Leonard Cohen

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Fragile
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Leonard Cohen

Beitrag von Fragile »

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Wundere mich gerade, dass wir noch keinen Thread über ihn haben, immerhin war seine letzte Tour doch rundum zufriedenstellend und ein neues Album erscheint auch in Kürze. Naja, dann sei das hiermit nachgeholt. Über ihn könnte man wahrscheinlich inzwischen ein ganzes Buch füllen, daher nur 10 der wichtigsten Fakten über ihn (im ME waren es eigentlich 11 Fakten, die letzte war allerdings lediglich eine Ankündigung seiner Konzerte in Deutschland 2008/09). Daher also nur 10.


10 FAKTEN ÜBER LEONARD COHEN (Quelle: Musikexpress 09/2008; Autor: Clara Bartle)

1.) Leonard Cohen ist ein musikalischer Spätzünder. Erst mit 33 Jahren nimmt er sein erstes Album auf und beginnt damit eine ernsthafte Musikkarriere. Zuvor war er ein zumindest bei den Kritikern erfolgreicher Schriftsteller. Dabei hatte Cohen mit der Schriftstellerei nie so richtig Geld verdient. Nach wie vor erklärt Cohen aber, er sei "in erster Linie Poet und erst danach kommt die Musik."

2.) Gitarre lernte er nur, um Mädchen zu beeindrucken. "Meine Gedanken kreisen unentwegt um Frauen. Nur manchmal, wenn ich mich stark fühle, hört das auf." Mehr Erfolg beim anderen Geschlecht hatte er zunächst durch Anwendung von Hypnosetechniken. Seinem Biografen Ira B. Nadel gestand er, als Pubertierender sein Hausmädchen hypnotisiert und ausgezogen zu haben.. Mit 17 Jahren gründet er das Country-Folk-Trio Buckskin Boys.

3.) Cohen konnte sich sein frühes Schriftstellerleben leisten. Der am 21. September 1934 geborene Musiker, Komponist und Schriftsteller stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie aus Montréal. Die Cohens hatten ein Textilunternehmen, Leonards Vater war Ingenieur, sein Großonkel später der erste Rabbi Kanadas.

4.) Zum Durchbruch verhalf ihm die Folksängerin Judy Collins. Als er ihr 1966 am Telefon das Lied "Suzanne" vorsingt, ist sie begeistert und nimmt den Song für ihr album IN MY LIFE (1966) auf. Auf WILDFLOWERS (1967) übernimmt sie schon drei Cohen-Songs, darunter auch "Sisters Of Mercy". Collins war es auch, die Cohen ermutigte, am 30. April 1967 bei einem Konzert gegen den Vietnamkrieg in New Yorks Town Hall zum ersten Mal auf großer Bühne zu singen. Er begann mit "Suzanne", brach jedoch in der ersten Strophe ab. Erst auf Drängen Collins' und des Publikums kam er zurück auf die Bühne. Kurze Zeit später wird sein erstes Album SONGS OF LEONARD COHEN veröffentlicht.

5.) Cohen ist einer der meistgecoverten Songwriter. "Hallelujah" ist in der Version von Jeff Buckley weltberühmt geworden und zum besten Coversong aller Zeiten gewählt worden. Man kann sich aber nicht immer aussuchen, wer einen toll findet: DIe Fanseite "The Leonard Cohen Files" (leonardcohenfiles.com) listet 1.500 Cohen-Covers, darunter auch Versionen von Howard Carpendale ("Suzanne") und Katja Ebstein ("Bird On A Wire" als "Vogel im Wind"). Neben vielen anderen haben sich auch Nirvana vor Cohen verbeugt. Im Nirvana-Song "Pennyroyal Tea" auf dem Album IN UTERO (1993) heißt es in der dritten Strophe: "Give me a Leonard Cohen afterworld, so I can sigh eternally."

6.) Cohen hatte eine Affäre mit Janis Joplin. Nach Joplins Tod schreibt er einen Song über die kurze Beziehung und nennt ihn "Chelsea Hotel No. 2", benannt nach dem legendären New Yorker Hotel, in dem zu der Zeit neben Cohen und Joplin auch Stars wie Jimi Hendrix und Bob Dylan abstiegen. In dem Song dichtet er: "I remember you well in the Chelsea Hotel, you were famous, your heart was a legend. You told me again you preferred handsome men, but for me you would make an exception." (Album: NEW SKIN FOR THE OLD CEREMONY)

7.) Der legendäre Produzent Phil Spector engagierte nach einem Streit mit Cohen Leibwächter. Spector hatte beim Album DEATH OF A LADIES' MAN am Regiepult gesessen und wollte seine Arbeit mit dieser Sicherheitsmaßnahme vor dem Zugriff des unzufriedenen Cohen schützen. Es ist das von der Kritik am kontroversesten bewertete Album Cohens. Beim Publikum stieß es nicht auf Gegenliebe, und so blieb die Zusammenarbeit Cohens mit Spector eine einmalige Sache.

8.) Cohen ist nicht nur Poet, Musiker und Womanizer, er ist auch noch Mönch. 1992 zieht sich Cohen erstmals in ein buddhistisches Kloster zurück, wo er Zen-Meditation betreibt, einige Jahre später wird er unter dem Namen "Jikan" (der Stille) zum Mönch ernannt. In einem Interview sagte Cohen, er habe das weniger der Religion wegen getan, sondern vielmehr, um seine Freundschaft mit dem "faszinierenden" Mönch Roshi zu intensivieren, den er 30 Jahre zuvor kennengelernt hatte und der eine Art buddhistisches Kloster betrieb.

9.) Ein billiges Gerät veränderte Mitte der 80er-Jahre Cohens Komponierweise "grundlegend", wie sein damaliger Produzent John Lissauer beobachtete: "Er hatte sich ein Casio-Keyboard gekauft, an dem er immer herumspielte. Das war eigentlich eher ein Spielzeug als ein richtiges Musikinstrument, aber es hatte großen Einfluss darauf, wie er fortan an seine Songs heranging:"

10.) Mitunter leistet sich Cohen künstlerische Seitensprünge: So komponierte und schrieb er zusammen mit dem vielseitigen kanadischen Künstler Lewis Furey 1982 die Oper "Night Magic". Eine Filmfassung des Werks wurde 1985 beim Filmfestival in Cannes vorgestellt. 1983 trat Cohen als Regisseur des Kurzfilms "I Am A Hotel" in Erscheinung, deren Drehbuch er auch mitverfasst hatte.


Studio-Alben:
Songs of Leonard Cohen (1968)
Songs from a Room (1969)
Songs of Love and Hate (1971)
New Skin for the Old Ceremony (1974)
Death of a Ladies' Man (1977)
Recent Songs (1979)
Various Positions (1984)
I'm Your Man (1988)
So Long Marianne (1989)
The Future (1992)
Ten New Songs (2001)
Dear Heather (2004)
Old Ideas (2012)
Popular Problems (2014)

Live-Alben:
Live Songs (1972)
Cohen Live (1994)
Field Commander Cohen: Tour of 1979 (2001)
Live in London 2008 (2009)
Live at the Isle of Wight 1970 (2009)
Songs from the Road (2010)

Von Cohen geschriebene Bücher:
Let Us Compare Mythologies, 1956
The Spice-Box of Earth, 1961
The Favorite Game (Das Lieblingsspiel); Roman, 1963
Flowers for Hitler (Blumen für Hitler), 1964
Beautiful Losers (Schöne Verlierer); Roman, 1966
Parasites of Heaven (Parasiten des Himmels), 1966
Selected Poems 1956–1968, 1968
The Energy of Slaves (Die Energie von Sklaven), 1972
Death of a Lady’s Man (Letzte Prüfung), 1978
Book of Mercy (Wem sonst als Dir), 1984
Stranger Music, 1993
Book of Longing (Buch der Sehnsüchte), 2006
He's seen too much of life,
and there's no going back...

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Fragile
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von Fragile »

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Fast 82 Jahre alt und kein bisschen leise. Ein neues Cohen-Studioalbum mit dem Titel "You Want It Darker" erscheint im Herbst (genauer Erscheinungstermin soll in Kürze bekannt gegeben werden).


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-Setlist:
1. You Want It Darker
2. Treaty
3. On the Level
4. Leaving the Table
5. If I Didn’t Have Your Love
6. Traveling Light
7. Seemed the Better Way
8. Steer Your Way
9. String Reprise/Treaty
He's seen too much of life,
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Wilson
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von Wilson »

R.I.P., Leonard Cohen.

Schon wieder ein ganz großer Verlust für die Musikwelt und nicht nur für die. Eine Parallele zu Bowie, dass er erst vor wenigen Tagen noch ein letztes Album veröffentlicht hat. In einem Brief an seine todkranke norwegische Muse und wohl auch frühere Freundin Marianne hatte er im Sommer angedeutet, dass er ihr bald folgen werde.

Ich habe ihn 2009 einmal live erlebt. Er war einer der ganz großen. Ich verabschiede mich mit Respekt. 82 Jahre sind ein schönes Alter, aber ich bin doch traurig.
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Aprilfrost
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von Aprilfrost »

Ein bisschen traurig ist es trotz seines hohen Alters schon. Was bin ich froh, dass ich ihn auf seiner letzten Tour noch live sehen konnte. Ein feiner Mensch.

Wilson
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von Wilson »

Aprilfrost hat geschrieben:Ein bisschen traurig ist es trotz seines hohen Alters schon. Was bin ich froh, dass ich ihn auf seiner letzten Tour noch live sehen konnte. Ein feiner Mensch.
Ja. Ich bin ja auch ein großer Fan von Bob Dylan, aber der ist ein äußerst merkwürdiger Typ, ganz sicher würde ich ihn nicht als sympathisch bezeichnen. Ich habe heute Morgen nach einem geeigneten Adjektiv gesucht, "feiner" Mensch trifft es bei Cohen sicherlich ganz genau. Er wirkte auf eine natürliche Weise freundlich und bescheiden.

Member X
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von Member X »

Meine Frau hat's mir mitgeteilt. Auch wir sind froh, dass wir ihn noch live (im doppelten Sinn) erleben konnten. Seinen Auftritten wohnte immer eine gewisse Aura inne. Bei all dem Spektakel, das man sonst so bei Auftritten anderer Künstler geboten bekam, taten seine Konzerte ob der Ruhe richtig gut. Er scharte stets hervorragende Musiker um sich und die Darbietungen waren auf höchstem Niveau, ohne durchchoreographiert zu erscheinen; es war immer Platz für persönliche Noten (auch das im Doppelten Sinn). Bei keinen anderen Künstlern wurde mir so viel gegenseitige Achtung bewusst. Jeder hörte immer zu, was er zu sagen hatte, und man konnte trotzdem oder zudem die Musik genießen.

Es war schön, zu erleben, dass er sich nicht aufs Altenteil zurückzog, sondern weiter das tat, woran u.a. sein Herz hing: Musik machen, neue aufnehmen und alte zum Publikum bringen. Er wartete nicht auf den Tod, war aber auch nicht hektisch. Jedenfalls seit seiner Zeit als Zen-Mönch praktizierte er Demut, wie kein anderer Künstler, auch auf der Bühne. Er ließ das Publikum teilhaben und lehrte, ohne aufdringlich zu sein. Man konnte sich der Faszination nicht entziehen.

Danke, Leonard Cohen

Wilson
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von Wilson »

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Leonard Cohen an Marianne Ihlen im Juli 2016

Well Marianne, it’s come to this time when we are really so old and our bodies are falling apart and I think I will follow you very soon.
Know that I am so close behind you that if you stretch out your hand, I think you can reach mine.
And you know that I’ve always loved you for your beauty and your wisdom, but I don’t need to say anything more about that because you know all about that.
But now, I just want to wish you a very good journey. Goodbye old friend. Endless love, see you down the road.

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Fragile
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von Fragile »

82 ist ein würdiges Alter. Und Respekt dafür, dass er bis zuletzt auf der Bühne stand, immer noch für magische Momente sorgte und mit "You Want It Darker" (ahnlich wie vor ihm David Bowie mit "Black Star" oder Queen mit "Innuendo") ein würdiges Abschiedswerk geschaffen hat.

So long, Lenny!
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nixe
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von nixe »

R.I.P. Leonard!
Tschüß
nixe

Musik hat die Fähigkeit uns geistig, körperlich & emotional zu beeinflussen!

!!!I like Prog!!!

!!!Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!!!
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Aprilfrost
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Re: Leonard Cohen

Beitrag von Aprilfrost »

Fast 82 Jahre alt und kein bisschen leise.
Doch; "You want it darker" ist ein leises Album. Und so ein schönes! Ich habe es jetzt mehrfach gehört und am Anfang Sharon Robinson und die Webb Sisters vermisst. Seitdem ist das Album gewachsen, und ich finde es um Längen "besser", berührender als "Popular Problems". Leonard Cohen hat uns ein wunderbares Abschiedsgeschenk hinterlassen.
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