Echolyn

Forumsregeln
Die Threads werden automatisch nach Namen der Interpreten (alphabetisch) sortiert. Viel Spaß!

Topic author
Der Teemeister
Keymember
Beiträge: 1531
Registriert: Sa 12. Mär 2011, 12:01
Wohnort: Leipzig

Re: Echolyn

Beitrag von Der Teemeister »

Ich habe bislang nur das Album von 1991, ohne es je richtig gehört zu
haben. :( Klingt ein wenig wie Marillion, aber, da mir schon die nicht
wirklich zusagen ... :(
Es ist auf jeden Fall beeindruckend, wie sehr Du als älteres Semester
doch in der Gegenwart "verhaftet" (schönes Wortspiel) bist. Das ist
nicht selbstverständlich, dass wir "älteren Säcke" am Ball bleiben.
Bin mir gar nicht einmal sicher, ob ich das überhaupt will; ob es nicht
einfach mal genug ist, was man bisher so hat und kennt, und vieles
davon wird man sowieso rein zeitlich nie mehr hören; selbst, wenn uns
noch 20 Jahre bleiben.

Einer meiner (leider nun ehemaligen) besten Musikhör-Kumpels
schaffte dies unter Hilfe seiner Tochter, die ihn regelmäßig versorgte -
zum Beispiel mit Echolyn, Mi & Lau, Sufjan Stevens, Amon Tobin,
Four Tet, Mice Parade, Moonrise, No-Man, The Notwist, The Album Leaf,
The Knife u.v.a.m.- vieles fiel dabei für mich ab. In das meiste habe ich nur kurz
reingehört; ich hatte die "Schoolyard Ghosts" von No-Man seit Jahren, ohne
zu wissen, dass Steven Wilson dabei ist, und hätte ich es gewußt, hätte
ich nicht gewußt, wer Wilson überhaupt ist - usw. Porcupine Tree liegt mir
nicht sonderlich, obwohl ich Richard Barbieri seit seiner Zeit mit David
Sylvian mag - der Einfluss Sylvians ist gerade bei No-Man sehr deutlich.

Aber genau da liegt auch mein übersättigtes Problem: Das Gefühl, dass
alles schon mal besser gehört zu haben, und es darum eigentlich nicht zu
wollen/brauchen. Das hat nichts mit der ohne Zweifel vorhandenen Güte
der Musik zu tun; sondern das ist mein persönliches Problem des Alterns.
Benutzeravatar

nixe
Keymaster
Beiträge: 14554
Registriert: Sa 7. Dez 2013, 19:35
Wohnort: komplett im Prog versumpft
Has thanked: 911 times
Been thanked: 1428 times

Re: Echolyn

Beitrag von nixe »

Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

2003 Jersey Tomato Vol.2
Bild
Besetzung:
Christoper Buzby Keyboards, Backing Vocals
Brett Kull Guitars, Lead and Backing Vocals
Paul Ramsey Drums
Ray Weston Lead and Backing Vocals, Bass
Gastmusiker:
Thomas Hyatt Bass (CD 1; Tracks 4-6)
Jesse Reyes Bass (CD 1; Track 8)

Tracklist:
Disc 1:

1. 67 Degrees 7:33
2. Brittany 10:29
3. Suffocating The Bloom 4:32
4. As The World 6:59
5. The Cheese Stands Alone 5:49
6. Sweet Thing 16:31
7. Never The Same 8:28
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
8. Carpe Diem 2000 7:29
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 62:50
Disc 2:

1. Mei 50:23
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 50:23
von: Udo Gerhards

Endlich, das erste offizielle Live-Album vom Echolyn. Und doch nicht "endlich", denn "Jersey Tomato Vol.2" (warum "Vol.2"? Keine Ahnung) wurde nur in einer Mini-Auflage von 90 Stück von der Band selbst gebrannt und mit rudimentärem Cover plus Autogrammen versehen: 28 für alle zahlenden Zuschauer(!) des Auftritts, bei dem der Mitschnitt entstand, plus 62 weitere für den Rest der Welt, die nach dem Prinzip "first come, first serve" über die Website der Band verkauft wurden. Laut Band wird es keine weitere Auflage der Doppel-CD geben, und Kopien würden erst dann wieder erhältlich, wenn die Bandmitglieder dringend Geld bräuchten und ihre eigenen Ausgaben bei eBay verkauften...

Dafür, dass es sich um eine nicht professionell produzierte Scheibe handelt, ist die Soundqualität sehr gut. Alle Instrumente kommen klar rüber, Balance und Stereomix sind ausgezeichnet. Lediglich der Gesang klingt etwas trocken. Die Band präsentiert sich gut gelaunt, nicht nur spieltechnisch, sondern auch - trotz der geringen Besucherzahl - ansonsten, wie man den Ansagen zwischen den Songs entnehmen kann. In den ersten zwei, drei Stücken ist der Gesang ein bisschen wacklig, aber danach passt eigentlich alles. Die Setlist ist eine einigermassen ausgewogene Mischung aus altem und neuerem Material; für Details zu den einzelnen Songs kann auf die Besprechungen der entsprechenden Alben verwiesen werden. Das Konzert beginnt mit "67 Degrees" und "Brittany" von Cowboy Poems Free mit einer relativ ruhigen und straighten Note, aber spätestens mit "As The World" wird das Tempo erhöht und die Performance immer mitreissender. "Sweet Thing" ist übrigens kein neues Stück, sondern der erste Teil ("Only Twelfe" bis "Twelve's Enough") der "Suite For Everyman" (Sweet Thing = Suite Thing? Nachtigall, ick hör Dir trapsen) von Suffocating The Bloom.

Die ganze zweite CD nimmt eine Live-Version von "Mei" ein. Klar ist - das gilt, wenn auch in geringerem Masse, auch für alle anderen Songs -, dass in der das in der Studioversion recht aufwändig orchestrierte Monster-Stück live wesentlich reduzierter daher kommt: keine Streicher, Flöte und Pauken. Dies sorgt am Anfang für ein bisschen Verwirrung, da einige Akzente fehlen, aber nach einigen Hördurchläufen hatte ich mich daran gewöhnt und diese rohe, ungeschliffene Version funktioniert immer noch sehr gut.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass bald ein offizielles Echolyn-Live-Album erscheint, das nicht nur für einen so begrenzten Kreis, sondern für alle Interessierten erhältlich ist. Denn die Spielfreude der Band, die ihre durchaus komplexen Kompositionen live frisch und knackig lebendig werden läßt, verdient es, gehört zu werden.
Tschüß
nixe

Musik hat die Fähigkeit uns geistig, körperlich & emotional zu beeinflussen!

!!!I like Prog!!!

!!!Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!!!
Benutzeravatar

nixe
Keymaster
Beiträge: 14554
Registriert: Sa 7. Dez 2013, 19:35
Wohnort: komplett im Prog versumpft
Has thanked: 911 times
Been thanked: 1428 times

Re: Echolyn

Beitrag von nixe »

2004 Stars & Gardens (DVD) Filmed at the Sellersville Theater, Sellersville, PA
BildBild
Besetzung:
Christopher Buzby Keyboards, backing vox
Tom Hyatt Bass, congas
Brett Kull Guitar, lead and backing vox
Paul Ramsey Percussion
Ray Weston Bass, lead and backing vox
Gastmusiker:
Sarah Green Flute
Jim Shen Clarinet
Gloria Justen Violin
Elizabeth Kaderabek Violin
James Cooper Cello
Jamie Dietz Mallet percusscion, timpani

Tracklisting:
Disc One: Sellersville, PA, May 25, 2003

1. Texas Dust (5:22)
2. Swingin' the Axe (5:38)
3. The Cheese Stands Alone (6:25)
4. A Little Nonsense (5:55)
5. 1729 Broadway (8:20)
6. My Dear Wormwood (4:23)
7. As the World (6:32)
8. Brittany (11:20)
9. Never the Same (Video) (5:49)
10. Mei (49:26)
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
11. Shades 2003 (18:04)
https://www.youtube.com/playlist?list=P ... 192B156358
Disc Two: Interviews & Extras
1. Beginnings
2. Debut
3. Shades
4. Suffocating the Bloom
5. The Sentimental Chain
6. A Little Nonsense
7. Memoirs from Between
8. Cannoning in B Major
9. ...And Every Blossom
10. Sony
11. The Making of As the World
12. Break-Up
13. Cowboy Poems Free
14. 1729 Broadway
15. Mei
16. Stars and Gardens Trailer
von: Udo Gerhards

Für ihre erste DVD haben sich Echolyn mächtig ins Zeug gelegt: das schmucke DVD-DigiPak enthält eine DVD mit einem aufwändig bearbeiteten 150minütigen Live-Mitschnitt eines Konzert vom 23. Mai 2003 sowie eine zweite DVD mit 70 Minuten Bonus-Material.

Der Konzertfilm auf der ersten DVD enthält neben etlichen Echolyn-Klassikern mit leichtem Übergewicht an "neueren" Songs eine komplette Aufführung des Monsterlongtracks "Mei" inklusive der Mitwirkung eines kleinen Kammerorchesters. Die Band zeigt sich in guter Spiellaune, und bis auf gelegentlich wacklige Gesangsparts und immer noch hier und da zweifelhafte Quietsche-Synthesizer-Sounds von Christopher Buzby gibt es musikalisch nichts zu meckern: wer die bekannten Echolyn-Audio-Aufnahmen mag, kommt hier musikalisch voll auf sein Kosten. Wie bei Live-Aufnahmen üblich, klingt alles eine Spur kantiger als die entsprechenden Studioversionen, auch Mei trotz Streicher-Unterstützung.

Der Rahmen des Konzertes scheint recht intim gewesen zu sein. Die Bühne ist eher klein, die Band steht eng beieinander, und auch der der Zuschauerraum wirkt überschaubar. Diese intime Atmosphäre wird durch die zurückhaltende Beleuchtung in vielen warmen Farben unterstützt.

Der Mitschnitt erfolgte mit sechs Kameras. Dementsprechend gibt es viele verschiedene Kamera-Winkel, dazu Schwenks und Handfahrten. Der Schnitt ist relativ unruhig, obendrein sind etliche Passagen mit verschiedensten Effekten bearbeitet (Überblendungen, Farbveränderungen, Bildverfremdungen) und zwischen die Aufnahmen der Band ist immer wieder anderes Material geschnitten (Alte Photos bei "Texas Dust", WW2-Archivaufnahmen bei "Brittany", sogar eine kleine Spielszene, die den nachgestellten Urgrossvater von Ray Weston zeigen soll in "1729", ein geschickt eingebundenes Live-Video der jüngeren Echolyn bei "My Dear Wormwood" sowie Video-Aufnahmen der Studioaufnahmen der "As The World"-Sessions beim gleichnamigen Stück). Normalerweise würde mich ein solcher visueller Overkill annerven: was Konzertvideos angeht, bin ich ein Freund von langen Totalen und ruhigen Einstellungen, die es erlauben, den Musikern auf die Finger zu schauen. Seltsamerweise stört mich die gekünstelte, aber eben auch kunstvolle Bearbeitung von "Stars And Gardens" überhaupt nicht. Manche Effekte sind sicherlich überflüssig und ärgerlich, aber vieles ist einfach gut gemacht und - was noch wichtiger ist - sehr gut in die Musik eingebettet und an die Atmosphäre des jeweiligen Stücks angepasst. Ausserdem gibt es immer noch mehr als genug Gelegenheit, die Band bei der Arbeit zu beobachten: die oben beschriebenen Einspielungen anderen Video-Materials fehlen beim langen Mei z.B. fast völlig.

Auf der zweiten DVD findet sich eine informative, hausgemachte Dokumentation zur Bandgeschichte: in Interviews, die mit viel Video-Archiv-Material aufgepeppt sind, erzählen die Bandmitglieder die Echolyn-Geschichte. Ein langer Abschnitt widmet sich "The Making Of As The World", in dem die komplette Band aus dem Off Videoaufnahmen der Album-Session von der Vorproduktion im heimischen Studio über die eigentlich Aufnahmen bis zum Mix kommentiert.

Alles in allem haben Echolyn mit "Stars And Gardens" eine wirklich vorbildliche DVD geschafft, die sowohl musikalisch als auch durch Video-Inhalt und Aufmachung voll überzeugen kann. Wer allerdings auf effekt-beladene Video-Bearbeitung allergisch reagiert, sollte eventuell vorsichtig sein und nach Möglichkeit vorher reinschauen: auf der Website zur DVD gibt es einen Trailer zum Download sowie einige Screenshots, die einen Eindruck vom der Videoteil vermitteln. Und für die, die Videos grundsätzlich nichts abgewinnen können: demnächst soll wohl der Audioteil gesondert als - wohl kostenpflichtiger - Download zur Verfügung gestellt werden.
von: Thorsten Gürntke

Endlich gibt es eine wirklich gelungene Liveaufnahme dieser Band, die hervorragend die Nische zwischen hoher Kunst und Kommerzialität ausfüllen kann.

Stars And Gardens ist nicht irgendeine DVD geworden. Stars And Gardens ist ein Zeitzeugnis. Die DVD ist das, was man ein rundum gelungenes Werk zu nennen hat. Abgefilmt wurde ein komplettes Konzert der Band, die sich durch sämtliche Epochen ihrer Karriere spielt. Die videotechnischen Untermalungen, Verfremdungen und Einspielungen halte ich für künstlerisch wertvoll und empfinde diese keineswegs als störend. Der Sound ist voll und druckvoll. Die Kameraführung wirkt bei weitem nicht steril, sondern fängt das Leben auf der Bühne herrlich ein. Und die Musiker sind aller Wahrscheinlichkeit nach bis unter die Haarspitzen motiviert und powern, was das Zeug hält. MEIsterhaft ist unbedingt die Livedarbietung von MEI zu nennen. In Begleitung eines kleinen Kammerorchesters, also Streichern, Blasinstrumenten und Percussion, wird das gut 50minütige Stück beeindruckend wiedergegeben. Es ist schon fast unheimlich, mit welcher Energie, welchem Enthusiasmus und vor allem welcher Freude da musiziert wird. Die Band hat wahnsinnigen Spaß auf der Bühne, und das wird mit jedem Augenblick dieser DVD deutlich.

Die Bonus DVD enthält dann noch eine gut 70minütige Dokumentation zur Geschichte der Band. Von den Anfängen als "Narzissus" über die euphorische "As The World"-Phase bis hin zu "Mei" bekommt der Zuschauer in Interviews, historischem Bildmaterial und vielen lustigen Kommentaren die einzelnen Schritte der Band aufgezeigt. Dabei hat man auch das traurige Kapitel der Bandauflösung in den End-90ern nicht ausgeklammert. Eine wirklich gelungene Dokumentation.

Echolyn machen hier vor, wie eine moderne Live-DVD mit Dokumentation aussehen kann. Dies ist ein wahrlich eindrucksvolles Stück Live-Dokument, welches in jeder Sammlung gut aufgehoben ist. Für mich steht klar fest, dass es sich hierbei um eine der besten Produktionen der vergangenen Jahre handelt.
Tschüß
nixe

Musik hat die Fähigkeit uns geistig, körperlich & emotional zu beeinflussen!

!!!I like Prog!!!

!!!Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!!!
Benutzeravatar

nixe
Keymaster
Beiträge: 14554
Registriert: Sa 7. Dez 2013, 19:35
Wohnort: komplett im Prog versumpft
Has thanked: 911 times
Been thanked: 1428 times

Re: Echolyn

Beitrag von nixe »

Echolyn One Brown Mouse Jethro Tull Cover
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Tschüß
nixe

Musik hat die Fähigkeit uns geistig, körperlich & emotional zu beeinflussen!

!!!I like Prog!!!

!!!Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!!!
Benutzeravatar

nixe
Keymaster
Beiträge: 14554
Registriert: Sa 7. Dez 2013, 19:35
Wohnort: komplett im Prog versumpft
Has thanked: 911 times
Been thanked: 1428 times

Re: Echolyn

Beitrag von nixe »

2005 The End Is Beautiful
BildBild
Besetzung:
Christopher Buzby keyboards, percussion, backing vocals
Brett Kull guitars, loops, lead and backing vocals
Paul Ramsey drums, percussion, backing vocals
Ray Weston lead and backing vocals, keyboards, theremin, guitar, percussion
Thomas Hyatt bass, backing vocals

Gastmusiker:
Mark Gallagher alto and baritone sax (2,3,6)
Eric Apelt trumpet (2,3,6)
Phil Kaufman trombone (2,3,6)

Tracklist:
1. Georgia Pine 5:49
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. Heavy Blue Miles 6:49
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. Lovesick Morning 10:12
4. Make Me Sway 5:23
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
5. The End Is Beautiful 7:46
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
6. So Ready 5:01
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
7. Arc Of Descent (Dancing in a Motel Just West of Lincoln) 5:46
8. Misery, Not Memory 9:04
Gesamtlaufzeit 55:50
von: Christian Rode

The End is beautiful? Die Texte lassen eher Gegenteiliges vermuten. „Follow the trail of bottles and cigarettes, that leads to the hole that’s in her chest. Pain introduced us, I wanted someone I could hurt…” (The end is beautiful). Allgemein geht es um existentielle Zweifel bis hin zum (bitteren) Ende. „It’s depressing there’s no magic, men die and never know.” (Georgia Pine) und die Gewalt ist allgegenwärtig: “There’s a gun on my pillow, because I’m just ash and dust. And all that you love, will be carried away.” (Arc of Descent). Gewalt ist vielleicht kein Ausweg aus der Depression, aber sie lässt einen das Leben fühlen. Aber am Ende bleibt eben doch die Einsicht, dass es keinen Ausweg aus dem Elend gibt: „Can’t deny that I belong to misery.“ (Misery not Memory) Vielleicht erklärt sich so, warum das Ende (dieses Elends) beautiful sein soll...

Klangen die frühen Alben eher unbeschwert, verbreitete Mei bereits eine zuweilen beklemmende Atmosphäre. Mit The End is beautiful wird die fröhliche Unbekümmertheit der Amerikaner jedoch in z.T. messerscharfe Aggression gewendet. Aus der Verzweiflung und Depression von Mei kommt die Band mit The End is beautiful kraftstrotzend wieder hervor. Doch die Kraft ist eine Kraft aus der Verzweiflung heraus.

Aber Echolyn wären nicht Echolyn, wenn sie es nicht schaffen würden aus all dieser scheinbaren Trübsal doch ein Album zu machen, bei dem man sich einfach wohlfühlt und das mitreißend frisch klingt. Diese Frische gründet darin, dass The End is beautiful über weite Strecken schiere Power ausstrahlt. Gewaltig schon der Einstieg „Georgia Pine“ mit dem Zeppelin-mäßigen Drum-Intro nebst unheilverkündenden Sirenentönen. Dann sind da kontrastierend die wundervollen Melodien, die z.T. in schönstem, harmonischem mehrstimmigem Gesang vorgetragen werden. Der Gesang kann allerdings auch schon mal ins schier aggressiv-wahnsinnige umkippen („Make me sway“ etwa). Und dann dieses unverkennbare Retro-Element, dass bei aller Eigenständigkeit des Sounds immer wieder Dejavus hervorgerufen werden. „Heavy Blue Miles“ erinnert mich an die ganz frühen Chicago, als die noch ordentlich jazzrockigen Dampf hatten; zugleich werden hier die fröhlichsten Riffs seit Fritz Brause ;O) verbraten. Überhaupt klingen immer wieder sehr jazzige Töne an. Aber auch andere amerikanische Musikstile wie Funk werden geschickt in das Gesamtbild eingebaut: „So ready“ klingt z.B. schwer nach Funkadelic inklusive leicht psychedelischem Touch.

Scheinen die Texte ziemlich eindeutig, so verliert sich diese Eindeutigkeit bei der Vielschichtigkeit der Musik. Dennoch halte ich The End is beautiful für das aggressiv-düsterste Werk der amerikanischen Retroprogger. Aber anders als manche melancholische Band aus europäischen Gefilden verlieren Echolyn nie diesen amerikanischen Wohlfühlsound, ohne je kitschig zu klingen wie etwa die Kollegen von Spock’s Beard. Und im Resultat klingt der Spagat vollkommen organisch. Sowas muss man erst mal hinkriegen.
Tschüß
nixe

Musik hat die Fähigkeit uns geistig, körperlich & emotional zu beeinflussen!

!!!I like Prog!!!

!!!Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!!!
Benutzeravatar

nixe
Keymaster
Beiträge: 14554
Registriert: Sa 7. Dez 2013, 19:35
Wohnort: komplett im Prog versumpft
Has thanked: 911 times
Been thanked: 1428 times

Re: Echolyn

Beitrag von nixe »

2012 echolyn (The Window Album)
Bild
Bild
Besetzung:
Ray Weston vocals, add. guitars
Brett Kull guitars, banjo, vocals
Paul Ramsey drums
Tom Hyatt bass
Christopher Buzby keyboards
Gastmusiker:
Nina Beate violin
Kaveh Saidi violin
Lori Saidi viola
Rajli Bicolli cello
Mark Gallagher baritone saxophone
Jacqu Varsalona backing vocals

Tracklist:
Disc 1

1. Island 16:37
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. Headright 2:59
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. Locust To Bethlehem 5:11
4. Some Memorial 11:54
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 36:41
Disc 2

1. Past Gravity 7:11
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. When Sunday Spills 8:47
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. (Speaking In) Lampblack 10:45
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
4. The Cardinal And I 7:20
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 34:03
von: Thorsten Gürntke
Ein neues Echolyn Album, sieben Jahre nach The End Is Beautiful und gar 10 Jahre nach dem famosen Mei, das hier nicht als Maßstab herhalten soll, sondern eine Ausnahmeerscheinung schon allein aufgrund seines Konzeptcharakters hat.

Sieben Jahre für acht Songs, auf zwei CDs gepresst, was nicht wirklich Sinn macht, denn "echolyn", aufgrund des Covers und der Verwechslungsgefahr mit dem selbstbetitelten Debüt aus 1991 auch The Window Album genannt, -also dieses Album- bringt es zusammengerechnet auf etwas über 70 Minuten Spielzeit und die passen auch auf einen Silberling.

Der erste Eindruck geht tief. Ja, es sind Echolyn, aber etwas ist anders. Die Songs sind schwerer, melancholischer, fast schon traurig und depressiv an einigen Stellen. Schau ich mir dann das Booklet an, suche ich erst mal vergebens die Texte - die finde ich wenigstens auf der Website. Schau ich auf die Texte, so beschleicht mich das Gefühl von einer Art Konzeptcharakter. Fast alle Texte wirken nachdenklich und philosophisch schwer, verarbeiten offensichtlich Themen wie Gewalt und Depression. Da lohnt eine tiefere Auseinandersetzung sicherlich.

Ich komme nochmal auf die Musik zurück. Nach einigen Hördurchläufen entdeckt man diese spielerische Tiefe und Vielfalt, die Echolyn so gut wie kaum eine andere Band in offene Strukturen packen. Da sind etliche Streicherspuren, tiefgehendes Pianospiel, dennoch aber auch "Brett"-Gitarren (verzeiht mir dieses Wortspiel:)) und fantastische Beats. Nichts, was der Echolyn Fan nicht erwartet. Aber was besonders begeistert, das sind diese wahnsinnigen Harmonien im Gesang: Melodie, Gefühl, Tiefe, Emotionen! Das alles passend zur oben bereits erwähnten Schwere der Musik, unterstrichen auch durch eine Songauswahl, die überraschend wenige treibende Parts im oberen Tempobereich hat. Sogar Buzby beschränkt sich dieses Mal auf hörbare Frequenzen und unterlässt quietschige Keyboards. Je mehr ich das Album höre, um so mehr beeindruckt mich dieser Tiefgang und die Reife.

Der Opener Island kann dabei noch als "typischster" Echolyn Song gesehen werden. In Internet Foren wird er als Highlight gefeiert, mir erschließt er sich noch nicht ganz. Danach aber fasziniert mich das Album gänzlich. Egal ob Locust To Bethlehem oder Some Memorial, das geniale Past Gravity oder das abschließende The Cardinal and I sind einfach wunderbar. Krönung des melancholischen Overkills ist aber das elegische (Speaking In) Lampblack, bei dem sich die Band selbst übertrifft und schwermütige Stimmungen zelebriert, die ich zuletzt bei Sigur Ros' "()" gehört habe. Da hörst du ganz genau hin, wenn der Song dich gefangen nimmt.

Insgesamt ist echolyn (The Window Album) ein mächtiges Album und mittlerweile bin ich mir sicher, dass dieses Album dennoch gut zu jeder Gelegenheit laufen kann, Kontroversen hab ich auch noch nicht entdeckt - deshalb streiche ich mal meine vorherige Einschätzung und erhöhe auf 12 Punkte., das aber stimmungsabhängig sein wird, weshalb ich auch noch vor einer höheren Wertung zurückschrecke. Ich kann mir vorstellen, dass die Kontroversen sicherlich noch loslegen werden. Nachdenklich macht das Album allemal, die Texte regen dazu an, die Harmonien unterstreichen passend dazu. Echolyn sind Echolyn und dennoch sind sie hier anders. Und das liegt nicht allein an der Doppel CD, die es gar nicht gebraucht hätte.
von: Thomas Kohlruß
Das mir ausgerechnet eine Rezension zu einem Album von Echolyn sehr schwer fallen würde, hätte ich nicht gedacht. Aber nun ist es soweit... seit Tagen ringe ich mit einem Text zu „Echolyn (2012)“ oder „Echolyn (The Window Album)“ oder wie immer das Album genannt werden will.

Sieben lange Jahre hat es gedauert, bis Echolyn nach ihrem Meisterwerk „The End Is Beautiful“ ein Nachfolge-Album vorlegen. Und wenn man sporadischen Berichten auf der Echolyn-Mailingliste und auf der Facebook-Seite der Band glauben darf, dann wurde wirklich auch die ganze Zeit über am neuen Werk gearbeitet und gefeilt. Letztlich ein Aufwand, der nun auch gehört werden kann.

Wie schon auf „The End Is Beautiful“ schaffen Echolyn den Spagat zwischen All-American-Rock-Music und Progressive Rock spielerisch leicht. Die Arrangements sind farbig und voller Details, die sich erst nach und nach offenbaren. Die Band spielt traumwandlerisch sicher zusammen (auch wenn das heute bei Studioaufnahmen ja so gar nicht mehr stattfindet, aber es klingt halt so). Brett Kulls Gitarrenarbeit ist schlicht fantastisch, aber auch die anderen Musiker geben ihr bestes. Immer wieder werden neue Klangfarben untergemischt und Chris Buzby fährt wieder ein großes Arsenal an Tastenklängen von klassischem Pinao bis zu Sympho-Keys auf, die aber wiederum eher analog und erdig daherkommen.

Mit „Islands“ - vielleicht der Prog-Song des Jahres – und „The Cardinal and I“ stehen die typischsten Echolyn-Songs am Anfang und am Ende. Hier geht es auch mal offensichtlich vertrackter zur Sache, laufen Rhythmen gegeneinander und die Melodien sind etwas schräger. Ansonsten ist das Album eher ruhiger, verträumter und ziemlich melodienselig geraten. Singer-Songwriter-Progressive Rock, wenn es so etwas geben sollte. Insgesamt aber irgendwie schon typisch Echolyn, wenn man die Entwicklung der Band seit dem Comeback betrachtet.

Aber: Das ist eigentlich alles nicht so wichtig. Denn das Album wirkt vor allem auf einer emotionalen Ebene. Und da beginnen die Schwierigkeiten... wie will man sowas bewerten? Sollte man das überhaupt, denn jemand, der vielleicht nicht so auf der Gefühlsebene gepackt wird, wie ich, der hat vielleicht gar nichts von dem Album... Trotzdem bin ich mal hemmungslos subjektiv: Über „Echolyn (2012)“ schwebt eine Atmosphäre melancholischer Weisheit. Es wird ein leicht fatalistischer Blick auf eine wenig perfekte Welt geworfen. Nicht verzweifelt, aber doch ein bisschen resigniert und trotzdem irgendwie mit sich im Reinen. Die Musik macht traurig, nachdenklich und dann doch auch wieder irgendwie froh. Eine emotionalen Achterbahnfahrt, die sich vor allem im ungeheuer berührenden Gesang von Ray Weston ausdrückt. Es lohnt sich mal einen Blick auf die Texte zu werfen oder einfach genau hinzuhören. Da gibt es mal ein Sprachsample, welches gerüchteweise ein zufällig entstandener Mitschnitt eines Streits in der Nachbarschaft von Ray Weston ist. Hier wird völlig unvoyeuristisch ein alltägliches Drama als Grundlage eines nachdenklichen Songs eingebaut, faszinierend. Daher ist für mich dieses Album nicht weniger als ein Meisterwerk.

Ich kann nur jedem wünschen, einen ähnlichen Zugang zu diesem Werk zu finden. Muss aber nicht sein, selbst ohne eine emotionale Überhöhung bleibt ein Album voller spielfreudiger, außergewöhnlicher Rockmusik, das genossen werden darf. Wenn man so will verbinden hier Echolyn den coolen Rock von „The End Is Beautiful“ mit der naiven Schönheit ihres Debüts.

Ach ja: Die Zweiteilung erschließt sich mir auch nicht... ist mir aber auch wurscht.
Tschüß
nixe

Musik hat die Fähigkeit uns geistig, körperlich & emotional zu beeinflussen!

!!!I like Prog!!!

!!!Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!!!
Benutzeravatar

nixe
Keymaster
Beiträge: 14554
Registriert: Sa 7. Dez 2013, 19:35
Wohnort: komplett im Prog versumpft
Has thanked: 911 times
Been thanked: 1428 times

Re: Echolyn

Beitrag von nixe »

1991 Echolyn bis 2012 echolyn (The Window Album) der Kreis hat sich geschlossen!
Als ich mir auf Burg Herzberg bei Charly [thumbnail]http://wuerzblog.de/wp-content/uploads/ ... 00x450.jpg[/thumbnail](freakCha) Echolyn*s '95 Album As The World in der CD/DVD-Version geholt hatte, wußte ich auch nicht, was ich da in den Händen hielt. Eigentlich gefiel mir nicht mal dieses cover [thumbnail]http://www.echolynfan.net/wp-content/fl ... -cover.jpg[/thumbnail]. Es war halt nur günstig! Als ich sie zuhause hörte, bzw. sah, war ich nicht gerade glücklich! Sehr gewöhnungsbedürfter sound & das concert sehr kurz!
Aber der Mensch ist ein GewöhnungsTier & wenn ich mich zurück erinnere, an was für music ich mich alles gewöhnen mußte, um damit was anfangen zu können? Fiehl uns das in jüngeren Jahren auch leichter? Demnach. Gentle Giant z.B. war damals auch schwerer Stoff für mich, vor allem Octupus! Aber Echolyn ist NeuZeit & da paßt der Vergleich zu BeardFish oder Moon Safari, was auch nicht ganz einfach für mich war!!!
Jetzt liegt aber seit ein paar Tagen '05 The End Is Beautiful auf Bild & es hört sich gut an.
Tschüß
nixe

Musik hat die Fähigkeit uns geistig, körperlich & emotional zu beeinflussen!

!!!I like Prog!!!

!!!Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!!!
Benutzeravatar

nixe
Keymaster
Beiträge: 14554
Registriert: Sa 7. Dez 2013, 19:35
Wohnort: komplett im Prog versumpft
Has thanked: 911 times
Been thanked: 1428 times

Re: Echolyn

Beitrag von nixe »

Christopher Buzby Keyboards, Backing Vocals[thumbnail]http://www.echolynfan.net/wp-content/up ... hris21.jpg[/thumbnail]
Thomas Hyatt Bass[thumbnail]http://www.echolynfan.net/wp-content/up ... 8403_n.jpg[/thumbnail]
Brett William Kull Guitars, Lead And Backing Vocals, Bass [thumbnail]http://www.fmpm.net/artists/2006/pictur ... -bb-lg.jpg[/thumbnail]
Paul Ramsey Drums And Percussion, Backing Vocals[thumbnail]http://www.echolyn.com/teibpromo/paul.jpg[/thumbnail]
Raymond Weston Lead And Backing Vocals, Bass [thumbnail]http://www.echolynfan.net/wp-content/up ... /ray_1.jpg[/thumbnail]
Tschüß
nixe

Musik hat die Fähigkeit uns geistig, körperlich & emotional zu beeinflussen!

!!!I like Prog!!!

!!!Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!!!
Antworten

Zurück zu „Bands/Musiker E“