[REVIEW] RICK WAKEMAN - RHAPSODIES (1979)

(1979)
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Der Teemeister
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[REVIEW] RICK WAKEMAN - RHAPSODIES (1979)

Beitrag von Der Teemeister »

Künstler: Rick Wakeman
Titel: Rhapsodies
Veröffentlicht: Mai 1979
Aufgenommen: 1978-79
Spielzeit: 67:14
Label: A&M - letzte Veröffentlichung auf diesem Label
Katalog-Nummer: LP: SP-6501
Produzent:Tony Visconti

Musiker:

Rick Wakeman - keyboards, vielleicht auc Sprech-Gesang auf "Pedra de Gavea".
Bruce Lynch - bass guitars
Frank Gibson, Jr. - drums and percussion
Nico Ramsden - electric guitar
Tony Visconti - acoustic guitar.

Titel der originalen Doppel-LP:


Seite 1:

1.1 "Pedra da Gavea" – 4:11
1.2 "Front Line" – 3:42
1.3 "Bombay Duck" – 3:14
1.4 "Animal Showdown" (Yes We Have No Bananas) – 2:40 (Wakeman/Silver/Cohn)
1.5 "Big Ben" – 3:48

Seite 2

2.1 "Rhapsody in Blue" – 5:26 (George Gershwin; arrangiert von Tony Visconti)
2.2 "Wooly Willy Tango" – 3:24
2.3 "The Pulse" – 5:21
2.4 "Swan Lager" – 2:50 (aus Tchaikovsky's "Schwanensee" und Grieg's
Piano-"Concerto in A-Moll"; arrangiert von Rick Wakeman)

Seite 3

3.1 "March of the Gladiators" – 4:53
3.2 "Flacons de Neige" – 5:01
3.2 "The Flasher" – 5:32
3.3 "The Palais" – 2:23

Seite 4

4.1 "Stand-By" – 3:30
4.2 "Sea Horses" – 3:52
4.3 "Half Holiday" – 3:00
4.4 "Summertime" – 4:27 (George Gershwin; arrangiert Rick Wakeman)
4.5 "Credits" - 2:39 (dieser Titel fehlt leider auf (nur meiner?) CD-Version.





Ich bedauere immer noch den Tag, an dem ich mich von dem originalen, aufklappbaren Doppel-Vinyl
Album trennte. Was für ein gigantischer Wahnsinn auf dem Innencover: Rick schwebt über den
Schweizer Alpen und spielt aus dem Himmel kommenden endlos-Tastaturen mit Händen und Füßen.
Ich war sehr naiv: Die sogenannte Wende war da, und ich glaubte, dass es, - ohne jede Frage- ,
jedes Vinyl im Westen selbstverständlich auch als CD gäbe. Weit gefehlt. So trennte ich mich von
der LP, machte sie zur second-hand-Privateinlage (zusammen mit 200 anderen meiner mühsam,
für astronomische Summen in Mark der DDR unter unsäglichen Mühen erarbeiteten Sammlung). Auch
glaube ich, daß bei den inner-sleeve- liner-notes eben stand, dass "Pedra da Gavea eben nicht von
Rick, sondern von jemand anderem gesungen wurde, was ich schade fand. Für mehr als ein Jahrzehnt
sollte ich diese Musik nicht mehr hören können, bis man zumindest einige wenige Einzeltitel auf
obskuren Wakeman_Samplern finden konnte. Jedenfalls war es das erste Wakeman-Album, das ich
mir als Original selbst kaufte. Bereits vorher hatte ich THE MYTHS AND LEGENDS OF KING ARTHUR
auf meinem Stereo-Spulentonband, und ich war absolut begeistert. Von Yes hatte ich zu diesem
Zeitpunkt (1979) noch nicht allzu viel gehört, was auch daran lag, dass sie im Radio so gut wie
nicht stattfanden, und ich hinter dem "Eisernen Vorhang" gesperrt war.

RHAPSODIES konnte zunächst meine hohen Erwartungen nicht gänzlich erfüllen, gewann
aber im Verlauf der Jahre mehr und mehr an Charme und Stil. Für viele der hardcore-
Wakeman-und Yes-Fans hat dieses Album ja einen unangenehmen, ABBA-esq-kommerziellen
Beigeschmack. Für mich, als Fan von "Going For The One" und "Tormato" (also auch insbesondere
als Fan des Klanges des von Rick entwickelten Birotrons) ist diese ambitionierte, beinah humorvolle,

vielleicht auch selbstironische Einspielung zusammen mit CRIMINAL RECORD, KING ARTHUR und
WHITE ROCK Ricks "best ever". Mit Humor und riesiger Energie macht sich Rick an die Bearbeitung
von Klassikern wie "Schwanensee" (Reggae-orientiert), dem mexikanischen? Klassiker "Ja, wir haben
keine Bananen", der "Rhapsody in Blue" (dance-pop), "Einzug der Gladiatoren" und "Summertime".
Über die kosmischen Dimensionen von Jon Andersons Texten im Funk-orientierten Opener
"Pedra da Gavea" macht sich Rick in dieser, einzig mit Gesang versehenen Nummer ebenfalls wohl
etwas lustig.

Wakeman spielt wieder in den höchsten Oktaven, reduziert seine beiden Gitarristen im Mix beinah
zur Unkenntlichkeit (dachte er da an Steve Howe ?) und zieht alle Register seiner ungebremsten Virtuosität.
Was für ein positiver Wahnsinn an völlig überfrachteten Keyboard-Spuren.
Keyboard-Sounds pur, bis der Arzt kommt. Einfach nur reine Power und Energie, Rick einer der
wenigen Musiker, die es (für mich) schaffen, optimistisch, aber nicht flach (wie so viele andere)
zu sein. Jedenfalls nicht auf dieser CD. Anzumerken bleibt mir noch, das meine CD rein klangtechnisch
einer der besten überhaupt ist, und sie es mühelos mit aktuellen Produktionen aufnehmen kann.
Einziger Wehmutstropfen: Es fehlt der Titel Nummer 18, "Credits", bei welchem Rick die Musiker
vorstellt und sich auch allgemein bei A&M usw. bedankt, wenn ich mich recht entsinne. Wakemans
letzte wirklich große und ungeheuer abwechslungsreiche Platte für mich, das letzte echte MUST
HAVE (zusammen mit THE YES PIANO VERSIONS und RETRO). Meine Favoriten: "Big Ben", "The Pulse"
und "Rhapsodie In Blue".
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MelloKey
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Re: RICK WAKEMAN: RHAPSODIES

Beitrag von MelloKey »

Danke für die ausführliche Rezi, Mr. Teamaster! Klingt vielversprechend und nach einer CD von Rick, die ich mir auf jeden Fall noch zulegen sollte. Als beisterterter Fan von Wakey freue ich mich über jeden Tipp (ob direkt oder indirekt), um meine Sammlung auszubauen ;-).
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Aprilfrost
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Re: RICK WAKEMAN: RHAPSODIES

Beitrag von Aprilfrost »

Nö, mit diesem Album kann ich nicht viel anfangen, obwohl Summertime wirklich gelungen und atmosphärisch stark ist. Aber mehr als zwei Stücke auf einmal kann ich mir von dem Album nicht anhören. Dann muss ich wieder "seriös" werden.

... sagt ein Wakeman-Fan...

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Der Teemeister
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Re: RICK WAKEMAN: RHAPSODIES

Beitrag von Der Teemeister »

Dann muss ich wieder "seriös" werden.

... sagt ein Wakeman-Fan...
Jedem sein eigener Geschmack; macht ja nichts. Ich kann auch vieles von
Rick nicht anhören, das gesamte new-age.piano-Gesäusle zum Beispiel ...
Was ich unbedingt gelten lassen würde, ist, dass Rhapsodies, genau wie
Tormato, die Ohrmuschel mit einer Million Noten sehr schnelll überfrachtet ...
Insofern ist ein Stück pro Tag davon schon eine gute Quote ...

Wakey's #1 Fan
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Re: RICK WAKEMAN: RHAPSODIES

Beitrag von Wakey's #1 Fan »

mir gefällt das Album super! Auch wenn's Stellenweise recht "lustig" ist, mir gefallen einfach die schrillen Sounds, die Rick für manche Tracks hergenommen hat! Aber ich glaube mir gefällt eh fast alles von ihm hahaha...
Poké-, Apple- und Yesfan!

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JJG
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Re: RICK WAKEMAN: RHAPSODIES

Beitrag von JJG »

Vielen Dank für die Rezi. Ich habe das Album (Vinyl) auch schon in den Händen gehabt.
Ich kann mich noch erinnern, dass es damals in den Rocknachrichten auf Bayern 3
Thema war. O-Ton war, dass Rick erstmalig auf einem Album singen würde.
Wenn ich mich recht erinnere steht aber auf dem Album, dass Rick tatsächlich selbst
über den Vocoder gesungen hat. Vielleicht finde ich das Album irgendwo und kann
nochmals nachlesen. Die Songs haben für mich große Qualitätsunterschiede. Aber
ich besitze das Tape nicht mehr, auf denen ich es hatte.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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MelloKey
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Re: RICK WAKEMAN: RHAPSODIES

Beitrag von MelloKey »

JJG hat geschrieben:Wenn ich mich recht erinnere steht aber auf dem Album, dass Rick tatsächlich selbst über den Vocoder gesungen hat.
So wie auf "Retro" bei dem Song "Mr. Lonely"? Da soll Rick auch selber singen, aber dadurch, dass die Stimme durch den Vocoder verfremdet ist, könnte es auch Ashley Holt sein... bin mir da immer nicht ganz sicher.

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Re: RICK WAKEMAN: RHAPSODIES

Beitrag von Member X »

MelloKey hat geschrieben:
JJG hat geschrieben:Wenn ich mich recht erinnere steht aber auf dem Album, dass Rick tatsächlich selbst über den Vocoder gesungen hat.
So wie auf "Retro" bei dem Song "Mr. Lonely"? Da soll Rick auch selber singen, aber dadurch, dass die Stimme durch den Vocoder verfremdet ist, könnte es auch Ashley Holt sein... bin mir da immer nicht ganz sicher.
Eine Stimmen-Wiedergabe über einen Vocoder würde ich jetzt nicht gerade als Singen bezeichnen (Gott sei Dank). Tonhöhe und Frequenzspektrum sowie -verlauf werden durch einen Synthesizer bestimmt. Lediglich Artikulation (insbesondere also durch die Konsonanten bestimmt) und Klang-Grundfarbe (entspricht den Vokalen) stammen vom Menschen.

Von Wikipedia:

Vocoder für Musiker

Vocoder in der Musikpraxis sind jedoch mit zwei Eingängen für unterschiedliche Signale ausgestattet, die jeweils dem beschriebenen Prozess unterzogen werden. Die Verschaltung der beiden Eingangssignale ist eine Matrix, deren Steuersignale auch vertauscht oder gleichgeschaltet werden können.

Man kann damit beispielsweise die Stimme eines Sängers durch einen Orgel- oder Streicherklang so ersetzen, dass ein mehrstimmig eingespielter Satz den Gesangstext artikuliert. Durch Kombination verschiedener Eingangssignale und technischen Manipulationen sind vielfältige Soundmöglichkeiten mit der menschlichen Stimme (z. B. Roboter- oder Micky-Maus-Stimmen), aber auch verschiedene Instrumentaleffekte erreichbar.
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