Traveling Wilburys

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Beside
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Traveling Wilburys

Beitrag von Beside »

Formation: Supergroup
Zeitdauer: 1988 bis 1990
Genre: Rock (Folk, Country, Heartland)
Teilnehmer: Bob Dylan, George Harrison, Jeff Lynne, Roy Orbison, Tom Petty (Drums: Jim Keltner / teilweise: Gary Moore, Ray Cooper, Jim Horn, Dani Harrison)
Alben: "Vol 1" und "Vol 3" (zusammen heute plus DVD als "The Traveling Wilburys Collection")

Vor vielen Jahren hörte ich im Radio "Handle with Care" und war total irritiert. Stil klar Jeff Lynne, aber Gitarre und Gesang George Harrison. Dann plötzlich das Geknarre von Dylan. Und dann - hoppla - Roy Orbison. Wiebidde?

DIe Lösung klingt wie eine schöne Anekdote: Die Plattenfirma wollte im Frühjahr 1988 von Harrison für sein Comebackalbum "Cloud Nine" noch eine zusätzliche Nummer. Und zwar kurzfristig. In seiner (Raum-)Not fragte Harrison in seinem Bekanntenkreis herum, ob nicht jemand ein Aufnahmestudio mal eben zur Verfügung stellen könne und bekam von Bob Dylan eine Zusage. Zeitgleich betreute Lynne als zuständiger Produzent auch ein Album von Roy Orbison und bat diesen aus einer Laune heraus, mit zu dem Termin zu fahren. Und schließlich hatte Harrison seine Gitarre bei Tom Petty vergessen. Als er diese abholte, fand Petty wiederum die Idee einer kurzen Session so gut, dass er einfach mit ins Auto stieg.

An einem Tag wurde der gewünschte Song produziert, nach der Aufschrift eines Kartons in der Dylanschen Garage mit "Handle with Care" benannt ... tja, und dann befand Warner, das Lied sei zu schade für das o.g. Comeback-Album. Ob man nicht bitte eine ganze LP machen könne ...?
Da jedoch alle Teilnehmer unter großem Termindruck litten, einigten sie sich auf zehn Tage, in denen sie tatsächlich ein gesamtes Album aufnahmen (nebenbei: Im Haus von Dave Stewart --> Eurhythmics). In der aktuellen Edition mit den beiden einzigen von dieser Supergroup produzierten Alben liegt eine DVD bei, welche neben einigen Musikvideos auch herrlich komische Videoaufnahmen aus diesen zehn Tagen zeigt. Die Küche (oder war es die Dusche?) wurde für die Gesangsaufnahmen umgebaut, eine andere Sequenz zeigt, wie herrlich ein Kühlschrank als Drum-Kit funktionieren kann.

Als weiteren Gag wählten die Musiker schließlich Pseudonyme, alle mit dem Nachnamen Wilbury - wurden aber natürlich sofort an Stil und Stimmen erkannt. Während "Handle with Care" es immerhin auf die Plätze 21 (UK) und 45 (USA) brachte, landete das Gesamtalbum auf Platz 3 (USA) und brachte neben mehreren Nominierungen auch einen Grammy ein.

Da alle Musiker das fröhliche Miteinander genossen hatten, wurde eine zweite Session geplant. Doch wenige Wochen nach Erscheinen von Vol. 1 starb Orbison unerwartet an einem Herzinfarkt. Was zu einem Musikvideo führte, bei dem ich plötzlich einen herben Kloß im Hals hatte: Die verbliebenen vier Musiker fahren in einem Güterzug-Waggon durch die Lande, singen "End of the Line" - und an den Stellen mit Orbisons Stimme geht die Kamera zunächst auf einen leeren Schaukelstuhl und danach zu einem kleinen Foto von Ray Orbison.

Entgegen allen Erwartungen trafen sich die vier verbliebenen Musiker 1990 und nahmen ein zweites (vom Stil eher Lynne-dominiertes) Album auf, welches allerdings den Titel Vol. 3 erhielt. Jenseits aller Spekulationen über die fehlende Nr. 2 gab Lynne die einfache Erklärung ab, dass sie angesichts der großen Erwartungen an "Vol. 2" dies einfach überspringen und wieder unbelastet mit der Hausnummer 3 weitermachen wollten.
Vol. 3 erreichte zwar Platin-Status, konnte aber nicht an den Erfolg von Vol. 1 anknüpfen.

Weitere Projekte und eine Neuauflage der zeitweilig ausverkaufen Alben scheiterten am frühen Tod von Harrison im Jahr 2001, womit laut Lynne auch die Band aufgelöst sei.

2007 erschien dann die o.g. "The Traveling Wilburys Collection", welche in kürzester Zeit hohe Verkaufszahlen erreichte (eine halbe Million in den ersten drei Wochen) und es in USA und Australien sofort auf Platz 1 schaffte.

Meine persönliche Würdigung:
Fünf außergewöhnliche Musiker mit prägnanten Stilen und Stimmen spielen sich quer durch den amerikanischen Rock. Die Freude und Begeisterung an dem Projekt ist vor allem in Vol. 1 deutlich zu spüren, die Texte sind gelegentlich ebenfalls ein Erlebnis. Insgesamt schön zu hören, aber auch eine nette Musik für Nebenher, Autofahren, Threads schreiben ...
Die auf der DVD beigelegten Musikvideos sind (v.a. für Vol. 1) sehr schön arrangiert, für mich hat zusätzlich das "Making of" echten Charme.
Ich bin ganz knapp vor der Aussage "Darf in keinem Musikschrank fehlen" ... ;-)
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Beside
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Re: Traveling Wilburys

Beitrag von Beside »

[youtube]OmtlqB0x59Y[/youtube]

[youtube]DQ89HHSq9b8[/youtube]

Aprilforst
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Re: Traveling Wilburys

Beitrag von Aprilforst »

Beside hat geschrieben:Ich bin ganz knapp vor der Aussage "Darf in keinem Musikschrank fehlen" ... ;-)
Doch, doch, da stimme ich Dir zu. Meistens höre ich die Wilburys im Auto. Da kommt keine Langeweile auf.
Die Musik beruht auf der Harmonie zwischen Himmel und Erde, auf der Übereinstimmung des Trüben und des Lichten. Hermann Hesse.

Fragile
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Re: Traveling Wilburys

Beitrag von Fragile »

Aprilforst hat geschrieben:
Beside hat geschrieben:Ich bin ganz knapp vor der Aussage "Darf in keinem Musikschrank fehlen" ... ;-)
Doch, doch, da stimme ich Dir zu. Meistens höre ich die Wilburys im Auto. Da kommt keine Langeweile auf.
Dem schließe ich mich mal an. Eine der wenigen Supergroups, die musikalisch echt was drauf hatten. Derlei Experimente können ja gerne auch mal ein wenig in die Hose gehen (Velvet Revolver, GTR, Asia,...), bei den Wilburys stimmte aber so ziemlich alles. Da kamen eigentlich alle Fans der jeweiligen Interreten (ELO, Beatles, Dylan, Petty) auf ihre Kosten. Danke für deine Vorstellung, beside!!!

Vielleicht sollte man die Pseudonyme noch einmal genauer auflisten, damit jeder weiß, wer wer war:

Lucky Wilbury/Boo Wilbury (Dylan)
Nelson Wilbury/Spike Wilbury (Harrison)
Otis Wilbury/Clayton Wilbury (Lynne)
Lefty Wilbury (Orbison)
Charlie T. Jr./Muddy Wilbury (Petty)
He's seen too much of life,
and there's no going back...
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