweise sehr interessante LP. Von all den 1975/76 enstandenen Solo-LPs der YES-Mitglieder ist Ramshackled sicher dasjenige, das am wenigsten an YES erinnert (Song of Innocence ausgenommen).
Ramshackled ist schon vom LP-Cover her ein besonderes Stück: Geriffelt wie eine Strukturtapete, auf der Vorderseite eine idealisierte Schwarz-Weiß-Zeichnung von Alan kreisförmig eingerahmt, auf der Rückseite umrahmt die weiße Struktur ein glattes rotes Rechteck, das neben der Titelangabe ein dahingekritzeltes Gedicht („Valentine“ von Tom Pickard, englischer Schriftsteller, der auch mit einigen Musikern zusammengearbeitet hat, u.a. mit Paul McCartney und Alan Hull von Lindisfarne) enthält. Oben ist in weiß der YES-Schriftzug eingeprägt.

Das Inlet:einmal ein Blatt, das handschriftlich in allen möglichen Farben die Lyrics enthält – sehr bunt, wie das Album! Dann die Plattenhülle: Auf der einen Seite s/w-Fotos der Band auf yesforumsbraunem Hintergrund plus die Credits – alles sehr eckig. Die Rückseite zeigt ein Gemälde des Malers Henry Hodgson, das Gesicht eines älteren Mannes, sich aus nackten Frauenkörpern zusammensetzend- rund und geschwungen, äußerst merkwürdig, wie auch der Stilmix des Albums. Alles Geschmackssache – und sieht aus, als ob sich Alan nicht wirklich für eine Richtung entscheiden konnte.
Obwohl die Songs fast alle von Alans Band komponiert wurden (Peter Kirtley, g; Colin gibson, b; Kenny Craddock, kb, mit denen AW zuvor schon im Studio Diverses einspielte), beinhaltet die LP eine breite stilistische Vielfalt – du merkst einfach, dass Alan als Sessionmusiker an sehr unterschiedlichen Produktionen beteiligt war.

Der Opener, „Ooooh Baby“, ist funkig, voller Drive und hat alles , was ein klasse (Sommer-) Song braucht: einen Rhythmus, der einen mitgrooven lässt (hier kommt AW so richtig zur Geltung), klasse abgestimmte Instrumente (Hammond, so wie ich sie liebe), eingängige und trotzdem abwechslungsreiche Melodie, und schön raue Vocals.
„One Way Rag“ – der Titel beinhaltet den Rhythmus – glänzt durch schöne Gesangsparts und zündende Gitarrenriffs.
Das Instrumental „Avakak“ gewinnt nach einem ruhigen, melodiösen Klavierintro schnell an Fahrt und wird zu einem richtig guten Jazz-Rock Stück, das an Doldingers Passport zu deren besten Zeiten erinnert.
Der „Song Of Innocence“ war natürlich für als Kaufanreiz für die YESFans gedacht, mit JA und SH immerhin drei Bandmitglieder in einem durchaus reizvollen Lied.

„Giddy“ ist in seiner Grundstimmung ein „Barpiano“-Song, wird funkig mit einem
herrlichen Synthielauf, kein Mainstream, aber auch nicht überbordend vor Originalität.
„Silly Woman“ hat wieder einen leichten Reggae-Touch, klingt auch ein wenig nach Beatles und besitzt, auch wegen des einprägsamen Refrains, hohen Fun-Faktor.
„Marching Into A Bottle“ fällt wieder völlig aus der Reihe: Ein Instrumental, getragen von verschiedenen Blasinstrumenten, etwas irisch, etwas barock: Wer´s mag!
„Everybody“ ist das krasse Gegenteil: Eher nach Stones und Joe Cocker klingend, überrascht es durch schräge Riffs und raue Gesangsparts.

Das abschließende „Darkness“ präsentiert sich dann als richtig gute Zusammenfassung der verschiedenen Musikrichtungen des Albums. Coole Breaks, herausragende Bassläufe, und dominierende Orgelparts lassen ein wenig Nähe zu Deep Puple aufkommen, ruhigere Klavierpassagen und die stets hereinbrechenden obligatorischen Bläser sorgen für einen gelungenen Stilmix.
Hätte Alan auf die „YES-Zutaten“ verzichtet und das Album unter „R&B“ einordnen und bewerben lassen – es wäre ehrlicher und vielleicht erfolgreicher gewesen. Für YES- und Progfans bietet „Ramshackled“ eigentlich nichts. Mir gefällt´s aber, weil es oft so schön groovt.
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