[REVIEW] Moody Blues - The Present (1981)

feat. Moraz
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Max
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[REVIEW] Moody Blues - The Present (1981)

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Moody Blues - The Present


1. "Blue World" (Justin Hayward) – 5:19
2. "Meet Me Halfway" (Hayward/John Lodge) – 4:08
3. "Sitting at the Wheel" (Lodge) – 5:40
4. "Going Nowhere" (Graeme Edge) – 5:33
5. "Hole in the World" (Lodge) – 1:54
6. "Under My Feet" (Lodge) – 4:51
7. "It's Cold Outside of Your Heart" (Hayward) – 4:27
8. "Running Water" (Hayward) – 3:23
9. "I Am" (Ray Thomas) – 1:40
10. "Sorry" (Thomas) – 5:02

Nach der kreativen Schaffenspause zwischen 1974 und 1978 brachten die Moody Blues das mittelmäßige „Octave“ auf; Mike Pinder stieg vor der Tournee aus und wurde von Patrick Moraz, dem ehemaligen Refugee-, Mainhorse- und Yes-Keyboarder, ersetzt. 1981 gingen die 5 dann wieder mit neuem Material („Long Distance Voyager“) auf Tour, um 1983 mit „Present“ ein neues Album in die Welt zu setzen.
Obwohl von den meisten Moody-Blues-Hörern „Long Distance Voyager“ besser bewertet wird, gefällt mir „Present“ deutlich besser. Genauer soll dies aber in der Rezi erarbeitet werden:
der Opener des Albums ist – wie bei allen späten Moody-Blues-Alben – eine kommerzielle Hayward-Komposition; bei „Voyager“ war es „The Voice“, bei „The other Side of Life“ die Top10-Single „Your Wildest Dreams“, bei „Sur la Mer“ der fast-7-Minüter „I Know You're Out There Somewhere“ und hier der wirklich gute Pop/Rock-Song
„Blue World“. Hier überzeugen besonders die rasanten, sanften Synthesizerarpeggios und der knochentrockene Bass (sorry, aber da ich muss an Chris Squire denken); auch der Hayward-Gesang ist überzeugend. Alles klingt so locker, so funkig, so spielfreudig, während „The Voice“ ziemlich hektisch und gewollt klang. Der Refrain mit seinen kantigen Cowbellschlägen und schönen Backing Vocals gefällt mir auch; der Text ist – naja – vernachlässigbar. Aber insgesamt ein zwar kommerzieller Popsong, was jedoch nicht heißt, dass er nicht intelligent ist! Schön, 80/100pP. Weiter geht’s mit etwas ähnlichem, der Hayward/Lodge-Kooperation
Meet me halfway. Zwar gibt es auch hier wieder einen treibenden Rhythmus, aber jedoch mit bluesiger E-Gitarre und schönen Synthesizer-Streichern! Solch geniale Keyboards hat Mike Pinder auf „Octave“ nicht gespielt! Auch kein Prog, aber wirklich toller Pop im 80er-Jahre-Kostüm. Der Refrain mit seinem häufig effektversehenen engelsgleichen Gesang und Bombast erinnert fast an die 70er Jahre. Besonders freut es mich, was Edge für eine Stimmung mit seinem Schlagzeug hereinbringt, auch wenn ich nicht weiß, ob es synthetisch ist oder nicht. Egal, es ist auf jeden Fall toll. 90/100pP aus Respekt vor den alten Sachen. Mit
Sitting at the Wheel gibt es einen Lodge-Rock'n'Roll, wobei häufig kritisiert wird, dass die inzwischen 40jährigen Moodies ziemlich peinlich wirken. Zwar kann ich diese Einstellung verstehen, finde diesen Song jedoch wirklich gelungen. Moraz leistet großartiges an seinem Flügel und Synthesizer, die Gitarre (besonders im Slidegitarrensolo am Ende) rockt, der Lodge-Gesang klingt erstaunlich „jung“, das harte Schlagzeug passt auch: sehr gut. Trotzdem „nur“ 80/100pP.
Jetzt wird es allerdings ruhiger – mit der Edge-Komposition
Going Nowhere. Hier ist der Rhythmus eher schleppend (schnelles Andante für alle Metronombesitzer unter uns), was allerdings wunderbar zur eher getragenen Grundstimmung passt: Ray Thomas singt, Hayward spielt Akustikgitarre (manchmal auch E-Gitarre), Moraz klingt – wie gewohnt – frisch und originell. Eine verdiente 85/100pP. Nun wird es Zeit für das Lodge-Medley.
Hole in the World/Under my Feet ist das Forum für Patrick Moraz: ein Lodge-Instrumental mit stampfendem Marschrhythmus, gilmourähnlichen E-Gitarre und diversen interessanten Keyboardeffekten geht nach 2 Minuten in das gesungene „Under my Feet“ über, das auch vom Bassisten/Sänger Lodge komponiert wurde. Der eher langsame Rhythmus bleibt erhalten, auch wenn er nicht mehr gerade so marschierend ist. Nichts spannendes, aber etwas außerordentlich schönes, das in meiner Liste der 20 besten Moody-Blues-Liedern auf jeden Fall mitmischt. Allein die Anwesenheit einer Hammondorgel macht es bei Moody Blues zu etwas „besonderem“. Am Ende wird der stampfende Rhythmus von „Hole“ wieder aufgenommen und verschwindet – wie es am Anfang kam – im Fadeout. Gefühlsmäßig ist „Hole“ für mich die bessere Komponente, ich einige mich aber auf eine 90/100pP – für beide zusammen.
It's Cold Outside of your Heart, die eher düstere, sentimale Ballade von Hayward, das „In My World“ von „Present“. Das Lied ist eher spärlich instrumentiert: Gesang, am Anfang Epi, Akustikgitarre, ein bisschen reversed Guitar am Anfang, Schlagzeug und tiefe Keyboardtöne. Auf jeden Fall eine der tollen Balladen, die so nur die späten Moody Blues geschrieben haben (während sie z.B. mit „Nights in White Satin“ die Grenze zwischen Ballade und Kitsch noch nicht kannten). 80/100pP, wirklich gut!
Running Water. Was denke ich immer, wenn das Lied beginnt? Ich denke immer, dass jetzt aus den Lautsprechern „Well, I have dreams enough for one...“ gedröhnt kommt; so ähnlich ist das Lied dem 72er Klassiker „New Horizons“. Beides sind einfach HERRLICHE Balladen, akustisch, leicht schmalzig, aber toll. Die Keyboards klingen fast nach alten Dr.Böhm-Orgeln, der Hayward-Gesang ist – wie vermutet – emotional, aber gut und der Rest ist auch super. 90/100pP.
I Am: „Om“ in der 80er Jahre Version, umgenannt in „I Am“ und von Ray Thomas umarrangiert und von Moraz und Edge mit orientalischen Klängen unterlegt, während Thomas einen eigenartigen Text vorträgt, sich selbst begleitet und auch noch Flöte spielt. Dann hört man einen Rainmaker. Dann Chorgesang. Dann effektüberladene Flöten. Etwas eigenartig und „überholt“, wenn man bedenkt, dass es 1983 veröffentlicht wurde. Für eine 60er Jahre Komposition wäre es sicherlich ganz gut. Eine gefühlte 70/100pP.
Sorry: ein romantisches Schlusslied von Ray Thomas. Der Chor- und Leadgesang ist auf jeden Fall interessant, die Keyboards sind auch gut. Besonders gut finde ich den langsamen Spannungsaufbau und die diversen Rhythmuswechsel. 80/100pP.
Rein rechnerisch ergibt das 82,7 Prozentpunkte (pP). Da allerdings das Cover sehr schön ist und es keinen wirklichen Ausfall auf dem Album gibt, gebe ich dem Album eine 85/100.
Umrechnung:
85/100pP, d.h. 85%, d.h. 4,25/5P, d.h. 12,75/15P, d.h. 8,5/10P für eine sehr gutes 80er Jahre Pop-Album.

Um zu sehen, ob das Album gefällt, öffne man das Video zu Blue World, schaue aber nicht das Video an, sondern betrachte stattdessen das Albumcover im Anhang.
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