[REVIEW] Jon Anderson - Animation
Verfasst: Fr 28. Aug 2009, 12:06
Jon Anderson – Animation (1982)
Nun hat es Jon endlich geschafft. Nach jahrelangen Streitereien mit der Plattenfirma „Polydor“ hat er sein Album wieder bekommen. Nun wurde es endlich bei Opio – Media überarbeitet und erweitert.
Nach seiner Trennung von Yes hatte er bereits „Song Of Seven“ veröffentlicht. Da die Jon & Vangelis Alben alle bei „Polydor“ erschienen waren, hatte er sein drittes Solo-Album“ auch dort veröffenlicht.
Musikalisch unterscheidet sich dieses Album auch wieder von den(m) Vorgänger(n). Neben Simon Phillips (Drums, Percussion) und Clem Clempson (Gitarren) hat er nun Stefano Cerri (Bass) und David Sancious (Keyboards) in die „New Live Band“ geholt. Aber auch eine ganze Reihe weiterer Musiker, ein Streichquartett und seine Kinder Deborah und Damion wirken ebenfalls wieder mit.
Der erste Song „Olympia“ entstand aufgrund seiner Teilnahme an der „Olympia Music Trade Show“ in West-London. Es wird auch gleich Gas gegeben. Clempson (ex Colosseum) legt einen schönen Riff hin und Phillips powert mächtig auf seine Drums ein. Anderson singt wieder sauber und in den höchsten Tönen. Der Song ist ein richtiger Power-Rocksong mit modernen Keyboards. Jon steuert mit Christopher Rainbow auch die Backing-Vocals bei.
Als zweiter Song ist dann das Titelstück des Albums zu hören. Wie in guten alten Yes-Zeiten komponierte der Sänger eine kleine Mini-Suite. Er ist wohl einer der besten Songs, die Anderson auf seine Solo-Scheiben gebracht hat. Die Gitarren machen hier ihren Platz aber für die verschiedenen Keyboards frei. Deutlich wird aber auch die Zusammenarbeit mit Vangelis während der letzten Jahre. Tastenläufe im Wakeman/Moraz – Stil kann man nicht entdecken.
Im ersten Drittel ist der Song noch am Vorgänger angelehnt, im Intermezzo dominieren die Streicher und Keyboardklänge a la Vangelis. Im Epilog wird der Song fast auf das E-Piano und den Gesang reduziert. Textlich wird die Geburt seiner Tochter Jade thematisiert. Und Anderson wirkt hier besonders sympathisch „ … tell me there is nothing like seeing the birth of a child”. Recht hat er !!!
Die musikalische Wandlung des Albums geht mit dem nächsten Song „Surrender“ in Richtung lateinamerikanische Rhythmen. Die Gesangslinien erinnern an die einer karibischen Insel kombiniert mit exotischer Percussion und einem Funk-Bassspiel. Textlich wird das Thema Befreiung von Angst und Krieg verarbeitet und die Verantwortung der Regierungen und der Vereinten Nationen eingefordert. Ein typisches Beispiel für politische Lyrics in den Zeiten des kalten Krieges.
Weiter geht es mit jazzigen Rhythmen, schwebende Tastenklänge und optimistische Gitarrensoli bieten dem Fan wieder Sonne pur. Wer nach diesem Song (All In A Matter Of Time) noch schlechte Laune hat, ist selbst schuld. Ein toller Sommer-Song !
Früher musste ich dann die Plattenseite wechseln, kann mich aber nicht erinnern, dass ich es tatsächlich auch so oft gemacht habe.
Mit dem Song „Unlearning“ arbeitet Meistersinger seinen Rausschmiss bei Yes auf. Natürlich ist auch die Musik überhaupt nicht mit seiner damals „ehemaligen“ Band zu vergleichen, fremde schräge Sounds und monotone Takte . Der Song ist wohl auch der schwächste des Albums – alles Absicht ?!?! Textlich kann man u. a. folgendes vernehmen :“ I seem to climb so high, They shooting me down …” Alles klar für den Yes-Fan. Wenn er schon gewusst hätte, wie nah er seinen ehemaligen Mitstreitern bereits ein Jahr später ist …
Das Jon irische Familienwurzeln hat, kann man im Song “Boundaries” hören. Der Song ist wohl das, was man als einen typischen Folksong bezeichnen kann. Hätte Anderson nicht im Booklet vermerkt, das er ihn komponiert hat, dann würde man ihn für „Traditional“ halten. Sein akustisches Gitarrenspiel verfeinert er noch durch die „High Penny Whistle“. Interessanterweise wird der Song auf seinem späteren Solo-Album „The Promise Ring“ als „O’er“ und auf „Open Your Eyes“ als Epilog für den Song „Somehow ... Someday" verwendet.
„Pressure Point“ ist ein Song, der auf jedes Jon & Vangelis Album gepasst hätte. Man glaubt auch, dass der Keyboardwizard selbst die Tasten bedient. Elektronische Sounds und Drums beherrschen das Geschehen.
Ein typischer 80ziger Jahre Song schließt sich an. „Much Better Reason“ erinnert mich an die Songs, die Jon auf „In The City Of Angels“ verwendet hat, also jene Zeit, die er mit Musikern von Toto verbracht hat. Schöner Basslauf und interessantes Drumming, aber keine wirklich bleibenden Hooklines.
Der letzte Song der LP war „All Goods Children“, den man wohl als „Funkgospel“ bezeichnen kann. Das Grundmotiv ist ein eigenes „Kirchenlied“ welches mit einem damals modernen Funky-Rhythmus unterlegt wurde. Interessanterweise hat Jon diesen Song mit seiner damaligen Frau Jennifer komponiert.
Jon konnte sich für die Wiederveröffentlichung mit „Polydor“ nicht einigen, das Album für die CD noch um zwei Songs zu erweitern. Diese werten die CD aber nochmals auf.
Einerseits kommen nun seine Fans in den Genuss von „The Spell“ einen fast zwölf minütigen Stück, welches auf einer Geschichte von Anderson basiert. Das Stück, ursprünglich „Twins“, mutierte dann zum ersten Bonussong für die CD. Auch hier hat Anderson ein kleines Epos geschrieben. Verschiedene Einflüsse, etwa die der Klassik, Musical, Rock und Pop bestimmen das Stück. Man findet überraschende Wendungen und Realitätszitate, letztlich kommt es aber aufgrund der schwachen Produktion nicht über den Status einer besseren Demoversion hinaus.
Schade, da hätte Anderson mehr draus machen können/müssen.
Den Abschluss bildet dann „The Spider“. Ein kurzes aufregendes Stück, das in etwa die positive Grundstimmung von „All In A Matter Of Time“ fortsetzt. Hier dürfen sich auch die Kinder Jons wieder einbringen. Man hört Kinderstimmen, Percussion und Bläsersätze und einen treibenden Rhythmus und natürlich darf auf Clem Clempsons Gitarre nicht fehlen. Der Song erschien damals auch nicht auf dem Album, er wurde als B-Seite für die Single „Surrender“ verwendet.
Abschließend kann man wohl feststellen, dass Meistersinger Anderson in 1982 ein gutes Album hingelegt hat, aber die Erwartungen der Plattenfirma wohl nicht erfüllt hat. Zweifelhaft bleibt, ob der Sänger die Original Masterbänder für die CD erhalten hat. Die Produktion unterscheidet sich nicht wesentlich von der der LP. Für die absoluten Yes/Anderson – Fans gehört das Album in jede gut sortierte Sammlung.
Nun hat es Jon endlich geschafft. Nach jahrelangen Streitereien mit der Plattenfirma „Polydor“ hat er sein Album wieder bekommen. Nun wurde es endlich bei Opio – Media überarbeitet und erweitert.
Nach seiner Trennung von Yes hatte er bereits „Song Of Seven“ veröffentlicht. Da die Jon & Vangelis Alben alle bei „Polydor“ erschienen waren, hatte er sein drittes Solo-Album“ auch dort veröffenlicht.
Musikalisch unterscheidet sich dieses Album auch wieder von den(m) Vorgänger(n). Neben Simon Phillips (Drums, Percussion) und Clem Clempson (Gitarren) hat er nun Stefano Cerri (Bass) und David Sancious (Keyboards) in die „New Live Band“ geholt. Aber auch eine ganze Reihe weiterer Musiker, ein Streichquartett und seine Kinder Deborah und Damion wirken ebenfalls wieder mit.
Der erste Song „Olympia“ entstand aufgrund seiner Teilnahme an der „Olympia Music Trade Show“ in West-London. Es wird auch gleich Gas gegeben. Clempson (ex Colosseum) legt einen schönen Riff hin und Phillips powert mächtig auf seine Drums ein. Anderson singt wieder sauber und in den höchsten Tönen. Der Song ist ein richtiger Power-Rocksong mit modernen Keyboards. Jon steuert mit Christopher Rainbow auch die Backing-Vocals bei.
Als zweiter Song ist dann das Titelstück des Albums zu hören. Wie in guten alten Yes-Zeiten komponierte der Sänger eine kleine Mini-Suite. Er ist wohl einer der besten Songs, die Anderson auf seine Solo-Scheiben gebracht hat. Die Gitarren machen hier ihren Platz aber für die verschiedenen Keyboards frei. Deutlich wird aber auch die Zusammenarbeit mit Vangelis während der letzten Jahre. Tastenläufe im Wakeman/Moraz – Stil kann man nicht entdecken.
Im ersten Drittel ist der Song noch am Vorgänger angelehnt, im Intermezzo dominieren die Streicher und Keyboardklänge a la Vangelis. Im Epilog wird der Song fast auf das E-Piano und den Gesang reduziert. Textlich wird die Geburt seiner Tochter Jade thematisiert. Und Anderson wirkt hier besonders sympathisch „ … tell me there is nothing like seeing the birth of a child”. Recht hat er !!!
Die musikalische Wandlung des Albums geht mit dem nächsten Song „Surrender“ in Richtung lateinamerikanische Rhythmen. Die Gesangslinien erinnern an die einer karibischen Insel kombiniert mit exotischer Percussion und einem Funk-Bassspiel. Textlich wird das Thema Befreiung von Angst und Krieg verarbeitet und die Verantwortung der Regierungen und der Vereinten Nationen eingefordert. Ein typisches Beispiel für politische Lyrics in den Zeiten des kalten Krieges.
Weiter geht es mit jazzigen Rhythmen, schwebende Tastenklänge und optimistische Gitarrensoli bieten dem Fan wieder Sonne pur. Wer nach diesem Song (All In A Matter Of Time) noch schlechte Laune hat, ist selbst schuld. Ein toller Sommer-Song !
Früher musste ich dann die Plattenseite wechseln, kann mich aber nicht erinnern, dass ich es tatsächlich auch so oft gemacht habe.
Mit dem Song „Unlearning“ arbeitet Meistersinger seinen Rausschmiss bei Yes auf. Natürlich ist auch die Musik überhaupt nicht mit seiner damals „ehemaligen“ Band zu vergleichen, fremde schräge Sounds und monotone Takte . Der Song ist wohl auch der schwächste des Albums – alles Absicht ?!?! Textlich kann man u. a. folgendes vernehmen :“ I seem to climb so high, They shooting me down …” Alles klar für den Yes-Fan. Wenn er schon gewusst hätte, wie nah er seinen ehemaligen Mitstreitern bereits ein Jahr später ist …
Das Jon irische Familienwurzeln hat, kann man im Song “Boundaries” hören. Der Song ist wohl das, was man als einen typischen Folksong bezeichnen kann. Hätte Anderson nicht im Booklet vermerkt, das er ihn komponiert hat, dann würde man ihn für „Traditional“ halten. Sein akustisches Gitarrenspiel verfeinert er noch durch die „High Penny Whistle“. Interessanterweise wird der Song auf seinem späteren Solo-Album „The Promise Ring“ als „O’er“ und auf „Open Your Eyes“ als Epilog für den Song „Somehow ... Someday" verwendet.
„Pressure Point“ ist ein Song, der auf jedes Jon & Vangelis Album gepasst hätte. Man glaubt auch, dass der Keyboardwizard selbst die Tasten bedient. Elektronische Sounds und Drums beherrschen das Geschehen.
Ein typischer 80ziger Jahre Song schließt sich an. „Much Better Reason“ erinnert mich an die Songs, die Jon auf „In The City Of Angels“ verwendet hat, also jene Zeit, die er mit Musikern von Toto verbracht hat. Schöner Basslauf und interessantes Drumming, aber keine wirklich bleibenden Hooklines.
Der letzte Song der LP war „All Goods Children“, den man wohl als „Funkgospel“ bezeichnen kann. Das Grundmotiv ist ein eigenes „Kirchenlied“ welches mit einem damals modernen Funky-Rhythmus unterlegt wurde. Interessanterweise hat Jon diesen Song mit seiner damaligen Frau Jennifer komponiert.
Jon konnte sich für die Wiederveröffentlichung mit „Polydor“ nicht einigen, das Album für die CD noch um zwei Songs zu erweitern. Diese werten die CD aber nochmals auf.
Einerseits kommen nun seine Fans in den Genuss von „The Spell“ einen fast zwölf minütigen Stück, welches auf einer Geschichte von Anderson basiert. Das Stück, ursprünglich „Twins“, mutierte dann zum ersten Bonussong für die CD. Auch hier hat Anderson ein kleines Epos geschrieben. Verschiedene Einflüsse, etwa die der Klassik, Musical, Rock und Pop bestimmen das Stück. Man findet überraschende Wendungen und Realitätszitate, letztlich kommt es aber aufgrund der schwachen Produktion nicht über den Status einer besseren Demoversion hinaus.
Schade, da hätte Anderson mehr draus machen können/müssen.
Den Abschluss bildet dann „The Spider“. Ein kurzes aufregendes Stück, das in etwa die positive Grundstimmung von „All In A Matter Of Time“ fortsetzt. Hier dürfen sich auch die Kinder Jons wieder einbringen. Man hört Kinderstimmen, Percussion und Bläsersätze und einen treibenden Rhythmus und natürlich darf auf Clem Clempsons Gitarre nicht fehlen. Der Song erschien damals auch nicht auf dem Album, er wurde als B-Seite für die Single „Surrender“ verwendet.
Abschließend kann man wohl feststellen, dass Meistersinger Anderson in 1982 ein gutes Album hingelegt hat, aber die Erwartungen der Plattenfirma wohl nicht erfüllt hat. Zweifelhaft bleibt, ob der Sänger die Original Masterbänder für die CD erhalten hat. Die Produktion unterscheidet sich nicht wesentlich von der der LP. Für die absoluten Yes/Anderson – Fans gehört das Album in jede gut sortierte Sammlung.