Der KLASSIK-Thread

[Wilson]

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Klassische Musik höre ich lieber live in der Oper oder im Konzerthaus, zuhause lege ich nur ganz selten etwas auf. Die Brandenburgischen Konzerte in der von Dir empfohlenen Aufnahme haben wir auch zuhause. Und ich besitze auch eine Aufnahme des "Orfeo" von Monteverdi, die ich allerdings schon lange nicht mehr gehört habe.

[rowoma]

Klassik muss nicht bierernst sein.... (und der Phillip Jaroussky -als Countertenor- toppt in der Höhe natürlich noch unseren Jon....)


[youtube]EZ-VsKB_tNw&feature=related[/youtube]

[rowoma]

Auch das hier ist nicht zu verachten - herrlich, wie jeder Komponist in seiner "Handschrift" getroffen wird.....


[youtube]6bmRE-cTg_Q[/youtube]

[number nine]

Klassische Musik höre ich lieber live in der Oper oder im Konzerthaus, zuhause lege ich nur ganz selten etwas auf. Die Brandenburgischen Konzerte in der von Dir empfohlenen Aufnahme haben wir auch zuhause. Und ich besitze auch eine Aufnahme des "Orfeo" von Monteverdi, die ich allerdings schon lange nicht mehr gehört habe.

L'Orfeo ist eine wunderschöne Oper. Diese Aufnahme hier ist auch sehr zu empfehlen:



Diese Aufführung ist derartig gelungen, sowohl in musikalischer als auch in optischer Hinsicht!!! Sogar die Musiker tragen Kostüme aus der Zeit. Wenn das nicht HIP ist, weiß ichs auch nicht.

Und zu Gardiner kann ich nur sagen, dass der Mann für mich mit seinem Ensemble wirklich die Bank in Sachen Bach ist. Ich habe fast alle Aufnahmen seiner Pilgerreise, während derer er sämtliche Kantaten einspielte. Ich habe das Ensemble und Gardiner auch schon live erleben dürfen. Das war ein Traum!!! Michaeliskantaten in Leipzig am Originalschauplatz. Die Nikolaikirche hat im Altarraum Fenster und als der Engel vom Himmel herabfuhr in der Kantate, Blitzte es draußen am abendlichen Sommerhimmel.

[Aprilfrost]

Und zu Gardiner kann ich nur sagen, dass der Mann für mich mit seinem Ensemble wirklich die Bank in Sachen Bach ist.

Hast Du eine Ahnung, wo die gravierenden Unterschiede zwischen Gardiner und Rilling liegen, der ja auch ein ganz großer Bach-Experte sein soll?

[number nine]

Und zu Gardiner kann ich nur sagen, dass der Mann für mich mit seinem Ensemble wirklich die Bank in Sachen Bach ist.

Hast Du eine Ahnung, wo die gravierenden Unterschiede zwischen Gardiner und Rilling liegen, der ja auch ein ganz großer Bach-Experte sein soll?

Keine Ahnung, nur einen persönlichen Eindruck. Das sind zwei verschiedene Generationen von Bachaufnahmen. Ich kann mich hier allerdings nur auf die Einspielungen der kirchlichen Kantaten beziehen. Ich glaube, die Aufnahmen unter Rilling sind aus den 80ger Jahren. Seit dem hat sich natürlich sehr viel in der Interpretation getan. Ich bin mir nicht mal sicher, ob Rilling auf Originalinstrumenten spielen lässt. Die Aufnahmen Rillings sind passabel. Ich hab die Rilling-Aufnahmen auch im Regal. Hören tu ich sie aber so gut wie nicht, weil ich ja den Gardiner habe.

Gardiner setzt die in Mode gekommenen Countertenöre ein. Rilling setzt meines Erachtens teilweise auf Knabenstimmen. Das ist eine heiß diskutierte Frage und wird den HIPlern heute oft angekreidet. Ich mag die Knabenstimmen bzw. die Sopranbesetzungen nicht so sehr, sondern ziehe einen guten Countertenor vor. Bei Gardiner gibt es gute Countertenöre und weniger gute Countertenöre. Rilling spielt maximal an HIP angelehnt. Seine Aufnahmen wirken ein wenig angestaubter. Da schwebt teilweise immer noch so ein romantischer Pathos mit. Es gibt ja diese Bach-Box mit der Gesamtaufnahme des Werkes, an der Rilling sehr beteiligt war. Einiges aus dieser Box ist gelungen und gut hörbar. Für mich zählen allerdings die Kantaten nicht dazu. Die habe ich so gut wie nie gehört. Höchstens mal zum vergleichen. Ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu Gardiner.

die Baroque Soloists sind einfach ein astreines HIP-Ensemble. Knackig und spritzig im Klang. Das fehlt bei Rilling zumeist. Die Gardiner Aufnahmen sind zudem live-Aufnahmen. Rilling meines Erachtens nach nicht. Gardiners Bachinterpretation ist einfach eine Klasse für sich. Der einzige Aspekt, in dem Rilling Gardiner schlägt ist der Preis der CDs ^^ Da geht der Punkt klar an den Helmuth.

[number nine]

Es gibt sicherlich auch Leute, die die Rilling-Aufnahmen bevorzugen, weil sie diese in meinen Augen leicht angestaubte Wiedergabe als sakraler empfinden. Verfechter dieser Ansicht werfen Gardiner hingegen einen gegen den Strich gebürsteten Bach vor, der auch angesichts der zügigen Tempi das Sakrale in den kirchlichen Werken Bachs vermissen lässt. Das sehe ich wiederum nicht so. Das sakrale in Bachs Musik wird in meinen Augen nicht am besten durch einen dicken aufgetünchten Pathos zum Ausdruck gebracht. Das ist langweilig und einschläfernd. Der Stoff um den es geht, steckt ja voller Dramatik und die kommt in der Gardiner-Auslegung um Welten besser zum Ausdruck. Das ist nach einigem Überlegen so der wichtigste Unterschied und natürlich wirklich eine Grundsatzfrage, zu der man gern auch anderer Meinung sein kann als ich.

Auch die Solisten finde ich durch die Bank besser.

[Aprilfrost]

Die Bach-Kantaten waren das erste Projekt, das Rilling in den 80er Jahren eingefahren hat. Bis zum Jahr 2000 war er dann mit dem kompletten Bach fertig.
Für mich ist übrigens Gardiner auch der Bach-Interpret schlechthin. Meine Mutter hatte das Weihnachtsoratorium von ihm und war ziemlich enttäuscht. Ich hatte blöderweise dasselbe Werk, von Karl Richter dirigiert - und war ebenfalls enttäuscht. Wir tauschten kurzerhand die CDs und sind nun beide wesentlich glücklicher. Gardiner hat übrigens einen unerklärlichen Hang zur Ostsee und ist deswegen hin und wieder hier präsent.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich die Aufnahmen von Rilling gar nicht kenne.

[number nine]

Einen anderen wunderschönen Ansatz hat im Übrigen auch Herreweghe. Hier gibt es jedoch leider keinen vollständigen Kantatenzyklus. Herreweghe vollbringt in meinen Ohren ein kleines Kunststück. Er setzt alle Elemente ein, die Bach in meinen Augen vorzüglich klingen lassen. Und jetzt trennen sich ein wenig die Wege und das genau beginnt im Continuo. Gardiners Continuo ist reicher besetzt, weil hier neben der Orgel auch noch das Cembalo bedient wird. Das gibt zum einen durch die Orgel eine Menge Stimmung und zum anderen durch das Cembalo, dessen Präsenz im Continuo der originalen Kantaten damals, durchaus strittig ist, einen akzentuierteren und und teilweise recht jazzigen Sound. Am Cembalo im Continuo ist eben eine Menge Raum für Improvisation. Aber auch viel Potential für gewisse shining moments. Wunderschön! Herreweghe verzichtet auf ein Cembalo. So nimmt die Orgel automatisch eine prägendere Rolle ein. Dadurch wird der Sound automatisch etwas wärmer und gediegener. Wohlgemerkt der Sound. Die Tempi sind flott, gleiten aber Stellenweise auf dieser Wärme. Das ist kein Pathos, aber eine interessante Herangehensweise, die stellenweiser gefühlvoller klingt, als bei Gardiner. Die Einspielungen Herreweghes sind sehr sehr schön!

[number nine]

Suzuki (wer mag da böses denken ^^) hat irgendwie beide vermischt, also Herreweghe und Gardiner, und einen preislich erschwingbaren sehr zufriedenstellenden Kantatenzyklus geleitet.

[JJG]

Heute gabs bei mir die Orchestersuiten (Vinyl) 1-4 von Bach
in dieser Ausgabe: