Bob Dylan

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SOON
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Bob Dylan

Beitrag von SOON »

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Zitat: laut.de
Ich hatte eine Frau und Kinder, die ich mehr liebte als alles andere auf der Welt. Ich versuchte, für sie zu sorgen, keinen Ärger zu haben, aber die großen Nervensägen in der Presse nannten mich weiterhin die Stimme, den Sprecher oder gar das Bewusstsein einer neuen Generation. Das war verrückt. Ich hatte stets nur schnörkellose Lieder gesungen und kraftvolle neue Ereignisse dargestellt. Ich hatte kaum etwas gemeinsam mit dieser Generation, von der ich angeblich die Stimme war, geschweige denn, dass ich viel von ihr wusste", erklärt Bob Dylan in seiner 2004 erschienen Autobiographie "Chronicles Volume One". weiterlesen Deutliche Worte, die sein schwieriges Verhältnis zur Welt jenseits der Bühne charakterisieren. Von seinen Fans abgöttisch geliebt, von den Medien teilweise als Messias verklärt, hat Dylan den größten Teil seines Lebens damit verbracht, ihrer erdrückenden Umarmung zu entfliehen. Die soziale Bedeutung seiner Lieder kann aber auch er nicht wegreden. Welch einen großen Einfluss sie nach wie vor ausüben, zeigt sich daran, dass er seit Mitte der 90er Jahre zum engeren Kreis der Kandidaten für den Literaturnobelpreis zählt. Robert Allen Zimmermann kommt 1941 in Duluth, Minnesota auf die Welt, wächst aber im ländlichen Hibbing auf, dessen Umgebung von riesigen Eisenabbaugruben geprägt ist. Als Kind bringt er sich das Klavier- und Gitarrenspiel bei und klebt nach eigenen Angaben nachts am Radio, um Country-, Folk- und Rock'n'Roll-Klängen zu lauschen. Nach ersten Erfahrungen in High-School-Bands zieht er nach dem Abitur nach St. Paul und nimmt ein Musikstudium auf. Zum Unterricht geht er nie: Zu beschäftigt ist er damit, neue Stücke zu entdecken und nachzuspielen. 1961 fährt er per Anhalter nach New York, um sein Idol Woody Guthrie zu treffen, der vergessen und schwer krank in einem Hospiz liegt. Mittlerweile hat er sich den Künstlernamen Bob Dylan zugelegt, wohl eine Hommage an den walisischen Dichter Dylan Thomas. Um sich über Wasser zu halten, tingelt er durch die zahlreichen Cafés des Greenwich Village und trägt ein Repertoire vor, das hauptsächlich aus Guthrie-Stücken besteht. 1962 erhält er überraschenderweise einen Plattenvertrag bei Columbia. Er ist der erste Folksänger im Repertoire des großen Major-Labels. Doch Manager John Hammond ist vom hageren 21-Jährigen mit der schnarrenden Stimme, dem unorthodoxen und wenig eleganten Gitarrenstil sowie von der Tiefe seiner Aussagen angetan. 1962 kommt das Debüt "Bob Dylan" auf den Markt, das hauptsächlich Coverversionen beinhaltet – unter anderen auch "Man Of Constant Sorrow", der spätere Titeltrack zum Erfolgsfilm "O' Brother, Where Art Thou". "The Freewhelin' Bob Dylan" legt ein Jahr später den Grundstein zum Erfolg. "Blowin' In The Wind", "Masters Of War" und "A Hard Rain's A-Gonna Fall" werden begeistert von der noch jungen Protestbewegung aufgenommen. Eine Peter, Paul And Mary-Coverversion von "Blowin' In The Wind" erreicht die Spitze der US-Singlecharts, Dylan begibt sich auf eine erfolgreiche Tour mit der Folk-Sängerin Joan Baez, die ihn landesweit bekannt macht. Ihre Liebesbeziehung liefert über 40 Jahre später noch Grund zur Diskussion. 1964 erreicht er mit "The Times They Are A-Changin'" den ersten Höhepunkt seiner Karriere. Der Titeltrack, "With God On Our Side" und "Only A Pawn In Their Game" beschreiben eine Welt im Wandel und sind überall bei Protest-Märschen und –Veranstaltungen zu hören. Dylan fühlt sich jedoch verkannt und entfremdet sich zunehmend von der Presse, die ihn zur Ikone hochstilisiert, und den Fans, die in ihn als Propheten ansehen. 1965 tritt er beim Newport Folk Festival auf und erntet bittere Buh-Rufe, als er sein kurzes Set mit Band und dem elektrifizierten "Like A Rolling Stone" beginnt. Zu einem noch deutlicheren Eklat kommt es ein Jahr später in London. "Judas", ruft ein Zuschauer, als Dylan auf die Bühne tritt. "Liar", erwidert dieser, und wendet sich seiner Band zu. "Play fucking loud" fordert er sie auf, bevor er eine verzerrte Version von "Like a Rolling Stone" anstimmt. Gellende Pfiffe und erboste Fans charakterisieren seine Auftritte in jener Zeit – und treiben Dylan immer mehr in die Defensive. Mittlerweile verheiratet und Vater geworden, sehnt er sich nach Abstand. Er nutzt einen Motorradunfall, um von 1966 bis 1968 unterzutauchen, in der Hoffnung, in Vergessenheit zu geraten. Ein Vorhaben, das ihm nicht gelingt. Obwohl er sich mit "Nashville Skyline" erst dem Country, anschließend mit "Self Portrait" (beide 1969) Kurzgeschichten Anton Chekhovs widmet, bleibt die öffentliche Aufmerksamkeit erhalten, die von "Middle Period" und "Comeback-Album" spricht. "Eines von vielen", erklärt Dylan süffisant in seiner Autobiografie.Nach dem Abschwellen des jugendlichen Protestes beginnt mit "Pat Garrett & Billy The Kid" (1973) eine neue Phase. Dylan ist nicht nur einer der Darsteller des gleichnamigen Westernstreifens unter der Regie Sam Peckinpahs, sondern auch der Autor des Soundtracks, der mit "Knockin' On Heaven's Door" eines seiner bekanntesten Stücke enthält. "Planet Waves", "Blood On The Tracks" (beide 1974) und "Desire" (1976) katapultieren ihn wieder an die Spitze der Charts – und mit ihm seine langjährige Begleitung The Band, die auch ohne ihn große Erfolge feiert. 1978 lassen sich der Musiker und seine Ehefrau Sarah scheiden, was Dylan in eine schwere Schaffenskrise stürzt. Auf der Bühne hat er ein religiöses Erleuchtungserlebnis und wandelt sich zum strenggläubigen Christen. Bis 1981 nimmt er drei wenig wahrgenommene Alben mit religiösen Liedern auf. Immerhin erhält er für das Stück "Gotta Serve Somebody" seinen ersten von mehreren Grammies. Anschließend zeigt er sich zunehmend uninspiriert. Zwar tourt er erfolgreich mit Tom Petty & The Heartbreakers und erreicht die hohen Etagen der Charts mit einem Livealbum in Begleitung von Grateful Dead, doch hat er auch nach eigenen Angaben den Zugang zu seiner Musik verloren. 1988 rappelt er sich schließlich wieder auf – erst als Mitglied der Supergroup Travelling Wilburys (der auch Petty, Jeff Lynne, George Harrison und Roy Orbison angehören), dann mit dem Beginn einer weltweiten Konzertreise, die bis ins neue Jahrtausend andauert und den Stempel "Neverending Tour" erhält. Neue musikalische Impulse entstehen bei den Aufnahmen zu "Oh Mercy" (1989) unter der Führung von U2-Produzent Daniel Lanois. Weiteren Aufwind erzeugt Dylans Auftritt bei einem Jubiläumskonzert in Woodstock (1994) und ein MTV Unplugged-Mitschnitt im selben Jahr, der seine bekannten Stücke aus den 60er Jahren auch einem jüngeren Publikum zugänglich macht. Mit zunehmendem Alter scheint Dylan mit seinem öffentlichen Image weitgehend Frieden geschlossen zu haben. So legt er im neuen Jahrtausend überzeugende, mit autobiographischen Zügen gespickte Studioalben vor. In ihnen huldigt Dylan überlieferten Stilen wie Country, Blues, Rockabilly oder Western Swing und verleiht damit seiner auch an anderer Stelle formulierten Überzeugung Ausdruck, dass eine Erneuerung der populären Musik nur aus einer Besinnung auf ihre Ursprünge erwachsen kann. Zwar beweisen seine seltenen Interviews und das Verbot, ihn zu fotografieren, nach wie vor seinen Missmut gegenüber der Presse, dennoch zeigt er sich Mitte des neuen Jahrtausends offen wie niemals zuvor. Ein Jahr nach dem ersten Band seiner Autobiografie erscheint 2005 mit "No Direction Home" ein höchst sehenswerter Dokumentarfilm von Martin Scorsese, in dem sich Dylan ausführlich zu seiner Karriere von den Anfängen bis 1966 äußert. Zu einer weiteren cinematographischen Ehre kommt es 2007, als unter anderen Cate Blanchett, Christian Bale, Heath Ledger und Richard Gere in Todd Hayne's "I'm Not There" in die Rolle des Bardens schlüpfen. 2007 erscheint mit der Compilation "Dylan" auf drei CDs die wohl definitive Sammlung von Hits aus 46 Jahren Musikgeschichte. Außerdem gibt es ein 2-CD-Set, das den ersten Remix enthält, dem der Großmeister bisher zustimmte. In "Most likely You'll Go Your Way (And I'll Go Mine)" ersetzt der britische Produzent Mark Ronson Gitarre und Mundharmonika durch Hip Hop-Beats und Saxophonklänge, was sich erstaunlich gut anhört. Nachdem seine Fans bereits jahrelang einen Literaturpreis für Dylan forderten, geht dieser Wunsch 2008 endlich in Erfüllung: Für "lyrische Kompositionen von außerordentlicher poetischer Ausdruckskraft" erhält der Altmeister des Rock den amerikanischen Pulitzer-Preis in einer Sonderkategorie. Die Juroren der Columbia University ehren damit Dylans "weitreichenden Einfluss" auf die Popmusik.

Studioalben

Bob Dylan (1962) The Freewheelin’ Bob Dylan (1963) The Times They Are a-Changin’ (1964) Another Side of Bob Dylan (1964) Bringing it All Back Home (1965) Highway 61 Revisited (1965) Blonde on Blonde (1966) John Wesley Harding (1967) Nashville Skyline (1969) Self Portrait (1970) New Morning (1970) Pat Garrett & Billy the Kid (1973) Dylan - A Fool Such as I (1973) Planet Waves (1974, mit The Band) Blood on the Tracks (1975) The Basement Tapes (1975, mit The Band) Desire (1976) Street Legal (1978) Slow Train Coming (1979) Saved (1980) Shot of Love (1981) Infidels (1983) Empire Burlesque (1985) Knocked Out Loaded (1986) Down in the Groove (1988) Oh Mercy (1989) Under the Red Sky (1990) Good as I Been to You (1992) World Gone Wrong (1993) Time Out of Mind (1997) “Love and Theft” (2001) Modern Times (2006) Together Through Life (2009) Christmas in the Heart (2009) Tempest (2012) Shadows in the Night (2015)

Livealben

Before the Flood (1974, mit The Band) Hard Rain (Album) (1976) At Budokan (1978) Real Live (1984) Dylan & The Dead (1989, mit Grateful Dead) The 30th Anniversary Concert Celebration (1993) MTV Unplugged (1995) Bob Dylan Live 1961–2000 (2001, nur in Japan) Live at the Gaslight 1962 (2005) Live at Carnegie Hall 1963 (2005) Bob Dylan in Concert - Brandeis University 1963 (2011)

The Bootleg Series

Offizielle Veröffentlichungen von Archivmaterial, das lange Zeit nur als Bootleg erhältlich war The Bootleg Series Vol. 1–3 (1991), „Rare And Unreleased, 1961-1991“ The Bootleg Series Vol. 4: Live 1966 (1998), „The Royal Albert Hall Concert“ The Bootleg Series Vol. 5: Live 1975 (2002), „Rolling Thunder Revue“, siehe auch „Renaldo und Clara“ The Bootleg Series Vol. 6: Live 1964 (2004), „Concert at Philharmonic Hall“, inkl. Duetteinlagen mit Joan Baez The Bootleg Series Vol. 7 (2005), „No Direction Home“, Soundtrack zu Martin Scorseses gleichnamigen Film The Bootleg Series Vol. 8 (2008), „Tell Tale Signs. Rare And Unreleased“ aus den Jahren 1989 bis 2006 The Bootleg Series Vol. 9 (2010), „The Witmark Demos: 1962 - 1964“

Filme

Bob Dylan: The other side of the mirror. Drei Konzerte vom Newport Festival 1963 bis 1965. 1967 Dont Look Back. Dokumentarfilm über Dylans Großbritannien-Tournee im Jahr 1965. Regie: Donn Alan Pennebaker 1972 Eat the Document. Dokumentation von Dylans 1966er England-Tournee. Regie: Bob Dylan und Howard Alk, Kamera: Bob Dylan und Donn Alan Pennebaker 1973 Pat Garrett jagt Billy the Kid (Pat Garrett and Billy the Kid) 1978 Renaldo und Clara (Renaldo and Clara) [1] 1987 Hearts of Fire, mit Rupert Everett und Fiona, Regie: Richard Marquand 1990 Catchfire. Dylan spielt in einer kleinen Rolle einen Künstler. Zur Besetzung gehören u.a. Dennis Hopper, Jodie Foster, Joe Pesci. Dean Stockwell, John Turturro und Vincent Price. 2003 Masked and Anonymous. Dylan agiert neben Penélope Cruz, Jeff Bridges, Jessica Lange, Angela Bassett, John Goodman, Val Kilmer, Michael Paul Chan, Ed Harris und Fred Ward. Dylan spielt einen aus dem Gefängnis entlassenen Musiker. Zum Soundtrack zählen viele Dylan-Songs. 2005 produzierte Martin Scorsese das filmische Bob-Dylan-Porträt No Direction Home – Bob Dylan 2007: Todd Haynes drehte im Juli 2006 in Montreal den Film I’m Not There, der seine Weltpremiere am 4. September 2007 auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2007 hatte. Bob Dylan spielt selbst nicht mit, sondern wird von verschiedenen Schauspielern wie Richard Gere oder Cate Blanchett verkörpert.

Literatur

Bob Dylan: Eleven outlined epitaphs (1963) / Elf Entwürfe für meinen Grabspruch, Englisch/Deutsch mit Übersetzungen von Wolf Biermann, Kiepenheuer und Witsch, Köln 2003 ISBN 3-462-03306-9 Bob Dylan: Tarantula (1971), Hannibal, Verlagsgruppe Koch, St. Andrä/Wördern 1995 ISBN 3-85445-100-8 Bob Dylan: Texte und Zeichnungen (Englisch und Deutsch), Deutsch von Carl Weissner. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1975. Bob Dylan: Chronicles, Volume One. Autobiographisches Werk. Simon & Schuster, New York 2004. (englisch) Bob Dylan: The Drawn Blank Series. Prestel Verlag, München 2007. ISBN 978-3-7913-3944-3 (Aquarelle und Gouachen von Bob Dylan) Bob Dylan: The Brazil Series, mit Beiträgen von John Elderfield und Kasper Monrad; Prestel Verlag, München 2010 ISBN 978-3-7913-5098-1
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SOON
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Re: Bob Dylan

Beitrag von SOON »

Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

Eigentlich gibt es im Popbusiness genug Preise.
Andererseits ist es auch gut mal aufzuzeigen, dass man mit Pop mehr als nur "yeah, yeah, yeah" ausdrücken kann.

Begründung für die Preisvergabe:
„für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition“
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Aprilfrost
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Re: Bob Dylan

Beitrag von Aprilfrost »

Ich möchte wetten, dass die Mehrzahl der Kritiker (des Preisverleihs) sich noch nie mit den Texten Dylans beschäftigt haben, sondern die Vergabe "aus Prinzip" nicht gutheißen.
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SOON
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Re: Bob Dylan

Beitrag von SOON »

Aprilfrost hat geschrieben:Ich möchte wetten, dass die Mehrzahl der Kritiker (des Preisverleihs) sich noch nie mit den Texten Dylans beschäftigt haben, sondern die Vergabe "aus Prinzip" nicht gutheißen.
Ich kann aber auch verstehen, wenn man andere Schreiber favorisiert.
Dylan ist ja nun schon jede mögliche Ehre widerfahren.
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Wilson
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Re: Bob Dylan

Beitrag von Wilson »

Aprilfrost hat geschrieben:Ich möchte wetten, dass die Mehrzahl der Kritiker (des Preisverleihs) sich noch nie mit den Texten Dylans beschäftigt haben, sondern die Vergabe "aus Prinzip" nicht gutheißen.
Man kann vermutlich über jeden Literaturnobelpreisträger streiten und noch mehr darüber, wer ihn alles nicht bekommen hat. Das schwedische Komitee hat in den vergangenen Jahren auch sehr viele fragwürdige Entscheidungen getroffen, sehr viele Autoren eher wegen ihrer politischen Meinung als aufgrund ihrer literarischen Qualität ausgezeichnet (Nadine Gordimer, Swetlana Alexijewitsch). Der vorherige Vorsitzende hat über zwei Jahrzehnte alle amerikanischen Autoren grundsätzlich abgelehnt (was er in einem Interview bestätigt hat). Insofern war ich gestern von den Socken, als ich in den Livestream reingeschaltet habe und gerade auf französisch etwas von "literature americaine" verstanden habe, aber ich konnte erst gar nicht glauben, dass die Sprecherin wirklich Bob Dylan genannt hatte.

Dylan hat mit seinen Texten ganz maßgeblichen Anteil daran, dass wir älteren Semester heute Rockmusik hören und diese Musik inzwischen als Kunstform akzeptiert ist. Vor ihm (und den Beatles) war das Musik für die Teenager, die ja auch entsprechend skeptisch von den Erwachsenen betrachtet wurde. Literarische Texte gab es allenfalls im Folk. Dylan hat beide miteinander vereint. Zitate aus seinen Songs sind heute in der amerikanischen Sprache fast so präsent wie bei uns die von Goethe. Er hat den Preis ganz sicher verdient.
SOON hat geschrieben:Eigentlich gibt es im Popbusiness genug Preise.
Andererseits ist es auch gut mal aufzuzeigen, dass man mit Pop mehr als nur "yeah, yeah, yeah" ausdrücken kann.

Begründung für die Preisvergabe:
„für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition“
Die Preise, die es im Popbusiness zu vergeben gibt, hat er ja schon alle zuhause stehen ;-)
Interessanterweise ist er neben George Bernard Shaw der einzige Mensch mit einem Oscar und dem Nobelpreis - und er hat noch den Pulitzerpreis gewonnen, was wirklich singulär ist.

Heinrich Detering, der auch ein paar lesenswerte Bücher über Dylan geschrieben hat, hat gestern im Fernsehen ein paar kluge Worte gefunden: Heinrich Detering, Literaturwissenschaftler, zum Nobelpreis für Dylan

Wilson
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Re: Bob Dylan

Beitrag von Wilson »

Banquet speech by Bob Dylan given by the United States Ambassador to Sweden Azita Raji, at the Nobel Banquet, 10 December 2016.


Good evening, everyone. I extend my warmest greetings to the members of the Swedish Academy and to all of the other distinguished guests in attendance tonight.

I'm sorry I can't be with you in person, but please know that I am most definitely with you in spirit and honored to be receiving such a prestigious prize. Being awarded the Nobel Prize for Literature is something I never could have imagined or seen coming. From an early age, I've been familiar with and reading and absorbing the works of those who were deemed worthy of such a distinction: Kipling, Shaw, Thomas Mann, Pearl Buck, Albert Camus, Hemingway. These giants of literature whose works are taught in the schoolroom, housed in libraries around the world and spoken of in reverent tones have always made a deep impression. That I now join the names on such a list is truly beyond words.

I don't know if these men and women ever thought of the Nobel honor for themselves, but I suppose that anyone writing a book, or a poem, or a play anywhere in the world might harbor that secret dream deep down inside. It's probably buried so deep that they don't even know it's there.

If someone had ever told me that I had the slightest chance of winning the Nobel Prize, I would have to think that I'd have about the same odds as standing on the moon. In fact, during the year I was born and for a few years after, there wasn't anyone in the world who was considered good enough to win this Nobel Prize. So, I recognize that I am in very rare company, to say the least.

I was out on the road when I received this surprising news, and it took me more than a few minutes to properly process it. I began to think about William Shakespeare, the great literary figure. I would reckon he thought of himself as a dramatist. The thought that he was writing literature couldn't have entered his head. His words were written for the stage. Meant to be spoken not read. When he was writing Hamlet, I'm sure he was thinking about a lot of different things: "Who're the right actors for these roles?" "How should this be staged?" "Do I really want to set this in Denmark?" His creative vision and ambitions were no doubt at the forefront of his mind, but there were also more mundane matters to consider and deal with. "Is the financing in place?" "Are there enough good seats for my patrons?" "Where am I going to get a human skull?" I would bet that the farthest thing from Shakespeare's mind was the question "Is this literature?"

When I started writing songs as a teenager, and even as I started to achieve some renown for my abilities, my aspirations for these songs only went so far. I thought they could be heard in coffee houses or bars, maybe later in places like Carnegie Hall, the London Palladium. If I was really dreaming big, maybe I could imagine getting to make a record and then hearing my songs on the radio. That was really the big prize in my mind. Making records and hearing your songs on the radio meant that you were reaching a big audience and that you might get to keep doing what you had set out to do.

Well, I've been doing what I set out to do for a long time, now. I've made dozens of records and played thousands of concerts all around the world. But it's my songs that are at the vital center of almost everything I do. They seemed to have found a place in the lives of many people throughout many different cultures and I'm grateful for that.

But there's one thing I must say. As a performer I've played for 50,000 people and I've played for 50 people and I can tell you that it is harder to play for 50 people. 50,000 people have a singular persona, not so with 50. Each person has an individual, separate identity, a world unto themselves. They can perceive things more clearly. Your honesty and how it relates to the depth of your talent is tried. The fact that the Nobel committee is so small is not lost on me.

But, like Shakespeare, I too am often occupied with the pursuit of my creative endeavors and dealing with all aspects of life's mundane matters. "Who are the best musicians for these songs?" "Am I recording in the right studio?" "Is this song in the right key?" Some things never change, even in 400 years.

Not once have I ever had the time to ask myself, "Are my songs literature?"

So, I do thank the Swedish Academy, both for taking the time to consider that very question, and, ultimately, for providing such a wonderful answer.

My best wishes to you all,

Bob Dylan
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Aprilfrost
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Re: Bob Dylan

Beitrag von Aprilfrost »

Sehr schöne, warme Worte von diesem sich doch meistens sehr distanziert gebenden Poeten.

Wilson
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Re: Bob Dylan

Beitrag von Wilson »

Wer den Nobelpreisträger live im nächsten Jahr sehen möchte ...

Jetzt kommt er doch noch nach Stockholm ;-)

Aber (noch) keine Termine für Deutschland. Ich werde nach Luxemburg fahren, um ihn erstmals seit 2011 wieder zu sehen. Die Rockhal ist für mich sowieso besser erreichbar als die meisten Hallen in Deutschland.

1 APR 2017 Stockholm, Sweden Stockholm Waterfront
2 APR 2017 Stockholm, Sweden Stockholm Waterfront
4 APR 2017 Oslo, Norway Spektrum
6 APR 2017 Copenhagen, Denmark Opera House
7 APR 2017 Copenhagen, Denmark Opera House
9 APR 2017 Lund, Sweden Sparbanken Skåne Arena
16 APR 2017 Amsterdam, Netherlands Heineken Music Hall
17 APR 2017 Amsterdam, Netherlands Heineken Music Hall
22 APR 2017 Esch-sur-Alzette, Luxembourg Rockhal
24 APR 2017 Antwerp, Belgium Lotto Arena
3 MAY 2017 Cardiff, Wales Motorpoint Arena
4 MAY 2017 Bournemouth, England Bournemouth International Centre
5 MAY 2017 Nottingham, England Motorpoint Arena
7 MAY 2017 Glasgow, Scotland SECC Clyde Auditorium
8 MAY 2017 Liverpool, England Echo Arena
9 MAY 2017 London, England The SSE Arena, Wembley
11 MAY 2017 Dublin, Ireland 3Arena
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SOON
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Re: Bob Dylan

Beitrag von SOON »

Es hat mich zwar nicht gestört aber 2012 war seine Stimme schon sehr brüchig.
Ist das wieder besser geworden?
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Wilson
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Re: Bob Dylan

Beitrag von Wilson »

SOON hat geschrieben:Es hat mich zwar nicht gestört aber 2012 war seine Stimme schon sehr brüchig.
Ist das wieder besser geworden?
Ich habe ihn 2011 zuletzt live gesehen. Auf dem aktuellen Album "Fallen Angels" klingt seine Stimme jedenfalls erstaunlich gut, besser auch als auf den Alben zuvor.

Wilson
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Re: Bob Dylan

Beitrag von Wilson »

Dylan veröffentlicht am 31.3. seinen neues (3er) Album "Triplicate".

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Bob Dylan’s First Three-Disc Album — Triplicate — Set For March 31 Release

Es wird wieder nur Fremdkompositionen enthalten, insgesamt 30 Songs, die jeweils thematisch geordnet sind.

Wilson
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Re: Bob Dylan

Beitrag von Wilson »

Für die Gossip Fans :biggrinn:

Bob Dylan sichert sich sein Preisgeld

... und die Literaturinteressierten :mocking:

Bob Dylan's Nobel Lecture
Antworten

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