Flower Kings, The

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JJG
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Flower Kings, The

Beitrag von JJG »

Endlich wird es wieder ein neues Flower Kings Album geben.
Auf ihrer offiziellen Homepage gibt es ein Statement:
Flower Kings hat geschrieben:If all Gods and muses are onboard the new TFK is scheduled for an album release on June 6th on the Inside Out Music label (Century Media/EMI).
Bild

Homepage:
http://www.flowerkings.se/
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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nixe
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Re: The Flower Kings

Beitrag von nixe »

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2003 Meet the Flower Kings: live recording 2003
BildBild
Allgemeine Angaben:
Erscheinungsjahr: 2003
Besonderheiten/Stil: live; RetroProg
Label: InsideOut
Durchschnittswertung: 11.25/15 (4 Rezensionen)

Besetzung:
Roine Stolt guitars and voice
Tomas Bodin keyboards
Hans Froberg guitars and voices
Daniel Gildenlöw guitars, voice, keys, percussion
Hasse Bruniusson percussion, voices
Jonas Reingold bassguitar and basspedal
Zoltan Csörsz drum kit

Tracklist:
Disc 1

1. the truth will set you free 31:20
2. garden of dreams (part one) 27:07
3. garden of dreams (part two) 17:20
Gesamtlaufzeit 75:47

Disc 2

1. humanizzimo 23:10
2. circus Brimstone 11:18
3. silent inferno 16:13
4. stardust we are 26:25
Gesamtlaufzeit 77:06

http://babyblaue-seiten.de/index.php?al ... ws&alpha=f
von: Nik Brückner (Rezension 2 von 4)

Ich denke, ich sollte die Begeisterung, die mein Vorredner verbreitet, doch etwas dämpfen. Sicher ist dieses Album eher ein Meilen- denn ein Stolperstein in der Bandgeschichte, doch möchte ich ein paar Mankos hervorheben, die das Album problematisch machen. Zum ersten: die Songauswahl. Also mal ehrlich: "The truth will set you free" ist ein echter Knaller, das Wiederhören mit dem einen oder anderen älteren Stück ist zumindest überraschend, aber "Garden of Dreams" ist hier ein noch größeres Problem als schon auf der entsprechenden Tour. Ich gebe es offen zu: ich mag das Stück nicht. Viel schwerer wiegt aber, daß das Stück in voller Länge bereits auf dem letzten Live-Album der Flower Kings zu hören war. Fans des Stücks sind also bereits bedient worden, und uns anderen hätte anderes sicher mehr begeistert. Das Stück dauert in etwa eine Stunde (hier ist es etwas kürzer) und selbst wenn es eines der - sagen wir 10 besten Stücke der Flower Kings ist oder, wem das lieber ist, wäre, dann könnte man trotzdem in der gleichen Zeit sicher fünf noch bessere Stücke unterbringen, und wenn es die einzigen fünf im Kingschen Gesamtwerk wären, die noch besser sind! Deshalb mache ich eine Zeitverschwendung von 44:27 auf der ersten CD aus. Statt dessen hätte man die Chance zu improvisieren zum Beispiel, die sich live doch gerade anbietet, hier besser nutzen können (die eine oder andere Ausnahme bestätigt lediglich die Regel und hier spricht Jörg ganz richtig von "interessanten Variantionen") - schade, wo doch gerade die improvisierten Sachen auf "Unfold the future" so gut ankamen. Die einzige Ausnahme ist "Brimstone", in dem - zugegeben - der Imrovisation viel Platz eingeräumt wurde.

Das Live-Feeling, das Jörg hervorhebt, kann ich auf den beiden Scheiben nicht einmal ansatzweise finden. Weder das Publikum tritt in Erscheinung, noch ist von der Band - abgesehen von dem, was auch auf den Studioalben zu finden ist - irgendetwas zu hören. Die hier vorliegenden Aufnahmen könnten genausogut live in einem Studio eingespielt worden sein. Das, was an einem Livekonzert interessant ist, was es individuell macht und seine Atmosphäre ausmacht, nämlich die (musikalische oder verbale) Interaktion mit dem Publikum, kommt auf diesen Scheiben gerade nicht 'rüber. Das liegt wohl an den sehr dürftigen Besucherzahlen bei Flower-Kings-Konzerten. Bei dem von Jörg angesprochenen Konzert in Pratteln, das ich auch besucht habe, waren außer uns beiden gerade mal 80 Leute. Wenn das bei den "Meet the Fower Kings"-Aufnahmen auch so war, wundert mich die fehlende Atmosphäre nicht. Man muß allerdings zugestehen, daß dieses Live-Album nicht in erster Linie eine eigenständige Veröffentlichung ist, sondern wohl eher als eine Art Soundtrack zur gleichnamigen DVD (Rezi wird nachgereicht) gemeint ist. Dies erklärt auch die ansonsten unsinnige Aufteilung von "Garden of Dreams" in zwei Teile, denn auf der DVD sind die beiden Teile durch eine Dokumentation ("On Tour In Europe 2002 ") getrennt.

Kurz: Der Vergleich der Flower Kings mit Yes, der meist hinkt, funktioniert hier: Von beiden Bands gibt es kein komplettes Livekonzert zu kaufen, die Liveplatten sind zusammengestückelt, die Atmosphären rausgeschnitten. ABER: Die Sachen sind hier - wie auch meist bei Yes - brillant gespielt, besonders von den Herren Reingold, Stolt und Csörsz! Ich schau mir jetzt die DVD an und melde mich dann wieder.

Ach so, eins noch: Ein Schwachpunkt, der mich ehrlich überrascht hat, ist der Gesang. Ich mag Hasse Fröbergs Stimme eigentlich sehr gern, viel lieber als die von Roine Stolt, aber hier kommt sie genauso schwach rüber wie die von Stolt. Schade drum.

Anspieltipp(s): The truth will set you free
Tschüß
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Re: The Flower Kings

Beitrag von nixe »

2003 Meet the Flower Kings: live recording 2003 (DVD)
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Allgemeine Angaben:
Erscheinungsjahr: 2003
Besonderheiten/Stil: live; DVD; RetroProg
Label: InsideOut
Durchschnittswertung: 8.33/15 (3 Rezensionen)

Besetzung:
Roine Stolt Guitars and Voice
Tomas Bodin Keyboards
Hans Fröberg Guitars and Voice
Jonas Reingold Bass Guitar and Bass Pedals
Zoltan Csörsz Drums
Gastmusiker:
Hasse Bruniusson Percussion and Voices
Daniel Gildenlöw Guitars, Voice, Keys and Percussion

Tracklist:
Disc 1

1. The Truth Will Set You Free 31:20
2. On Tour In USA 2002
3. Garden Of Dreams Pt 1 27:07
4. On Tour In Europe 2002
5. Garden Of Dreams Pt 2 17:20
6. Setting up for the DVD

Disc 2
1. Humanizzimo 23:10
2. Oddballs Of Rehearsing
3. Circus Brimstone 11:18
4. In Recording Studio
5. Silent Inferno 16:13
6. On Tour In South America 2000
7. Stardust We Are 26:25

http://babyblaue-seiten.de/index.php?al ... ws&alpha=f
von: Nik Brückner (Rezension 1 von 3)

Jamie Muir ist wieder auferstanden! Er heißt jetzt Hasse Bruniusson und treibt sich, wie mittlerweile jeder andere in der Branche, mit Roine Stolt rum. Das tut er schon seit ein paar Jahren, und drum tut es wohl, den Mann auch endlich mal zu sehen zu kriegen. Und er hat wirklich Ähnlichkeit! Der Klamottenstil ist zwar etwas anders, hier steht Höhlenmensch gegen Zirkusdirektor, aber sonst... Auch sein Perkussionieren kommt einem irgendwie bekannt vor: er rasselt, klappert, klopft, schlägt, also ich weiß nicht. Ein Zweites fällt auf: Man kann zu Progressive Rock offensichtlich tanzen! Dies beweist ein Paar von Balllettttänzern, die Roine für eine Tanzperformance schanghait hat, die hin und wieder eingeblendet wird. Und es wirkt nicht einmal störend. Ist jedenfalls besser als das schunkelnde Orchester bei Yes. Auch die anderen Einblendungen, wie Blümchen oder Wölkchen wirken bei weitem nicht so störend wie die hippigen Einblendungen etwa auf der "Keys to Ascension"-DVD.

Jetzt aber zu dieser DVD! Hm. Zur Songauswahl ist nicht mehr viel zu sagen. Siehe dazu mein Gemaule zur gleichnamigen Begleit-CD. Also konzentriere ich mich auf ein paar andere Punkte. Zum ersten: Ich finde, wenn die Flower Kings schon die Coca-Cola-Schrift benutzen, sollte Coca-Cola auch dafür zahlen. Wir sind ja hier nicht bei den Kommunisten. Also her mit der Cola und ab in die Westfalenhalle mit den Flower Kings! Dann: Die Atmosphäre ist (auch von mir) angemahnt worden. Tatsächlich sehen wir auf den DVDs, dass bei diesem Konzert allenfalls 30, 40 Leute anwesend waren. Klar, dass da keine Live-Atmosphäre aufkommt. Der Höreindruck bestätigt sich: Die Aufnahmen wirken nun umso mehr so, als wären sie in einem Studio eingespielt worden. FLOWER-KINGS-FANS: SCHÄMT EUCH! Wie soll diese Musik je wieder auf die Beine finden, wenn die Fans nicht zu den Konzerten gehen! Doch nicht nur die Fans sind schuld. Hat man den Kings oft vorgeworfen, sein seien steril, so tun sie hier doch zumindest nichts, um diesen Eindruck zu wiederlegen. Das ganze Konzert wirkt lebensfern, kühl - gegen Perfektion habe nichts! Wenn man einer Platte Perfektion vorwerfen kann ist sie nicht perfekt, hm? Aber das ist nun wirklich leblos. Kein Lächeln kommt der Band aus - und ich habe Roine schon lachen sehen! Niemand wirkt echt beteiligt - außer Jamie Bruniusson natürlich! Und der ist Gastmusiker. Fast wirkt es so, als seien die anderen seine Gastmusiker. Schade, schade. Vielleicht hätte man ein Konzert in Südamerika aufnehmen sollen.

Warum grade da? Naja, da gibt's ja noch die Schnipsel von den Touren der letzten Jahre reingeschnippelt in die Aufnahmen vom Konzert, bisweilen sogar einen der (leider) längeren Tracks halbierend, und einige davon stammen vom Zuckerhut. Doch irgendwie bleiben die auch blaß. Woran liegt's bloß? Schweden! Die Burschen sind ja Schweden! Man versteht kein Wort! Ja so! Gut, lass sie reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, das sollen sie grad noch dürfen, aber wenn Roine hin und wieder in Close-upsen Sachen oder Witze erklärt, wirkt das doch etwas befremdlich. Eine lustige Truppe sind sie schon, aber allein von den Grimassen kann die DVD nicht leben. Dazu kommt noch, dass einige eingestreute Liveschnipsel trotz der Handycam-Qualität viel lebendiger wirken als das Hauptkonzert. Schade. Super interessant sind dagegen die Aufnahmen aus dem Studio, auch wenn man fast ausschließlich Zoltan - Scheiße, wie schreibt sich der nochmal? - also Zoltan sieht. Kurz: hoch begeistert findet man mich nicht. ABER: Großartig gespielt ist das Zeug natürlich, keiner haut daneben, und es ist ein Genuss, vor allem Jonas Reingold, Zoltan Csörsz und Roine Stolt bei der Arbeit zuzusehen.
Anspieltipp(s): The Truth will set you free
Vergleichbar mit: Meet the Flower Kings: A live recording 2003 (CD)
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Re: The Flower Kings

Beitrag von nixe »

2004 Adam & Eve
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Allgemeine Angaben:
Erscheinungsjahr: 2004
Besonderheiten/Stil: RetroProg
Label: Inside/Out
Durchschnittswertung: 8.25/15 (8 Rezensionen)

Besetzung:
Daniel Gildenlöw Vocals, Percussion
Roine Stolt Guitars, Keyboards, Vocals
Hasse Fröberg Vocals
Jonas Reingold Bass
Zoltan Csörsz Drums
Thomas Bodin Keyboards

Tracklist:
1. Love Supreme 19.50

2. Cosmic Circus 3.00
3. Babylon 2.41
4. A Vampires View 8.50

5. Days Gone By 1.10
6. Adam & Eve 7.50

7. Starlight Man 3.30
8. Timelines 7.40
9. Drivers Seat 18.22

10. The Blade Of Cain 5.00
Gesamtlaufzeit 77:53

http://babyblaue-seiten.de/index.php?al ... ws&alpha=f
von: Jörg Schumann (Rezension 1 von 8)

Roine Stolt hat sich beinahe 2 Jahre Zeit gelassen für Adam & Eve. Um so erstaunlicher ist es, dass es diesmal "nur" ein einfaches Album wurde und keine Doppel-CD. Früher, als der Mann fast jährlich Doppelalben rausblies, wäre aus diesem oeuvre wohl wieder eine DoCD geworden; mit CD1 "Adam" und CD2 "Eve". Doch zur Sache.

Nach Unfold the Future lag die Latte hoch, sehr hoch. Nicht nur meine Wenigkeit hatte dem Album auf den BBS höchste Weihen zuteil werden lassen.

Ich nehme es vorweg: Adam und Eve kann den Vorgänger nicht toppen, schlecht ist das Album aber auch nicht. Doch alles der Reihe nach.

Ich beginne mit den Stücken, die man mit wenigen Worten abtun kann und abtun will: Da wäre Cosmic Circus........nanu, irgendwie haben wir das doch schon mal gehabt.....ach ja, Circus Brimstone, Cosmic lover, the magic circus of zeb, cosmic lodge......Roine Stolt scheinen die Titel auszugehen. Die Musik bringt im übrigen auch nichts Neues. Wirkt irgendwie bekannt und vertraut und ist deshalb mit 3 Minuten Dauer erfreulich kurz. Der Titeltrack ist anfänglich eine ordentliche Metal-/HardRock-Nummer, die zwar gut gemacht ist, aber irgendwie nicht richtig zu den FloKis passt, sondern eher aus der Ecke "Extreme" zu kommen scheint. Allerdings wirds gegen Ende doch noch versöhnlich, wenn Jonas Reingold ein knackiges Basssolo spielt, das Ganze etwas vertrackter, krummtaktiger und dichter wird. Ein Stück, das mit der Zeit wohl immer besser werden wird. In jedem Fall ist es mal was Neues.

Die Freude wird einem allerdings mit der jämmerlichen 08/15-Nummer "starlight man" gleich wieder genommen. Ich wiederhole mich gerne: mit 3:30 erfreulich kurz. Nur das stets solide bis hervorragende Spiel der Band, allen voran von Jonas Reingold, verhindert, dass solches "Unkraut" zum absoluten Ärgernis wird.

"Timelines" beginnt zwar ganz interessant, fetzig und progressiv, doch dann......Stecker raus......Weichspüler rein.......gepflegte Langeweile......, alles schon mal da gewesen. Zu rund, zu wenig Kanten, zu wenig Innovation, irgendwie wird Stolt hier zum George Michael des RetroProg, der den perfekten Progsong komponieren will. Etwas PinkFloyd, eine Prise Jazz, Roine`s relaxte, ultracoole Stimme, zum Schluss nochmals etwas krachenden, schräg-dissonanten Prog (danke!), das war`s..... Zu wenig für 8 Minuten.

"The blade of cain" gefällt mir ganz gut. Zuerst wird Spannung aufgebaut, ein weicher Bass gesellt sich dazu, dann eine weinende Gitarre, erhaben und bombastisch soliert Stolt in gewohnter, gekonnter Manier über dichtem Rhythmusfundament und rollenden Keyboard-/Synthesizersounds. A propos Sound: das Album klingt hervorragend, die Produktion ist sauber und glasklar.

Mit "Babylon" gibt es noch ein kurzes Instrumental, das spannend und zerrend ist und..... gerne etwas länger und ausführlicher hätte sein dürfen.

Ich komme zu den Höhepunkten des Albums.

"A vampires view" beginnt beinahe gruselig mit Kirchenglocken im Wind und gepitchter Keyboardflöte. Ein eindringlicher "Sprechsingender" Daniel Gildenlöw jagt einem eine Gänsehaut über den Rücken. Die progressiven Geister schweben durch die Stube.... um im nächsten Moment durch eine etwas banale Bridge wieder verscheucht zu werden. "I am back at the beginning", ja, das macht Spass. Fette Kirchenorgel, mächtige Drums, das omnipresente, magistrale Organ von Gildenlöw, dann Klavierkadenzen, ein Gitarrensolo, scharrender Bass, eine rollende Hammondorgel, eine Marschtrommel, dann geht es fliessend über in "days gone by", wieder das Klavier, das einen wehmütigen Walzer spielt. Hier jagt ein Höhepunkt den anderen. Neben "Adam & Eve" ist dieser Titel der eigentümlichste, von seiner Art her "neueste" des Albums.

"Drivers Seat", ein aus zwei Teilen bestehender longtrack, schwankt sehr in seiner Qualität. Der instrumentale Anfang ist sehr ansprechend, doch kaum wird gesungen, wirds gewöhnlich. Dann schweigt der Sänger und die Mannschaft legt wieder mit Schmackes los. Das setzt sich so fort. Alles in allem ist das über weite Strecken solide bis gut. Wirklich enttäuscht bin ich nicht, dafür spielen Stolt, Bodin, Gildenlöw, Reingold, Csörsz und Bruniusson einfach zu gut zusammen, beherrschen ihre Instrumente zu perfekt und machen aus jeder noch so durchschnittlichen Komposition ein hörbares Werk. Aber so völlig überzeugt sitze ich nicht im Fahrersitz. Zwischendurch wirds immer wieder hochklassig, wenn das "Orchester" ein instrumentales Feuerwerk zündet, wie so oft auf ihrem Meisterwerk geschehen.

Die zweite Hälfte ab 11 Minuten ist gewöhnlich, ein völlig überforderter Hasse Fröberg presst sich in Höhen, in den er nichts zu suchen hat. Wenigstens lockern instrumentale parts das Ganze auf. Der Schluss ist wieder erste Sahne. Alles in allem ist "drivers seat" aber gute 10 Minuten zu lang.

Last but not least komme ich zum längsten Stück der Platte, welches dieser beinahe seinen Namen gegeben hätte, was dann ja bekanntlich am Widerstand der WeltMusikGemeinde scheiterte: "Love supreme". Neben "Vampire" das stärkste Stück der Platte. Aber auch hier finden sich gewöhnliche Passagen, die das Stück in die Länge ziehen. Doch summa summarum wird hier überdurchschnittlicher Retro-Prog zelebriert, der nicht zuletzt durch die Stilsicherheit der Band selbst in seichten Gewässern nicht Schiffbruch erleidet, dem das zuweilen überambitionierte Organ Hasse Fröbergs nicht wirklich schadet und der "Adam & Eve" ins obere Mittelfeld der FloKis-Alben rückt. Mir persönlich gefällt das Album besser als The Rainmaker, Back in the world of Adventures und weite Teile von Space Revolver und Flowerpower. Zumindest jetzt noch, wo das Album neu ist.

Und den Titel für das hässlichste Album-Cover heimst es auch noch ein, doch das nur am Rande.

Fazit: FloKis-Fans jeglicher Couleur werden diesem Album etwas abgewinnen können. Natürlich kann auch ein Roine Stolt nicht jeden Tag ein Album wie "unfold the future" komponieren, ein bischen näher am Vorgänger hätte Adam & Eve stilistisch aber schon sein dürfen. Dem Album gelingt dennoch der Spagat zwischen dem etwas einfacher-straighteren Rock von Revolver und v.a. Rainmaker und dem komplexeren, teilweise jazz-inspirierten Prog von "unfold the future". Dabei hat es doch sein eigenes Gesicht und mit dem Titelstück und "a vampires view" Innovation bzw. musikalisches Neuland an Bord, das aufhorchen lässt.
Anspieltipp(s): love supreme, a vampires view
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Re: The Flower Kings

Beitrag von nixe »

2004 BetchaWannaDanceStoopid!!!
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Allgemeine Angaben:
Erscheinungsjahr: 2004
Besonderheiten/Stil: improvisiert; instrumental; live; RetroProg
Label: kein Label
Durchschnittswertung: 10.5/15 (3 Rezensionen)

Besetzung:
Roine Stolt Lead Guitar
Tomas Bodin Keyboard
Jonas Reingold Bassguitar
Zoltan Czörsz Drumkit
Hasse Fröberg Guitar, Voice
Daniel Gildenlöw Guitar, voice, percussion

Tracklist:
1. The Bridge Fetish 12:56
2. This is the Night 6:59
3. BetchaWanna (Daytripper) 18;05
4. Bellydancers from Hell 10:34
5. Don't forget to Flush 5:25
6. The Modal Acid Dance (Bonus) 10:11
7. Gold Fish in Bowl Trap (Bonus) 13:05
Gesamtlaufzeit 77:15

http://babyblaue-seiten.de/index.php?al ... ws&alpha=f
von: Christian Rode (Rezension 1 von 3)

Platten mit insgesamt improvisierter Rockmusik gibt's ja eher selten. Im Gegensatz z.B. zur normalen Live-CD werden da eben nicht einfach die bekannten Hits einer Band live dargeboten, sondern aus einem oder verschiedenen Gigs werden die Improvisationen herausgefiltert. Ein schönes Beispiel für diese in der Rockmusik sehr seltene Spezies stellt das King Crimson-Album THRaKaTTaK dar. Verbreiteter als im Rock ist die freie Improvisation im Jazz, wo es durchaus zu erstaunlichen atonalen Erlebnissen kommen kann. Anders hingegen sieht es bei den Improvisationen der Flower Kings aus.

BetchaWannaDanceStoopid!! lautet der eigenartige Titel der Scheibe. Vorne untertitelt mit Live Assault form Tribeca New York - More improvised & irritating dancemusic for your collection. Hinten drauf steht dann ergänzend: Live improvised Music from the Official Bootleg Archives - For the Completist and Improlover. Aufgenommen wurde die Scheibe Live at Tribeca Grand Hotel NYC am 3. Juli 2003 (Stücke 1-5) und die Bonustracks (6+7) Live from Hamilton Street Cafe NJ am 30. Juni 2003. Damit ist eigentlich schon alles Wesentliche gesagt. Nun ja. Fast alles.

Denn Tanzmusik ist es doch eher nicht, was die Flower Kings hier bieten. Das war wohl auch eher ironisch gemeint. Es handelt sich bei den meisten Stücken einfach um ausufernde, doch meist recht harmonische, rhythmische Improvisationen abseits ihres herkömmlichen Repertoires. Der erzielte Sound ruht auf einer soliden Rockbasis und ist dabei sehr 70-er-mäßig.

Während die ersten drei Improvisationen Gruppenarbeit sind, aber schon von einem relaxten Gitarren- und Keyboardsound dominiert werden, mal sphärische, mal leicht jazzige Atmosphäre verbreiten - BetchaWanna enthält darüber hinaus einen funkigen Beatles-Einschub (Daytripper), kommen in Bellydancers from Hell Bass-Gitarre und Drums ordentlich frickelig und mit Drive zum Zuge und verbreiten ganz starkes Live-Feeling. Das Schlagzeug steht auch nochmal bei abschließenden Goldfish im Mittelpunkt. Don't forget to flush wird mit launigen Worten eingeleitet ("Even Rockstars like Zoltan need to go to the Restroom...") und von Tomas Bodins skuriler Keyboard-Arbeit in Gemeinschaft mit Jonas Reingolds tanzendem Bass gestaltet.

Die beiden Bonus-Tracks machen immerhin knapp 30 % des Albums aus und sollten daher keinesfalls vernachlässigt werden. Bei diesen Stücken geht die Band improvisationstechnisch etwas weiter außer sich als bei den ersten Songs.

Für Komplettisten. Allerdings können auch normale Flower Kings-Fans wie ich, die nicht einfach nur alles von der Band haben MÜSSEN, ihren Spaß an den Improvisationen haben.

Anspieltipp(s): The Bridge Fetish
Tschüß
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Re: The Flower Kings

Beitrag von nixe »

2005 Fan Club CD (Harvest)
Bild
Allgemeine Angaben:
Erscheinungsjahr: 2005
Besonderheiten/Stil: instrumental; Jazzrock / Fusion; RetroProg
Label: Foxtrot Records
Durchschnittswertung: 8.5/15 (2 Rezensionen)

Besetzung:
Roine Stolt Lead Guitar
Tomas Bodin Keyboards
Jonas Reingold Bass
Zoltan Czörsz Drums
Hasse Fröberg Guitar

Tracklist:
1. Harvest times 9:44
2. Echoes of Dr.King 15:12
3. The crown & the cross 4:54
4. Sibirian train ride 5:40
5. Brazilian woman 4:18
6. Dexter Frank Jr. 2.24
7. Memories of Nykroppa 4:42
8. Doorway (Moon Safari) 11:28
9. King of grief 3:51
Gesamtlaufzeit 62:13

http://babyblaue-seiten.de/index.php?al ... ws&alpha=f
von: Jörg Schumann (Rezension 1 von 2)

Waren die beiden anderen FanClub CDs noch ein Pot Pourri an Kompositionen sämtlicher Bandmitglieder (ausser Roine Stolt), so ist "Harvest" wirklich eine Flower Kings CD..., und so klingt sie grösstenteils auch. Wenn auch recht angejazzt. Der einzige "fremde" Titel ist Doorway und stammt im Original vom Album A Doorway To Summer der schwedischen Band Moon Safari.

Neben gewohnt soliden, flowerkings-typische Kompositionen wie "Harvest Time" und der zweiten Hälfte des zuerst recht experimentellen "Echoes of Dr King" finden sich hier symphonische Stücke wie "The Crown And The Cross" (ergreifendes Gitarrensolo) und "King of Grief". Anders ist die jazzige Nummer "Siberian Train Ride", die mich teilweise an Andreas Vollendweiders 1986er Output "Dancing with the Lion" erinnert. "Brazilian Woman" ist eine wehmütige acoustic-guitar Ballade, "Dexter Frank" kommt direkt aus einem verrauchten Jazz-Keller. "Memories of Nykroppa" schliesslich ist ein relaxter jazziger Jam mit viel Gefühl.

Bleibt der einzige "Fremdkörper": Doorway. Über 11 Minuten uninspiriertes "Vor-Sich-Hin-Gedudel", das mich an schlecht kopierte Ritual erinnert. Warum sich Stolt und Konsorten ausgerechnet dieses Stück als Füller für diese CD ausgesucht haben, erschliesst sich mir nicht. Peinlicher Höhepunkt ist das Mundharmonika-Solo und anschliessend die Manhattan Transfer Gesangseinlage .

Die grosse Ernte können die Blumenkönige mit dieser Scheibe sicher nicht einfahren. Fans werden sie sich sowieso zulegen, allen anderen empfehle ich, wenn überhaupt eine FanClubCD her muss, diejenige von 2002.
Anspieltipp(s): The Crown And The Cross
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Re: The Flower Kings

Beitrag von nixe »

Circus Brimstone
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Eine neue Band am ProgHimmel? Na ja, nicht ganz: Circus Brimstone nennt sich die instrumentale Inkarnation der Flower Kings.
Das Line-Up bildet der Kern der aktuellen Flower Kings-Besetzung: Roine Stolt (Gitarre), Tomas Bodin (Tasten), Jonas Reingold (Bass) und Marcus Liliequist (Schlagwerk). Singen tut natürlich keiner ;-)
(Thomas Kohlruß)
2005 live - BrimStoned in Europe
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Allgemeine Angaben:
Erscheinungsjahr: 2005
Besonderheiten/Stil: instrumental; live; Blues; Jazzrock / Fusion; Psychedelic; RetroProg
Label: Foxtrot Records
Durchschnittswertung: 10/15 (2 Rezensionen)

Besetzung:
Roine Stolt guitar
Tomas Bodin keyboards
Jonas Reingold bass
Marcus Liliequist drums

Tracklist:
1. Cosmic Lodge 5:58
2. Astral Dog/Hellhound 13:12
3. Circus Brimstone 15:12
4. The Man Who Walked With Kings 5:17
5. Magic Circus Of Zeb 7:47
6. Speed Wizard/Drumsolo 6:43
7. Retropolis 6:03
Gesamtlaufzeit 60:12

http://babyblaue-seiten.de/index.php?al ... ws&alpha=f
von: Thomas Kohlruß (Rezension 1 von 2)

Circus Brimstone? Kommt einem irgendwie bekannt vor.... ach ja, das war ja ein Songtitel auf dem Flower Kings-Album "Stardust We Are"; und das ist jetzt eine neue Band? Wohl 'ne Flower Kings-Coverband, was? Na ja, nicht ganz: Circus Brimstone ist der rein instrumentale Ableger der Flower Kings und setzt sich aus dem Kern der aktuellen Flower Kings-Besetzung zusammen: Roine Stolt an der Gitarre, Tomas Bodin bedient die Tasten, Jonas Reingold zupft den Bass und Neuzugang Marcus Liliequist spielt das Schlagzeug.

In dieser Besetzung waren die Vier im Frühjahr 2005 auf einer kurzen Tour u.a. in Deutschland unterwegs. Dabei wurde das vorliegende Album vom Soundmenschen mitgeschnitten. Nach einer Überarbeitung im heimischen Cosmic Lodge Studio ergibt sich ein gut klingendes Livedokument mit dem Charakter eines 'normalen' Releases, also keineswegs ein 'official' Bootleg oder dergleichen. Bis auf die Aufmachung, hier gibt's nur einen Pappendeckel ohne Booklet oder dergleichen, ein bisschen enttäuschend, da das Teil zum Preis einer regulären CD verkauft wird.

Liebhaber des bombastisch-sinfonischen Flower Kings-Sounds werden allerdings nicht hundertprozentig auf ihre Kosten kommen. Nicht umsonst heisst dieses Seitenprojekt eben nicht Flower Kings Instrumental, sondern hat sich einen eigenen Namen gegeben. Man setzt schon deutlich andere Schwerpunkte.


Am ehesten wird die Flower Kings-Schiene noch zum Auftakt mit "Cosmic Lodge" (im Original auf Stolts Solo-Album "Hydrophonia" zu finden) und zum Abschluss mit "Retropolis" bedient. Allerdings auch hier schon mit eher abgespeckten Arrangements. Gut, das sphärische "The Man Who Walked With Kings" geht auch noch eher in diese Richtung.

Dazwischen geben sich Stolt und Bodin abwechselnd ihrer Begeisterung für bluesige Klänge hin. Jonas Reingold bollert mit seinem Bass irgendwo zwischen RetroProg und Jazz-Rock dahin und macht auch schon mal richtig Druck. Marcus Liliequist webt einen locker-flockigen Rhythmusteppich, der die Musik so richtig zum Abheben bringt. Neuzugang Liliequist weiss überhaupt zu überzeugen (ein weiteres Mal, nach seinem gelungenen Beitrag auf dem Bodin-Soloalbum "I AM"), so dass der Abgang von Zoltan Csörsz, der ja eine der besten Rhythmussektionen des zeitgenössischen Progs gesprengt hat, immer verschmerzbarer erscheint.

"Circus Brimstone", sozusagen der namengebende Song (Stolt'sche Ansage: "Time to take you to the beginning of it all... those were the days when the air was clean and sex was dirty" ;-) ), kommt für mein Gefühl noch ein bisschen abgedrehter daher. Was hauptsächlich an Keyboarder Bodin liegen dürfte, der neben Ausflügen zu seiner bluesigen Seite auf dem ganzen Album immer wieder tief in die Kiste der elektronischen Spielereien und spaceig-psychedelischen Klänge greift.

Stolt spielt haufenweise ausladende Gitarrensoli, die mitreissen, aber häufig einen ungewohnt bluesigen Touch haben. Mir macht das ja unbändig Spass, dürfte aber nicht jedermanns Geschmack sein. Aber auch jazz-rockige Einlagen kommen vor, auch wenn Stolt sich über diese Spielart nach "Unfold The Future" nicht sehr positiv geäussert hatte. Überhaupt klingt Roine Stolt erfreulich locker, was ja beileibe nicht immer der Fall ist...

Eine gute Stunde hervorragende Instrumentalmusik, live dargeboten, vergeht immer wieder wie im Flug. Der Gesang wird hier keinesfalls vermisst, allenfalls die vermutlich fehlenden Stücke, denn ein bisschen länger werden die Konzerte (von denen ich leider, leider keines besuchen konnte) hoffentlich schon gedauert haben.
Anspieltipp(s): Circus Brimstone
Vergleichbar mit: entschlackten Flower Kings mit Blues-, Psychedelic- und Jazz-Rock-Einflüssen
http://images.google.de/imgres?imgurl=h ... 2&biw=1280
Reichenbach/Vgtl., Bergkeller, 10.04.2005

Ich gewinne langsam den Eindruck, dass sich der Bergkeller zu einem Wallfahrtsort für hochkarätige Musiker, insbesondere aus der progressiven Szene etabliert. So hatte sich für den besagten Sonntagabend der CIRCUS BRIMSTONE angekündigt. Nein, gewiss handelte es sich hierbei nicht um halsbrecherische Artisten oder Dompteure wilder Tiere - hinter diesem Variete verbargen sich vier wahrlich renommierte Musiker.

"Performed By Members Of Flower Kings" wurde schon sicherheitshalber auf den Tourplakaten propagiert, um auch die richtige Klientel für diese nicht alltägliche Performance zu gewinnen. Die beteiligten Künstler müssten sich überhaupt nicht um eine geringe Auftragslage ihrerseits scheren, und das in diesen konjunkturschwachen Zeiten. Ihre musikalischen Ambitionen sind höchstwahrscheinlich in einen übersteigernden Kreativschub begründet. Es ist schon erstaunlich, wie in Anbetracht der Überbeschäftigung einiger der anwesenden Musiker, trotzdem immer noch das Gütesiegel "Besonders wertvoll" zugesprochen werden muss.
Alle Protagonisten haben zumindest eins gemeinsam, sie bilden zusammen die wichtigen kreativen Säulen bei der wohlbekannten schwedischen Progressiv-Formation, den FLOWER KINGS. Einzige Ausnahme dabei bildet der 24 Jahre junge Marcus Liliequist am Schlagzeug, der erst kürzlich (für den ausgeschiedenen Zoltan Csörsz) zur FLOKI Stammmannschaft gestoßen ist. Seine offizielle Livetaufe erfährt er gerade eben bei dieser Instrumentaltour.

Über die anderen Mitmusiker braucht man wohl kein Zeugnis mehr abgeben, das wurde an anderer Stelle schon zur Genüge getan. Da wären der 32jährige Jonas Reingold am Bass, seit 1999 bei den Blumenkönigen, der nebenbei aber immer sein eigenes Bandprojekt KARMAKANICS am Leben erhält.

Der übermotivierte Einstein, unermüdliche Kreativkopf und Täufer der FLOKIS (nebst unzähligen Musikerkonstellationen), Roine Stolt (56 Jahre), der in den 70ern mit der Gründung von KAIPA (1975-82) einen wichtigen Grundstein für die skandinavische Prog-Szene manifestierte (das neueste KAIPA-Album "Mindrevolutions" befindet sich quasi in der Pipeline und wird am 30. Mai via InsideOut auf den Markt kommen). Der Ausnahmegitarrist erlebte 1994 sein Comeback mit seinem Solodebüt "The Flower King" (Foxtrott Records), das eigentlich als Bandprojekt geplant war, per se zur Stammformation gleichen Namens avancierte, und dessen kompositorische Vielfalt bis heute von Stolt geprägt wird.

Tomas Bodin (46) lebt gern seine Obsessionen an den Tasteninstrumenten aus, erforscht gern akribisch jede Form der Klangerweiterung. Er ist nicht nur ein Multitalent an den diversen Tasten, sondern ebenso ein eigenständiger Komponist und Instrumentalist mit großem musikalischem Wissen. Neben seiner langjährigen Zusammenarbeit mit den Blumenkönigen kreierte er Soloprojekte in der Tradition jener Rockalben, die durch Orgel und Keyboards nachhaltig geprägt wurden. Sein letzter Streich wurde unter dem Pseudonym SWEDISH FAMILY (Vintage Prog, Helikon House, Juli 2004) veröffentlicht und wartet mit angeblich schon längst verschollen geglaubtem Material einer ominösen skandinavischen Progband aus den 70ern auf. Kurioserweise verbirgt sich hinter den gefakten Bandmitgliedern die komplette FloKi-Mannschaft, was einen gewissen Sinn für Humor beweist.
Dieses inzestuöse Treiben in der FloKi-Familie nimmt manchmal schon bedenkliche Ausmaße an und sollte sich an diesem Konzertabend mit der neuesten Bandmarotte CIRCUS BRIMSTONE fortsetzen.

Kurz nach 21 Uhr betraten die Herren gemächlich unter dem erwartungsdurchtränkten Jubel des Publikums die Szenerie. Mit dem Opener Magic Circus Of Zeb ließen sie uns gleich in den wunderbaren musikalischen Kosmos der FLOWER KINGS abtauchen. Der Track lebt von einem bombastischen Grundtenor, gespickt von vertrackten Rhythmen und abgespacten Soli, untermalt mit einem Off-Beat-Muster. Herr Stolt konnte sich hier sogleich aufschwingen, seine Fingerfertigkeit an der Gitarre zu beweisen, und frönte ihr ausgiebig zur Freude der anwesenden Musikliebhaber, mit seiner fast schon Satriani'schen Intonationsweise. Übrigens ist er auch der geistige Vater der Nummer, bzw. platzierte sie auf seinem 94er Solo-Debüt, dessen Sound damals noch recht entschlackt daherkam.
Die Protagonisten machten einen völlig relaxten Eindruck und agierten doch schon mit organisiertem Fleiß an den Instrumenten, wobei hier eine Seelenverwandtschaft untereinander, die solch traumhafte Interaktion erlaubt, nicht von der Hand zu weisen ist.

Das folgende Shipbuilding, vom Stolt'schen Soloschlag "Hydrophonia" (1998), fundamentierte diesen Eindruck nochmals. Hier wurde eigentlich schon Easy-Listening-Prog zelebriert, ohne Anstrengung, flockig und mit einer Leichtigkeit dargeboten, der eine gewisse Banalität nicht verleugnen konnte. Der Youngster an den Trommelfellen bewies hier sein Feingefühl mit seinen Sprüngen zwischen ruhelos groovendem Beat und wuchtigem, punktgenauem Spiel. Marcus wird jedenfalls mit seinem Talent den freigewordenen Arbeitsplatz bei den FloKis in Zukunft ebenbürtig ausfüllen.
Überhaupt beherrschen diese begnadeten Musiker die höhere Kunst der bruchlosen Tempiwechsel aus dem FF, und scheuen sich nicht, Exkurse mit artverwandten musikalischen Genres einzugehen. So bewegen sie sich mit ihren ausgeklügelten Kompositionen in der Schnittmenge zwischen Blues, Art-Rock, Hardrock, Jazz und sogar Latino-Rhythmen. Eine solche "Absolute Musik" ist meiner Meinung nach nur dann zu realisieren, wenn sich alle auf gleichermaßen technisch und spirituell hohem Niveau befinden.

Circus Brimstone Der smarte Bodin, der mittlerweile das optische Outfit eines Langzeitkunststudenten angelegt hat, schlüpfte zwischen den einzelnen Kammerstücken in die Rolle des Entertainers, um sie einzeln anzukündigen. Das unter seiner Regie entstandene The Horses From Zaad (CD "Sonic Boulevard", InsideOut 2003) bediente sich ganz ungeniert in der Retro-Kiste, mit einem leicht angestaubten Hammond- und Mellotronsound, immer wieder durchbrochen von der meisterhaften Gitarre, bekam aber gegenüber der Studioversion mehr Improvisationsfreiraum.
Das Quartett absolvierte sein Zusammenspiel höchst stimmig und symbiotisch, wie auch die rhythmische Aufladung eine Selbstverständlichkeit aufwies, die Staunen machte. Die sensiblen Soundtüfteleien, Klangfärbungen und Collagen aus freiem Spiel, gereichen jedem Profi zu Ehren.
[Sind doch auch Profis, oder? Red., Amateurklasse]
Die unterschiedlichen Kompositionen sind in ihren Strukturen durchdacht und dramaturgisch wirkungsvoll ausgearbeitet, wirken aber nie kalt, sondern trotz Improvisationen ausgesprochen emotional. Die dargeboten Stücke aus dem gesamten Spektrum der bisherigen Gruppen- und solistischen Studio-Arbeiten, entfaltete ohne Gesang ihre wahre Pracht - wie ein Schmetterling, der sich endlich von seinem Kokon befreit.

Circus Brimstone Mit Surjamten wurde auch eine Komposition von Bodin's SWEDISH FAMILY-Output herangezogen, um dem Konzertabend eine unterschwellig spartanische Note zu verleihen. Musikalisch tendierte es in Richtung "Folkrock mit progressivem Einschlag", angejazzt aber sporadisch fließend, mit einer atmosphärischen Hammond a la CAMEL versehen.
Derart entspannt, konnte sich der Hörer nun auf die abgedrehte Reise durch den Circus Brimstone begeben. Ursprünglich auf dem "Stardust We Are"-Doppelalbum (InsideOut, 1997) zu finden, wurden hier mit Perfektion die instrumentalen Spannungsbögen aufgebaut und entladen, um bei geschlossenen Augen jeglichen Gedanken an fleischliche Musiker zu entsagen [Autsch! Red., liebt Fleisch]. Der Rhythmus variierte dabei ständig, wobei Stolt und Bodin alles aus ihren Instrumenten herausholten. Das eingebundene, ausufernde Bass-Solo von Gildenlöw versetzte so manchen anwesenden Jazzliebhaber in sein Himmelreich, von skurrilen bis völlig relaxten Partien wurde alles aufgeboten.
Stilistisch bewegte sich das Quartett gern zwischen zeitgenössischem europäischen Jazz und Avantgarde, mit der nötigen pulsierenden Figuration und den daraus resultierenden Reibungen.
Mit The Rainmaker vom gleichnamigen FLOWER KINGS-Epos (InsideOut, 2001) kosteten sie die stilistische Vielfalt vollmundig aus, epischen Momenten, komplexen Themen mit klassischer Inspiration zu frönen, um fast schon andächtig Sakrales zu schaffen, wie man es von dieser Band gewohnt ist.

Nach einer kurzen Kunstpause eröffneten die Schweden mit dem abgedrehten Instrumental Astral Dog (CD "Flowerpower", InsideOut, 1999) den zweiten Teil des musikalischen Reigens. Hier reitet Stolt genüsslich auf den Tönen, selbst seine schrägen Saitenmalereien erlebten eine eigene Ästhetik.
Aus dem großen Reservoir des FloKi Fundus geschöpft, kam nun auch Reingolds Band-Projekt KARMACANICS zur Vorstellung, bei dessen symphonischen Elementen er nebenher seine unterschwellige Neigung zu jazzigen Akzenten ausleben durfte. Where The Earth Meets The Sky (CD "Wheel Of Life", Regain Rec., 2004) begeisterte nach dem einleitenden grandiosen Pianoteil mit einer sehr geschlossen Gruppenarbeit. Neben weiten Improvisationsräumen dominierten hier die relaxte Gitarre und der flächige Keyboardsound. Dass bei dem basslastigen Track Herr Reingold mit seinem exquisiten Spiel brillieren durfte, war wohl von vornherein verständlich.
Auch The Man Who Walked With Kings (CD "Stardust We Are", InsideOut, 1997) ist ein eher ruhigeres Stück, musikalisch mehr angesiedelt im weit gefächerten New-Age Bereich, und wird insbesondere vom exzellenten Gitarrenpart am Ende gerettet. Der Grandsigneur an den Saiten zeigt hier abermals mit seiner eigenen Note, dass er sein Instrument nicht nur technisch im Griff hat, sondern auch die gesamte Bandbreite von Effekten hinreisend interpretieren kann.

Die meisten gespielten Tracks sind betont entspannt und tragen ihre erregende Energie genüsslich witzig mit sich. Mit dem anschließenden Speed Wizard von Bodin's Solo-Werk "An Ordinary Night In My Ordinary Life" (Foxtrott, 1996), wusste dieser dann mit den verschiedensten, fast schon irrationalen Keyboardsounds und Samples aufzutrumpfen. Ansonsten lebt dieses schräg-verspielte Teil von dieser Magie, die den Zuhörer automatisch zum mitwippen animiert.
Das mit seinem verschleppten Rhythmus beseelte Cosmic Lodge aus dem Stolt'schen Kreativschaffen "Hydrophonia" (1998), untermalt von einem groovenden Schlagzeug, setzte dann vorerst den Schlusspunkt für diesen Konzertset.
Die euphorischen Beifallsbekundungen des Bergkeller-Publikums mussten letztendlich mit einer musikalischen Zugabe belohnt werden. Beim Titelstück des FloKi Hammeralbums "Retropolis" (Foxtrott, 1996) gab es dann noch einmal Breitwandsound mit Gänsehautgarantie auf die Ohren. Es ist in seiner melodischen, instrumentalen und rhythmischen Vielfalt wohl nicht mehr zu überbieten. Das bombastische Arrangement lädt die Probanden zu einer göttlichen Bewusstseinsreise ein. Gleich einem Schamanen-Ritual, zwischen Ayurveda-Behandlung und buddhistischer Selbstfindung, soll es den geplagten Seelen die geplante Erlösung bringen.

Nach diesem, etwas über zwei Stunden währenden, musikalisch-transzendenten Exkurs verließen die Vier, begleitet von den Ovationen der Anwesenden, mit zufriedenen Gesichtern die Szenerie. Ich glaube dabei kurzzeitig auch ein verschmitztes Lächeln auf dem sonst verschlossenen Gesicht von Roine Stolt gesehen zu haben.
Danach versüßte man sich in gewohnter "familiärer" Atmosphäre dieses Ereignis noch mit begehrten handsignierten Tonträgern, lockerem Smalltalk mit den Musikern und einem Kelch roten Rebensaftes.

Nun könnte man an dieser Stelle über Sinn und Unsinn solcher Bandkonstellationen bzw. Liveprojekte philosophieren, ich möchte mich hier aber keinesfalls als penetranter Selektierer aufspielen. Solange es solche Vollblutmusiker gibt, die ihr gesamtes musikalisches Wissen, ihre Visionen, mit den eigenen Ausdrucksmitteln, mit anderen teilen wollen, solange werden auch die Fantasien und Emotionen bei der anspruchsvollen Rockmusik nicht verblassen. Herr Stolt meinte einst dazu: "Es gehört zu unseren kreativen Eigenarten, unsere Musik zeitlich wie stilistisch auszudehnen, um zu sehen, wie weit man Themen und musikalische Strukturen weiterentwickeln kann" (Zitat).
Als letzte Instanz bestünde natürlich beim nächsten Mal auch die Alternative, das Eintrittsgeld für einen Besuch beim Psychologen anzulegen.
[Gibt es denn Psychologen, die einen mit Wein, Weib und Gesang behandeln? Red., reif für die Couch]
Rock'n Roll will never die!

Mein persönlicher Dank für den freundlichen Support geht an Uwe & das Bergkeller-Team und InsideOut Music.

Ingolf Schmock, (Artikelliste), 10.05.2005
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Re: The Flower Kings

Beitrag von JJG »

anixek hat geschrieben:Circus Brimstone
Bild
Der Mann links neben Roine Stolt ist kein Mitglied von Circus Brimstone sondern Uwe Treitinger vom Bergkeller Reichenbach.
CB ist auch eine Instrumental-Band.
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Re: The Flower Kings

Beitrag von nixe »

Hast recht, ich hätte es dazu schreiben sollen! Aber wer ist die andere Instrumental-Band?
JJG: CB ist auch eine Instrumental-Band.
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Re: The Flower Kings

Beitrag von JJG »

anixek hat geschrieben:Hast recht, ich hätte es dazu schreiben sollen! Aber wer ist die andere Instrumental-Band?
JJG: CB ist auch eine Instrumental-Band.
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Re: The Flower Kings

Beitrag von nixe »

JJG hat geschrieben:
anixek hat geschrieben:Hast recht, ich hätte es dazu schreiben sollen! Aber wer ist die andere Instrumental-Band?
JJG: CB ist auch eine Instrumental-Band.
CB ~ Circus Brimstone
Das war mir klar, ich meinte das: auch
Tschüß
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Re: The Flower Kings

Beitrag von JJG »

anixek hat geschrieben:
JJG hat geschrieben:
anixek hat geschrieben:Hast recht, ich hätte es dazu schreiben sollen! Aber wer ist die andere Instrumental-Band?
CB ~ Circus Brimstone
Das war mir klar, ich meinte das: auch
Das "auch" bezog sich auf das Bild und den Eindruck, da würde jemand als Sänger fungieren.
Das Bild zeigt eine für den Bergkeller typische Szene. Denn Uwe Treitinger geht auch mal während
des Konzerts ans Mikro und spricht zur Band und zum Publikum.
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