[REVIEW] Moody Blues - Octave (1978)

feat. Moraz
Antworten

Topic author
Max
Beiträge: 178
Registriert: So 20. Mai 2007, 13:00

[REVIEW] Moody Blues - Octave (1978)

Beitrag von Max »

Moody Blues - Octave 1978

1. "Steppin' In a Slide Zone" (John Lodge) – 5:28
2. "Under Moonshine" (Ray Thomas) – 5:00
3. "Had to Fall in Love" (Justin Hayward) – 3:38
4. "I'll Be Level With You" (Graeme Edge) – 3:47
5. "Driftwood" (Hayward) – 5:02
6. "Top Rank Suite" (Hayward) – 3:40
7. "I'm Your Man" (Thomas) – 4:20
8. "Survival" (Lodge) – 4:09
9. "One Step Into the Light" (Mike Pinder) – 4:28
10. "The Day We Meet Again" (Hayward) – 6:18


Was soll ich sagen? Ich habe bereits viele guten Alben rezensiert, da wird es jetzt mal Zeit, auch ein gefühlsmäßig eher schlechtes zu bewerten. Ich selber habe jetzt im Moment noch keine Ahnung, wie ich die CD am Ende bewerte.
Los geht es mit 20 Sekunden Stille, dann setzt ein Synthesizer ein, auf dem ein floydiges Gitarrensolo zu hören ist. Dann setzt John Lodge's Gesang – mit tiefen Chorgesang begleitet ein: das nennt sich „Steppin' In A Slide Zone“. Man merkt, dass man in 1978 ist, weil: Synthesizer hatte man bei Mike Pinder vorher nie gehört. Das ist verständlich, weil 1972, zur Zeit deren letzten Albums (Seventh Sojourn), nur einige verrückte Keyboarder einen Synthesizer einsetzten (z.B. Keith Emerson). Aber schlecht ist das Lied irgendwie nicht; es ist nicht überragend, aber rockig und hat schöne Drums. Dann wird das Anfangsgitarrensolo wieder aufgegriffen; ganz in Ordnung. Der Gesang von Lodge erinnert an Bowie's „Heroes“, und das macht das Lied in gewisser Weise kaputt. Bevor Ray Thomas sein Solostück vorträgt, kommen noch ein paar Synthi-Klänge à la „Welcome to the Machine“ von Pink Floyd. Naja, im Großen und Ganzen sehr schön.
„Under Moonshine“ überzeugt: ein emotionaler Ray-Thomas-Song mit Synthi-Streichern, schöner Gitarre, ein wenig Flöte, mehrstimmigem Gesang und (besonders am Ende) komplexer Struktur. Damals muss das wahrhaft progressiv gewesen sein! Aber auch heute noch gefällt mir das Lied sehr! Nicht so gut wie die Sachen von „Seventh Sojourn“, aber trotzdem toll.
„Had To Fall in Love“, da sagt schon der Name, worum es da geht – und wie es in etwa klingt: man denkt an melancholische Gitarren, romantischen mehrstimmigen Gesang und an eine sehnsüchtige Mundharmonika (das war wirklich das, was ich dachte, bevor ich das Lied zum ersten Mal hörte). Kurz gesagt: ein schmalziges Liebeslied mit dramatischem Gesang. Mein Kopf sagt mir, dass ich das Lied nicht mögen darf, mein Bauch sagt das Gegenteil. Aber bei diesem Lied siegte mein Bauch: eine schöne Hayward-Ballade. Und wenn man bedenkt, was noch kommt, ist „Had to Fall in Love“ glatt genial.
Die Edge-Komposition „I'll be Level with you“ ist ein trockener Rocker à la „After Your Came“, das komplett in Chorgesang gesungen wird; das dominierende Instrument ist allerdings der käsige Synthesizer. Aber der Text ist ganz hübsch, die Musik ist auch nicht übel: in Ordnung.
„Driftwood“ ist wieder eine schmalzige Hayward-Komposition mit Saxophon, der typischen Moody-Blues-Gitarre. Nicht wirklich gut, aber auch nicht schlecht.
Aber was kommt da? Quietschige Bläser, schneller Rhythmus, Hayward-Gesang. Ein vergeblicher Versuch, funkig zu klingen. Und bei 2:15 versucht Hayward ein ebenso funkiges Countrygitarrensolo hinzulegen; der Versuch geht aber total in die Hose. Und dann hört man Lodges Falsettgesang, mit dem er 1969 noch bei „Eyes of a Child“ Gänsehaut erzeugt hat. Ja, was singt der denn da: „They made a good bowl of Chili at the Jazz Club“, oder „Avenue Tombola and Social“. Aha, sagt mir viel... Nach einem völlig unverständlichen Schluss ist dann endlich Schluss. Naja, fast genauso daneben geht es danach weiter: alte Leute wollen wieder jung werden. „I'm Your Man“ ist wieder eine möchtegern-romantisch-Kuschelballade. „See me as I am, for I'm just a man, I'm a just a man, but I'm yours, oh I'm yours, I'm simply yours, yours, yours...“ Und wer hat das alles verbrochen? Ray Thomas; naja, wenigstens nicht ganz so daneben wie die peinliche Selbstdarstellung (so habe ich das verstanden) davor. „Survival“ ist wieder etwas ganz schönes, wieder sehr schmalzig, mit echtem Orchester und ohne Trompete und Saxophon. Naja, ganz schön.
Aber was kommt dann: oh, Mike Pinder singt. Und der Gesang überzeugt auf voller Linie; genauso wie die Musik und der Text. Herrlich! Und eine Textpassage ist ganz lustig: „There's only thing I can do, play my mellotron for you“. Ein Abschied von der Band? So deutet man es auf jeden Fall. Aber ein glänzender Abschied! Toll, ein Meisterwerk der Moodys. Und auch gleichem Niveau geht es weiter: „The Day We Meet Again“ beginnt mit atmosphärischem Gesang, einem sich immer wiederholenden transistororgelähnlichen Keyboardriff. Es entwickelt sich zu einem ruhig vor sich her plätschernden Stück, bis die Nadel nach 6 Minuten in die Leerlaufrille gleitet. Drei Jahre später ging es dann mit „Long Distance Voyager“ mit Patrick Moraz weiter. Aber das Genius von Mike Pinder verstummte – auf jeden Fall bei Moody Blues.

Das Album ist nicht wirklich schlecht, es wäre sogar ganz gut, wenn man es auf eine EP konzentriert hätte und den soulig/funkigen Käse in der Mitte weggelassen hätte.
Eine EP namens „Reunion“ mit einem 70er Jahre Cover mit den Songs „Steppin' in A Slide Zone/Under Moonshine/Driftwood b/w One Step Into The Light/The Day We Meet Again“ wäre genial gewesen. Aber außer Track 1/2/5/9/10 ist alles entweder belanglos, oder ganz hübsch, oder kitschig oder total daneben. Daraus ergibt sich:

5/10 Punkten = 2,5 (abgerundet) 2/5 Punkten = 50/100 Punkten = 50% = 6/15 Punkten.

Mehr aber nicht! Über das total verhauene Cover will ich garnicht sprechen!
Ein unwichtiges Album! Mein Tipp: man Lade sich die 4 guten Sachen bei Aol herunter oder kaufe das Album billig beim Flohmarkt. Aber mehr als 3€ würde ich dafür nicht hinlegen!
Schade.
Was sagt Wikipedia dazu: Progressive Rock. Wenn das Prog ist, muss "Love Beach" Prog der Extraklasse sein.
Antworten

Zurück zu „Moody Blues“