YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik/Finanzen?

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Der Teemeister
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YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik/Finanzen?

Beitrag von Der Teemeister »

Dieser Ansicht begegnet man immer wieder, spätestens seit der
Veröffentlichung von "Union" kommt diese Diskussion auf, mit der
These, dass Produzenten, Label, Anwälte, Agenten und das Management
letztlich über die Musik entscheiden. Auch die Interviews einzelner
Musiker in den "Notes From The Edge" tragen zu diesem Eindruck bei,
wo einige (besonders Rick) immer wieder beklagen, dass Yes am Fluss
der Kreativität behindert wird, indem zum Beispiel die Direktive herausgegeben
wird: Keine langen Stücke diesmal, keine langen Keyboard- oder Gitarren-Soli usw.

Bei Union hatten wir sicher die besondere Situation, dass, wie Bill Bruford einmal
(allerdings auf Yes überhaupt verallgemeinernd) einmal (sinngemäß) sagte: "Yes
haben stets den falschen Ansatz: Sie buchen erst eine Tournee, und dann gehen sie
in den Übungsraum, um an neuem Material zu arbeiten. Dadurch geraten sie unter
ungeheueren Zeitdruck, sodass die Kontrolle über die aktuelle Studio-Produktion von
anderen übernommen wird, während Yes neues Material schreiben, oder das Konzertprogramm
einüben. Diese "Fremdkörper" produzieren dann die Musik, wie sie es für richtig halten,
schneiden lange Sektionen raus, beschäftigen Studio-Musiker, löschen Keyboard- und
Gitarrensoli von Steve und Rick usw.. Bei King Crimson pflegen wir genau den anderen
Ansatz: Wir produzieren erst ein Demo, und holen dann das okay des Labels - was uns die
künstlerische Freiheit lässt, die Sache so zu produzieren, wie wir es wollen. Dann buchen
wir die Tournee ..."

Auch über die Produktion von einigen Stücken der "Keysstudios" war Rick nicht
allzu glücklich, und vermittelte den Eindruck, dass da noch viel mehr drin gewesen
wäre; sowohl in der Vermeidung der Vergeudung der Stücke als Randerscheinung
der Live-Alben, als auch in der Produktion der Titel selbst, worüber aber "andere"
dass Sagen hätten ...

Ich, persönlich, denke, dass bei Yes absolut nichts geschieht ohne das finale okay
von Jon (na gut, seit einiger Zeit ja nicht mehr :mrgreen: ) und Chris. Es mag
denen sogar so leichter fallen, ihre Entscheidungen (oder Entscheidungen anderer,
die sie aber mit-tragen) nicht selbst und direkt kommunizieren zu müssen.
Was meint ihr?
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JJG
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von JJG »

Ich denke, dass Yes nie so clever war sich richtig darzustellen. Sehr viele schlechte Dinge oder unwesentliche Dinge wurden
ausgeplaudert und zugespitzt. Das Positive daran war aber, man war in den Schlagzeilen. Der von Dir, lieber Teemeister, an-
gesprochene Zeitdruck ist aus meiner Sicht auch das größte Problem. Was man ja nicht nur bei Union sondern auch bei Drama
oder OYE usw. und den damit verbundenen Touren gesehen hat. Der Trubel um das Union-Album muss nun seit Jahren als
schlechtes Beispiel dienen, dabei haben andere Bands (z.B. Pink Floyd) ganze Armeen von Gastmusikern für Ihre Platten oder
Touren gebraucht. Also darf man das auch nicht nur aus dem negativen Blickwinkel sehen. Bei "Fly From Here" hat man sich ja nun
wirklich Zeit genommen, aber manche Kritiker sitzen schon jetzt in den Startlöchern, weil sie nicht wollen, dass das es ein gutes Album wird.
Denn man hat innerlich schon 1000 Gründe gefunden. Beispiele? R. Wakeman nicht dabei, Anderson nicht dabei, angeblich keine
guten Ideen weil ein alter Song aufgearbeitet wird usw.
Letztlich dienen all diese Argumente nur der Bestätigung der eigenen, bereits vorgefassten, Meinung. Deshalb werden all jene auch keinen Spaß
am neuen Album haben und nicht müde werden es zu kritisieren. Das ist das, was ich erwarte.
Ich glaube die von Dir angesprochenen Äußerungen von Bruford und Wakeman sind ein gutes Beispiel dafür, dass man sich sehr
wohl an die eigene Nase fassen muss. Ich glaube beide hätten die Möglichkeit gehabt die Veröffentlichung mancher Songs
(an denen sie selbst beteiligt waren) zu verhindern.
Jedenfalls haben die Yes-Musiker sehr wohl die Kontrolle über das neue Album.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf

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Der Teemeister
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von Der Teemeister »

(z.B. Pink Floyd) ganze Armeen von Gastmusikern für Ihre Platten oder
Touren gebraucht.
Du sagst es. Und hätte auf dem zweiten Gilmour-Album "Pink Floyd"
drauf gestanden; keinem wäre es aufgefallen. Und Nick Mason wäre
ohne einen zweiten Takthaltehilfsdrummer nur ein ... na ja. Ich bin
einer der drei (wie der Teemeister immer sagt) Leute auf der Welt,
denen "Union" recht gut gefällt, ganz egal, wer drauf spielt. Ich sehe es
eben als "Anderson mit Gästen - Album". Es its trotz aller Widrigkeiten
eine Album voller guter Ideen, mit teilweise gelungener Umsetzung.
"Shock To The System" ist ein prima Song - und vielleicht der unter-
bewertetse Yes-Song überhaupt.

Jon Anderson gibt mir ein gutes Beispiel dafür, dass man sich immer
wieder selbst "reinigen" muß; sich kritisch hinterfragen sollte, wie -
und vor allem, warum man dieses oder jenes denkt, sieht, - oder eben
auch nicht. Unsere Meinung ist, - volle Zustimmung, - sehr oft ein
Produkt dessen, was wir von unserem "Selbst" in der Wirklichkeit
gespiegelt sehen möchten. Da ertappe ich mich oft genug, dass ich
allen neuen Dingen suspekt gegenüber stehe. Ich (und da helfen 20
Jahre alltägliche Meditation auch nichts) habe an mir erkannt, dass
ich, übertrieben formuliert, die (musikalische) Realität stets nur in
Retrospekt würdigen kann (mit Ausnahme der 60er Jahre, der einzigen
Zeit, in welcher ich im "Jetzt und Hier" begeistert vorhanden war
(als Kind, am Ende des Jahrzehnts). Statt in den 70ern zu sein, habe
ich, mit den Fingern an der Aufnahmetaste, im Radio fast nur noch den
Oldies der 60er gesucht. Die 70er gaben mir nichts. Das änderte sich in
den Achtzigern, als ich Yes, Genesis, Young, Dylan, Zep, Floyd und all
das Zeug nachholte. Die 80er selbst - kein Bedarf. In den 90ern holte ich
den besseren Teil der 80er nach. Heute höre ich Karnataka, das Debüt-Album
von 1998, realisiere, dass ich auch einen Großteil der 90er verpasst habe usw.
Es ist immer nur ein Nachvollziehen des Gewesenen. Und wäre das Studium
der Geschichte zu DDR-Zeiten nicht so furchtbar "rot" gewesen, - ich wäre
begeistert diesen Weg gegangen. Und warum? Weil ich der Gegenwart nichts
Gutes zutraue, negative Erwartungen habe usw.. Was natürlich auch irgendwo
aus dieser trostlosen Grau-in-Grau DDR-Realität resultiert. Das zu erkennen an sich,
war ein ziemlicher Shock To My System of Eigen-Reflexion, aber now I can handle it ...
Besonders schockierend, weil ich ohne die moderne Medizin schon seit 30
Jahren , -ohne jeden Zweifel -, selbst Geschichte wäre; also der Gegenwart
alles verdankte; und auch der Tatsache, dass eine Operation im Wert von
70.000 DM in der DDR komplett von der Krankenkasse übernomen wurde ...

Natürlich relativiert sich vieles. Man kann schon darüber enttäuscht sein,
dass Jon und Rick nicht mehr dabei sind, oder das Oliver nun keine Studio-
Produktion mit Yes mehr erlebt usw. (oder nur wenig Material von ihm
erscheinen wird). Trotzdem, insbesondere wenn ich die erschreckende, mich
an die eigene Endlichkeit gemahnende Brüchigkeit in der Stimme Jon's höre,
bin ich gespannt auf das neue Album, freue mich auf ein Konzert mit dem
Original-Keyboarder der DRAMA in Dresden im November. So gelungen ist
"The Living Tree" leider nicht, dass ich sagen würde, ohne Jon und Rick gäbe
es kein Yes. Wir sind in der wahrscheinlich letzmaligen Situation, ein neues
Yes-Album mit Steve, Alan und Chris erwarten zu dürfen. Und bald ist es soweit!

... tja, wenn der Thread-Einsteller schon so off-topic ist, dann ...

[smilie=snowman.gif] [smilie=guitar.gif]

DocFederfeld
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von DocFederfeld »

JJG hat geschrieben:dabei haben andere Bands (z.B. Pink Floyd) ganze Armeen von Gastmusikern für Ihre Platten oder Touren gebraucht.
Was ja so nicht stimmt ;) - Bis einschließlich Animals waren maximal ein Saxophonist und Snowy White als zweiter Gitarrist live mit dabei und im Studio wurde normalerweise auch alles alleine eingespielt. Die "Armee" war eigentlich nur bei "Momentary Lapse Of Reason" im Studio und das hat auch zu scharfer Kritik vieler Fans geführt.
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JJG
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von JJG »

@ Doc F. - ich hab mir schon gedacht, dass Du bei PF gleich reagierst. :lol:
Dick Parry, Claire Torry, Roy Harper ... sind dann wahrscheinlich doch nicht auf den Alben von PF
zu hören.
Aber das ist nicht das Thema, denn wie ich oben geschrieben habe, muss das der Musik keinen
Abbruch tun.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf

DocFederfeld
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von DocFederfeld »

JJG hat geschrieben:@ Doc F. - ich hab mir schon gedacht, dass Du bei PF gleich reagierst. :lol:
Dick Parry, Claire Torry, Roy Harper ... sind dann wahrscheinlich doch nicht auf den Alben von PF
zu hören.
Aber das ist nicht das Thema, denn wie ich oben geschrieben habe, muss das der Musik keinen
Abbruch tun.
Klar sind die drei zu hören, aber unter einer Armee verstehe ich etwas anderes - da hatten Yes ja in der gleichen Zeit ca. doppelt so viele offizielle Mitglieder wie Pink Floyd Gastmusiker ;)
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JJG
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von JJG »

Ich merke es wird wieder ein Thread, der in eine andere Richtung tendiert.
Aber hier "nur" mal die Liste der Gastmusiker bei "The Wall".

Bruce Johnston — backing vocals
Toni Tennille — backing vocals
Joe Chemay — backing vocals
Jon Joyce — backing vocals
Islington Green School — children’s choir
Michael Kamen — orchestral arrangement
Bob Ezrin — orchestral arrangement, organ, piano, synthesiser, backing vocals
James Guthrie — percussion, synthesiser, sound effects
Jeff Porcaro — drums
Joe Porcaro, Blue Ocean & 5 others — snare drums
Lee Ritenour — guitars
Ron di Blasi — classical guitar
Fred Mandel — Hammond organ
Bobbye Hall — congas, bongos
Frank Marrocco — concertina
Larry Williams — clarinet
Trevor Veitch — mandolin
New York Orchestra — orchestra
New York Opera — choral vocals
Unnamed children's choir from New York — children’s choral vocals
"Vicki & Clare" — backing vocals
Harry Waters — child's voice
Chris Fitzmorris — male telephone voice
Trudy Young — voice of the groupie
Phil Taylor — sound effects

Bis auf den Bass wird jedes Gruppenmitglied irgendwo am eigenen Hauptinstrument ersetzt. ;)
Somit ist Deine Ausgangsthese, dass die PF-Musiker normalerweise alles allein einspielen ausreichend wiederlegt,
klar für Dich lieber Doc natürlich nicht. ;)
Deshalb ist das mein letztes Statement in diesem Thread zum Thema Pink Floyd, es zeigt aber,
dass die Floyds da eben viel cleverer waren, weil sie diese Armee eben nicht vollständig
auf den Booklets dokumentiert haben.
Bei Yes wird eben (fast) alles ausgetreten.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf

DocFederfeld
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von DocFederfeld »

DocFederfeld hat geschrieben:
JJG hat geschrieben:dabei haben andere Bands (z.B. Pink Floyd) ganze Armeen von Gastmusikern für Ihre Platten oder Touren gebraucht.
Was ja so nicht stimmt ;) - Bis einschließlich Animals waren maximal ein Saxophonist und Snowy White als zweiter Gitarrist live mit dabei und im Studio wurde normalerweise auch alles alleine eingespielt. Die "Armee" war eigentlich nur bei "Momentary Lapse Of Reason" im Studio und das hat auch zu scharfer Kritik vieler Fans geführt.
@JJG Ich muß mich hier selbst zitieren und mache den entscheidenden Halbsatz fett.

Im übrigen will ich nicht den Thread in eine andere Richtung führen. Ob Yes die Kontrolle über ihre Musik haben oder nicht? Ich weiß es nicht, ich weiß aber, daß mir die Musik, die sie (im Studio) über die letzen 2 Jahrzehnte eingespielt haben (leider) nicht sehr viel gibt. Die Live-DVDs (Symphonic, Tsongas, Montreux) mag ich dagegen gerne.

fred
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von fred »

Moin,
ich mag Union auch :P
Gruß Fred

Yesnik
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Re: YES - Nicht in Kontrolle über ihre Musik?

Beitrag von Yesnik »

Hi!

Ob Yes die Kontrolle über ihre Musik haben oder nicht? Soweit ich das beurteilen kann, nicht wirklich. Die "Macht" von Plattenfirmen, Produzenten und Managern geht weiter, als der gemeine Musikfan weiß. Jüngstes Beispiel: Geoff Downes. Warum ist der plötzlich Mitglied bei Yes? Weil er Sachen spielen kann, die Oliver Wakeman nicht spielen kann? Sicher nicht. Er wurde in die Band geholt, damit man sagen kann: "Die Drama-Besetzung ist wieder da". Und das macht dann auch prompt jeder Rezensent, ganz so, als käme es auf die Musiker an und nicht auf die Musik (immerhin geht es hier um Yes!). Der Band mag es um die Musik gehen, der Plattenfirma und dem Management sicher nicht.

P. S.: A propos "Union", da gibt es zwei hochinteressante Interviews online, die einerseits zeigen, wer das Sagen hat - und andererseits, wieviel man dem Fan vorenthält:

(http://www.bondegezou.demon.co.uk/iv/jhinterview.htm)
und hier
(http://www.bondegezou.demon.co.uk/iv/jeinterview.htm).
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