Al Di Meola
MONTAG / 09. NOVEMBER 2015 / 20:00 Uhr
Spielstätte Erlwein Capitol im Ostrapark, Dresden
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Zuerst bekommt Al Di Meola ein Ständchen vom Publikum. Das singt ihm, ermuntert vom Jazz-Tage-Intendanten Kilian Forster, „Viel Glück und viel Segen“. Der 61-Jährige hat im Sommer in Las Vegas geheiratet. Eine junge Dresdnerin(Korr.: Oschatzerin(Sachsen)/Münchnerin, Anm.d.biggenerator). Kein Vorruhestand der Gefühle in Sicht. Wie schön. Als das Publikum den versuchten Kanon beendet, meint Di Meola, dass er die Melodie in seiner Heimat Amerika als Weihnachtslied kenne. Und er feixt. Der Gitarrenheld wirkt an diesem Abend jung, ausgelassen, glücklich. „Ich will mein Bestes tun für dieses wunderbare Mädchen.“
Dann legt er los, stellt die ersten Titel seines neuen Albums „Elysium“ vor. Er scheint auch musikalisch auf der Insel der Seligen angekommen zu sein. Unbeirrt von Zeiteinflüssen spielt er das Spektrum seines Fusionsstils voll aus. Der Musiker legt auf der Scheibe ein Netz der Harmonie, ein komplexes, dynamisches Klanggebilde aus elektrischen und akustischen Gitarren- sowie Keyboardsounds.
Mit legendärer Schnelligkeit
Auch beim Konzert am Montagabend in der neuen Spielstätte der Jazztage, im Erlwein-Capitol im Dresdner Ostragehege, mischt er, wie immer technisch brillant, Rock, Jazz und Folk. Seine explosiven Soli treibt er bis in die Spitzen, wobei es ihm nach wie vor grandios gelingt, trotz legendärer Schnelligkeit die einzelnen Töne hörbar zu belassen. Kein Ruhestand der Meisterschaft in Sicht. Zum Glück. Dabei bezog er an diesem Abend seine beiden Mitspieler, Peo Alfonsi an der zweiten Gitarre und Peter Kaszas am Schlagzeug, sehr bewusst mit ein.
Auch hier, anders als im vergangenen Jahr, Harmonie, freundlicher Blickkontakt, herzliches Frotzeln. Nach der Pause ein Solo zum Fallenlassen. Vor drei Jahren erfüllte sich Di Meola einen lang gehegten Wunsch und spielte 14 Klassiker der Beatles ein. Sein Album „All Your Life“ ist eine Verneigung vor der Band, die er verehrt wie keine andere. Für den Titel „Blackbird“ beispielsweise erdachte er neue Harmonien, „Eleanor Rigby“ spielt er unverändert. Kammermusikalische Genauigkeit verwandelte das Publikum spätestens jetzt in hingerissene Zuhörer, die jedem Melodiebogen folgen, jeden Ton goutieren, dem Atmen nachspüren. Der Gitarrist erklärt die unvergänglichen Songs mit der Rivalität zweier Männer: John Lennon und Paul McCartney. Ihr lebenslanger Wettbewerb sei der Grund für ihren Erfolg und ihr Scheitern.
Al Di Meola selbst erlebte nach seinem Musikstudium am Berklee College of Music in Boston produktiven Druck. Bereits 1974, im Alter von 19 Jahren, entdeckte ihn der Pianist Chick Corea, und Meola spielte in dessen Band „Return to Forever“ mit, tourte um die ganze Welt. Fast müßig zu erwähnen, dass Ende der 70er-Jahre die Zusammenarbeit mit John McLaughlin und Paco de Lucía folgte. Auch an diesem Abend wartete das Publikum auf den Schlusssong aus ihrem Live-Album „A Friday Night In San Francisco“. So ist das eben mit den Hits. Jeder will sie hören, bis zum Vorruhestand und dann erst recht. Sie gehören einfach zum Leben.
Bilder: Original von den : Jazztage Dresden 2015
(Reservebilder auf tp
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