[REVIEW] The Moody Blues - Long Distance Voyager (1976)

feat. Moraz
Antworten

Topic author
Max
Beiträge: 178
Registriert: So 20. Mai 2007, 13:00

[REVIEW] The Moody Blues - Long Distance Voyager (1976)

Beitrag von Max »

Bevor ich jetzt alle 60er und 70er Jahre Moody-Blues-Alben durchgehe, befasse ich mich zunächst mit dem 1981er Album "Long Distance Voyager", bei dem erstmals Patrick Moraz, der ja 7 Jahre zuvor bei Yes an den Tasten saß, mitmacht.
Die CD klingt natürlich sehr 80er-Jahre-mäßig, aber es klingt eher nach der 70er Jahre Phase als das eher schwache "Octave".
Und los geht es direkt mit schwebenden Synthesizern, dazu eine Fanfare am Synthesizer, bevor die 5 richtig loslegen. Der Hayward-Opener, The Voice ist ungeheuer treibend, ist aber sanft und glänzt vor allem durch ein sehr schönes Gitarrensolo und das sehr abwechslungsreiche und experimentelle Synthesizerspiel von Patrick Moraz. Während es bei Refugee häufig etwas zu spontan und improvisiert klang, sind die Keyboardlinien hier durchkomponiert und passen sehr gut ins Gesamtbild, ohne im Hintergrund zu landen oder zu dominant zu sein. Sehr schön.
Das nächste Stück, John Lodges 7Minüter Talking out of turn trottet gemütlich und romantisch vor sich hin. John Lodge singt hier höchstpersönlich, und ich muss sagen, dass seine Stimme ein klein wenig gealtert ist. Man ist eben älter geworden, aber die Spielfreude besteht immernoch, auch wenn sie eher beim Nachfolgealbum deutlich wird.
Bei den Streichern im Hintergrund hat man hier einen Kompromiss zwischen Neu und Alt geschlossen: man hat mit dem Synthesizer den Mellotron-Sound sehr gut imitiert, d.h. auf Retro-Equipment verzichtet, aber den Klang streicherähnlicher klingen lassen.
Das nächste Stück heißt Gemini Dream und ist der Schwachpunkt dieser Platte: zu käsigen Synthesizern und einem schnellen Rhythmus singen Hayward und Lodge einen möchtegern-rockigen Discosong mit schlechten Melodien und Texten (rock'n'roll to the na-na-na-na-niiiight).
Wenigstens wird es nach 4 Minuten wieder schön, mit dem zweiten 7Minüter der CD, In my world von Justin Hayward. Ohne Frage ist das schmalzig, aber wunderschön: ein Liebeslied mit Akustikgitarrenakkorden, Countryanleihen und einem recht simplen Aufbau und wieder ein paar Soli am Ende.
Mit Meanwhile gibt es eine treibende Ballade von Hayward und schöner Instrumentalarbeit.
22,000 Days ist Graeme Edges Solostück auf dem Album, wie immer mit Marschrhythmus und deutlichen Retroanleihen, wie z.B. orientalischen Linien und versetztem Chorgesang. Lediglich das trickreiche Synthesizerspiel von Moraz (Mundharmonikaimitationen und atonales Gefiepse) und der eindeutig nicht von einem 20jährigen verfasste Text über die Kürze unseres Lebens verraten, dass das Stück nicht in den 70ern entstanden ist.
Nervous ist wie "Meanwhile" eine schöne, fließende Ballade, diesmal aber aus der Feder von John Lodge stammt, aber leider durch das süßliche Streicherensemble die Kitschgrenze überschreitet.
Mit Painted Smile beginnt Ray Thomas' 8minütige Suite zum Schluss des Albums. Der erste Teil kommt sehr charmant in einer Art Chanson-Stil daher, mit funkigem Synthesizerspiel und emotionalem Gesang von Herrn Thomas. Das ganze verfliegt dann in Jahrmarktsounds, zu denen Ray Thomas einen mysthischen Text vorträgt. Dieses halbminütige Zwischenspiel nennt sich Reflective Smile. Nun geht es zum großen Koda, dem bombastischen Veteran Cosmic Rocker. Sehr schön ist hier das Mundharmonikazwischenspiel, das der Manfred-Mann-Hörer als das aus "54321" identifizieren kann. Das geht nahtlos in ein orientalisches Querflötensolo über. Nach 3 Minuten ist das Stück - und damit auch das Album, vorüber.
Dem Nachfolgealbum gab ich 4,25-4,5 von 5 Punkten.
Im Grunde genommen ist dieses Album sehr ähnlich aufgebaut, nur etwas athmosphärischer. Trotzdem gefällt mir das "Present" besser, wenn auch nur ein bisschen.
Daher gibt es hier 4/5 Punkten für ein sehr gutes 80er Jahre Album. :cool:
Antworten

Zurück zu „Moody Blues“