Weather Report

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SOON
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Weather Report

Beitrag von SOON »

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Biografie
Weather Report , im November 1970 in New York gegründet, wurde von Kritikern als "superlative musical experience" (Michael Cuscuna) ungewöhnlich enthusiastisch begrüßt und vom CBS-Chef Clive Davis unter Vertrag genommen, noch bevor dieser einen Ton von der neuen Gruppe gehört hatte.
Maßgeblich dafür war das Renommee der Musiker, die alle aus der Jazz-Combo von Miles Davis stammten.

Josef Erich "Joe" Zawinul (kb), am 7. Juli 1932 in Wien, Österreich, geboren, hatte nach einer Zeit als Begleitpianist von Dinah Washington sieben Jahre dem Quintett des Altsaxophonisten Julian "Cannonball" Adderley angehört und dort den Jazz-Hit Mercy Mercy Mercy komponiert.
Bei Miles Davis hatte er als Komponist und am Elektro-Piano maßgeblich an den LPs In A Silent Way und Bitches Brew mitgewirkt. Wayne Shorter (ts, ss), am 25. August 1933 in New Jersey geboren, hatte mit einer Unzahl prominenter Musiker Platten aufgenommen und in eigener Regie mit Super Nova (Blue Note) eine der besten Jazz-LPs des Jahres 1970 vorgelegt. Zusammen mit dem aus Prag, Tschechoslowakei, stammenden Bassisten Miroslav Vitous, geb. am 6. Dezember 1947, und den Percussionisten Alphonze Mouzon, geb. am 21. November 1948 in Charleston, South Carolina, Airto Moreira aus Itaiopolis, Brasilien, geb. am 5. August 1941 (später Eric Gravatt, Greg Errico, Ishmael Wilburn, Skip Hadden, Darryl Brown, Leon "Ndugu" Chancler, Chester Thompson, Narada Michael Walden, Alex Acuña), etablierten sie sich als Kollektiv total gleichberechtigter Partner mit einer frei fließenden Instrumentalmusik außerhalb aller gängigen Kategorien als "Space Supergroup" ("Rolling Stone").

Das Konzept beschrieb Hans Hielscher im "Spiegel": "Skizzenhafte Melodien, alles, was Synthesizer und ähnliche Apparate hergeben, und eine Milchstraße von Rhythmen." Das Jazzmagazin "Down Beat" wählte ihre erste LP 1971 zum "Album des Jahres"; vom japanischen "Swing Journal" wurden sie als "Gruppe des Jahres" nominiert. Den meisten Fans war der Free Rock jedoch zu avantgardistisch. Der Plattenverkauf entsprach den Umsatzerwartungen so wenig, dass die Musiker nach einer Ostasientournee im Frühjahr 1972 (auf der zweiten LP durch einen Live-Mitschnitt aus Tokio dokumentiert) auseinandergingen, um zunächst nur noch sporadisch zusammen zu musizieren. Auch ästhetische Einwände wurden laut. Kritiker Joachim-Ernst Berendt: "Das Geflecht einander völlig gleichgeordneter Instrumentalparts stimmte schon rein physikalisch nicht. Das Saxophon von Wayne Shorter stand klanglich so sehr im Vordergrund, dass es das musikalische Geschehen gerade dort zu beherrschen schien, wo Herrschaft sich verbietet."

Aber das Konzept und die Band waren nicht totzukriegen. Sound-Regisseur Zawinul intensivierte auf den späteren LPs Sweetnighter, Mysterious Traveller das rhythmische Geflecht durch mehrere Percussionisten und verstärkte gleichzeitig den Anteil der Elektronik durch geschickte Mischung von Synthesizer, Orgel, Mellotron, Oktavdivider am Saxophon, eingeblendete Stimmen, Publikumsgeräusche etc. Zawinul: "Entweder spielt keiner ein Solo – oder alle gleichzeitig." Auf diese Weise wirkte Weather Report flexibler als die meisten auf Jazz Rock spezialisierten Bands. Von Mysterious Traveller (1974) an zeichnete "Down Beat" vier Jahre hintereinander Weather Report-LPs mit dem Prädikat "Album des Jahres" aus: Tale Spinnin’ (1975), Black Market (1976), Heavy Weather (1977).

1975 drückte der am 1. Dezember 1951 in Norristown, Penn., geborene Bassist John Anthony "Jaco" Pastorius Joe Zawinul nach einem Konzert in Miami ein Demo-Band mit eigenen Aufnahmen in die Hand und wurde vom Fleck weg engagiert. Seine flinken Finger, die er nebenbei auf Tournee auch noch Joni Mitchell auslieh, verhalfen Heavy Weather (1977) mit einer halben Million verkaufter LPs für eine Instrumentalaufnahme zu einem Super-Seller. Die Single Birdland daraus, fortan der Themesong der Band, wurde in der Vokalversion von Manhattan Transfer sogar auf den Popcharts notiert. Mit dem Drummer Peter Erskine, geb. am 5. Mai 1954 in Somers Point, New Jersey, blieb die Band von 1978 an für knapp vier Jahre als Quartett konstant. 1982 gingen beide Rhythmiker und wurden durch Victor Bailey (bg), José Rossy (perc) und Omar Hakim (dr) ersetzt (Pastorius starb am 21. September 1987 in Fort Lauderdale, Florida, nach einer Kneipenschlägerei). Auf Procession (1983) gab es erstmals ein gesungenes Stück mit Janis Siegel von Manhattan Transfer.

1986 beschlossen Joe Zawinul und Wayne Shorter, die Band aufzulösen, um sich selbst in neuen Konfigurationen die Chance einer künstlerischen Weiterentwicklung zu geben, und nannten die letzte Weather Report-LP This Is This! – sinngemäß: "Das war’s!" Im gleichen Jahr veröffentlichte Zawinul mit di-a-lects seine erste Solo-LP, 1988 unter dem Bandnamen The Zawinul Syndicate mit The Immigrants die zweite.

Im gleichen Jahr gab er im Wiener Konzerthaus mit dem symphonisch besetzten Orchester der Vereinigten Bühnen Wien ein international beachtetes Fusion-Konzert. Von den Platten, die "der unumstrittene Elektronik-Chef der Keyboard-Kulturabteilung zwischen Jazz und Rock" ("FAZ") danach aufnahm, wurde My People auf Escapade Music (1996) am meisten beachtet und für einen Grammy nominiert. In einer Art "one-band world music festival" ("International Herald Tribune") musizierten um das Kern-Syndicate Künstler aus 16 Ländern, so übereinstimmend oder gegensätzlich wie der Afro-Rocker Salif Keïta aus Mali und die jodelnde Alpin-Ethno-Gruppe Broadbahn aus der Steiermark, Reggae und Raga, türkische und mexikanische Klänge, aber auch der Russe Bolot mit einem sibirischen Volkslied. Zawinul selbst sang dabei Keïtas Stück Waraya in der afrikanischen Sprache Bambara, im Wiener Dialekt einen Potato Blues.

Dass all seine Musik nichts mit Theorie, sondern nur mit Menschen zu tun habe, erklärte er im Magazin "Down Beat" mit einer Anekdote zum Stück Slivovitz Trail: "Bevor mein Vater starb, begab er sich noch einmal zu seinen österreichischen Pflaumenbäumen und brannte 100 Liter Slibovitz. Ich war mit Weather Report auf Europatournee und ließ 75 Liter von diesem Pflaumenschnaps nach London kommen. Ich ließ sie abfüllen und etikettieren und schenkte jedem in der Band und in der Crew fünf Flaschen. Die brachten wir nach Amerika." Weather Report Memories. Handfeste Erinnerungen enthielten das Doppelalbum Live And Unreleased (2002) mit vordem unveröffentlichtem Material aus den späten Siebzigern, frühen Achtzigern sowie die Box Forecast: Tomorrow (2006). Der Audio-Anteil auf drei CDs bot einen geschickten Querschnitt des auf LPs veröffentlichten Werks. Auf einer Bonus-DVD jedoch war etwas Unerhörtes zu erleben: das komplette Konzert (mit Jaco Pastorius, Peter Erskine) vom 28. September 1978 im hessischen Offenbach.

Dass es zu der von Wayne Shorters Ehefrau intensiv betriebenen Wiedervereinigung von Weather Report nicht kam, begründete Zawinul 1998 in einem "Musikmarkt"-Interview: "Nach ihrem Unfalltod wurden alle diesbezüglichen Bemühen eingestellt. Das ist sicher gut so. Man soll die Vergangenheit Vergangenheit bleiben lassen und das Schöne daraus in Erinnerung behalten." Im Mai 2004 eröffnete der Keyboarder mit einem Zuschuss seiner Heimatstadt in Höhe von 727 000 Euro im Hilton Vienna am Wiener Stadtpark den Club Joe Zawinul’s Birdland. "Er wollte immer aktuell sein", resümierte Thomas Lindemann in der "Welt", "war davon vielleicht sogar ein wenig bessessen. So behauptete er, der erste HipHop-Beat der Geschichte sei doch 1973 von ihm gekommen, für das Weather Report-Album Sweetnighter. Auf die alten Songs zurückzukommen, sie neu einzuspielen, hat er immer verweigert. Zawinul wollte vorwärts, war bis zuletzt ein Energiebündel. Er boxte regelmäßig. Er wollte noch spielen, bis er 100 würde."

Josef Erich Zawinul starb am 11. September 2007 im Wiener Wilhelminenspital an einer seltenen Hautkrebserkrankung, dem Merkelzellkarzinom. Er wurde zusammen mit seiner Frau Maxine, die ihm am 26. Juli 2007 um nur wenige Wochen vorausgegangen war, in einem Ehrengrab der Stadt Wien beigesetzt.

Zitat: http://www.musicline.de/de/artist_bio/Weather+Report

Diskografie:
1971: Weather Report
1972: I Sing the Body Electric
1972: Live in Tokyo
1973: Sweetnighter
1974: Mysterious Traveller
1975: Tale Spinnin'
1976: Black Market
1977: Heavy Weather
1978: Mr. Gone
1979: 8:30
1980: Night Passage
1982: Weather Report
1983: Procession
1984: Domino Theory
1985: Sportin' Life
1986: This Is This

Gründungsmitglieder:
Joe Zawinul
Wayne Shorter
Miroslav Vitouš
Airto Moreira
Alphonse Mouzon

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[youtube]pqashW66D7o[/youtube]
[youtube]F02mBkBoMQw[/youtube]
[youtube]AuAMSE_xck4[/youtube]


„Warum hast du deine Gruppe damals "Weather Report" getauft?
Wir wollten Musik spielen, die man täglich hört – wie den Wetterbericht – und sich ständig ändert – wie das Wetter.“

Joe Zawinul, 1996
MAKE PROG NOT WAR ! ---> ---> My 2023 Album Faves

Fragile
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Re: Weather Report

Beitrag von Fragile »

Seit Anfang Februar ist übrigens das dritte Album des "Wayne Shorter Quartet" draußen. Es heißt "Without A Net" und erscherin auf dem legendären Jazzlabel "Blue Note".

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In die Weather Report-Marterie wollte ich auch schon länger einsteigen, nicht zuletzt auch wegen der Connections zu Genesis (Collins gab sie immer wieder als wichtigen Einfluss an, Chester Thompson spielte mal bei Weather Report, Alphonso Johnson empfahl Genesis Chester als Tournee-Drummer und spielte Bass auf Phil's "Face Value"). Vielleicht sollte ich die Brücke aber lieber über Miles Davis schlagen und erstmal "In A Silent Way" und "Bitches Brew" gehört haben.
He's seen too much of life,
and there's no going back...

Wilson
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Re: Weather Report

Beitrag von Wilson »

Fragile hat geschrieben:Vielleicht sollte ich die Brücke aber lieber über Miles Davis schlagen und erstmal "In A Silent Way" und "Bitches Brew" gehört haben.
Ich denke, "Weather Report" sind etwas leichter zu konsumieren als die Werke von Miles Davis. Die Alben in den 80ern waren vielleicht sogar zu weichgespült.

Aber als Einstieg lohnt sich durchaus die 5CD Box mit den älteren Alben, die es für deutlich unter 20€ gibt:

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Der Teemeister
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Re: Weather Report

Beitrag von Der Teemeister »

Ich habe einen ganzen Stapel CD's von denen, aber tue mich schwer mit allen
Stücken, bei denen in der Fusion der Pegel allzu sehr in Richtung Funk ausschlägt.
Insofern eine Band, die ich schätze und achte, aber Return To Forever und
Mahavishnu Orchestra sind mir lieber ... selbst Brand X ...
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