Presley, Elvis

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Der Teemeister
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Presley, Elvis

Beitrag von Der Teemeister »

Das Ende einer Legende: Ein fetter, penetrant schwitzender Mann, - gerade einmal knapp über 40 Jahre alt, - steht auf der Bühne; singt die meisten seiner oft beinah 20 Jahre alten Hits nur noch an,- die Kraft der Lungen schwindet ihm. Ein, - wenn auch lächelndes, - Bild des Jammers. Ein Bild des Jammers auch; wenn er dünn geblieben wäre; denn: längst ist er kein Kreativer Macher mehr, der Elvis Aaron Presley; sondern ein sich selbst reproduzierender Klon in peinlichen, albernen, ihn selbst ungewollt persiflierenden Kostümen des zur Schau gestellten Reichtums auf der noch albernen, geschmacklosen Showbühne von Las Vegas, ein schwitzender Clown, ein Schlagersänger für Gutbetuchte, eine Spielhöllenzugabe, eine bourgeoise Belustigung für Rinderzüchter Marke J.R. Ewing. Beraubt jedes progressiven Ansatzes; eine Ikone des Establishments. Priscilla, ich verstehe dich nur allzu gut. Kontrolliert, bevormundet und eingesperrt ertrugst du dieses Darben mit einer Legende nicht mehr; und branntest durch mit deinem Yogalehrer. Ein no-name Yogalehrer als Tausch für einen Elvis. Wie muß dies ihn getroffen haben. Und du, Elvis, lieber Elvis; was liessest du nur mit dir geschehen?

Ich glaube, ich sah das „Aloha From Hawaii“- Konzert erstmals 1977, einen, - oder einige,- Tage nach seinem Tod in der ARD. Ich habe Elvis immer für seine Pionierarbeit gemocht : den schwarzen Blues und Rock'n Roll via himself, via Folgeerscheinungen Beatles und Stones usw., einem weißen Publikum nahezubringen. An Elvis beobachtete ich in Retrospekt (da erst 1962 geboren), was vielen Künstlern passiert, wenn sie selbst nicht, - oder kaum, - kreativ sind. Will besagen: Elvis komponierte und schrieb nicht; nur hier und da mal eine Erweiterung, eine Abwandlung, eine – jedoch immer gelungene – Ergänzung zum vorgefertigten Song der anderen. Er war auf den output anderer angewiesen; versuchte wahrscheinlich nicht einmal ernsthaft, Songs zu schreiben. Darin folgte er der bis dato herrschenden amerikanischen Auffassung; dass der Interpret nicht auch der Songschreiber zu sein habe. Die Songs wurden (überwiegend) von eigenen Kreativschmieden wie der berühmten Tin Pan Alley am Fließband geliefert.

Als er vom Tod des Elvis hörte, meinte John Lennon (zynisierend, wie er nun einmal war): "Elvis? Starb der nicht schon, als er in die Army ging? - Das wäre dann das Jahr 1958 gewesen. Musikalisch? Als Innovator? Als großes, kreatives Vorbild (im Sinne des gewagten, wagenden Performens)? Eindeutig, ja. Danach die unseligen Filmverträge; dieses bedingungslose Vertrauen auf Manager Colonel Tom Parker. Diese unsäglichen, flachen Filme ab 1960, mit ihren - sorry - dümmlichen Schlagern. So entzieht sich einer - ein ganz großer Performer, der jede einzelne Note genoss, als er sie sang - seiner eigenen, einstigen progressiven Wertigkeit. Beinah ein Roy Black wurde er, ein Rex Gildo – Elvis, als Rock'n Roller, war so gut wie tot. War es das, Elvis? Das du das Tor aufgeschlossen hast für die schwarze Musik, und den Weg gewiesen hast für so viele weiße Jungs? Und sonst nichts?

Bereits kurz vor seinen Eintritt in die Army 1958 produzierte Elvis Titel auf Vorrat; um während seiner Dienstzeit weiterhin Neues in den Hitparaden präsentieren zu können. Nach seiner Entlassung aus der Army produzierte er des weiteren ebenso Titel auf Vorrat, um sie, - während der mit den Filmarbeiten beschäftigt war, - nach und nach auf den Markt zu bringen. So brachten die Jahre 1960-1964 (in denen der Rock'n Roll beinah alles von seiner ursprünglichen Kraft verloren hatte; die sogenannten "Bobbys" (Bobby Vinton, Bobby Vee) und Entertainern wie Paul Anka, Frankie Avalon, Conway Twitty und Neil Sedaka die Charts beherrschten, - noch einmal eine Reihe von durchaus gelungenen Elvis-Titeln an die Spitze der Hitparaden; darunter "Wooden Heart" und "It's Now Or Never", nebst "The Girl Of My Best Friend". 1965 dann mit dem Gospel-Oldie "Crying In The Chapel" einen einstweiligen Abschluß. Elvis wurde gnadenlos von der Zeit eingeholt; 1965 bringt er einen Titel, den die Orioles 1955 bereits zum Erfolg verhalfen. Er machte dies sehr gut; aber andere singen inzwischen von "Satisfaction", "Day Tripper" und "You Really Got Me".

Die großen Hits der Jahre 62/63, - wie gesagt – zumeist lange vorher aufgenommen, immerhin kraftvoll und beeindruckend „You're The Devil In Disguise“ und „Surrender“. Die Überpräsenz der Beatles in der amerikanischen Hitparade von 4 (in Worten: vier!) Titeln in den Top Five während eines Monats des Jahres 1964 verkraftete Elvis schlecht. Er gab quasi auf, resignierte diesbezüglich. Wurde, - zunächst, - zu einem Interpreten von Gospel-Songs.

1968 dann das großartige Konzert im schwarzen Leder mit der alten Begleitband, die er komplett entlassen hatte, als sie (wirklich bescheiden und demütig, Elvis 1959 befragten, ob er nicht jetzt, - da er so einen ungeheueren Durchbruch erlebt hatte,- ihnen doch bitte auch ein paar Dollar mehr zahlen könne). Konnten er und der Colonel nicht -und schwupp; dahin war die kreative Force von Scotty Moore's Gitarre, bzw. abwesend im immer flacher werdenden späterem Schaffen des „King“). Doch damals standen sie wieder gemeinsam auf der Bühne, und machten den staunenden Hippies, die unterhalb der Boxring-artigen Bühne saßen; - diesen zarten Blumenkindern vor, was für eine gewaltige, ungeheuere Kraft die Aufbruchsstimmung des ursprünglichen Rock'n Rolls hatte. Großartig auch die beiden Songs „Suspicious Minds und „In The Ghetto“, welche 1968/69 noch einmal die Charts stürmten. Danach wurde es sehr still um den „King“; die Chance auf ein Nachhaltiges kreatives Comeback verpasste er; leider. Stattdessen dieses unselige Las-Vegas-Engagement. 1973 noch: „Always On My Mind“. Prophetisch? Nicht von ungefähr, dass seine Tochter später den ähnlich verflachten Michael Jackson heiratete.

Der Autor dieses Textes ist, - wie viele Europäer (führend diesbezüglich die Engländer), - eher ein Buddy-Holly-, als ein Elvis-Fan. Das ist privater Gusto; Holly hatte für mich einfach etwas mehr Kraft; bzw. weniger Schmalz. Als Buddy Holly am 3. Februar 1959 starb, war auch er bereits gut auf dem Weg, - genau wie Elvis, - ein Entertainer zu werden. Insofern lässt er den Einwand, den Elvis selbst gab, natürlich gelten bezüglich des Vergleiches; wonach Holly eben nicht so flach und versiegend daherkam, wie später Elvis. „Kunststück“ – meinte jener - „wenn man beizeiten stirbt?“ Holly komponierte und textete selbst; spielte nicht nur Begleit-; sondern Lead-Gitarre; gilt als der Erfinder der klassischen Besetzung für Rockbands mit zwei Gitarren, einem Bass, und einem Schlagzeug. John Lennon war eher ein Buddy-Holly-Bewunderer; Paul McCartney hielt es dagegen – natürlich – mit Elvis. Jeder auch ein wenig nach der eigenen Persönlichkeit ausgerichtet mit seinem Geschmack, wie wir wohl alle.

Meine harten Worte gegenüber Elvis, die ich hier fand – was sind sie eigentlich; und hinter ihre Maske geschaut? Meine private Wut, mein Zorn, und meine tiefe Enttäuschung; dass es für Elvis so schlecht ausging – denn es zählt (für mich) – nicht nur der Ruhm der Ewigkeit, sondern der Verlauf eines jeden Lebens. Frau und Kreativität wandten sich ab vom "King". Ich höre ihn oft und gern, auch stellvertretend für meinen Schwager Jürgen, - einem Riesen-Elvis-Fan; der – natürlich – genau gerade dann verstarb (mit 48 Jahren), - als der eiserne Vorhang fiel, und ihm die Tonträger des Westens endlich erreichbar gewesen wären. "The Girl Of My Best Friend" - 1974, - oder war es 75?" strahlte der RIAS Berlin, - nebst angeschlossenen, mir empfangbaren Sendern wie NDR2, - eine dreitägige Nonstop-Hommage an den Rock'n Roll aus, bei welcher Gelegenheit Jürgen nachts massenhaft Titel auf dem für seinen adoptierten Sohn Bodo als Weihnachtsgeschenk erworbenen Kassettenrecorder sowjetischer Herstellung auf Band einfing; darunter eben auch jenen Titel. Nachts deshalb; weil Bodo sonst des Geschenkes vorzeitig gewahr geworden wäre. Jürgen meinte, dass er genau so eine Geschichte zu genau dieser Zeit, als der Titel erstmals über den Äther ausgestrahlt wurde, selbst erfahren hatte - die Tragik, sich in die Frau seines besten Freundes zu verlieben. Tragisch war es auch, dass Jürgen während dieser drei Tage alle für Bodo gedachten Kassetten mit jenen Rock'n Roll-Oldies füllte; und Bodo, als er das Gerät unter dem Weihnachtsbaum vorfand, nicht eine einzige Kassette für das Ausprobieren des Gerätes für sich zur Verfügung hatte. Kurzentschlossen, zum Entsetzen Jürgens; und zum Shock von mir, - löschte Bodo einfach eine derselben; um Songs wie "Oh Boy" in der gerade aktuellen Fassung der Gruppe Mud; oder "Three Steps To Heaven" von Showwaddywaddy" aufzunehmen.

Elvis' Songs wie „Jailhouse Rock“, "Fever", "Heartbreak Hotel", "Hound Dog" „One Night“, „I Need Your Love Tonight“; aber auch "The Girl Of My Best Friend", "It's Now Or Never" und „Surrender“ gehören für mich ohne jeden Zweifel zu den schönsten der Musikgeschichte überhaupt. Farewell, Elvis! Farewell, Jürgen!. Keep On Rockin' Forever da oben“. Ich komme nach, dauert nur noch ein paar Jahre. Versprochen!

Fragile
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Re: Elvis Presley

Beitrag von Fragile »

Der Teemeister hat geschrieben:Zum 36. Todestag des "King"
Is dat nich n büschen früh?

[youtube]tH0mX1QDkyo[/youtube]

[youtube]s6ocPuXxYwk[/youtube]
Der Teemeister hat geschrieben:Als er vom Tod des Elvis hörte, meinte John Lennon (zynisierend, wie er nun einmal war): "Elvis? Starb der nicht schon, als er in die Army ging?"
(...)
John Lennon war eher ein Buddy-Holly-Bewunderer; Paul McCartney hielt es dagegen – natürlich – mit Elvis. Jeder auch ein wenig nach der eigenen Persönlichkeit ausgerichtet mit seinem Geschmack, wie wir wohl alle.
Witzigerweise war es aber Lennon, der mal sagte: "Vor Elvis gab es nichts!"
He's seen too much of life,
and there's no going back...

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Der Teemeister
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Re: Elvis Presley

Beitrag von Der Teemeister »

Der frühe Vogel schreibt den Text ... oder so ... puh, na ja, was soll's ...
Witzigerweise war es aber Lennon, der mal sagte: "Vor Elvis gab es nichts!"
Das ist populistisch leicht gesagt; stimmt aber nicht, dear John.
1. Gab es Richard Wagner, Zweitens, mindestens:

1948 Wynonie Harris - Good Rockin' Tonight (7 Jahre, bevor Elvis es sang!!!!)
1950 Laurie Sisters - Jump, Junior Jump
1951 Jackie Brenston & The Delta Cats (alias Ike Turner) - Rocket 88
1951 Fats Domino - Rockin' Chair
1952 Hank Snow - I'm Movin' On
1952 Lloyd Price & Dave Bartholomew - Lawdy Miss CLawdy
1953 Anita Lang - Lucky Lips
1953 Johnny Ray & Doris Day - Let's Walk-A-That Way
1953 Big Mama Thornton - Hound Dog
1953 Rufus Thomas - Bear Cat
1953 Orioles - Crying In The Chapel
1953 Ray Anthony - Dragnet
und eine Menge Titel aus 1954 in den Monaten, bevor Elvis die
(unbedeutende, private) Geburtstags-Single
für Mama in den Sun Studios herstellen liess.

Darunter vielleicht auch:
Crew Cuts - Sh Boom
The Drifters - Such A Night
Bill Haley & The Comets - Shake, Rattle & Roll
Five Keys - Ling Tin Tong
Hank Ballard - Work With Me Annie
The Penguins - Earth Angel

Fragile
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Re: Elvis Presley

Beitrag von Fragile »

Aus der NDR1 (Niedersachsen)-Reihe "Die Geschichte zum Hit mit kurzen Hintergrundinfos und Texterläuterungen:


Heartbreak Hotel
http://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/sen ... ey118.html

That's All Right, Mama
http://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/sen ... ey112.html

Wooden Heart
http://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/sen ... ey111.html

In The Ghetto
http://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/sen ... is179.html
He's seen too much of life,
and there's no going back...
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