Massive Attack

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Fragile
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Massive Attack

Beitrag von Fragile »

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Massive Attack gelten als die Mitbegründer des Trip Hop, einer Musikrichtung, die meistens aus durchgehend entspannten, langsam groovenden Beats, sowie die Verwendung von Steichern und Samples aus dem Jazzrock zusammensetzt. Ob Massive Attack diesen Stil wirklich erfunden haben, ist sicherlich umstritten, zumal der Begriff „Trip Hop“ als solcher auch erst etwas später geprägt wird. In den Anfangstagen vom M.A. heißt dieser neue Sound lediglich „Bristol Sound“, denn in dieser britischen Kleinstadt hat die neben Grunge und Brit-Pop wohl bedeutendste Musikrichtung der 90er Jahre ihren Ursprung:

1987 löst sich das damals seit vier Jahren bestehende Musiker- und Künstlerkollektiv The Wild Bunch auf und deren Mitglieder gehen jeweils ihre eigenen musikalischen Wege. Zu ihnen gehören auch Adrian „Tricky“ Thaws und Nellee Hooper, letzterer wird Mitglied in der R’n’B/Dance-Formation „Soul II Soul“.
Drei weitere Mitglieder, Robert del Naja alias 3D (*21. Januar 1965 in Bristol), Grantley Evan Marshall alias Daddy G (*18. Dezember 1959 in Bristol) und Andrew Vowles alias Mushroom (*10. November 1967 in Bristol) gründen kurze Zeit später Massive Attack. Ihre erste Single unter diesem Namen, „Any Love“, erscheint bereits 1988, selbstfinanziert und ohne größeren Erfolg. Immerhin wird Circa Records, ein Sublabel von Virgin, auf die drei Herren aufmerksam, nicht zuletzt durch die Hilfe von Neneh Cherry, und nimmt die Band unter Vertrag. Die erste Veröffentlichung der Band auf diesem Label ist Ende 1990 „Daydreaming“, die in den Danceclubs von GB schon sehr gut ankommt. Im Februar 1991 erscheint dann die nächste Single, die Massive Attack endgültig bekannt macht: „Unfinished Sympathy“ wird ein europaweiter Top-20-Hit, zum Erfolg trägt auch der dazugehörige Videoclip bei, der in High Rotation bei MTV läuft und gegen alle Trends verstößt: Keine schnellen Schnittfolgen, sondern eine über die gesamte Länge des Videos andauernde Kamerafahrt, die die über den West Pico Boulevard in Los Angeles laufende Sängerin des Titels, Shara Nelson, begleitet.

[youtube]ePujnD4qJO0[/youtube]

Aufgrund des zu dieser Zeit herrschenden Golfkrieges erscheint die Single unter dem gekürzten Bandnamen „Massive“, obwohl der Bandname nicht, wie angenommen, mit „massiver Angriff“ übersetzt wird. Er bezieht sich auf den Patois-Ausdruck „Massive“ (="Publikum"), der Bandname bedeutet also "Publikumsattacke". Im April 1991 erscheint dann auch das erwartete Debüt-Album „Blue Lines“, dass sich gut verkauft und auch bei den Kritikern positiv ankommt, außerdem etabliert es den eingangs erwähnten „Bristol Sound“. Neben Shara Nelson wirken als musikalische Gäste Reggae-Sänger Horace Andy mit und auch Tricky, ein Freund aus alten „Wild Bunch“-Zeiten, darf auf drei Songs auf dem Album rappen.

Die nächsten beiden Jahre werden, abgesehen von der „Massive Attack EP“ (1992), etwas ruhiger. Erst im September 1994 meldet sich das Trio mit ihrem Zweitling „Protection“ zurück. Die Kritiken sind zwar eher verhalten (sie bemängeln, es sei zu sehr „more of the same“), verkaufsmäßig toppt das Album allerdings seinen Vorgänger noch. Hits aus dem Album werden „Sly“, „Karmacoma“ und der Titelsong, zu dem es wie bei „Unfinished Sympathy“ einen im One-Cut-Verfahren gedrehten Videoclip gibt. Neben den Altbekannten Horace Andy und Tricky wirken diesmal Nicolette und Tracey Thorn von Everything But The Girl („Missing“, 1996) als Gastsänger mit. Außerdem gibt es wieder Hilfe von einem Bekannten aus den „Wild Bunch“-Tagen: Als Co-Produzent zeichnet Nellee Hooper verantwortlich. Hooper hat sich neben seiner „Soul II Soul“-Tätigkeiten inzwischen auch als Produzent einen Namen gemacht. So produzierte er 1990 für Sinéad O’Connor den Welthit „Nothing Compares 2 U“ und verpasste auch den Alben von Björk („Debut“) und Madonna („Bedtime Stories“) den letzten Schliff. „Protection“ enthält mit „Heat Miser“ und „Weather Storm“ auch erstmals zwei Instrumentalstücke. Beide wurden von Craig Armstrong komponiert, der auch für die Streicherarrangements des Songs „Sly“ verantwortlich war. Zusätzlich erscheint Anfang 1995 noch ein Remixalbum mit dem Titel „No Protection“, das von Neil Fraser alias Mad Professor erstellte Remixe sämtlicher „Protection“-Stücke beinhaltet. Gleichzeitig beendet Tricky die Zusammenarbeit mit der Band und startet eine Solokarriere. Ebenfalls 1995 wünscht Pop-Queen Madonna die Zusammenarbeit mit dem Trio aus Bristol, das mit ihr eine Coverversion des Marvin Gaye-Songs „I Want You“ für ihr Album „Something To Remember“ produziert.

[youtube]0TDHA1V0lqE[/youtube]

Die ganzen Arbeiten der letzten beiden Jahre machen sich bezahlt, denn im Februar 1996 werden Massive Attack bei den BRIT Awards als „Best Dance Act“ ausgezeichnet. Inzwischen wächst die Szene des Trip Hops, wie sich der „Bristol Sound“ inzwischen nennt und neue Bands wie Morcheeba und Portishead machen auf sich aufmerksam. Interessante Anekdote: Geoff Barrow, der Mann hinter Portishead, hatte 1990 während der Aufnahmen für „Blue Lines“ Tee gekocht und bei Massive Attack einige Studiotricks gelernt, die er nun bei Portishead verwenden konnte.

Trotzdem ruht sich das Trio nach diesen Erfolgserlebnissen nicht auf ihren Lorbeeren aus. Im Sommer 1997 veröffentlicht man eine EP mit dem Titel „Risingson“ und deutet musikalisch damit schon an, in welche Richtung das nächste Studiowerk gehen wird: Insgesamt klingt die Musik jetzt etwas düsterer und statt auf Streicher setzt man vermehrt auf E-Gitarren. Die ganze musikalische Neuorientierung liegt schließlich im April 1998 auf dem Album „Mezzanine“ vor. Beim Gesang setzt man neben Horace Andy und 3D selbst diesmal auf die Sängerinnen Sara Jay und Elizabeth Fraser (ex-Cocteau Twins). Fans sowie Kritiker sind gespaltener Meinung, trotzdem wird auch dieses Album zu einem Verkaufserfolg, erstmals erreicht ein MA-Album Platz 1 der britischen LP-Charts, außerdem gelingt mit „Teardrop“ der erste Top 10-Hit in der Heimat. Der dazugehörige Videoclip wird im November 1998 bei den „MTV Europe Music Awards“ mit dem Preis für das beste Video ausgezeichnet.

[youtube]y8aitrMZRYU[/youtube]

„Mezzanine“ ist das letzte Album, das die Band noch als Trio aufgenommen hat. Aufgrund seiner Unzufriedenheit mit dem neuen Sound verlässt Mushroom 1999 die Band, die anderen beiden entschließen sich dafür, als Duo weiterzumachen. Es wird wieder ruhiger um die Band, bis im Februar 2003 das vierte Studiowerk „100th Window“ veröffentlicht wird. Aufgenommen wurde es im Alleingang von 3D, da auch Daddy G die Band kurzzeitig verlässt, um sich mehr Zeit für seine frisch gegründete Familie zu nehmen. Bei der Tournee zu diesem Album ist er allerdings wieder an Bord. „100th Window“ macht musikalisch dort weiter, wo „Mezzanine“ aufgehört hat, also eher düster-melancholisch. Außerdem verzichtet das Album diesmal weitestgehend auf Samples. Singen tun diesmal 3D, wiederum Horace Andy und Sinéad O’Connor. Nebenher fängt 3D auch an, Filmmusik für diverse Streifen (u.a. „Unleashed – Entfesselt“) zu schreiben, veröffentlicht diese allerdings auch mehr oder weniger als reguläre Massive Attack-Alben, was beim Publikum weniger gut ankommt.

Anlässlich des 15-jährigen M.A.-Jubiläums erscheint im März 2006 ein Best Of-Album namens „Collected“, das neben der bekannten Songs seit 1991 auch das neue Stück „Live With Me“ (gesungen von Jazz/Soul-Legende Terry Callier) enthält. Zudem erscheint „Collected“ auch in einer Special Edition mit unveröffentlichtem Material, Remixes und Videos. Außerdem geht man im Anschluss auf eine „15th Anniversary“-Tour, inkl. Gesanglicher Unterstützung von Liz Fraser.

Danach gehen wieder einige Jahre ins Land, bis man sich im Februar 2010 mit dem fünften Studiowerk „Heligoland“ zurückmeldet. Auf diesem Album sind neben 3D und Daddy G, der erstmals seit „Mezzanine“ wieder an einer Albumproduktion beteiligt ist, auch Horace Andy, Damon Albarn (Blur), Hope Sandoval, Tunde Adebimpe (TV On The Radio) und Martina Topley-Bird als Sänger zu hören.

Diskographie:
Blue Lines (1991)
Protection (1994)
No Protection (1995)
Mezzanine (1998)
100th Window (2003)
Danny The Dog – Original Motion Picture Soundtrack (2004)
Collected – The Best Of (2006)
Heligoland (2010)

Massive Attack in den Medien:
Wer öfters ins Kino geht oder TV schaut, kommt nicht um Massive Attacks Musik herum.
-So ist „Angel“ ist in vielen Filmen zu hören, vor allem die basslastige, instrumentale erste Minute (z. B. „Snatch - Schweine und Diamanten“ oder im Vorspann von „Firewall“). Außerdem begegnet einem der Song im Werbespot von „Far Cry 2“.
-„Unfinished Sympathy“ wird als Titelmelodie für die Pseudo-Doku „Zwei bei Kallwass“ auf Sat.1 verwendet.
-Der M.A.-Song, der am meisten im TV auftaucht, dürfte allerdings „Teardrop“ sein, so zum Beispiel in den Werbespots für das Videogame „Assasin’s Creed“ und für die „Hypo Vereinsbank“. Am bekanntesten ist der Song als Titelmelodie für die TV-Serie „Dr. House“. Aus rechtlichen Gründen verwendet RTL bei den Ausstrahlungen der „House“-Episoden einen extra komponierten Song, der aber sehr an „Teardrop“ erinnert. Auf den in Deutschland erschienenen DVD-Episoden ist allerdings das Original zu hören. Auch in einer Episode der Serie „Prison Break“ (lief ebenfalls auf RTL) ist der Song zu hören, ebenso in der ARD-Serie „Sternenfänger“.
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Fragile
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Re: Massive Attack

Beitrag von Fragile »

Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

Gerade wurde übrigens bekannt, dass Hollywood-Star Scarlett Johansson mit den Herrschaften von M.A. ins Studio gegangen ist, um einen Song für einen mexikanischen Film aufzunehmen.

http://www.gmx.net/themen/musik/backsta ... ive-attack

MMn würde sich Scarlett's Gesangsstimme gut für M.A.-Songs eignen. Bin auf jeden Fall auf das Ergebnis gespannt.
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ingo
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Re: Massive Attack

Beitrag von ingo »

Hab das noch gefunden

[youtube]TqYA7uJUbqE[/youtube]

Das Melt-Festival hat sich über die Jahre etabliert und findet an diesem besonderem Ort im wilden Osten statt

http://www.ferropolis-online.de/ferropolis.html

Als TripHop läuft ja unter anderem auch

[youtube]3QBPPTdcxXs[/youtube]

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Fragile
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Re: Massive Attack

Beitrag von Fragile »

Jetzt kann man sich hier schon die Zusammenarbeit von Scarlett Johansson und Massive Attack (wobei es sich hier nur um die eine Hälfte "3D" handelt) anhören. Man hatte ja geplant, ein neues von wohl insgesamt zahllosen Remakes von "Summertime" (aus Gershwin's "Porgy & Bess") zu machen. Das Ergebnis wird jetzt auf dem Soundtrack zu dem mexikanischen Film "Días de Gracia - Days Of Grace" (kommt im Sommer in die Kinos) zu hören sein.



Weiß allerdings gerade nicht, ob "3D" und Scarlett hier wirklich zusammengearbeitet haben oder "3D" lediglich eine Bearbeitung der Version, die Scarlett bereits 2007 aufnahm, vorgenommen hat.

[youtube]WqdX1Wdr9lw[/youtube]
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Aprilforst
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Re: Massive Attack

Beitrag von Aprilforst »

Fragile hat geschrieben:
Tolle Version. Ich kann ja normalerweise mit diesem modernen Krams nicht viel anfangen :mrgreen: , aber dies gefällt mir tatsächlich.
Die Musik beruht auf der Harmonie zwischen Himmel und Erde, auf der Übereinstimmung des Trüben und des Lichten. Hermann Hesse.

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Fragile
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Re: Massive Attack

Beitrag von Fragile »

Auch Massive Attack feiern in diesem Jahr verspätet das 20-jährige Jubiläum ihres Debütalbums "Blue Lines". Aus diesem Anlass ist es seit kurzem sowohl als CD/DVD als auch als Doppel-Vinyl-LP erhältlich.

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Fragile
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Re: Massive Attack

Beitrag von Fragile »

Ein neues Studioalbum der Trip Hop-Legende lässt weiterhin auf sich warten. Dafür werden jetzt erstmal wieder Konzerte gegeben:

02.07.2014 L-Luxembourg (Abbaye de Neumünster)
05.07.2014 Berlin (Tempodrom)
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Fragile
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Re: Massive Attack

Beitrag von Fragile »

Weitere Konzerttermine Anfang 2016 (allerdings muss man sich vorverkaufsmäßig ranhalten!!!):

16.02.2016 Köln (Palladium)
17.02.2016 Berlin (Tempodrom)
18.02.2016 Berlin (Tempodrom)
21.02.2016 München (Tonhalle)
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Fragile
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Re: Massive Attack

Beitrag von Fragile »

Drei weitere Konzerttermine für den Sommer:

04.07.2016 Berlin (Zitadelle Spandau)
08.07.2016 Gelsenkirchen (Amphitheater)
17.08.2016 Dresden (Junge Garde)
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