Rock & Klassik (Orchester)

[Royale]

So, bevor ihr eine Woche Ruhe von mir habt, möchte ich gerne noch diesen Thread eröffnen:

Es gibt ja einige Beispiele von Rock-Bands, die probiert haben, ihre Werke mit klassicher Musik bzw. mit Orchester zu verbinden. Spontan fallen mir da ein:

Deep Purple
Yes
ELP
Herbert Grönemeyer
(und ihr kennt bestimmt noch ganz viele)


Ich bin kein Freund dieser Mischung. Es gibt für mich i.d.R. keinen Mehrwert und zuweilen gefallen mir sie Songs mit Orchester überhaupt. Der Jauptgund ist dafür meiner Meinung nach, dass das Orchester untergeht oder aufgesetzt und überflüssig wirkt.


Eines der wenigen Positiv-Beispiele waren für mich immer Yes. Live (Yes Symphonic-DVD) fand ich das Orchester immer ganz nett und auch das orchestrale Album Magnification gefällt mir bekanntermaßen sehr gut. Bei Time and a word find ich das Orchester grausam.


Selbst bei Yes hat das Orchester für mich aber keinen Mehrwert dargestellt. Nun bin ich auf zwei Beispiele gestoßen, die ich richtig gelungen finde. Es geht beide Male um die Band Scorpions.

- Rock you like a hurricane:
(Find ich richtig richtig gut!)

- Wind of Change:
(Ebenfalls klasse.)

Es handelt sich hier um Live-Ausnahmen aus dem Jahre 2000 mit den Berliner Philhamonikern.


--> Was haltet ihr für gelungene Beispiele für die Verbindung Rock und Klassik?

[DocFederfeld]

Ich gebe Dir Recht in nahezu allen Punkten -

im allgemeinen sind diese Rock-Klassik Kombinationen schlicht überflüssig. Die Yes Symphonic DVD gefällt mir dennoch, weil dort das Orchester zumindest teilweise die Keyboards ersetzt und die Setliste nahezu perfekt ist.

Halbwegs gelungen ist noch die Live In Gdansk von David Gilmour, obwohl mir da auch die Remember That Night-DVD von der gleichen Tour besser gefällt.

Und ich mag die The Seldom Seen Kid-Abbey Road Live Version von Elbow, die ich mir eher versehentlich gekauft habe - ich wollte eigentlich das Original Studioalbum der Band kaufen. Elbow sind auch in London als Support von U2 mit einem Streichquartet (lauter hübsche Mädels ) aufgetreten und das kam selbst im Stadion toll rüber.

Trotzdem gilt auch für mich - Klassik ist toll, Rockmusik ist toll, aber die Kombination fast nie.

[JJG]

Für mich hat(te) die Kombination Klassik und Rock etwas. Natürlich gibt es gute und schlechte Beispiele.
Es gibt viele Musiker, die eine klassische Ausbildung haben und deshalb zwangsläufig solche Kombinationen gemacht haben. Eine kleine Auswahl meiner liebsten Stücke aus diesem Bereich, die mir spontan einfällt:

Deep Purple - "Gemini Suite" oder "April"
electra - "Die Sixtinische Madonna"
Rick Wakeman - "King Arthur"
Stern Combo Meißen - "Weißes Gold"
Keith Emerson - "Piano Concerto No.1" (obwohl das schon fast Klassik ist)

[Aprilfrost]

Da habe ich ja Glück, dass ich sowohl Rock als auch Klassik als auch die (gelungene) Kombination von beidem mag. Solch Schmus wie "The XY-Orchestra plays the Hits of Phil Collins" und dergleichen ist einfach nur furchtbar und gehört verboten. Aber was wären die Moody Blues, Jon Lord - um nur zwei zu nennen - ohne Orchester.
Ich muss erst mal meine Musicothek durchforsten und werde dann (hoffentlich) ein paar gelungene Beispiele für diese Crossover präsentieren.

[ingo]

Als, ich habe zwei von diesen Kombinationen live erlebt. Herbert Grönemeyer und Jethro Tull. In beiden Konzerten waren die Orchester nicht nur Beiwerk. Bei Grönemeyer hab ich das vierte Expo-Konzert bei Bitterfeld erlebt. Die "Overtüree" Er hatte sich ja am Tag davor in Berlin ein Knie kaputt gemacht und konnte deshalb nicht so toll tanzen. Ihn hat es einigemale vor Schmerzen ganz schön zusammengezogen. Aber "Männer" ziehen durch. Und Bochum könnte aber auch Bitterfeld sein. Und nebenbei, ich bin Bitterfelder.
Tull, eigentlich nur Ian Anderson, hab ich in Suhl 2004 erlebt. Irgendwie gab es vor vielen Jahren ein Platte von Tull mit einem Londener Symphonieorchester. Da war mir zuviel Tull drauf. Aber bei dieser Tour war die Mischung gelungener. Und das es dem Orchester Spass gemacht hat, sah man bei "Locomotiv Breath". Die gingen richtig ab bei den Riffs. Wobei die Musik von Tull sicherlich von Grund auf zur Begleitung mit einem Orchester geeignet ist.
Beide DVDs liegen natürlich bei mir.

[SOON]

Mein Interesse hat das Rock meets Classic der letzten Jahre nie so richtig geweckt.
Das Vertonen von Hits der Scorpions, Toten Hosen, Metallica usw. mittels Orchester empfinde ich eher als Marketingstrategie und ein Mittel zum Ausfüllen von Inspirationslücken der Bands bis zum nächsten Album.
Irgendwelche Ambitionen bzgl. klassischer Musik waren bei diesen Leuten nie erkennbar.
Sollte sich allerdings ein pädagogischer Nutzen für Leute, sich wirklich für Klassik zu interessieren, daraus ergeben hat es doch seine Berechtigung.

Meiner Meinung nach gibt es aber doch recht gelungene Beispiele:

Bei Days of Future Passed von Moody Blues stehen Orchester und Rockband tatsächlich nebeneinander,
allerdings würde das Konzept, der Tagesablauf eines Menschen, ohne die filmische Dramaturgie der Orchesterparts stark an Reiz verlieren.

Bei der Vertonung von Jules Vernes Roman „Journey to the Centre of the Earth“ durch Rick Wakeman werden einzelne Episoden von einem Erzähler vorgetragen
und anschließend tonmalerisch illustriert was ohne Orchesterbegleidung ohne jeglichen Zauber bleiben würde.

Des Weiteren finde ich noch folgende Scheiben klasse:

1. Renaissance – Live at the Carnegie Hall
2. Procol Harum – Live in Concert with the Edmonton Symphony Orchestera
3. Mahvishnu Orchestera – Apocalypse
4. Pink Floyd – Atom Heart Mother
5. Frank Zappa – Lumpy Gravy
6. ELO – Eldorado – A Symphony by the ELO
7. Chris Squire – Fish out of Water
8. Mike Batt – Schizophonia
9. Love – Forever Changes

[Aprilfrost]

Jetzt verstehe ich, was Royale "Mehrwert" gemeint hat. Unter dem Gesichtspunkt, dass bereits vorhandene Rock-Titel mit einem Orchester in der Regel nicht aufgemotzt werden können, stimme ich ihm voll und ganz zu.
Anders verhält es sich mit Musik, die für Band und Orchester komponiert worden ist. "Days of Future Past" von den MB wurde ja schon erwähnt. Ein weiters Beispiel ist The Snow Goose von Camel. Das geht gar nicht ohne Orchester (oder jedenfalls nur sehr rudimentär). Mit Jon Lords Gemini Suite oder Sarabande verhält es sich genauso.
Das ist Musik auf allerhöchstem Niveau. Aber Winds of Change mit Streicherüberlastung ... urgh .... geht gar nicht. Das soll die Scorpions nicht diskreditieren. Man höre sich nur an, aber bitte nicht vor der Halbzeit wegzappen.
Demnächst mehr zu diesem Thema.

[Royale]

Ja, mir war auch aufgefallen, dass mein Initialbeitrag nicht genau deutlich macht, ob es um Rockmusik geht, die nachträglich mit Klassik "aufgemotzt" wird oder ob es um Projekte geht, die grundsätzlich auf die Verbindung von Rock und Klassik angelegt sind.

Dies hab ich aber bewusst offen gelassen und lese interessiert, was hier kommt. Wie immer tolle Beiträge [smilie=party_10.gif]


Und nicht, dass das falsch rüberkommt: Ich bin beiweitem kein Scorpions-Fan, fand nur diese Clips interessant


So, weitermachen!


PS: Den Anregungen von JJG, SOON und Aprilfrost folgend werd ich "König Arthur" "Carnegie" und die "Schneegans" mit in den "Urlaub" nehmen

[Quiet]

Der Begriff Klassik bezieht sich doch nicht auf die Musikinstrumente sondern auf eine bestimmte Musik.Man kann Klassik auch mir einer einfachen akustischen Gitarre oder einem Syntheseiser spelen.

[Aprilfrost]

Kennt jemand noch die holländische Band "Exception"? Die haben sozusagen die Greatest Hits der Klassik verpopt. Das fand ich als Jugendlicher mal interessant, heute geht mein Urteil eher in Richtung gräulich. Kurze Hörproben bei Amazon: