2010 - was hat genervt?

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BBQ.Master
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Re: 2010 - was hat genervt?

Beitrag von BBQ.Master »

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Eric hat geschrieben:
BBQ.Master hat geschrieben:
Eric hat geschrieben:Es ging um BBQ's ursprünglichen Beitrag. Die "kleinen Sünder" (Steuerhinterzieher) kommen in den Knast, aber Mörder lässt man laufen. Politiker machen nur noch Politik für Lobbyisten und die reichen Firmenbosse bereichern sich alle auf Kosten der Arbeitnehmer, die sie ausbeuten. Alle Aussagen völlig undifferenziert, ohne Einschränkungen oder Relativierungen. Genau so schreibt die BILD. Wenn ihr nicht wollt, dass man euch mit der BILD (den Zusatz "Zeitung" darf dieses Blatt nicht mehr führen, man kann sich denken warum) vergleicht, dann müsst ihr eben anders schreiben ;) . Damit will ich ja auch nicht euch als Personen in irgendeiner Form herabwürdigen, sondern einfach nur diese Aussagen kritisieren, weil sie mir viel zu plakativ und undifferenziert sind. Wenn diese Aussagen dann noch von allen Seiten breite Zustimmung ohne ein einziges Wort der Kritik finden, dann bin ich eben davon genervt.

Aber ich hätte wohl doch lieber meine Klappe gehalten :( .
Nachdem das Thema nun durchgekaut wurde, bleibt festzuhalten, dass du selbst nicht mit der aktuellen Situation zufrieden bist und sie mit dem fragwürdigen Grundsatz "eine komplizierte Gesellschaft braucht komplizierte Gesetze" verteidigst.
Dass ich selbst auch nicht mit allem glücklich bin, ist schonmal richtig. "Verteidigen" ist hier das falsche Wort. Man macht es sich nur zu einfach, wenn man lauthals nach einfacheren Regeln schreit. Überschaubare Regeln bedeutet eben immer auch pauschale Regeln und das bedeutet im Einzelfall Ungerechtigkeit. Letztlich geht es darum, einen geeigneten Kompromiss zu finden zwischen einfachen Gesetzen, die man schnell durchblickt, einerseits und möglichst gerechtem Umgang mit Einzelfällen andererseits. Das ist ungefähr so einfach wie die Quadratur des Kreises. Die selben Leute, die nach einfachen Gesetzen rufen, klagen dann aber auch meist die "himmelschreienden Ungerechtigekeiten" an, die auftreten, wenn irgendeine Lücke nicht eindeutig geregelt ist und dadurch Menschen benachteiligt werden.
Die unübersichtlichen aktuellen Gesetze bieten diesen Kompromiss keinesfalls. Mir fallen z. B. die Steuergesetze ein, die nicht nur ein verwachsenes Mammutwerk in sich bilden, sondern auch "nach hinten" mit Richtlinien gekoppelt sind, die erst die eigentlichen Abläufe "einigermaßen" nachvollziehbar erklären. Verständlich sind sie generell nur für Fachleute, die natürlich Schlupflöcher suchen, welche vom Staat nur bedingt kompensiert werden können, weil die Steuergesetze eben so komplex sind. Eine Gesetzesänderung ist kaum möglich, daher werden Einschränkungen eingeführt, die nur Auf- bzw. Nachsätze sind.

Solche Gesetze müssen neu gefasst werden.
"It's better to burn out than to fade away ...because rust never sleeps." - Neil Young

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Eric
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Re: 2010 - was hat genervt?

Beitrag von Eric »

BBQ.Master hat geschrieben:Die unübersichtlichen aktuellen Gesetze bieten diesen Kompromiss keinesfalls. Mir fallen z. B. die Steuergesetze ein, die nicht nur ein verwachsenes Mammutwerk in sich bilden, sondern auch "nach hinten" mit Richtlinien gekoppelt sind, die erst die eigentlichen Abläufe "einigermaßen" nachvollziehbar erklären. Verständlich sind sie generell nur für Fachleute, die natürlich Schlupflöcher suchen, welche vom Staat nur bedingt kompensiert werden können, weil die Steuergesetze eben so komplex sind. Eine Gesetzesänderung ist kaum möglich, daher werden Einschränkungen eingeführt, die nur Auf- bzw. Nachsätze sind.

Solche Gesetze müssen neu gefasst werden.
Über unser deutsches Steuerrecht wird ja sehr viel geschimpft - meist auch zu Recht! :lol: . Ich hab mich lang neug mit diesem Quatsch befassen müssen und bin oft genug daran verzweifelt. Ca. 60 % der Weltliteratur über Steuerrecht sind übrigens in deutscher Sprache verfasst. Das hat natürlich nicht den Grund, dass Deutsch so eine schöne Sprache ist, sondern liegt daran, dass unser Steuerrecht wohl wirklich am Kompliziertesten und Beklopptesten ist.

Die Regeln für den "Otto-Normalverbraucher", der nur seine "Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit" zu versteuern hat, sind allerdings verhältnismäßig simpel, wenn auch mit einigen komplizierten Details in Einzel- und Sonderfällen. Aber der grobe Fahrplan ist recht übersichtlich. Wirklich schwierig sind die Unternehmenssteuern, das gesamte Internationale Steuerrecht und das Verfahrensrecht. ABer damit muss man sich als Normalbürger auch selten rumschlagen.

Aber im Prinzip muss ich dir natürlich zustimmen, weil ich auch als "Fachmann" nicht mehr durchblick ;)
Dio mio! Da hatte geklingelt die Telefon!
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JJG
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Re: 2010 - was hat genervt?

Beitrag von JJG »

BBQ.Master hat geschrieben:Solche Gesetze müssen neu gefasst werden.
YES
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Aprilfrost
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Re: 2010 - was hat genervt?

Beitrag von Aprilfrost »

Eric hat geschrieben:Aber ich hätte wohl doch lieber meine Klappe gehalten :( .
Zum Glück hast Du's nicht getan. So sehr ich den Bratmeister schätze, stehe ich Deiner Argumentation doch wesentlich näher. Wir machen es uns zu einfach, wenn wir versuchen Kritikpunkte auf den Punkt zu bringen. Ich denke da u.a. auch an unseren Ex-Bundeskanzler, der mal forderte: "Wegsperren für immer!" Da wurde auch nicht differenziert, und Schröder hatte Volkes Stimme hinter sich. Viel zu oft hörte ich dann gleich den Slogan "Rübe ab!". Ich habe mehrere Jahre in der Forensischen Psychiatrie gearbeitet und weiß daher, dass dort nicht nur "Monster", "Tiere" und "Perverse" ihr Leben fristen.
Und bevor die Diskussion jetzt in die falsche Richtung geht: was diese Männer (bei uns waren nur Männer) getan haben, ist nicht zu entschuldigen oder zu verharmlosen. Punkt.
Ich bin übrigens strikt gegen einen Volksentscheid auf Bundesebene. Unsere Demokratie ist von der Theorie her ausgefeilt, auch wenn es viel zu meckern gibt. Aber ich glaube, wir kommen in Teufels Küche, wenn man Millionen Menschen, die von vielen Dingen keine Ahnung haben (gilt für mich wie für jeden anderen), genau über diese Dinge abstimmen lässt. Man darf nicht vergessen, über welche Medien sich die meisten Bürger ihre Meinung bilden.
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